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"Ein gepflegter Allgäuer Landgasthof (mit Hotel), der unseren Zwischenstopp kulinarisch aufwertete"
Geschrieben am 04.03.2023 2023-03-04 | Aktualisiert am 04.03.2023

"Beliebter Genießertreff mit schönem Biergarten"
Geschrieben am 03.08.2014 2014-08-03

Diesen legten wir für eine Nacht auf unserer Rückfahrt aus Südtirol im Brauereigasthof-Hotel Laupheimer ein, da wir die lange Autofahrt zurück in die Pfalz auf zwei Tage verteilen wollten, um unserem Töchterchen den Aufenthalt im Kindersitz zu verkürzen. Die verkehrsgünstige Lage des Anwesens nahe der A96 war ebenfalls ein Argument für einen Halt in der besagten Beherbergungsadresse.
Ein besonderes Erlebnis, an das wir uns heute noch gerne erinnern, war der erste „echte“ Schritt unserer damals 11 Monate alten Tochter, den sie im geschmackvoll eingerichteten Hotelzimmer bei den Laupheimers erstmals komplett alleine absolvierte. Ob dieses Ereignis dem weichen Untergrund – sehr kleinkindfreundlicher Teppichboden war hier verlegt – unserer Bleibe geschuldet oder nur reiner Zufall war, vermag ich heute nicht mehr zu beurteilen.
Was ich aber noch beurteilen kann und möchte, ist die bayrisch-schwäbische, mit internationalen Klassikern durchsetzte Brauhausküche von Chefkoch Martin Laupheimer. Seine zupackenden Regionalgerichte liegen über dem gutbürgerlichen Durchschnitt und sind allemal eine Erwähnung wert.
Auch wenn der Brauprozess bereits vor langer Zeit an Ort und Stelle eingestellt wurde, wird in den holzvertäfelten Gaststuben der Familie Laupheimer eine eigene Biermarke ausgeschenkt.
Dass ich mir an jenem Abend gleich drei „Halbe“ vom süffig-malzigen Edelbräu (0,5l für 4 Euro) gönnte – der nervige Stau auf dem Brenner forderte im Nachhinein seinen wohlgehopften Entspannungstribut –, lässt wohl keinen Zweifel an der Qualität des frischgezapften, hellen Exportbieres aufkommen.
Meine Liebste hielt sich – wie ein paar Tage bereits zuvor im Bregenzerwald – an das alkoholfreie Meckatzer aus der 0,33l-Flasche (3,80 Euro). Da unsere Kleine den Rückreisestress nicht ganz so gut verdaut hatte, zogen wir es an jenem Abend vor, in Etappen zu speisen. Für den freundlichen Herren vom Service war das nicht das geringste Problem.
Und so saßen wir ganz gemütlich in der von wertigem Holz (Fischgrätparkett, Eckbänke, teilweise vertäfelte Wände) dominierten Wirtsstube und genossen die bierselige Atmosphäre dieses durch und durch heimeligen Fleckchens Allgäuer Gastlichkeit. Das Mobiliar war dabei so rustikal wie der Speiseplan des Hauses.
Meine bessere Hälfte wählte von der fleischverehrenden Speisenkarte einen echten Laupheimer Klassiker, nämlich das pikant gewürzte Feuerschnitzel (19,20 Euro), das mit Rösti, Sauerrahm, Kräuterbutter, Röstzwiebeln und Salatbouquet nun wahrlich keine schüchtern portionierte Kost für Kalorienbewusste darstellte. Reisen macht eben nicht nur durstig…
Während ich mich also auf die bereits bestellten, hausgemachten schwäbischen Maultaschen (14,80 Euro) freute, die gar nicht in der Karte standen, aber aufgrund ihres guten Rufes, selbst in der fernen Pfalz ein Begriff sind (Danke Gusto!), erfreute sich meine Liebste bereits an zwei nicht allzu großen Schnitzeln aus dem Schweinerücken, die mit geschroteten Chiliflocken, Röstzwiebeln und Bratensauce aufgepeppt waren.
Frittiertes Kartoffelgold im Röstiformat und ein ordentlicher Schuss Sauerrahm bildeten einen guten Beilagenkontrast auf dem reich gefüllten Teller, in dessen grüner Salatecke sich schmackig angemachtes Blattgrün und frische Rohkost (Kraut-, Rüben- und Gurkensalat) tummelte.
Da zwei Bier bekanntlich eine Mahlzeit ergeben, hatten meine beiden ersten „Halben“ reine „Vorspeisenfunktion“ und jeder am Tisch war zufrieden. Meine Frau konnte in Ruhe ihr hausmannsköstliches Schweineschmankerl verspeisen. denn um das Töchterchen kümmerte sich der biertrinkende Papa, dem der genossene Gerstensaft noch zusätzlichen Appetit bescherte.
Diese Konstellation schien meiner Holden zu gefallen, denn sie ließ ihrer deftigen Brauhauskost noch einen süßen Abschluss folgen. Das von ihr spontan gewählte Schokoladenduett (8,50 Euro) bestand aus einem lauwarmen Schoko-Küchlein und dunkler, schön festcremiger Schoko-Mousse, die nicht zu süß ausfiel.
Es wurde zusammen mit vollreifen Beeren (www.himheidel.brom) geliefert und war der einen Freud bzw. des Wartenden Lechz…äh Leid.
Als meine beiden Damen bereits im Doppelzimmer in Richtung Nachtruhe unterwegs waren, saß ich noch bei herzhaft rustikaler Schwabenkost und genoss mein saftig-süffiges Abendmahl in vollen Zügen.
Die dritte „Halbe“ ließ die anständig gewürzten Schwaben-Dim-Sum gut „durchrutschen“. Besonders die mit Speck, Frühlings- und Röstzwiebeln verfeinerte, braune Soße erfüllte alle Erwartungen in Sachen ehrlichem Handwerk.
Nicht verschweigen möchte ich das mit feinem Essig-Öl-Dressing benetzte Blattgrün, das zusammen mit den bereits erwähnten Rohkosthügeln für ein paar stimmig angemachte Vitamine auf meinem Teller sorgte.
Nach 1,5 Liter Edelbräu und einem netten Plausch mit ein paar Exilpfälzern vom Nachbartisch – wie klein die Welt doch immer wieder ist – war dann auch für mich die Messe gelesen. Der einsetzenden Bettschwere musste entsprochen werden, denn am nächsten Tag stand Teil II unserer Rückreise auf dem Programm.
Nach einem soliden Frühstück am nächsten Morgen ging es dann über die A96, die A7 und natürlich auch über die „beliebte“ A8 zurück in heimische Gefilde, wo uns ein altersmilder Kater gar nicht mal so unfreundlich empfing. Den Brauereigasthof Laupheimer können wir samt Hotel nur wärmstens weiterempfehlen. Hier stimmte die Relation von Preis und Gebotenem in mehrfacher Hinsicht. Falls wir mal wieder in Richtung Südtirol unterwegs sein sollten, wäre eine Wiederholungstat sicherlich eine Option. Denn solche familiär geführten Landgasthöfe mit Niveau sind mir eigentlich die liebsten.