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GastroGuide-User: carpe.diem
carpe.diem hat Staigers Bären & Bärenkeller in 73207 Plochingen bewertet.
vor 9 Jahren
"Traditionslokal das heute seinem Ruf nicht gerecht wurde"
Verifiziert

Geschrieben am 15.01.2015
Besucht am 01.07.2014
Lage, Anfahrt, Parken
Staiger's Bären liegt am Beginn der Fußgängerzone gegenüber dem Hundertwasserhaus. Mit dem PKW leicht zu finden. Es gibt ca. 5 eigene Parkplätze vor dem Haus, auf der gegenüberliegenden Straßenseite die kostenpflichtige Tiefgarage im Hundertwasserhaus. Auf Grund der Zentrale Lage auch leicht vom S-Bahnhof aus zu erreichen.

Historie
Der Bären ist das wohl älteste Gasthaus in Plochingen. Er besteht seit 1835. Es ist der Stammsitz der Gastronomenfamilie Staiger (siehe auch Staiger's Waldhorn). Dem Vernehmen nach soll es allerdings im Gebälk der Familien-GmbH rumoren. Die Homepage des Bären befindet sich vermutlich deshalb seit längerer Zeit "im Umbau".

Service
Weil mir der Lärmpegel in der Außenanlage zu hoch war, verzog ich mich ins Innere. Dort wurde ich freundlich von einer jungen Dame begrüßt. Flink brachte Sie mir die Speise- und Getränkekarte, sowie den Tischaufsteller mit den Tagesessen, genannt "Wochenknaller". Sie ließ mir Zeit  alles in Ruhe durchzusehen, nahm dann die Bestellung auf, servierte zügig mein bestelltes saures Radler (allgemein bekannt unter Russ). Nach angenehmer Wartezeit servierte sie das Hauptgericht.
Sie erkundigte sich mehrmals ob alles in Ordnung sei und ob ich noch Wünsche hätte. Hatte ich, nämlich Lust auf ein Dessert. Sie erläuterte mir sachkundig die angebotenen Süßspeisen. Nach kurzer Wartezeit servierte sie die bestellte Baileyseispraline. Sie hatte das mit einem so strahlenden Lächeln erläutert, dass ich der festen Überzeugung war, dass das auch ihre Wahl wäre.
Mit der Rechnung brachte sie mir unaufgefordert eine Visitenkarte des Hauses. Damit hat sie sich den 4. Stern verdient.

Das Essen

Speisenangebot
Die Speise- und die Getränkekarte sind sehr elegant aufgemacht, dunkelblauer Ledereinband mit Familienwappen. Der Inhalt sauber eingeheftet. Die Sortierung der angebotenen Gerichte ist nicht immer ganz schlüssig (Fisch und vegetarische Gerichte findet man z.B. gleichzeitig auf verschiedenen Seiten und Rubriken, d.h. man muss immer alles lesen. Auf der letzten Seite befindet sich ein pauschaler Hinweis auf 12 Zusatzstoffe, die in den verwendeten Grundprodukten enthalten sein können. Da die Ziffern bei den Gerichten nicht angegeben sind dürften Allergiker in Nöte kommen.

Was habe ich gegessen
Weil mir der Tischaufsteller "Wochenknaller" sehr imponierte, entschied ich mich für die


  • Schweinshaxenscheiben mit Serviettenknödel in Bier-Senf-Soße                            7,20 €
    (hab den Beschrieb bewusst verändert, weil dies dem Erscheinungsbild näherkommt).



Das war nun wirklich kein "Knaller". Die Haxen stammten vermutlich von einer Zwergrasse, zwei kleine Scheiben, davon ein Anschnitt, der z.T. an den Rändern angetrocknet war. Das Fleisch schmeckte fast nach Garnichts. Kann mich nicht erinnern jemals so fades Haxenfleisch gegessen zu haben.
Die dunkelbraune Soße (Schönbuchbräu macht meines Wissens kein Schwarzbier) war nur essigsauer. Vom Bier und Senf war nichts zu schmecken (dass Senf drin war erkannte ich am üppig vorhandenen Senfschrot).
Die Krönung waren die angebratenen Scheiben vom Serviettenknödel. Die waren so stark komprimiert, dass sie keinerlei Anstalten machten, die Soße aufzunehmen. Von der fluffigen Konsistenz die ich im Salzburger Land kennengelernt habe war nichts, aber auch gar nichts vorhanden (seufz).
Zur Neutralisierung des Genossenen beschloss ich mir ein Dessert zu gönnen.


  • Hausgemachte Baileyseispraline auf Früchteragout                     4,70 €



Die Eispraline, ein Quaderchen von ca. 2 x 2 x 5 cm, schmeckte sehr interessant. Das Eis war nicht überzuckert und so konnte man den zarten Baileys Geschmack gut wahrnehmen. Der Preis dafür ist allerdings kein Pappenstiel.
Gebettet war sie auf ca. 2 Esslöffeln frischen, entsteinten, dunklen Kirschen, die leider nur rot und feucht schmeckten. Ebenso geschmacklos waren die dazu dekorierten Achteln von kernlosen Trauben (Regionales Produkt?). Was die Physalis hier zu suchen hatte, blieb mir ein Rätsel. Geschmacklich passte sie überhaupt nicht.
Warum bloß wird immer wieder beim Mittagstisch so geschlampt? Es geht doch auch anders (siehe Cervus Plochingen, der kommt doch auch auf seine Kosten!)

Das Ambiente
Außenbereich
Vor dem Haus ist eine kleine Gartenwirtschaft, beschattet von einer riesigen Trauerweide. Wegen des Verkehrslärms auf der naheliegenden Durchgangsstraße konnte ich dem keinen Reiz abgewinnen, obwohl ich sonst ein Freiluftanhänger bin. Der Abgang zum "Bärenkeller" könnte mal wieder frische Farbe vertragen. Parkplatz und Straßenfassade sehen auch nicht gerade einladend aus.

Das Lokal als solches
betritt man über einen sehr engen, kleinen Windfang. Nicht gerade geschickt für Behinderte. Wer die Ausstattung von Edellokalen der 50er Jahre liebt, fühlt sich hier sicher wohl. Leider haftet den Holzverkleidungen noch ein kleiner Rest des Duftes früherer Raucherlokale an. Als Nichtraucher nimmt man das besonders wahr.
Immerhin wurde dem Raum durch einen hellbeigen Keramikfußboden viel von seiner drückenden Atmosphäre genommen. Die Eindeckung der Tische mit hellen Decken in Cremetönen tut ein Übriges. Negativ für mich wieder mal die Standard Salz- und Pfefferstreuer auf den Tischen.

Die Toiletten liegen im Untergeschoss (also auch nicht barrierefrei). Die Anlage entspricht gutem Standard und macht einen gepflegten Eindruck. Werde allmählich zum Rufer in der Wüste. Auch hier denkt niemand an die liebenswürdigen hygienisch / kosmetischen Annehmlichkeiten. Im Vorraum und dem Treppenhaus breitet sich allerdings der Duft alter Keller aus. Das könnte man sicher in den Griff bekommen.

Sauberkeit

Die Gasträume und Toiletten machen einen Gut gepflegten Eindruck.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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