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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Benjamins | American Diner in 68309 Mannheim bewertet.
vor 9 Monaten
"Statt den angeblich „besten Burgern Mannheims“ erwartete uns ein unspektakulärer, kulinarischer Western von gestern…"
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Geschrieben am 07.03.2024 | Aktualisiert am 07.03.2024
Besucht am 11.10.2023 Besuchszeit: Abendessen 5 Personen Rechnungsbetrag: 197 EUR
Fast 70 Jahre lang gehörte die „U.S. Army Garrison“ zum Stadtbild von Mannheim. Sie umfasste ca. 2.000 Gebäude auf einer Fläche von etwa 500 Hektar und setzte sich aus einer ganzen Reihe von Kasernen in und um Mannheim herum zusammen. Mehr als 500.000 Amerikaner kamen zwischen 1945 und 2015 in die Quadratestadt, um hier ihren Militärdienst zu verrichten. Das im Ortsteil Käfertal beheimatete „Benjamin Franklin Village“ war mit zuletzt rund 10.000 US-Amerikanern die größte Wohnsiedlung und quasi eine kleine amerikanische Stadt in der Stadt.
 
Damit die Soldaten ihr Fernweh wenigstens kulinarisch etwas lindern konnten, entstand 2006 am östlichen Rand vom „Benjamin Franklin Village“ (an der Gorxheimer Straße direkt neben der vielbefahrenen B38) der ebenfalls nach Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der USA und Mitunterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, benannte Benjamins American Diner. Dieser gilt seit Jahren als Mannheimer Institution in Sachen Hamburger, Ribs und Pancakes. Ich kannte ihn bisher nur vom Hörensagen, aber das sollte sich ändern...
 
Dass hier der Wörther Schlemmerclub mit fünf Mann – ein ehemaliges Mitglied konnte reaktiviert werden – aufschlagen würde, hätte nun wirklich niemand gedacht. Dem Ganzen ging eine neue „Verfahrensordnung“ voraus. Jede „Clubsitzung“ muss nun unter einem bestimmten Motto stattfinden. Aussuchen darf aber immer noch derjenige, der gerade an der Reihe ist. Auch die Geheimhaltung des Einkehrziels muss nach wie vor so lange wie möglich aufrechterhalten bleiben. Denn wie jeder in unserem Verein weiß: „Ordnung muss sein!“
 
Nun hatte der Kollege, der so gerne Einhörner und Drachen sucht, „Steaks & BBQ“ aus dem Lostopf mit den diversen gastronomischen Kategorien gezogen. Keine leichte Aufgabe für ihn, denn in ein ordinäres Steakhaus wollte er uns nicht entführen. Als glühender Verehrer der Spareribs im Benjamins lotste er die restliche Südpfälzer Gaumenfraktion an einem lauen Mittwochabend im Oktober nach Monnem – dem „Home of the Dower-Eater“.
 
Von außen wirkte der direkt an der Straße positionierte, partiell beleuchtete Diner schon ziemlich „retro“. Sein Logo mit der übertrieben lächelnden Servierdame, die ein gut gefülltes Tablett mit „schnellem Futter“ in der Hand balancierte, erinnerte doch arg an die 50/60iger Jahre, dem goldenen Zeitalter der Ausbreitung des amerikanischen Burgertums.
Retro-Logo
Die Parkplatzsuche erwies als keine leichte Aufgabe. Schließlich fanden wir im angrenzenden Wohngebiet eine Freifläche, um den PKW ordnungsgemäß zu parkieren. Es war ein angenehm warmer Oktoberabend und auf der sonnenbeschirmten Außenterrasse saßen noch ein paar Gäste. Wir zogen es jedoch vor, im Inneren des zweistöckigen Anwesens zu dinieren, da es zu späterer Stunde herbstlich kühl werden sollte.
Außenansicht am Abend
Ich konnte mir nicht helfen, aber von außen betrachtet wirkte der Laden doch reichlich deplatziert. Neben einem amerikanischen Highway hätte er eine deutlich bessere Figur gemacht. Vielleicht war das ja damals, als hier noch die Amerikaner ein- und ausgingen, ein ganz anderes Lebensgefühl, was einem da vermittelt wurde. Als Alternative zu den gängigen Franchise-Riesen McDo und BK sicherlich ein gern aufgesuchter Ort für Bulettenbuddys mit BBQ-Affinität und einem Hang zu hochgezuckerten US-Drinks.
 
In der heutigen Zeit, in der sich an jeder Ecke zeitgeistige Grillbastionen um das Amt des „Burgermeisters“ bewerben – und dies mit durchaus beachtlichen Qualitäten und nachvollziehbarem Erfolg –, hat solch ein in die Jahre gekommener „Fleischbrötchen-Tempel“ aus der „Besatzungszeit“ zwar einen gewissen anachronistischen Charme, aber ihm haftet eben auch der muffige Fritteusen-Dunst der ewig gestrigen, uramerikanischen Fastfood-Kultur an, die heute keinen mehr so recht hinterm langgezogenen Bartresen hervorlocken kann.
 
Außer natürlich die junge, weibliche Bedienung, die uns am Eingang mit geschäftstüchtiger Freundlichkeit – ich wertete das wohlwollend als „typisch amerikanisch“ – begrüßte. Da der Initiator dieses Ausritts nach Mannheim bereits zugegen war und sich an einer eiswürfelkalten, hausgemachten Zitronen-Limonade (0,4l für 3,90 Euro) delektierte, erübrigte sich schnell ihre Frage nach unserer Reservierung.
Zitronenlimo nach Art des Hauses
Wir ließen die lange Theke rechts 
Auch am Tresen nix gewesen!
und die roten, mit Kunstleder überzogenen Dinerbänke – die zusammen mit einem Tisch in der Mitte den sogenannten „Dinerbooth“ bilden – links liegen und bewegten uns durch das schummrig beleuchtete Innere des Gastraums ins hintere Abteil, wo uns der „Ribster“ aus Böbingen freudestrahlend empfing. 
Schummrig, aber nicht ungemütlich
Abteil allein deshalb, weil es uns so vorkam, als würden wir in einem geräumigen Zugwaggon sitzen und durch die Fensterfront nach draußen auf den abendlichen Highway B38 schauen.
Typische Diner-Atmo
Ungemütlich war es im „Benjamins“ nun wirklich nicht. Es war auch nicht wirklich viel los an jenem Abend, was leider auch dazu führte, dass sich unsere Bedienung irgendwann nicht mehr allzu oft bei uns blicken ließ. Lag es an unserem Humor? Oder einfach an der Lautstärke unserer kommunikativen Tischgesellschaft? Keine Ahnung. Zu Beginn war sie jedenfalls noch motiviert und auch präsent. Als wir später unser Essen hinter uns gebracht hatten und gerne noch das ein oder andere Getränk geordert hätten, machte sie sich erstaunlich rar.
 
Auf dem Tisch lagen mehrere einlaminierte Blätter mit dem Speisenprogramm. Auch das „Special Menu of the Month“ steckte in abwischbarer Plastikhülle. Anscheinend traute man hier dem Corona-Frieden noch nicht oder war organisatorisch noch im gut desinfizierbaren Pandemie-Modus hängengeblieben.
 
Uiuiui, was da auf der Monatskarte in Wort und Bild abgedruckt war, ließ mich dann doch ein wenig schmunzeln. “New Orleans Jerk Chicken“ (= gemeine Hühnerflügel mit „Jerk-Marinade“) und ein Burger mit dem schmissigen Namen „Jackfruit Joe“ fielen mir sofort ins Auge. Auch einen „Camembert Royale Burger“ (natürlich mit Preiselbeersauce) hatte man im Monatsprogramm gelistet. Für Leute, bei denen nach der Kalorienaufnahme vor der Kalorienaufnahme ist, hatte man sogar noch ein paar Zuckerattacken in Form von Karottenkuchen und Apfelkuchen-Milchshake („Pfui Deiwel!“) parat.
 
Der Kollege, der mit der größten Portion Lebensmittelhumor von uns allen gesegnet ist, griff ungeniert bei diesem obskur klingenden Monatsangebot zu und orderte später den „Bavarian Bliss Burger“. Was sich da auf seinem aufge“brezel“ten Bulettenbrötchen tummelte, hätte jede Geschichte aus dem Paulaner-Garten bereichert. Auch ohne Weißbier-Yoga.
 
Beim Studieren der Karte dachte ich wehmütig an meinen letzten Diner-Besuch in Solingen. Der lag zwar schon über 4 Jahre zurück, hatte aber mächtig Eindruck bei mir hinterlassen. Dass es diesmal auch nur annähernd so lecker ablaufen würde wie bei Überzeugungssmoker Dirk Vieth von „Charly’s Diner“ bezweifelte ich bereits beim Durchstöbern der von „Appetizers“, „Grilled Stuff“, „Best Classic Burgers“, „Sandwiches“, „Specials“ und „Sideorders“ kündenden Karte.
 
Aber immer schön der Reihe nach. Zuerst mussten wir nämlich unserem Durst Einhalt gebieten, was mit einem Grevensteiner Landbier vom Fass (0,5l für 4,90 Euro), einer Flasche Corona-Bier (0,33l für 3,90 Euro), einem Salitos Biermischgetränk (0,33l für 3,90 Euro) und einer hausgemachten Zitronen-Limo (0,4l für 3,90 Euro) kein großes Problem darstellte.
 
Im Laufe des Abends gesellten sich noch ein Fläschchen Budweiser, zwei Coke Zero, ein weiteres Salitos sowie drei weitere mexikanische Pandemiebiere – der auf Schluckimpfung programmierte Kollege dachte wohl das Zeug würde von der Firma BionTech stammen – hinzu. Ich blieb beim naturtrüben Grevensteiner vom Fass. Da machste in der Regel ja nix falsch.
 
Die mit BBQ oder Lousiana Hot Sauce bestrichenen Spareribs (13,90 Euro) sollten zusammen mit einer Auswahl an Appetizern („Appetizer Sampler“, 13,20 Euro) das Vorprogramm bestreiten. Da wir uns nicht auf eine Sauce beim Rippchen-Rack einigen konnten und unser Hunger von der langen Fahrt recht groß war, orderten wir sie einmal mit süßlich-rauchiger BBQ-Sauce und einmal mit scharfer Salsa.   
 
Das sollte an Knabbersachen erst mal reichen, denn wir hatten schließlich noch einiges vor. Die beiden Herren, die mir gegenübersaßen, hatten sich zwei Spezialburger („Our Specials“) ausgeguckt. Der mit Bacon, Gouda, Schmelzzwiebeln, Pilzen, und dem üblichen Bulettenbouquet ausgestattete „Angus Burger“ vom irischen Rind aus ökologischer Aufzucht (ja, iss klar…) kam ohne Pommes-Beilage auf geschmeidige 13,90 Euro. Die frittierten Erdapfelstäbe schlugen zusätzlich mit 3,80 zu Buche.
Angus Burger mit Pommes
Der „Double Cheese Mac“ (12,90 Euro) seines Nebenmannes hatte neben seinen beiden 125g-Patties eine doppelte Portion Cheddar, Zwiebeln und eine Cheddar Käse Sauce als Erweiterung der Serienausstattung (Salat, Gurke, Tomate) zu bieten. Seine Potato Wedges tauschte er nach dem Verzehr der gemischten Vorspeisenplatte – sie fielen alles andere als knusprig aus – in schnöde Pommes ein. Den höheren Wedges-Preis (4,90 Euro) zahlte er später aber trotzdem…
Der „Double Cheese Mac“ mit Pommes statt Wedges
Dagegen klang die Aufmachung des stinknormalen Cheeseburgers (8,90 Euro) aus dem Klassikprogramm, den sich der Mann am anderen Ende des Tisches ausgesucht hatte, ja fast schon frugal.
The lonesome (Cheese)Burger
Gar nicht gewöhnlich, sondern eher übermütig präsentierte sich mein direkter Sitznachbar, der – wie schon eingangs erwähnt – selbst vor dem „Bavarian Bliss Burger“ (11,90 Euro) nicht zurückschreckte.   
 
Man nehme ein Laugen-Bun, bestreiche seine Basis mit Mayonnaise und belege sie danach mit der gängigen Garnitur aus Salatblättern, Tomate, Gurke, Zwiebel. Nun wird das genormte 180 Gramm schwere Patty (Standard-Größe im Benjamins) nach ausreichend Grillkontakt darauf platziert. Soweit – so gewöhnlich. Dann aber kommt Markus Söder ins Spiel, der vor unserem geistigen Auge eine ordentliche Portion Obazda auf die heiße Frikadelle schmiert, dass es nur so eine Wonne („Bliss“) ist.
 
Und wenn man schon mal dabei ist, dann wird mit gebratenem Bacon das Ganze noch ein wenig eingefettet. Dann kommt der Laugen-Deckel drauf und wird noch mit zwei Salzstangen als Knusperantennen verziert. An jenen lassen sich ganz prima furztrockene Mini-Brezel aus der Tüte befestigen. Ob das dann wirklich noch Kunst am „Burgerbau“ ist, sollen bitteschön andere beurteilen.
 
Mich reizte das Philly Cheese-Steak Sandwich (11,50 Euro), von dem ich schon viel gehört, gesehen und gelesen hatte – der Solinger Fast-Foodie berichtete vor geraumer Zeit so genüsslich darüber –, da musste ich einfach zugreifen. Außerdem klang die Kombi aus dünn geschnittenem Roastbeef, Schmelzzwiebeln, geschmolzenem Cheddar und Paprika in Ciabatta-Brot auf dem Papier gar nicht mal so übel. Dass auch Kartoffel-Chips mit von der Partie sein würden, sollte mich nicht stören. Also stand dem erstens Philly Cheese-Steak Sandwich meines Lebens nichts mehr im Wege.
 
Der gemeine Cheeseburger-Aspirant orderte noch einen kleinen Beilagensalat (4,90 Euro). Der auf bayrische Wonne setzende Frikadellen-Fuzzy komplettierte den bald startenden, kulinarischen „Western von gestern“ mit garstig klingenden Cheesy Fries (5,40 Euro), einer mit Käse überbackenen Pommes-Landschaft, die zusätzlich mit Jalapenos und Speck garniert war. 
Kartoffel-Käse-Landschaft mit Speck- und Jalapeno-Inseln
Wer den Obazda auf dem Burger nicht scheut – der vielleicht die Fritten bereut! So jedenfalls mein Gedanke beim Respekt heuchelnden Abnicken seiner dubios klingenden „Side-Order“. Wer solche Freunde hat, der braucht…
 
… vor allem eine gute Verdauung. Diese wurde gleich zu Beginn mit mehren „Grüßen“ aus der Fritteuse geprüft. 
Bonjour, la graisse!
Die drögen Hähnchenflügel, latschigen Kartoffel-Wedges und geschmacksarmen Zwiebelringe im Teigmantel unseres Vorspeisen-Samplers wurden im heißen Fettbad aus ihrem „convenience-ionellen“ Kühltruhenschlaf erweckt. Ein paar staubtrockene Nachos aus der Tüte waren auch darauf zu finden. Ein kleineres Rippenstück und drei verschiedene Saucen (BBQ, Sauerrahm und Salsa) komplettierten diese nicht besonders ansehnliche Auswahl an geläufigen Appetizern amerikanischer Provenienz.
Die Grüße aus der Fritteuse
Auch geschmacklich blieben diese fettigen Fertigprodukte ohne rechte Gaumeninformation. „Bonjour, la graisse!“ auf ganzer Linie. Mein erfahrener BBQ-Begleiter von einst (ja genau, der Kenner aus Solingen) hätte bei ihrem traurigen Anblick wohl sofort die Flucht ergriffen. Wir dagegen steuerten geradewegs ins frittierte Verderben. Alles im „Rib“ – auf Benjamins „Ship“?!
 
Zeitgleich zu diesem Offenbarungseid in Sachen Vorabfütterung erreichten uns zwei stattliche, mit den beiden bereits erwähnten Saucen bestrichene Spareribs-Racks inklusive knarztrockenen Polenta-Quadern und lieblos in eine Schüssel gestopften Cole Slaw. 
Ein humorlos auf die Platte geklatschtes Rippenrack
Allein ihre Präsentation ließ optisch einiges zu wünschen übrig. Die durch den Konvektomaten geprügelten Rippchen vom Schwein fielen leider alles andere als saftig aus. „Totgegrillte schmecken besser!“ würde ich an dieser Stelle gerne verkünden. Dem war aber definitiv nicht so.
Ein ziemlich trockenes Rippenbekenntnis
Natürlich waren die vorgegarten Schälrippchen essbar. Die scharfe Salsa und die rauchig-süße BBQ-Sauce, die beide mit zupackendem Branntweinessiganteil gesegnet waren, halfen den eher schüchtern „gerubbten“ Spareribs geschmacklich auf die Sprünge und ließen sie zumindest nicht „drüsch wie en Zementtütt“ wirken. 
Eine Sparerib-Portion mit Polenta-Quader und Cole Slaw
Von den in „Charly’s Diner“ zu Solingen genossenen Prachtexemplaren aus dem Smoker waren diese trockenen Rippenbekenntnisse mehr als nur einen St. Louis Cut weit entfernt. Da herrschte weitestgehend Konsens am Tisch.
 
Ok, die Palette an schludrig zu Porzellan gebrachten Vorweggerichten mussten wir erst einmal verdauen – und zwar in doppelter Hinsicht. Selten war ich nach einer Vorspeise so nah an Whisky on the Rocks gebaut. Viel Zeit zum inneren Verarbeiten ließ man uns jedoch nicht. Die Bedienung startete nämlich zeitnah ihre Burgerinitiative.
 
Die mehrheitlich von pappigen Sesambuns umhüllten Benjamin-Buletten wurden nicht alle auf Tellern, sondern einige von ihnen in kleinen Körbchen serviert. Diese lagen zusammen mit den Fritten auf rot-weiß-karierten Papierservietten. Nur der feine Herr Brezelburger kam ganz feudal auf Porzellan daher. Die Bayern halt…
Der Bavarian Bliss Burger mit Laugengebäck
Von ihrer Optik unauffällig, von ihrer Ausstattung profan, waren das keine komplett misslungenen Frikadellen-Fehltritte, aber so richtige „Wow-Effekte“ wollten sich auch nicht einstellen.
Angus Burger mit Schmelzzwiebeln satt
Dazu waren sie einfach nicht saftig genug. Man merkte gleich, dass die Patties nicht handgemacht waren. Ihrer Konsistenz nach zu urteilen, hatten wir es hier mit industriell hergestellter Fertigware zu tun. Wer auf körnige, lockere Buletten steht, wurde angesichts ihrer Kompaktheit enttäuscht.
 
Auch hätte man die flachen Fleischpflanzerl ruhig etwas schärfer anbraten dürfen. Die Röstaromen hielten sich doch arg in Grenzen. Dafür war der Fleischgeschmack ziemlich präsent, was uns über die fehlende Saftigkeit ein wenig hinwegsehen ließ. Die Cheesy Fries, die mein Kollege gerne mit uns teilen wollte (warum nur?...), sahen aus, als kämen sie direkt von Mama Mikrowelle. 
Cheesy Fries
Wer auf trockene Fritten unter fettiger Käsehaube mit versteckter Speckstippe und scharfen Chili-Schoten steht, der hätte an der lieblos arrangierten Kartoffelentweihung sicherlich seine Freude gehabt.
 
Der Laugenburger mit Brezelgeweih sah nicht nur grotesk aus, er war auch gustatorisch eher ein bescheidenes Mittel zum Sättigungszweck, wie mir mein Tischnachbar bestätigte. 
Tja, auch optisch kein Leckerbissen!
Die Idee mit der Obazdacreme wollte nicht so recht zünden. Und die auf dem Teller verstreuten Salzbrezeln machten das Monats-Special auch nicht besser. Die Burgerkreation wirkte in der Summe weder stimmig noch richtig zu Ende gedacht. „Schad ums Geld!“ hätte der große Gerhard an dieser Stelle losge“polt“ert.
 
Mein Philly Cheese-Steak Sandwich kam (gefühlt) mit einer halben Packung Chio Chips auf die Platte.
Philly, where's my Cheese-Steak?
Links und rechts quollen Schmelzzwiebeln, Paprikastücke und Rindfleischfetzen aus dem auf der Innenseite angerösteten Ciabatta-Brot. Der Ersteindruck war trotz des scheibchenweisen Kartoffelknusper-Overkills durchaus positiv, was sich jedoch beim ersten Bissen ins käsige Steak-Sandwich geschmacklich nicht verifizieren ließ. 
Das Philly - außen hui, innen....
Die totgebrutzelten Fleischfetzen waren keines Rindviehs würdig. Die schmeckten quasi nach nichts. Außerdem fand ich sie auch von ihrer Konsistenz her nicht besonders angenehm zu essen. Bei der unterdurchschnittlichen Fleischqualität wollten dann auch die süßlichen Schmorzwiebeln und die würzige Schmelz-Cheddar-Masse im Inneren des Brötchens nicht mehr so richtig zünden. Na wenigstens war das angegrillte, warme Ciabatta-Brot angenehm fluffig und die Chips schön kross.
 
Scheinbar waren die Burger-Portionen für manche am Tisch nicht sättigend genug. Nur so kann ich mir die beiden süßen Kalorienbomben – Karottenkuchen mit Aprikose und Sahne (5,20 Euro) 
Karottenkuchen aus dem Kühlregal
sowie der „legendäre“ Schokokuchen namens „Devil‘s Food Cake“ (4,90 Euro) – 
„Devil‘s Food Cake“ - die volle Schokodröhnung!
zum Nachtisch erklären, die sich zwei Food Fellas zum Schluss noch einverleibten. Ich staunte nicht schlecht und der bloße Anblick verleitete mich zu 2cl Ouzo im Nachgang.
 
Tja, was war das mal wieder für ein geselliger Abend in bester Clubatmosphäre. Je schwächer die kulinarischen Leistungen, desto besser die Stimmung am Tisch – eine Kuriosität, die wir in dieser Runde schon einmal erlebten (im Purino in Karlsruhe, Anm.). Die Frage, ob sich für das hier verzehrte American Food die Fahrt nach Mannheim gelohnt hat, stellten wir uns gar nicht. Dafür war es ein viel zu lustiger Abend, der mit einer gehörigen Portion Lebensmittelhumor und dem ein oder anderen alkoholischen Getränk dann doch seine witzigen Seiten hatte.
 
Aber wegen dem Essen muss in diesem aus der Zeit gefallenen Diner wahrlich keiner aufschlagen. Den „besten Burger Mannheims“ wird man hier genauso wenig finden, wie ein leckeres Philly Cheese-Steak Sandwich. Auch die übrigen Speisen, die man vornehmlich aus den Tiefen der kühlen Truhe fischt, werden in jedem x-beliebigen Foodtruck in besserer Qualität angeboten.
 
Die entspannt-authentische Atmosphäre des Ladens bleibt für „Ewiggestrige“ der einzige echte Anreiz, hier aufzuschlagen. Für uns war dieser Burger-Trip nach Mannheim ein kulinarisch lehrreicher „Western von gestern“, über den nicht nur die Frikadellen-Fuzzys am Tisch noch lange herzhaft schmunzeln mussten.
 
Ein Jammer, dass ich am kurz vor den Weihnachtsferien terminierten Clubtreffen in der „Vieux Moulin“ zu Lauterbourg (Elsass) krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte. Dort war die Welt der Wörther Gaumenfreunde nämlich wieder in bester Ordnung. Aber das holte ich zusammen mit meiner Frau im Januar nach…
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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