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GastroGuide-User: Jenome
Jenome hat Alter Bierhof | Historisches Restaurant in 02625 Bautzen bewertet.
vor 3 Jahren
"Alle Jahre wieder: die Bautzner Senfwochen"
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Geschrieben am 28.08.2022 | Aktualisiert am 28.08.2022
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Besucht am 14.08.2022 Besuchszeit: Abendessen 3 Personen Rechnungsbetrag: 112 EUR
Das nach unserem 14-tägigen Normandie Urlaub der heimische Kühlschrank am Sonntag Abend leer ist, war uns bereits in Frankreich bewusst, und für uns war traditionell klar, wir gehen essen. Nur war die Frage wohin. Nachdem wir in der französischen Küche ausgiebig geschlemmt hatten, sollte es nun erst einmal wieder deutsche Küche werden. Und da in Bautzen von Anfang August bis Anfang September die Bautzener Senfwochen sind, war für uns klar, das isses. 14 Bautzner Gasthäuser nehmen an diesem Event teil, und verschreiben sich mehrere Gerichte rund um den Senf anzubieten. Na da sollte doch was dabei sein. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße, da viele der Gastwirtschaften Sonntags geschlossen haben. Upps….

Flyer der Bautzner Senfwochen

Fündig wurden wir letztendlich in der Bautzner Altstadt, mit dem hier ansässigen „Alter Bierhof“. Unsere drei Plätze konnte ich online reservieren, wobei dabei sogar die Auswahl zwischen Innen- und Außenbereich bestand. Da es laut Wetterbericht in der Heimat an diesem Wochenende wieder bis weit über die 30 Grad Marke gehen sollte, war uns klar das es nur draußen im Biergarten ein Plätzchen sein sollte. Die Bestätigung kam alsbald per Mail, und selbst einen Abend zuvor wurde man noch einmal auf die Reservierung aufmerksam gemacht.

Alter Bierhof Bautzen

Zu Hause das Auto war ausgepackt, die Koffer auch und die Waschmaschine rotierte im Keller. Also konnten wir getrost den letzten Urlaubsabend genießen gehen. Aber erst einmal stand wieder die knifflige Auffgabe an den fahrbaren Untersatz in Bautzen adäquat und Strafzettelfrei los zu werden. Und das ist in der Bautzner Altstadt ein wahrliches Kunststück. Nach mehreren Runden „um den Block“ hatten wir das Glück das gerade eine Parklücke frei wurde, und wir sie flugs erhaschen konnten. Die letzten Meter zum Bierhof ging es dann zu Fuß durch die wunderschöne Bautzner Altstadt.

Der „Alte Bierhof“ versteckt sich hier ziemlich unscheinbar inmitten einer langen Häuserzeile, ist aber trotzdem unübersehbar. Auf die Minute genau betraten wir das Lokal und wurden vom Chef hinter dem Tresen freundlich empfangen. Nachdem er unsere Reservierung gecheckt hatte, bat er uns doch bitte quer durch das Restaurant bis in den Biergarten zu gehen, und dem dortigen Kollegen zu sagen das Tisch Nummer 6 für uns gedacht sei. Also stiefelten wir einmal quer durch das wunderschön mittelalterlich hergerichtete Restaurant in den Biergarten.

Restaurantbereich Der Zechpreller Restaurantbereich mit Durchgang zum Biergarten Restaurantbereich

Der war proppevoll besetzt, und zwei Servicekräfte wirbelten umher die dortigen Gäste zu bewirten. Dabei ließen sie uns erst einmal knappe fünf Minuten links liegen, was bei mir etwas Unbehagen auslöste. Letztlich wurden wir aber doch ersehen, und der junge Mann führte uns an unseren Tisch in einer ruhigen und geschützten Ecke des Biergartens.

Blick in den Biergarten Tischdeko

Von hier hat man einen herrlichen Blick auf die Bautzner Friedensbrücke als auch auf die „Alte Wasserkunst“. Umso später der Abend wird, umso romantischer ist es dann auch bei spärlicher Beleuchtung hier mitten in der Bautzner Altstadt.

Blick vom Biergarten zur Bautzner Friedensbrücke Blick zur alten Wasserkunst Abendlicher Blick auf die Friedensbrücke

Wir wurden also platziert, die Speisekarte wurde gereicht, und wir hatten erst mal gute 15 Minuten Zeit bis der junge Herr sich wieder bei uns blicken ließ. Wir konnten also ausgiebig die Speisekarte studieren. Die Sommersaisonkarte ist inspiriert durch das Theaterstück „Sherlock Holmes“ was zum diesjährigen Sommertheater, im Hof der nahen Ortenburg in Bautzen, aufgeführt wird, und so haben die Gerichte Namen wie „Die Bestie aus Bautzen“, „Holmes Geliebte Irene Adler“ oder „Der selige Sir Charles Baskerville“. Wir fanden die Umschreibung lustig und passend. Zusätzlich zur Sommersaisonkarte gab es aber auch die Spezialkarte „Bautzner Senfwochen“, wegen der wir ja nun eigentlich hier waren.

Bautzner Senfwochen im Bierhof Auszug aus der Speisekarte

Als Getränke wählten wir nun:

·         1x 0,2 l Pfaffmann Riesling aus der Pfalz vom Weingut Markus Pfaffmann für 6,30 €
·         1x 0,5 l Duckstein Original vom Faß für 4,80 €
·         1x 0,4 l Vita Cola für 4,50 €

Als Vorspeisen sollten es sein:

·         1x  Senf-o-cino – ein herzhaftes Senfsüppchen mit allerlei Senf aus Bautz‘ner Landen, gekrönt von Milchschaum und Bärlauchpesto, dazu hausgebackenes Senfbrot für 6,90 €
·         1x Junker, das Zwischendurch für Sherlock Holmes auch als Würzfleisch bekannt - gewürfeltes Huhn in feiner Soße, mit Käsekruste und hausgebackenem Senfbrot für 7,30 €

Als Hauptspeisen hatten wir uns ausgesucht:

·         1x Flinke Füße bekommt der Schwerverbrecher John Clay - durch gebratenen Tilapia (Buntbarsch) auf Spinattagliatelle mit Kirschtomaten und feiner Zitronen – Buttersoße für 16,60 €
·         1x George Harisson lädt ein, in Bautzner´s Altstadt ihre Lieblingsburger zu genießen - den Bierhof Burger bestehend aus hausgebackenem Schwarzbierbrötchen belegt mit allerlei Blattwerk, Gurken, Tomaten, roter Zwiebel, Bacon und Käse, dazu Süßkartoffel-Pommes, wahlweise mit Hackfleisch und Senfremoulade für 15,20 €
·         1x Senfschnitzel - ein mit feinem Zwetschgensenf, Bacon und Käse gefülltes Senfschnitzel, dazu Drillinge und Gurkensalat für 16,90 €

Während wir nun 10 Minuten auf unsere Getränke warteten, bemerkten wir, wie sich mehrere Tische über fehlende Getränke oder aber auch über recht lange Wartezeiten auf die Speisen beschwerten. Wie gesagt, der Biergarten war voll, der junge Herr größtenteils allein, nur zum Essen austragen bekam er Unterstützung. Das ist ne Menge Arbeit. Aber er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, bat um Verzeihung und Verständnis und brachte alsbald zumindest die fehlenden Getränke.

Vita Cola, Duckstein Original vom Faß, Pfaffmann Riesling aus der Pfalz vom Weingut Markus Pfaffmann

An der Wartezeit hatten wir vorerst nichts zu bemängeln, denn eine knappe Viertelstunde nach unserer Bestellung waren unsere beiden Vorspeisen am Tisch.

Ich hatte mir das Senf-o-cino, ein herzhaftes Senfsüppchen gewünscht. Ein großes (Einweck)Glas mit einem cremigen, leicht Senfscharfen Süppchen war gut gefüllt. Die Suppe hatte eine angenehm dunkelgelbe Farbe, vom Senf noch viele Senfkörner in der Suppe vorhanden. Anhand des Geschmacks würde ich auch sagen das hier nicht nur der mittelscharfe Senf Anwendung fand, sondern auch von den anderen Bautzner Sorten sich je ein Klecks mit darin befand. Die Suppe war esswarm, von mir aus hätte sie gern noch einen Ticken wärmer sein können. Oben auf ein leichter Milchschaum und einige Stückchen von einem Bärlauch Pesto. Dazu gab es ein frisches, hausgebackenes Senfbrot. Das Brot war angenehm weich, mir persönlich fehlte hier allerdings die typische Senf-Note.

Senf-o-cino – ein herzhaftes Senfsüppchen mit allerlei Senf aus Bautz‘ner Landen Senf-o-cino – ein herzhaftes Senfsüppchen mit allerlei Senf aus Bautz‘ner Landen

Meine Frau hatte sich den Junker- das Würzfleisch aus Hähnchen auserkoren. Hier wurde es bewusst auch wieder Würzfleisch genannt, da ja Ragout-fin bekanntlich aus Kalb hergestellt wird. Hier in der Oberlausitz findet aber vermehrt Hähnchen oder auch Kaninchen Anwendung. Das Würzfleisch war dampfend heiß, und wurde in einer großen Terrine angerichtet. Die Fleischstückchen war für unseren Geschmack etwas zu klein geschnitten, man hat doch Zähne und ist hier nicht im Altersheim. Naja, dafür war das ganze dann in einer cremigen Soße angerichtet. Auch das ist dann wieder von Lokal zu Lokal unterschiedlich, denn bei vielen Gastronomen kommt als Farbklecks und Streckungsmittel noch etwas Gemüse mit hinein. Das ganze war mit einer dicken Schicht Käse überbacken und mit frischen Salat, Rettich und Tomate garniert. Auch hier dazu wieder besagtes Senfbrot. Das Würzfleisch war gut, wir hatten schon bessere.

Junker, das Zwischendurch für Sherlock Holmes auch als Würzfleisch bekannt

Eine dreiviertel Stunde nach unseren Vorspeisen, also eine Stunde nach Bestellung bahnten sich dann unsere Hauptspeisen ihren Weg an unseren Tisch.

Meine Frau hatte sich die Flinken Füße also das gebratene Tilapia-Filet gewünscht.  Auf einem sehr voll gepackten Teller thronten oben auf 2 saftige, auf der Haut kross gebratene Tilapia-Filets. Sie waren angenehm gewürzt und zum richtigen Zeitpunkt aus der Pfanne genommen worden. Unter den Tilapia Filets war ein ordentlicher Berg mit zwei verschiedenen Sorten Tagliatelle. Einmal die normale Tagliatelle und einmal Spinattagliatelle. Beide waren bissfest gekocht. Zusätzlich war unter die Tagliatelle noch frischer, leicht würziger Blattspinat vermischt. Verfeinert wurde das ganze mit einer leichten Zitronen-Buttersoße. Diese Soße war für meine Frau richtig lecker, mir hätte der Zitrogeschmack zu den Tagliatelle nicht gepasst. Aber Geschmack ist ja bekanntlich verschieden. Als optische Leckerbissen gab es noch frische Kirschtomaten und auch eine frische Salatgarnitur oben auf. Alles richtig gemacht.

Flinke Füße bekommt der Schwerverbrecher John Clay - durch gebratenen Tilapia (Buntbarsch) auf Spinattagliatelle mit Kirschtomaten und feiner Zitronen – Buttersoße

Das große Kind hatte von vornherein Appetit auf Burger, und wollte uns ursprünglich in eine der vielzähligen Burgerketten nach Dresden schleppen. Also war klar das sie sich hier, wenn verfügbar, auch einen Burger nimmt. Den gab es mit dem vielversprechenden Namen „Bierhof Burger“, den man mit Hackfleisch, Schweineschnitzel oder Hähnchenbrust bestellen konnte.

George Harisson lädt ein, in Bautzner´s Altstadt ihre Lieblingsburger zu genießen - den Bierhof Burger

Das Kind entschied sich für die klassische Variante mit Hackfleisch. Der erste Eindruck vom Burger war erst mal „Wow“. Das war ein Mordsding was da auf dem Teller serviert wurde. Dazu noch eine große Portion Süßkartoffelpommes und frischer Salat als Beiwerk. Der Burger selbst war auch gut belegt mit frischen Salat, Gurke, Tomate und Zwiebel. Dazu leicht angebratener und würziger Bacon und reichlich Käse, der mit einer mildwürzigen Senfsoße übergossen war. Der eigentliche Patty war aber ein normales Beefsteak aus Schweinehackfleisch, oder wie er in anderen Teilen der Republik genannt wird, eine normale Boulette. Da diese nicht so flach gedrückt war wie ein Burgerpatty, war am Rand des Burgers leider kein Fleisch, in  der Mitte dafür umso mehr. Auch beim Burgerbrötchen, welches als Schwarzbierbrötchen deklariert wurde, wäre eigentlich weniger mehr.

Statt Patty eine Frikadelle und eindeutig zuviel Brötchen

Das Brötchen war relativ trocken, und wie auf dem Foto ersichtlich, die obere Hälfte einfach zu dick. Am Ende nahm unser Kind dann die obere Hälfte des Burgers ab, und verspeiste nur die Boulette und das Unterteil. Schade, der hätte besser sein können.

Dafür hatte ich an meinem Senfschnitzel nichts zu meckern. Ein zartes, weiches Schnitzel, gefüllt mit frischen und leicht angebratenen Bacon sowie reichlich Käse nach Cordon Blue Art bedeckte fast die Hälfte des Tellers. Die Panade war angenehm knusprig gebraten, einzig der Zwetschgensenf passte mir hier nicht so recht dazu.

Senfschnitzel - ein mit feinem Zwetschgensenf, Bacon und Käse gefülltes Senfschnitzel, dazu Drillinge und Gurkensalat

Ich hätte mir lieber den scharfen oder mittelscharfen Bautzner Senf dazu gewünscht. Aber der Koch wird sich ja dabei was gedacht haben. Als Beilage zum Schnitzel gab es frische Frühkartoffeln, welche halbiert auf eine Art Rosmarinkartoffeln angerichtet waren. Lecker. Als Beilage auch hier wieder frisches Blattwerk, Rettich und selbst angerichteter Gurkensalat. Ich hatte mich mal wieder richtig entschieden.

Senfschnitzel - ein mit feinem Zwetschgensenf, Bacon und Käse gefülltes Senfschnitzel, dazu Drillinge und Gurkensalat

Da wir den wunderbaren Sommerabend noch ein bisschen in der Bautzner Altstadt genießen wollte, orderten sich meine beiden Mädels noch einen Cocktail und was süßes zum Nachtisch.

So sollten es noch einmal sein:

·         2x Schoko-Buttermilch-Kuchen für je 2,60 €
·         1x Cocktail Hurricane mit weißen und braunen Rum, Lime Juice, Maracujasirup, Orangen- und Ananassaft für 6,90 €
·         1x Cocktail Coconut Lips mit Kokossirup, Grenadine, Sahne und Ananassaft für 5,80 €

Da der Ansturm im Lokal vorbei war, dauerten die Cocktails als auch der Schokokuchen nicht allzu lange, und meine Mädels konnten ihren Nachtisch genießen.

Cocktail Hurricane und Coconut Lips

Die Cocktails waren lecker, dafür war der Schokokuchen, welcher sicher Convenience war etwas zu trocken. Zum Glück gab es zwei Kleckse Schlagsahne dazu.

Schoko-Buttermilch-Kuchen

Unser Fazit: Wir ließen zu dritt 112,50 Euro im „Alten Bierhof“ in Bautzen. Das Lokal, der Biergarten als auch die Toiletten waren ordentlich sauber. Das Ambiente im Biergarten mit Blick auf die Bautzner Altstadt grandios, das Lokal selber auch mal was anderes mit seinem Mittelalterlook. Die Bedienung ob der Massen am Abend leicht überfordert, aber immer freundlich. Das Essen war gut, einzig der Burger entsprach nicht so den Vorstellungen eines normalen Burgers. Für eine gutbürgerliche, deutsche Küche kann man den Bierhof gern empfehlen. Und den Bautzner Senfwochen wurde auch Rechnung getragen.
 
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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