Zurück zu Gasthaus Kranz
GastroGuide-User: simba47533
simba47533 hat Gasthaus Kranz in 79848 Bonndorf im Schwarzwald bewertet.
vor 9 Jahren
"Ein ordentlich geführter Schwarzwälder Familienbetrieb"
Verifiziert

Geschrieben am 11.02.2016
Besucht am 09.02.2016
Mitten im Ort Bonndorf liegt an der Durchgangsstraße das "Gasthaus zum Kranz". Familie Ketterer mit ihrem "Aushängeschild" Claudia Ketterer führt hier ein gutbürgerliches Gasthaus wie es sie im Schwarzwald Gottseidank noch recht häufig gibt. Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt die Lokalredaktion der "Badische Zeitung"; die Herrschaften scheinen genau wie die Arbeiter der Stadt Bonndorf, die wir bei unserem Besuch als Gruppe von ca. sieben oder acht Personen ihn ihren "Schaffklamotten" am großen runden Tisch sitzend bei ihrer Mittagspause  antrafen, hier häufig zu Gast zu sein. Denn an der Treppe zu den Toiletten findet man eine gerahmte Seite des Lokalteils aus dem Jahre 2016, die extra von der Lokalredaktion für die Wirtin Claudia zu ihrem 60.Geburtstag zusammengebastelt wurde, die Jubilarin mit warmen Worten so richtig abfeiert und sie außerdem auf mehreren Bildern mit Repräsentanten der Stadt oder Vereinsbossen zeigt. Gepriesen wird darin natürlich auch das "Gasthaus" als Institution. Wenn uns unsere Rechenkünste nicht im Stich lassen, ist die Wirtin also siebzig Jahre alt oder wird es noch in diesem Jahr; Kommentar meiner Frau: "Dafür hat sie sich aber sehr gut gehalten!" Stimmt. Mit im Service helfen die Schwester der Wirtin (dem Aussehen nach muss es einfach die Schwester sein), der ältere weißhaarige Herr mit dem sorgfältig gestutzten Schnurrbart, der in seiner Kochjacke am Durchgang zur Küche lehnte, dürfte wohl der Wirt sein und auch die nachfolgende Generation ist in den Betrieb  mit eingespannt, soweit wir das beurteilen können. Eben ein Familienbetrieb in des Wortes wahrster Bedeutung.

Ambiente: Ganz so  wie es in einem Schwarzwälder Gasthof aussehen muss bzw. soll: gemütlich. Als Fasnetsschmuck überall unter der Decke kreuz und quer gespannte Schnüre mit bunten Stoffläppchen daran sowie an den Wänden einige Holzmasken. Holzmasken "live" sehen wir auch als eine Gruppe von Fasnetern und Fasneterinnen hereinkommt und am großen Tisch neben uns Platz nimmt. Alle im gleichen Häs (sprich Gewand), gut gegen die Kälte und vor allem den Regen eingepackt, die Hauben und Holzmasken in der Hand, über Brust und Rücken Gurte mit vielen Schellen (sprich Messing-Glocken) daran. Anschleichen kann man sich mit einem solchen Kostüm sicher nicht; vernünftig auf dem Stuhl sitzen allerdings auch nicht. Die kleineren Schellen sitzen im Brustbereich, die grösseren und großen auf dem Rücken: entweder man setzt sich mit dem kompletten Kostüm verkehrt herum auf den Stuhl sprich mit der Lehne gegen sich oder man legt das ganze Schellengebammel ab und auf den Boden. Wir haben beides gesehen; was ich so noch nicht gesehen habe, ist eine Art von "Straßenverkehrsordnung im Gastraum". Da der Durchgang vom Eingangsbereich zum Gastraum und auch vom Gastraum zu den Toiletten recht schmal ist, hat man mitten in diesem Schlauch mit Brettern eine Art Zwischenwand gezogen; große Schilder mit dicken Pfeilen und den Aufschriften "Personal" bzw. "Gäste" weisen den jeweiligen Gruppen die richtige "Fahr- bzw. Gehbahn" zu. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Ob diese Verkehrsregelung nur über die Fasnetstage gilt oder eine Dauereinrichtung ist, ist uns nicht bekannt. Aber für das stilechte Ambiente insgesamt vergebe ich vier Sterne.

Sauberkeit: in einem solche  Gasthaus hat es ganz einfach sauber zu sein und das ist es hier auch. Nichts zu bemängeln; vier Sterne, obwohl die Naßräume doch schon etwas "betagt" und deshalb auch schwerer sauber zu halten sind als moderne. Und sauber waren sie!

Essen: Auch hier treffen wir wieder, wie an diesen Tagen häufig, auf eine positionsbereinigte "Fasnets-Speisekarte". Sowohl die Gruppe von Fasnetern wie auch andere einheimische Gäste und die Herren städtische Arbeiter bestellen einhellig die "Flädlesuppe" obwohl auch Gulaschsuppe zu haben wäre. Also schließen wir uns an und ordern ebenfalls die Flädlesuppe für EUR 3,90 (geradezu ein Schnäppchenpreis) und dazu "Dem Schwarzwälder sein Leberle" mit Brot für EUR 6,90 (mit Bratkartoffeln hätte dieses Gericht EUR 9,80 gekostet, aber da wir unsere Hauptmahlzeiten auf die Abende gelegt haben, reicht es uns mit Brot). Zum Trinken bestellen wir Pils; die Marke weiß ich nicht mehr und auch der Rechnungsbeleg gibt darüber keine Auskunft.

Die Flädlesuppe schlägt einfach alles was wir bisher im Schwarzwald an Flädlesuppen gegessen haben und das waren im Lauf der Zeit wirklich viele gewesen. Diese Suppe war einer Sterneküche würdig und aller Ehren wert; Chapeau! Das Leberlegeschnetztelte war sehr schmackhaft, allerdings war die Leber leicht übergart sprich schon ein wenig hart. In der gleichen Sauce wären wahrscheinlich auch "Dem Schwarzwälder seine Nierle", wenn sie denn  auf der Karte gestanden hätten, mit Sicherheit aber die ebenfalls angebotenen "Dem Schwarzwälder seine Kutteln" serviert worden.:-))) Wir waren mit unserer Wahl zufrieden; wäre das Leberle so gut wie die Supe gewesen, wären viereinhalb Sterne fällig gewesen, so werden es immerhin vier.  

Fazit: Sollte uns der Weg wieder einmal nach Bonndorf führen  und wir gerade Hunger und/oder Durst verspüren, müssen wir nicht lange suchen sondern werden im "Kranz" einkehren. Und wer als Gast nicht immer nur der "feinen Küche" bzw. den Sternen hinterhergeiert, der /die dürfte(n)  bei gut gemachter Hausmannskost mit Pfiff im "Kranz" wirklich gut aufgehoben sein!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 13 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Carsten1972 und 13 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.