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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Restaurant Thermini in 71032 Böblingen bewertet.
vor 6 Jahren
"Schmeck den Süden!"
Verifiziert

Geschrieben am 21.07.2019
Besucht am 21.07.2019 1 Personen Rechnungsbetrag: 15 EUR
Thomas und Tanja Heiling führen in Böblingen gleich zwei Lokale, die dem Anspruch regionaler, kreativer und frischer Küche mehr als gerecht werden und sowohl der Vereinigung der Heckengäu-Köche und der Schönbuch-Köche angehören als auch für „Schmeck-den-Süden“ zertifiziert wurden. Im Haupthaus „Paladion“ bin ich mehrmals im Quartal meist mit Freunden oder Verwandten zu Gast, um das grandiose, stets wechselnde und absolut vielseitige Mittagsbüffet mit regionalen Spezialitäten und einem topfrischen Salatbüffet zu geniessen. Ich kenne niemanden, der hier nichts Passendes findet. Traurig nur (aber verständlich), dass montags Ruhetag ist.

Seit einiger Zeit betreiben die Heilings aber an 7 Tagen in der Woche auch das „Thermini“ in der höchst beliebten, über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Böblinger Therme. Die lockt, ähnlich wie das „Paladion“, mit bester Verkehrsanbindung – unweit der Autobahnabfahrt an der A81 gelegen und nur 10 Gehminuten von der S-Bahn-Haltestelle entfernt, dazu eine Bushaltestelle fast vor der Haustüre und sehr nah am Radschnellweg Böblingen-Stuttgart gelegen. Dass die Thermalbadbesucher selig sind, ist klar. Doch das „Thermini“ ist ein öffentliches Restaurant und kann von jedermann betreten werden. Jede Menge kostenlose Parkplätze stehen übrigens auch noch zur Verfügung, an beliebten Tagen wie Brückentagen oder Feiertagen muss man allerdings schon früh aufstehen, um noch einen freien Platz zu ergattern.

Die Kooperation mit regionalen Erzeugern ist  wahrhaft mustergültig und wird stets offengelegt. Wieso sollte man auch in die Ferne schweifen, wenn das Ländle eine solche Vielfalt attraktiver Genussprodukte anbieten kann? Carnivoren, Fisch-Liebhaber und Vegetarier werden gleichermassen beglückt. Zudem bietet das „Thermini“ ein helles, lichtes Ambiente mit kleinen Zweier- und Vierertischen aus hellem Holz, weissen Tischdecken, freundlichem Tischschmuck und interessanten Ausblicken.

In diesem Jahr hat das „Thermini“ auch eine Dependance während des beliebten „Schlemmen am See“-Events, wechselt vom Blick aufs Thermalbad auf den Blick an den Unteren See (einem Natursee, was kaum einer weiss!). Eine gute Gelegenheit für die örtliche Gastronomie, sich 5 Tage lang einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und vielleicht sogar neue Gäste zu gewinnen. Mir ist das Gewusel meist zu dolle, doch heute treiben mich bestes Sommerwetter und ein leerer Kühlschrank direkt in die Fänge der Grossveranstaltung. Neben all den Selbstbedienungsständen lockt das „Thermini“ mit einem schattigen und doch gepflegten Ambiente (weisse Tischdecken, 1a-Sauberkeit, jede Menge Kräutertöpfchen als Deko) und engagierter Bedienung am Tisch. Die Speisekarte ist zwar auf einige Hits eingedampft und nicht ganz so umfangreich wie im Thermalbad, doch immer noch höchst attraktiv und zudem nicht überteuert. Sehr gern genommen wird hier der beeindruckende Heimatburger für 9,00 Euro mit Patty vom Albrind, Landrauchschinken und Pflücksalat – auf Wunsch mit zusätzlichen Fritten, die hier sehr sympathisch Kartoffelstäble genannt werden. Grossartig sehen auch die Topfenknödel mit Beerenragout und Vanille-Eis aus, was wahrscheinlich glatt den Nährwert eines Hauptgangs aufweist und am Nebentisch von zwei Senioren mit glasigen Augen und halb von Sinnen vor Genuss goutiert wird (geschmacklich nichts für mich, aber optisch eine Augenweide). Ich selbst wähle eine Schmeck-den-Süden-Bowl (den derzeitigen Bowl-Hype kann ich zwar nicht teilen, doch das Teil macht was her und erscheint mir hoffentlich nicht zu mächtig angesichts der Abendveranstaltung, auf die ich noch zudrifte) für 11,50 Euro. In einer voluminösen Brotschüssel befinden sich: Lachsforelle aus der Echaztaler Forellenzucht in Honau (kaum 500 Meter von der Echazquelle entfernt), ein Strang säuerlicher Träuble, Demeter Ziegenkäse von angenehm sahniger Textur, reichlich Baby-Spinatblätter und Pflücksalate, überflüssige Chiasamen, knackige Sprossen und sättigende Heckengäu-Linsen (relativ klein, nussig, aromatisch). Ergibt alles zusammen eine unerwartete Geschmacksexplosion, die ich am Ende mit dem eher drögen Brotteig lösche. Das macht so pappsatt, dass ich um das Abendessen fürchte. Selber schuld!

Im Service agieren drei allerliebste blutjunge Mädels, die aber dicke das Zeug zur Professionalität haben. Ich fühle mich rundum versorgt und aufmerksam bedient und geradezu auf Händen getragen. Nur am Ende hapert es ein bisschen beim Bezahlen. Ungebührend lange muss ich auf das Super-Servicemädel mit dem grossen Geldbeutel warten, das gerade am Nachbartisch einen Grossauftrag abrechnen muss. Ihre Kolleginnen vertrösten mich jedoch aufs Feinste und sind voller Aufmerksamkeit und Konzentration bei mir. Auch die Sauberkeit ist beachtlich. Zwischendrin wird überall mal darübergefeudelt, die Tischarrangements neu ausgerichtet, die weissen Tischdecken ins Lot gebracht und für eine perfekt Inszenierung gesorgt. Dabei wirkt niemand gestresst. Super Organisation! Bestnoten für ein ambitioniertes und zugleich herrlich entspanntes Küchen- und Service-Team. Während andernorts händeringend nach Personal gesucht wird, scheinen die Heilings einfach optimale Arbeitsbedingungen zu bieten.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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