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GastroGuide-User: trebor
trebor hat Gasthof Erbgericht in 01855 Sebnitz bewertet.
vor 9 Jahren
"Böhmische Küche stärkt den Wanderer"
Verifiziert

Geschrieben am 11.07.2015
Besucht am 27.05.2015
In Tradition von PetraIO und Carsten1972 gibt es jetzt auch von mir das Wander-Essen. Ich berichte aus der Sächsischen Schweiz. Eine wunderbare Wanderlandschaft mit hübschen Wäldern, Tälern und skurrilen Felsformationen aus Sandstein. Und wie ich jetzt weiß: Es ist das Land der frischen Forellen (aus Rathmannsdorf in der Nähe von Bad Schandau).

Für den Start bin ich für drei Nächte direkt am Nationalpark Sächsische Schweiz in Hinterhermsdorf im Hotel Erbgericht. Hier heißt historisch bedingt in fast jedem Ort irgendein Gasthof Erbgericht, da neben der Rechtsprechung auch das Recht des Alkoholausschanks vererbt werden.
Mein „Erbgericht“ ist ein Hotel (Schätzungsweise 80 Betten) mit Restaurant und großer Außenterrasse für entsprechende Besucher- / Touristenmassen. In Hochzeiten können sicherlich die Passagiere von zwei Bussen verköstigt werden. Als ein Start-Endpunkt von vielen Wanderungen, ein Pfahl mit über 20 Schildern von Wanderrouten gegenüber zeugt davon, kann es bestimmt auch mal zu solchen Anstürmen kommen.
Meine Wanderbasis ist gefunden. Also fasse ich mal die drei Abendessen zusammen.
 
27.05.2015
 
Nach überlanger Autofahrt wegen der Sperrung einer Autobahn bin ich mit Ankündigung erst kurz nach 20 Uhr angekommen. Nett empfangen musste ich ein Doppelzimmer zum Einzelzimmerpreis beziehen, da diese in den nächsten Tagen vorgebucht waren. Auf dem Weg nach oben, bat mich die Chefin des Hauses möglichst zügig ins Restaurant, da die Küche für meine Ankunft offen gehalten wurde.
 
Also nur ein Gepäck-Drop-Off und nach unten. Ein heller Gastraum mit eingedeckten Tischen empfängt mich. Jetzt gegen 20:30 sind nur noch zwei weitere Tische mit Hotelgästen besetzt, die sich schon dem Nachtisch widmen. Alles steht auf Standby für mich, die Karte wird gereicht und die große Saftschorle (3,60 €) als Getränkewunsch aufgenommen. Nach dem ganzen Sitzen im Auto habe ich nur Appetit auf eine leichte Kleinigkeit.
Ich überfliege die Karte mit böhmischen Spezialitäten für die Mittagszeit, ignoriere das Eisbein und widme mich dem oben aufliegenden Saisonblatt für die Spargelzeit.
 
Die Entscheidung fällt auf die Spargel mit Kräutereierkuchen, Schwarzwälder Schinken und Hollondaise für 9,90 €. Ein Viertelstündchen später erreichen mich 5 dicke Spargel unter den versprochenen Eierkuchen und etliche Scheiben Schinken mit ein bisschen Salatgarnitur.
 
Die Spargel sind wässrig und weich. An einigen Stellen dunkel, da nicht ganz sauber geschält. Die Pfannkuchen mit leichtem Kräuteraroma und der Schinken nicht zu salzig. Geschmacklich Topp sind die mutmaßlich selbstgemachte Hollondaise mit frischer Zitrusnote und der eingelegte Krautsalat.
Lecker und für den Abend für mich ausreichend (3 *).
 
 
 
28.05.2015
 
Die Tageswanderung durch das Weißbachtal liegt hinter mir. Die 25 km waren wunderschön. Was mich gestern schon angelacht hat war das auf der Mittagskarte stehende „Böhmische Wildgulasch mit Knödel“ für 12,90 €. Frei nach dem Motto „Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden“ frage ich an, ob es möglich ist, das Wildgulasch auch jetzt am Abend zu bekommen. Die Chefin selber führt ein kurzes Gespräch mit dem Koch und der Daumen zeigt nach oben.
 
Eine angenehme Wartezeit später erhalte ich den extra angefertigten Teller mit aufgeschnittenen Scheiben vom Serviettenknödel, Rotkraut und dem Gulasch. Optisch geht das auch schöner… da reißt auch die drübergestreute Petersilie nichts mehr raus.
 
Mein Körper schreit nach Kalorien und das Wasser läuft im Mund zusammen. Das Gulasch ist ordentlich mit unaufdringlicher Wildnote und ausgeprägtem Waldgeschmack. Das Serviceplus durch reichen des Mittagsgerichts am Abend wird durch einige lauwarme Fleischstücke getrübt (einmal mehr umrühren beim Aufwärmen hätte dieses behoben). Ganz weit vorne ist jedoch der Knödel der fluffig frisch war – das erklärt das etwas Wartezeit.
Das gereichte Rotkraut ist für meinen Geschmack zu süß. Da hat es auch den Klecks Preiselbeeren nicht mehr nötig.
 
Insgesamt 3,5 * wert.
 
 
29.05.2015
 
Tageswanderung 2 schlug wieder mit 26 km zu buche. Überall unterwegs war die regional beheimatete und „ominöse“ Rathmannsdorfer Forelle anzutreffen. Mein Hotel bietet diese als Müllerin Art an (12,80 €). Das wird es heute.
 
Frisch bestellt entsteht eine doch recht lange Wartezeit, die mir durch ein nettes Gespräch mit dem Mann von der Rezeption verkürzt wird. Da wird wohl der Hinterhermsdorfer Stammtisch abgehalten. Insgesamt ist der Gastraum auch ordentlich gefüllt und fast alle Tische sind besetzt.
 
Noch ein Weilchen später bekomme ich dann den Fisch. Mit einer ernst gemeinten Entschuldigung durch die nette und aufmerksame Servicekraft – sie hatte kurz vergessen die Bestellung in der Küche aufzugeben und das Haus ist komplett ausgebucht.
 
Der Teller ist übersichtlich gehalten: zwei Salzkartöffelchen, etwas Salatgarnitur und einer gerade der Pubertät entwachsenen Forelle. Da die beiden erstgenannten keines Kommentares wert sind geht es sofort zum Fisch.
 
Die Haut ist kross gebraten und damit findet sie auch bei mir gefallen und wird gerne mitgegessen. Wie auf dem Bild zu sehen ist, hat der Koch die Forelle an den Filetstücken tief eingeschnitten. An diesen Stellen war der Fisch auch nicht mehr so saftig wie an der Filetunterseite. Glasig ist anders.
Doch ist der Fisch vom Geschmack her zu loben. Festes Fleisch und würzig durch den innen liegenden Kräuterbund.
 
Auch hier wieder 3 * aus Geschmack und Zubereitung.
 
 
Service Allgemein
 
Hier ist der Gast noch Gast und es wird sich stark darum gekümmert, dass man gerne hier ist und isst. Insgesamt fühle ich mich hier gut aufgehoben und die bürgerliche Küche ist schmackhaft und gut. Dem ländlichen Raum voll entsprechend.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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