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GastroGuide-User: stekis
stekis hat Hotel Erbprinz · Die Prinzenstube in 19288 Ludwigslust bewertet.
vor 6 Jahren
"Totalabsturz in kurzer Zeit"
Verifiziert

Geschrieben am 13.05.2019
Besucht am 21.04.2019 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Für das Osterwochenende hatten wir in Ludwigslust ein Zimmer im Hotel De Weimar gebucht. Das Restaurant des Hauses, das sonntags sowieso normalerweise Ruhetag hat, war mit zwei Gesellschaften ausgebucht. Daher hatten wir schon im Vorwege in der Prinzenstube im Hotel Erbprinz einen Tisch reserviert, wo der Kollege Borgfelder und auch ich selbst in der Vergangenheit recht gute Erfahrungen gemacht hatten.
Beim Betreten des Hotels war ich etwas irritiert, die Tür zur Prinzenstube unmittelbar hinter dem Eingang nach links war verschlossen. So schauten wir uns im Empfangsbereich des Hotels um, und gleich darauf kam eine Mitarbeiterin und fragte nach unseren Wünschen. Als ich von der Tischreservierung sprach, erklärte sie sich für nicht zuständig und bat um einen Moment Geduld.

Gleich darauf kam die Restaurantleiterin, konsultierte das Reservierungsbuch und bestätigte dann, dass wir reserviert hätten. Man habe für diesen Abend ein Buffet arrangiert, wir könnten aber natürlich auch a la carte essen. Dann wies sie uns in den hinteren Teil des Hauses, den Bereich, wo normalerweise das Frühstück aufgebaut wird. Eingedenk der etwas merkwürdigen Gepflogenheiten in der mecklenburgischen Provinz fürchteten wir, womöglich anderswo nichts zu essen zu bekommen und nahmen daher an dem vorgeschlagenen Tisch Platz.

Die Restaurantleiterin fragte dann, ob wir vom Buffet essen wollten, doch wir baten um einen Blick in die Karte, bevor wir uns entschieden. Dieser Blick bescherte schon eine ziemliche Enttäuschung, da war nichts mehr von dem, was mich seinerzeit angesprochen hatte. Das Angebot der Karte war so einfallslos, dass ich mir lediglich „Hähnchenbrustfilet mit…“ gemerkt habe.

Wir beschlossen daher, es mit dem Buffet zu versuchen, nach dem Motto „irgendetwas essbares wird schon dabei sein“. Weiterhin hatten wir uns auch mit dem Getränkeangebot beschäftigt und einen uns zusagenden Wein ausgesucht. Als dann die Restaurantleiterin wieder an den Tisch kam, teilten wir ihr unseren Entschluss für das Buffet mit und bestellten eine Flasche Tempranillo (0,75 l für 26,00 €) und dazu einen Krug mit Leitungswasser. Sie bestätigte die Bestellung, bedankte sich und wünschte uns guten Appetit.

Kurz darauf kam ein anderer Mitarbeiter des Hauses mit einer bereits geöffneten Flasche Wein und schenkte Madame einen Probeschluck ein. Dabei hielt er die Flasche so, dass man das Etikett nicht sehen konnte, statt es zur Begutachtung zu präsentieren. Madame probierte und schüttelte sogleich den Kopf, bestand dann darauf, das Etikett der Flasche zu sehen. Und siehe da, lediglich die geografische Herkunft „Rioja“ war dort vermerkt, aber es war keine Rebensorte genannt. Ich nahm dann auch noch einen Schluck, die Flüssigkeit im Glas war so “flach“, dass man eigentlich nicht von Wein sprechen konnte.

Wir lehnten diese Flasche kategorisch ab, bekamen dabei die Auskunft, dass dies der Wein sei, den man als Tempranillo einkaufe. Die Restaurantleiterin bemerkte dann, dass sie suchen müsse, ob von der früheren Lieferung noch eine Flasche verfügbar sei. Dabei brachte sie uns den erbetenen Krug Leitungswasser, so dass wir immerhin schon einen Schluck Wasser nehmen konnten.

Einige Zeit später kam sie wieder und präsentierte dann eine Flasche, auf deren Etikett immerhin die richtige Rebsorte zu lesen war. Der Geschmack war dann auch deutlich fruchtiger als vorher, aber die Angaben auf dem von mir fotografierten Etikett ließen sich im Internet nicht wiederfinden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt….

Wir wollten nun auch endlich zum Essen kommen. Madame nahm sich eine Kelle von der Spargelsuppe, ich beschäftigte mich zuerst mit dem Salatbuffet. Das dort präsentierte Roastbeef und die zugehörige Remoulade waren sehr gut, aber mit ziemlicher Sicherheit vom Fleischer zugekauft.

Madame nahm einen ersten Löffel von der Suppe und schob den Teller sofort darauf zur Seite mit der Bemerkung, die Suppe sei süß. Offensichtlich war hier kein Fond auf Spargelschalen gekocht worden, sondern das Kochwasser von einer vorigen Spargelportion, in das man ja üblicherweise Zucker gibt, als Basis für diese Suppe verwendet worden. Außerdem war dabei keine Sahne zugesetzt worden und es fehlte auch jedwede Einlage wie z.B. Spargelspitzen, Klößchen etc.

In der ersten Bain-Marie fand ich bei meinen Versuchen, etwas Eßbares zu bekommen, eine Gemüsemischung, die anscheinend aus dem TK-Beutel kam. Soweit nicht weiter schlimm, aber der Aufenthalt in dem Warmhaltebehälter hatte jeglichen Biss ausgetrieben, und auch hier war reichlich Zucker beim Anrichten im Spiel. Daher keine zweite Portion aus diesem Behälter.

In der zweiten Bain-Marie sollte sich auf der einen Seite Sellerie-Kartoffelstampf befinden, auf der anderen gratinierter Fisch. Der Anblick des Fisches war aber so merkwürdig, dass wir beide davon Abstand nahmen, ihn zu probieren. Der Behälter mit dem Kartoffelstampf erwies sich als praktisch leer (gut eine Stunde nach Beginn der Buffetzeit und noch lange vor dem Ende), ich konnte nur ein paar Spuren dort herauskratzen.

Der dritte Behälter enthielt laut Deklaration „Schweinefilet auf Vanillemöhren“. Die Möhren hatten ihre Konsistenz deutlich in Richtung gummiartig verändert, während das Schweinefilet nur noch trocken war…

Der einzige Lichtblick des Abends war dann der Lammbraten im letzten Warmhaltebehälter, der zart und gut abgeschmeckt war und dem wir daher kräftig zusprachen.

Als sich dann nach längerer Zeit die Restaurantleiterin mal wieder sehen ließ, machten wir sie auf den leeren Behälter mit dem Sellerie-Kartoffelstampf aufmerksam. „Ich wollte sowieso gerade meine Kontrolle machen“ sagte sie, schaute demonstrativ in jeden einzelnen Behälter und verschwand dann wieder. 

Es dauerte noch eine Weile, bis die Köchin zusammen mit einem Kollegen auftauchte, ihn den Deckel der Bain-Marie anheben ließ und dann den Einsatz, in dem sich der Sellerie-Kartoffelstampf befunden hatte, herausnahm und gegen einen anderen austauschte. Doch wie enttäuscht war ich, als ich danach an den Behälter ging und mir von dem Sellerie-Kartoffelstampf auffüllen wollte, von dem ich vorher ein paar Spuren erlangen konnte und den ich für gut befand: Stattdessen fand ich dort eine Ladung TK-Kroketten…

Nachdem wir unsere Flasche Wein geleert hatten, haben wir bezahlt und fluchtartig dieses Etablissement verlassen. Einen derartigen Absturz der Küchenleistung innerhalb von nur zwei Jahren hätte ich niemals für möglich gehalten, im derzeitigen Zustand kann man vor der Prinzenstube nur warnen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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