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Im Backsteingewölbe empfangen einen zunächst dunkles Mobiliar, eine typische Bar-Insel und die mehr oder weniger freie Sicht in die Küche. Höchstwahrscheinlich von selbiger wahrgenommen, aber ohne Ansprache suchten wir uns gegen 21:30 Uhr selbst einen Platz im hinteren Bereich. Auf blanken, mit gelbe Papierservietten und grünen Papiersets ‘gedeckten‘ Holztischen finden sich Wastelstreuer mit Salz und Asche, eine Bierdeckelsammlung und eine lindgrüne Kerze im Messingständer. Die auf der Homepage des Kellers reklamierte Gemütlichkeit soll anscheinend durch diverse, antik anmutende Versatzstücke ringsum an den unverputzten Backsteinwänden erzielt werden, was für unsere Begriffe nur eingeschränkt gelingt. Es ist zwar nicht ‘Kitsch as Kitsch can‘, für unseren Geschmack wäre hier jedoch weniger mehr. Anfangs waren noch zwei weitere Tische besetzt (einer davon mit vier gut gelaunten Skandinaviern mittleren Alters aber höherer Lautstärke…), für einen Samstagabend eher mau.
Nach ein paar Minuten stand dann auch eine leicht gehetzt wirkende Servicedame (2,9) neben unserem Tisch. Eine Begrüßung erfolgte mit den herzlichen Worten: „Jetzt aber schnell, die Küche hat eigentlich schon zu!“ Die von uns vorgebrachte Verwunderung, angesichts der auf der Homepage angegebenen Öffnungszeit von 11:00 bis 24:00 Uhr vermeinten wir von einer Küchenzeit bis wenigstens 22:00 Uhr ausgehen zu können, wurde mit der Bemerkung: „Eigentlich nur bis 21:30 Uhr!“ beiseite gewischt. Unser Angebot dieses gastliche Haus zu verlassen, wollte man dann aber auch nicht annehmen. Liebevoll wurden wir wiederholt mit den Worten: „Nee, nee, wir ziehen das jetzt durch!“ beruhigt und erhielten die Karte. Angenehmer Weise (ihren Emissionen war unschwer zu entnehmen, dass sie gerade noch die von ihr bevorzugte Karzinomart gepflegt hatte), verschwand die Dame zunächst.
Die Karte bietet keine Überraschungen, man gibt sich gutbürgerlich mit Schmorgerichten, Schnitzeln und rustikalem bis knapp unter 20,- Euronen. Saisonbedingt existiert noch eine Spargelkarte, von dieser sollte es dann auch zweimal die Portion Spargel mit Schweinefilet, Salzkartoffeln und Sc. Hollandaise à 17,80 Euronen sein. Weine werden hier nur glasweise oder als Literflasche (wir haben gefragt) kredenzt, trotzdem sollten es zwei Gläser (jeweils 5,10 Euronen) des Pfälzer Grauburgunders sein. Dieser schmeckte angenehm nach nichts (macht aber bestimmt spektakuläre Flecken) und leistete beim Herunterspülen des Essens gute Dienste.
| Das gastliche Mahl der gutbürgerlichen Küche | (O-Ton Homepage)
Nach angenehmer Wartezeit wurden zwei ordentliche Portionen gut geschälten und auf den Punkt bissfest gegarten Spargels mit seniorengerecht weichgegarten Salzkartoffeln, Sauce und Fleisch serviert. Jeweils zwei kleine, zugunsten einer kurzen, feierabendfreundlichen Garzeit offensichtlich plattierte Schweinefiletmedaillons fielen, sowohl durch das Fehlen jeglicher Röstaromen als auch durch hinterlassen eines ausgeprägten Trockenheitsgefühls im Mundraum, unangenehm auf. Dass der dazu gereichte Saucenklecks aus der Tüte kam, hatte ich bereits vermutet. Trotzdem war es schon surreal, beobachten zu können, dass das Hollandaise-Äquivalent ohne Umweg direkt aus dem Tetra Pak auf den Spargel gegeben wurde. Die all time favourite-Garnitur von Gurkenscheibe, Tomatenecken und grob gehackter, leicht muffiger Petrasilie ließ dann vollends MITROPA-feeling aufkommen. Nicht zuletzt durch die Kaufhausaufzugsberieselungsmukke (Rondo Veneziano und Konsorten) wurde es immer schwieriger unseren Fluchtreflex zu beherrschen und so orderten wir die Rechnung. Diese kam schnell und wies als Druckzeitpunkt 21:59 Uhr (Feierabend rockt!) aus. Bleibt noch zu hoffen, dass wir für insgesamt 45,80 Euronen nicht allzu sehr gestört haben. Zumindest der inzwischen an der Bar sitzende Küchenmensch schien friedlich gestimmt und wünschte uns beim Verlassen des Restaurant-Surrogats noch einen schönen Abend.