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Bier in der Gärtnerei
Die Geschichte des Hauses begann aber schon einige Jahre früher, nämlich mit der Einführung der Gewerbefreiheit in Sachsen. Ab 1862 war es im Königreich gestattet selbständig ein Gewerbe zu betreiben. Die Akte im Radeberger Stadtarchiv zeigt ein breites Spektrum von beantragten Gewerbeanmeldungen auf. Am 11. Januar 1865 meldete ein Heinrich Louis Broßmann das Gewerbe für eine Kunst- und Handelsgärtnerei an. Er kam aus Leisnig und war 28 Jahre alt. Auf einem Grundstück am Radeberger Stadtrand zur Dresdner Heide legte er eine Gärtnerei an, die sich in den Folgejahren zu einem beliebten Gasthaus entwickeln sollte. Fast zeitgleich bat er um eine Konzessionserteilung zur Verabreichung von Bier und Branntwein an seine Besucher der Gärtnerei. Zur Begründung seines Gesuchs schrieb er, dass seine Gärtnerei weit vom Stadtzentrum entfernt liegt. Fast jeder Gärtnerei-Kunde hätte nach langem Anmarsch, besonders bei großer Hitze wird nach Bier verlangt.
Broßmann sei weit davon entfernt, eine gewöhnliche Schankstätte anlegen zu wollen, dazu hat er weder Lust noch Zeit, steht in der Ratsakte. Der Ratsbeschluss vom August 1865 gestattete Broßmann die Verabreichung von Flaschenbier an seine Gärtnereibesucher während der Sommermonate. Für dieses Konzessionsrecht forderte der Stadtrat jährlich einem Taler. Der dafür ausgestellte Konzessionsschein vom 22. August 1865 enthielt, wie damals üblich, verschiedene Bedingungen: Broßmann sollte die Schankkonzession nicht überziehen. Den polizeilichen Anordnungen sollte er sich jederzeit willig fügen und darüber hinaus auf Ordnung, Ruhe und Zucht achten. Den Konzessions-Taler sollte er jeden 1. Juli im Voraus entrichten. Damit war der Grundstein für das heutige „Forsthaus“ gelegt. Mit diesem Recht in der Tasche ging Broßmann sofort an sein neues Ziel, die Verweildauer seiner Gäste zu erhöhen. Dafür ließ er sich auf seinem Grundstück eine Kegelbahn anlegen, die er bereits am 9. September 1865 eröffnete. Als Siegerpreise lobte er „blühende Topfgewächse“ aus. Im gleichen Monat warb er für ein „Schweineausschieben“, so wie es damals auch andere Gastwirte taten.
Abgefüllt in Tonflaschen
Die Kegelbahn aber war für ihn und seine Nachfolger auf lange Zeit ein weiterer wichtiger Bestandteil des Gastronomie-Konzeptes. Woher Louis Broßmann sein Flaschenbier 1865 bezog ist leider nicht bekannt. Das Bier wurde damals nicht in Glas-, sondern in Tonflaschen abgefüllt. Der Bezug erfolgte über sogenannte Flaschenbierhändler. Die Brauereien begannen erst im folgenden Jahrzehnt mit der Abfüllung eigenen Flaschenbieres. Für Broßmann blieb die Gärtnerei aber immer noch die wichtigste Einnahmequelle. Drei Jahre nach der Gründung verkaufte er sein Gärtnereigrundstück Ende 1868 weiter. Johanne Christiane Sähring war die neue Besitzerin. Neben der vollen Bierschankkonzession hatte sie bereits auch die Verabreichung von kalten Speisen bestätigt bekommen. Louis Broßmann erwarb vier Jahre später, 1872, ein Feldgrundstück an der Friedrichstraße und gründete eine neue Kunst- und Handelsgärtnerei. Das Forsthaus aber wurde eine der beliebtesten Gaststätten der Bierstadt Radeberg.
Quelle:Sächsische Zeitung Ausgabe Rödertal