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Gegenüber des Bahnhofes tritt man durch ein relativ schmales Tor in die Vorräume (dabei sieht man, dass in diesem Gebäude übrigens auch der Verlag Kiepenheuer & Witsch residiert) und schliesslich in den riiiiieeesigen Gastraum mit wahrhaft kolossalen Ausmaßen. Hier ist schon manch einer auf dem Weg zur Toilette stundenlang verloren gegangen. Apropos Toilette: die liegt im Untergeschoss, die Benutzung ist kostenpflichtig (50 Cent), dafür ist das Etablissement sehr gepflegt und die Toilettenfrau verkauft auch wichtige Utensilien wie Papiertaschentücher etc. Bei meinem vorvorgestrigen Besuch habe ich mich wirkliche etwas verlaufen, dabei jedoch glücklicherweise noch einen bislang unentdeckten Raum in den unteren Katakomben entdeckt, mit eigener Theke, einer überschaubaren Anzahl von Tisch und einer verhältnismässig seligen Ruhe. Quasi unterirdisch. Ein wundervoller Ort für Familien mit kleinen Kindern, älteren Herrschaften oder Menschen, die einfach die Trubel eine Etage höher nicht so mögen.
Gaffel am Dom ist rundherum zünftig möbliert, mit ganz viel Holz, alten Wirtshausschildern, gemütlicher Beleuchtung und großer Behaglichkeit. Man sitzt an langen Tischen und Bänken. Der sogenannte Köbes (so wird der Kellner im Brauhaus genannt) ist meist ein nicht auf den Mund gefallener, direkt agierender, hemdsärmeliger vor nichts zurückschreckender Servicebediensteter, der einem sofort und ungefragt ein Kölsch auf den Tisch stellt, wenn man sich nicht erfolgreich dagegen wehren kann. Auf seinem runden Kölschkranz balanciert er unentwegt ein Rondell frisch gezapftes Bier durch die Menge und tauscht ein leeres Glas ganz schnell gegen ein volles aus. Es kostet sehr viel Willensstärke, einen Softdrink oder gar ein Glas Wein zu ordern (was aber nicht per se ausgeschlossen ist!).
Mein letzter Besuch war am Samstag vor dem 1.Advent. Gegen Mittag war das Lokal proppeproppevoll, teilweise standen Wartende bereits vor Tischen, um schnell die eventuell frei werdenden Plätze zu belegen. Es waren auch sehr viel asiatische Touristen an Bord, die in das relativ leichte Kölsch-Bier vernarrt waren und dazu mit großer Anstrengung Schweinshaxen vertilgten. Hochachtung! Die umfangreicht Speisekarte hat aber sehr viel mehr zu bieten: Traditionelles wie Mettbrötchen, den Halven Hahn, Röggelchen, Reibekuchen mit Räucherlachs und Schwarzbrot, „Himmel un Ääd” (gebratene Blutwurst auf Kartoffelpüree und Apfelkompott, dazu Röstzwiebeln), Currywurst und Bauernsülze. Aber auch Spezialitäten wie das Dom Vesper oder den Beemster XO. Vorvorgestern habe ich letzteres gewählt und war total begeistert. Es handelt sich hierbei um mindestens zweieinhalb Jahre gereiften Käse, der Lieblingskäse von Königin Juliana, mit Traubensalat, Walnussdressing und altem Balsamico-Essig angerichtet. Der Käse ist bröckelig und salzig wie alter Parmesan, dazu dunkelgelborange. Sein urwüchsig kräftiger Geschmack wird gedämpft durch den überzeugend fruchtigen Salat aus hellen Weintrauben mit Walnusshälften. Der dazu gereichte Brotkorb mit 4 Scheiben Brot und einem Körnerbrötchen, sowie Butter und Gewürzgürkchen, hätten fast 2 Personen satt gemacht. Für 11,50 Euro absolut günstig! Und ein wahres Geschmackserlebnis. Allerdings war ich danach so satt, dass ich die hauseigenen Digestive benötigte. Der Mamma Nero Likör ist nach Neros Mutter benannt, hat eine tiefbraune Farbe und ist ein Kräuterbitter mit zahlreichen Gewürzen und Kräutern aus der ganzen Welt (2,40 Euro für 2 cl). Die Mutter des Kaisers Nero, Julia Agrippina (Agrippina die Jüngere) gilt übrigens als Gründerin Kölns und wird im Karneval durch die Jungfrau im Kölner Dreigestirn symbolisiert. Mein Begleiter wählte einen Papa Rhein, einen klaren Bierbrand aus dem Hause Gaffel (1,90 Euro), feinherb und eine interessante Alternative zu Grappa. Beschwingt traten wir am späten Nachmittag wieder ins Freie und zündeten im Kölner Dom eine Kerze an. Auf dass wir bald wiederkommen!