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Geschlossen. In schwarzer Schrift auf knallgelbem Grund schreit das Wort jeden an, der vor die Eingangstür des Wehrsdorfer Erbgerichts tritt. Auf der Internetseite des Hauses heißt es zwar noch: „Unser Team steht bereit, Ihre Wünsche … zu erfüllen.“ Doch das Residenz Hotel Trüggelmann und der Landgasthof Erbgericht sind seit einigen Tagen dicht.
Inhaber Horst Trüggelmann sagt: „Persönliche Gründe haben mich zur Schließung bewegt.“ Er betont, dass der Schritt keinesfalls mit seiner finanziellen Lage zu tun habe. Zugleich äußert er: „Die Kosten für Personal und Gästeaufwand waren weiterhin nicht mehr tragbar.“ Die Nachfrage, ob zu wenig Gäste kamen, um das Haus wirtschaftlich zu betreiben, lässt er unbeantwortet. – Horst Trüggelmann war lange Zeit Geschäftsführer der Möbelfabrik Wehrsdorfer Werkstätten. Mittlerweile leitet sein Sohn Kai die Firma. Das denkmalgeschützte Erbgericht, das mitten in Wehrsdorf direkt an der B 98 liegt, hat der Senior von der Treuhand erworben und vor 15 Jahren renoviert. „Aufwendigst“, wie er betont. Im Januar 2000 war Wiedereröffnung. Im Viersternehotel gibt es zehn Doppelzimmer, zwei Einzelzimmer sowie ein Appartement. Insgesamt verfügt das Haus über 24 Betten. Ein Fest- und Tagungssaal bietet Platz für maximal 30 Personen.
Nobel eingerichtet
Alles ist prunkvoll gestaltet und teilweise mit antiken Möbeln eingerichtet. Entsprechend sind jedoch auch die Preise. Laut Internetseite liegen sie für ein Doppelzimmer zwischen 86 und 107 Euro. Neben Hotel und Restaurant befinden sich im Haus eine Bowlinganlage mit drei Bahnen nebst Kellerbar sowie ein Wellnessbereich mit Sauna, Solarium, Whirlpool und einem Dampfbad. Im Außenbereich gibt es außerdem eine Sommerhütte.
„Den Wehrsdorfern dieses Haus wieder herzurichten, war meine damalige Vorstellung“, blickt Horst Trüggelmann zurück. Allerdings scheint die Betreibung nicht zu seiner Zufriedenheit gelaufen zu sein. „Ich bin aus der Möbelfertigung und leider kein Gastronom, der sich täglich persönlich und intensiv um das Haus kümmern kann“, sagt der Unternehmer. Das Personal – meist so um die sieben Beschäftigte – war bei ihm angestellt. Es bestand kein Pachtvertrag. Die ehemaligen Mitarbeiter haben Host Trüggelmanns Wissens nach inzwischen neue Arbeitsplätze gefunden.
Zukunft ist ungewiss
Bürgermeister Hagen Israel (parteilos) bedauert die Schließung des Hotels als Verlust für die Gemeinde Sohland und ist froh, dass es in Wehrsdorf noch andere Übernachtungsmöglichkeiten gibt, zum Beispiel in der Pension der Gaststätte Lusatia und bei privaten Vermietern. Er verweist auf das umfangreiche Gastgeberverzeichnis auf der Sohlander Internetseite.
Das Wehrsdorfer Erbgericht hat eine über 250-jährige Tradition. Errichtet wurde es als Gerichtskretscham und Handelsstätte für Oberlausitzer Leinen. Ab 1725 fanden im Gebäude sogar Gottesdienste statt, weil es keine Kirche gab. Gerichts- und Wohnhaus brannten 1746 ab und wurden im Folgejahr wieder aufgebaut. – Wie es jetzt mit dem Haus weitergeht, ist offen. Hotel, Restaurant, Wellnessbereich und Bowlinganlage seien voll funktionsfähig, unterstreicht Inhaber Horst Trüggelmann. Ob das Erbgericht irgendwann wieder aufmacht, kann er derzeit aber nicht sagen.
Quelle: Sächsische Zeitung Ausgabe Bautzen