Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 301 Bewertungen 406145x gelesen 9372x "Hilfreich" 9514x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 24.09.2023 2023-09-24| Aktualisiert am
24.09.2023
Besucht am 03.04.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 36 EUR
Anfang April war ich mit Frau und Kind in der Karlsruher City shoppen. Das Restaurant im Kaufhaus „GALERIA“ – für mich immer noch der „alte Karstadt“ – wäre sicherlich eine Option für ein Mittagessen gewesen, aber allzu lange wollten wir dann doch nicht in diesem anachronistisch wirkenden Konsumtempel verweilen. Plan B führte uns ein paar Straßen weiter an den Kirchplatz St. Stephan, wo seit März 2022 das vietnamesische Restaurant Mai Garden residiert. Außenansicht
Das auf Qualität setzende Konzept scheint gut bei den Karlsruherinnen und Karlsruhern anzukommen, denn am Europaplatz hat vor rund zwei Monaten ein Ableger des Lokals namens „Mai Garden Express“ eröffnet. Bemüht man die einschlägigen Food-Portale, so ist immer wieder von feiner Vietnam-Küche die Rede und auch der Herrenluncher vom berühmtesten Kurort im Nordschwarzwald hob hier auf GG bereits den Daumen und bescheinigte dem in den ehemaligen Räumlichkeiten des Italy-Italy untergebrachten Asialaden ein faires Preis-Genuss-Verhältnis.
Wir besuchten an jenem Montagmittag, der den Beginn der Osterferien in Rheinland-Pfalz einläutete, das Mai Garden zum ersten Mal. Ich war überrascht von der Größe des Gastraums, dem raumteilende Säulen und hölzerne Dekoelemente das Saalartige nahmen. Die stimmungsvolle Beleuchtung tat ihr Übriges, um die wertig-funktionale Einrichtung ins rechte Licht zu rücken und für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen. Der Gastraum machte einen gediegenen Eindruck
Es war wenig los an diesem Mittag und so konnten wir uns den Tisch nach Lust und Laune aussuchen. Platz hatten wir genug...
Wenn wir mit der Kleinen im Lokal sind, empfiehlt sich immer ein Platz mit Wandbank, damit sie sich etwas freier bewegen kann. Wir machten es uns direkt gegenüber der Küche gemütlich. Dabei konnten wir den Wokmeister und sein Team durch eine extra dafür eingelassene Fensterscheibe bei ihrer Arbeit beobachten. Mit Blick in die Küche
Das schafft nicht nur Transparenz bei der Zubereitung, sondern erleichtert auch das Feedback an die Küche von Seiten der Gäste.
Gerahmte Erinnerungen an das Herkunftsland der Betreiber hingen neben uns an einer in Klinkeroptik gestalteten Wand. Kunstvoll arrangierte Heimatgeschichte an der Wand
Das wirkte alles recht gediegen und mit Bedacht arrangiert. Die klaren Linien dominierten und die häufig in solchen Gastronomien anzutreffenden, folkloristischen Dekosünden suchte man – Buddha sei Dank – vergebens. Gastraum mit Mut zur klaren Linie
Wir hatten es uns auf gut gepolsterten, mit Kunstleder überzogenen Sitzgelegenheiten bequem gemacht und wurden rasch bedient. Der freundliche junge Mann vom Service wies uns auf das etwas reduzierte Mittagsangebot hin, dem wir uns bei einer Flasche Peterstaler Mineralwasser „Classic“ (0,75l für 5,90 Euro) und einer grünen Matcha-Kokos-Limetten-Limonade namens „Sapa Garden“ (5,90 Euro) in aller Ruhe widmeten. Es grünt so grün der "Sapa Garden"
Laut Speisenkarte werden im Mai Garden die Reisbandnudeln selbst gemacht. Das überzeugte auch meine Gattin, die aufgrund der guten „Ramenbedingungen“ ein vegetarisches Nudelgericht orderte. Es nannte sich „My Quang Dau Phu“, kostete 11,90 Euro und entpuppte sich als saftig-süffiger Tofu-Teller mit Gemüse, Erdnüssen und einigem mehr. Zu den gerösteten Nüssen gesellte sich noch ein Sesamchip als zusätzlicher Texturgeber. My Quang Dau Phu - mit Erdnüssen und Sesamchip
On Top befand sich ein kleines Spiegelei, dessen flüssiges Eigelb sich mit der frischen Limetten-Sojasauce gut vertrug. Zusammen mit dem Cashewöl und den frischen Kräutern ergab das einen abwechslungsreichen Nudelteller, bei dem lediglich der Tofu geschmacklich etwas dröge wirkte. Aber das war ja zu befürchten. Tofu auf Reisbandnudeln mit Spiegelei...why not?
Ich betrat mit dem etwas holprig klingenden „Pho Tron Thap Cam“ (12,90 Euro) wesentlich fleischigere Reisbandnudelpfade. Mein farbenfrohes "Pho Tron Thap Cam"
Unter dem frisch gepflückten Koriandergestrüpp hatten es sich nämlich medium gebratene Entrecôte-Streifen auf den in Curry-Sauce ertränkten „Asia-Tagliatelle“ bequem gemacht. Dem nicht genug, befanden sich auch ein paar Maishähnchenstücke und Garnelenschwänze auf dem mit Sojasprossen, Schmelzzwiebeln und Erdnüssen garnierten „Hanoier Allerlei“. Entrecôte-Streifen, Maishähnchenstücke und Garnelen auf Reisbandnudeln in Curry-Sauce
Klar, denkt man sich beim Anblick eines solchen Durcheinanders, dass vielleicht weniger mehr gewesen wäre. Aber in diesem Falle kann ich das gustatorisch nicht bestätigen, denn es schmeckte alles frisch und lecker. Die einzelnen Komponenten fügten sich zu einem fernköstlichen Ganzen zusammen. Das sättigte nicht nur angenehm, sondern fütterte auch den Gaumen mit verschiedensten Informationen. Eine der Garnelen im Detail
Die nicht besonders pikante, aber doch recht aromatische Currysauce sorgte für eine süffige Basis, während die gebrutzelten, vorher marinierten Proteingeber aus Stall und Meer (äh…Kultur) von solider Produktqualität kündeten. Für den Preis konnte man da überhaupt nicht meckern. Auch das Bauchgefühl stimmte nach unserer Spontaneinkehr im Mai Garden und so verließen wir diesen sympathischen Vietnamesen in der Karlsruher City mit großer Zufriedenheit.
Den süßen Abschluss verlegten wir kurzerhand in eine renommierte, innerstädtische Eisverkaufsstätte, wo wir uns ein paar Kugeln in der Waffel mitnahmen. Irgendwie mussten wir ja die Zeit bis zur Ankunft der S5 – unserer Straßenbahnlinie zurück nach Wörth – überbrücken. Dass dies auch unserem Töchterlein gefiel, verstand sich von selbst. Wenn das kulinarische Drumherum stimmt, kann auch eine ertragsarme Shoppingtour nach Karlsruhe für zufriedene (und eisverschmierte) Gesichter sorgen.
Anfang April war ich mit Frau und Kind in der Karlsruher City shoppen. Das Restaurant im Kaufhaus „GALERIA“ – für mich immer noch der „alte Karstadt“ – wäre sicherlich eine Option für ein Mittagessen gewesen, aber allzu lange wollten wir dann doch nicht in diesem anachronistisch wirkenden Konsumtempel verweilen. Plan B führte uns ein paar Straßen weiter an den Kirchplatz St. Stephan, wo seit März 2022 das vietnamesische Restaurant Mai Garden residiert.
Das auf Qualität setzende Konzept scheint gut bei... mehr lesen
Mai Garden
Mai Garden€-€€€Restaurant072195965378Herrenstr. 23, 76133 Karlsruhe
4.5 stars -
"Bei diesem farbenfrohen „Hanoier Allerlei“ stimmten auch die Ra(h)menbedingungen" marcO74Anfang April war ich mit Frau und Kind in der Karlsruher City shoppen. Das Restaurant im Kaufhaus „GALERIA“ – für mich immer noch der „alte Karstadt“ – wäre sicherlich eine Option für ein Mittagessen gewesen, aber allzu lange wollten wir dann doch nicht in diesem anachronistisch wirkenden Konsumtempel verweilen. Plan B führte uns ein paar Straßen weiter an den Kirchplatz St. Stephan, wo seit März 2022 das vietnamesische Restaurant Mai Garden residiert.
Das auf Qualität setzende Konzept scheint gut bei
Geschrieben am 11.09.2023 2023-09-11| Aktualisiert am
11.09.2023
Besucht am 22.03.2023Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 43 EUR
Schon wieder Mannheim. Aber diesmal in völlig anderer Mission. Der Ausfall einer Kollegin führte mich im März im Rahmen einer Schulexkursion als „Begleitperson“ in die Stadt der Erfinder. Wer das anzweifelt, sollte selbst mal ins Technoseum pilgern und auf den Spuren von Karl Drais (Draisine), Carl Benz (Automobil) und Werner von Siemens (elektr. Aufzug) wandeln.
Oder sich in einem der vielen Eiscafés ein cremig-süßes Spaghetti-Eis schmecken lassen. Ja richtig, auch jenes wurde von einem gewissen Dario Fontanella – nein, es war nicht Cosimo Alessandro Collini (!) – im Jahr 1969 in der praktischen Quadrate-Stadt erfunden. Übrigens lässt sich aktuell die Fahrt nach Monnem mit einem Besuch der Bundesgartenschau (BUGA) verbinden. In ein paar Wochen werde ich dort zusammen mit meiner 9.Klasse aufschlagen. Ich bin gespannt.
Zurück zur März-Exkursion, die uns nach der Besichtigung des Technoseums in die Mannheimer City führte. Dort gaben wir unseren Schülern Zeit, um die Stadt selbständig in Kleingruppen zu erkunden. Danach ging es mit der Bahn wieder zurück nach Wörth. Auch meine Kollegin und mich hatte nach dem Technikmuseum der Hunger gepackt. Wir einigten uns schnell auf asiatische Kost. Ein paar Google-Bewertungen später entschieden wir uns für diese gut beleumundete Nudelbar in den M4-Quadraten.
An den GG-Bericht des werten Kollegen Daueresser dachte ich da längst nicht mehr. Es war ja auch schon ein paar Jährchen her, dass er sich dort zusammen mit seiner Holden so richtig die Zunge verbrannte und beim Selbstversuch mit einem Petersilienstängel fast das Zeitige segnete. Sein stereotypengeladener Report strotzte nur so vor cineastischen Kalauern und bellendem Pennäler Humor und gilt bei Anhängern dieses Rezension-Genres nach wie vor als Benchmark des gastro-enterologisch geprägten Berichtstils.
Ich habe ihn im Zuge meiner Recherchen im Vorfeld dieser Abhandlung noch ein paar Mal gelesen und mir vor Lachen den Bauch gehalten. Die Inhaber der Yi Xiang Yuan Nudelbar wohl eher weniger. Hier also meine Erfahrung mit diesem Chinalokal, die sich – so viel sei vorweggenommen – nicht mit dem geschilderten Negativerlebnis des Daueressers deckte. Vielleicht hat man ja im Laufe der Zeit die Schärfe der Gerichte etwas reduziert oder es sind dort mittlerweile andere Köche am Start, die es einfach besser können.
Nun gut, es war früher Nachmittag, als wir vor dem äußerlich nicht besonders einladend wirkenden Anwesen aufkreuzten. Das unscheinbare äußere Erscheinungsbild
Drinnen war der große Lunchsturm anscheinend schon vorüber. Es herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre. Auf die üblichen roten Lampions, goldenen Löwen und anderen Chinoiserien wurde komplett verzichtet. Gastraumimpression 1
Stattdessen kündete der zweigeteilte Gastraum von nüchterner Urbanität. Man saß auf funktionalen, leidlich bequemen Holzbänken (ohne Rückenlehne) an nicht minder derben, nahezu dekofreien Holztischen (mit aufgelegter Glasplatte). Das wirkte alles herrlich unprätentiös, aber nicht unsympathisch. Gastraumimpression 2
Man hieß uns freundlich willkommen und reichte uns das reduziert wirkende Speiseprogramm, dass sich im Wesentlichen aus 18 Nudelgerichten, sieben Reisspeisen, ein paar Teigtaschen („Gua Bao“) und einer Handvoll Klassiker für vorweg zusammensetzte. Den Hinweis, dass hier die Nudeln aus der eigenen Herstellung stammten, erstaunte mich dann aber doch. Das hätte ich in so einem kleinen Laden gar nicht erwartet. Blick zur Theke
Gegen den Durst half eine hausgemachte Limetten-Granatapfel-Limo (5,30 Euro), die für meinen Geschmack etwas zu süß ausfiel. Gerne verdünnte mir die umsichtige Servicedame den granatroten Haustrunk mit einem Schluck Mineralwasser und dann passte das auch.
Gleich neben uns an der Wand wurde für die wahlweise mit Rind, Schwein oder Huhn gefüllten Teigtaschen namens „Gua Bao“ geworben. Bei diesem ursprünglich mit Schweinebauch zubereiteten, taiwanesischen Streetfood werden die vorher marinierten und dann gebrutzelten Fleischfetzen in einem gedämpften Brötchen – erinnerte von seiner Konsistenz her an eine Dampfnudel – serviert. Meine Kollegin und ich teilten uns eine Portion (für faire 7,90 Euro), die passenderweise aus zwei Exemplaren bestand. Zwei Gua Bao mit Hühnerfleisch vorweg
Das pfiffig marinierte Hühnerfleisch kam zusammen mit etwas Rohkost (Karottenstifte, Salat), einer schmackigen Teriyaki-Sauce und ein paar Röstzwiebeln für den Crunch ins flauschige Hefe-Bun. Asiatischer Appetitzügler im Softbrötchen Dampfnudel mal anders...
Ein saftig-leckerer Starter, der sich gut und burgerlich aus der Hand futtern ließ. Wie ihr amerikanisches Vorbild steckten die beiden Asia-Burger in einer kleinen Papiertüte. Serviert wurden sie übrigens in einem Bambuskorb wie man ihn zum Dämpfen von Dim Sum benutzt.
Nach diesen beiden famosen, viel zu schnell verputzten Appetitzüglern im Softbrötchen folgten auch bald unsere Hauptgerichte. Um die vom Daueresser damals bestellte Nudelsuppe mit Lammrippchen machte ich einen Bogen. Den aromatischen Overkill wollte ich an diesem Tag nicht riskieren, wobei das von ihm beschriebene Bouquet durchaus eine Herausforderung gewesen wäre.
Stattdessen zog ich die kulinarische „Reisleine“ und orderte einen Napf voller weißer Duftkörner – Jasmin grüßte aus dem Souterrain –, die von gegrilltem, nach alter kantonesischer BBQ-Art („Char Siu“) zubereitetem Schweinefleisch (11,60 Euro) getoppt wurden. Duftreis mit Char Siu
Vegetabilen Knack erhielt das ausgewogen arrangierte Reisgericht von Sojasprossen, Broccoli, Paprika und Pakchoi, die bissfest gewokt in der Keramik landeten. Leckere BBQ Schweinerei auf kantonesisch
Etwas Daikon-Rettich, ein paar Karottenstifte und etwas Schnittlauch rundeten diese gelungene Char-Siu-Variante stimmig ab. Die süße, leicht rauchige Würze des saftigen Schweinefleischs ließ mich bereits nach dem ersten Happen zum „Porkfelder“ mutieren. Zusammen mit dem knackigen Gemüse und der Reisgrundlage genossen, war das ein sauber in die Schale gezimmertes Mittagsmahl, das zwar gut sättigte, aber auch nicht allzu schwer im Magen lag.
Meine Kollegin hatte sich für ein Gericht aus der Nudelabteilung entschieden, was ihr zwei stattliche, mit gebratenen Garnelen und Paprika ausgestattete Spieße auf Reisnudeln (13,60 Euro) einbrachte. Die Garnelenspieße auf Reisnudeln
In der Summe waren das sechs Garnelen angemessener Sortierung, die hier zwischen verschiedenfarbigen Paprikastücken an den Holzspießen hingen. Ihr Teller wurde mit Sojasprossen, Karotten- und Gurkenstreifen sowie Zwiebeln rohköstlich veredelt. Die hausgemachte Sesamsoße holte die einzelnen Komponenten dieses Nudelgerichts schlüssig ab und sorgte für einen Extra-Schub Umami am Gaumen. Ein einfacher Nudelnapf kann manchmal pures Lunchglück bedeuten.
Auch aus ihrer Schüssel drang weder der Duft von Katzenurin, noch der eines nassen Hundes. Ich fragte dennoch beim Service mal vorsichtig nach. Und siehe da, der letzte gesottene „Hundehammel“ auf Udon-Nudeln ging vor ca. 6 Jahren an einen schärfeempfindlichen Mannheimer Cineasten, der zwar auf Tele 5 beide Teile des Klassikers „In China essen sie Hunde“ förmlich „verschlungen“ hatte, in der Yi Xiang Yuan Nudelbar aber am authentischen Anspruch des Hauses scheiterte. Sei’s drum – die Wege abseits des gewohnten „Schweinefleischsüßsauertums“ sind eben manchmal unergründlich bzw. für manche schlichtweg nicht genießbar.
Uns holte das sympathische kleine China-Restaurant dagegen ab. Meine Kollegin, mittlerweile auch meine Mittutorin, da wir uns seit diesem Schuljahr eine Klassenleitung teilen, war vom Essen regelrecht begeistert. Aber auch mir taugte dieser Mittagslunch sehr, denn er war frisch zubereitet und schmeckte nicht nach dem üblichen, geschmacksverstärkten Gluta-Mat-erial. Man sitzt zwar nicht allzu bequem, dafür waren Umgebung und Service recht „gechillt“. Und die Preise für das Gebotene absolut im Ra(h)men (sorry, der musste zum Abschluss noch raus…). Würde ich bei der nächsten Exkursion nach Mannheim glatt wieder ansteuern. Besonders für asiatisch angehauchte „Pastafari“ eine wohlgemeinte Empfehlung
Schon wieder Mannheim. Aber diesmal in völlig anderer Mission. Der Ausfall einer Kollegin führte mich im März im Rahmen einer Schulexkursion als „Begleitperson“ in die Stadt der Erfinder. Wer das anzweifelt, sollte selbst mal ins Technoseum pilgern und auf den Spuren von Karl Drais (Draisine), Carl Benz (Automobil) und Werner von Siemens (elektr. Aufzug) wandeln.
Oder sich in einem der vielen Eiscafés ein cremig-süßes Spaghetti-Eis schmecken lassen. Ja richtig, auch jenes wurde von einem gewissen Dario Fontanella – nein, es... mehr lesen
Yi Xiang Yuan Nudelbar
Yi Xiang Yuan Nudelbar€-€€€Restaurant, Schnellrestaurant062118149450M4, 5, 68161 Mannheim
4.0 stars -
"Kleiner, aber feiner Soul & Bowl-Chinese, der mit selbst gemachten Nudeln und saftigen Teigtaschen dem üblichen „Schweinefleischsüßsauertum“ trotzt" marcO74Schon wieder Mannheim. Aber diesmal in völlig anderer Mission. Der Ausfall einer Kollegin führte mich im März im Rahmen einer Schulexkursion als „Begleitperson“ in die Stadt der Erfinder. Wer das anzweifelt, sollte selbst mal ins Technoseum pilgern und auf den Spuren von Karl Drais (Draisine), Carl Benz (Automobil) und Werner von Siemens (elektr. Aufzug) wandeln.
Oder sich in einem der vielen Eiscafés ein cremig-süßes Spaghetti-Eis schmecken lassen. Ja richtig, auch jenes wurde von einem gewissen Dario Fontanella – nein, es
Geschrieben am 08.09.2023 2023-09-08| Aktualisiert am
08.09.2023
Besucht am 04.02.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 28 EUR
Trifft man sich mit dem Mannheimer Daueresser in kulinarischer Mission, so muss einem - das sagt ja bereits sein Nickname - von vornherein klar sein, dass ein solches Unterfangen mit spürbarer Sättigung einhergeht. Da ist kulinarische Standfestigkeit gefragt oder eben ein gewisses Magenvolumen.
Mit beidem war ich an diesem Samstagabend Anfang Februar gesegnet und so konnte es nach den genossenen Sushi-Preziosen bei Mr. Le mit fachmännisch gegrillter „Anatolika“ – ganz ohne lästige Nebenwirkungen – in unmittelbarer Nähe des Mannheimer Marktplatzes weitergehen.
Mit der S-Bahn ging es aus der Schwetzingerstadt zurück in die City. Mein lokaler Futterführer hatte bereits im Vorfeld von dem dort erhältlichen „Cag Kebap“ – einer Lammspieß-Spezialität aus der türkischen Provinz Erzurum – geschwärmt. Warum nicht die Gunst der späten Drehspießstunde nutzen, um in diesen recht seltenen fleischlichen Genuss zu kommen?
Außerdem: nach dem Sushi ist bekanntlich vor dem Kebap! Und genau mit dieser Attitüde liefen wir in dem gut besuchten osmanischen Grilltempel ein. Wirkte von außen wie ein ganz gewöhnliches Ocakbasi
Drinnen ging es noch richtig trubelig zu. Ein lauter, in würzigen Grilldunst gehüllter Gastraum empfing uns. Wir ergatterten einen der letzten freien Tische und nahmen in dem viel zu hell beleuchteten Inneren des geräumigen Kebap-Schuppens Platz.
Dass hier an einem Samstagabend der Papst bzw. der Imam im Kettenhemd boxt, war eigentlich klar, gilt doch der aus 100% Lammfleisch bestehende, Cag Kebap als eine horizontal über Holzkohle gegrillte Besonderheit, die es in Mannheim nur in dem nach der Stadt Oltu benannten Laden zu erstehen gibt. Somit stand unser beider Essenswunsch schon vor dem Eintritt in die hauptsächlich von türkischem Publikum frequentierte Drehgrillbastion fest. Das Herzstück des Laden: der Holzkohlegrill
Auf eine kurze Besprechung mit dem geschäftstüchtigen Mann vom Service folgte dann die Ernüchterung. Vom berühmten Cag Kebap war nichts mehr übrig. Die letzten Lammfleischfetzen waren längst vom Drehspieß gesäbelt, was scheinbar an einem Samstagabend zu späterer Stunde keine Überraschung für die osmanische Grillfraktion darstellte.
Nun gut, deswegen gleich frustriert das Weite suchen, war jedenfalls nicht unser Ding. Ein Blick in die vorbildlich laminierte, mit Fotos der Gerichte versehene Speisenkladde ließ uns am Plan B schmieden und hatte zwei Portionen Adana Kebap (für jeweils nur 10 Euro im Spätprogramm) zur Folge. Wie sang doch gleich Schlagerbarde Roland Kaiser in den späten 70ern: "Cag matt - nimm Adana vom Grill...". Oder so ähnlich jedenfalls ;-)
In Ermangelung eines alkoholischen Getränkeangebots, löschten wir mit Cola und Mineralwasser unseren Durst und harrten der Deftigkeiten, die bald geliefert werden sollten.
Kurz angegrilltes – und deshalb noch warmes – Fladenbrot machte den Anfang. Dieses Fladenbrot gefiel
Wir hatten es uns anstelle von Reis und Pommes als Beilage gewünscht. Dieses dippten wir in die auf einem kleinen Teller mitgelieferten Saucen – eine gar nicht mal so knollentief knoblierte Haydari und eine anregend scharfe Gewürzpaste namens Ezme –, die unsere aus Lamm- und Kalbhackfleisch bestehenden Spießgesellen schmackig unterstützten. Ezme und Haydari zum Dippen
Ihr wohliger Duft nach orientalisch gewürztem Grillfleisch förderte unseren Spachteldrang. Gleich neben den beiden äußerst saftig ausfallenden, nicht zu kurz geratenen Hackstäben lag die obligatorische, in jedem Döner steckende Frischekostbeilage in Form von Tomaten, Eisbergsalat, Kraut und Gurken. Der Adana Kebap mit Salat
Der vegetabile Teil des Tellers hätte mit ein wenig Dressing vielleicht sogar die Geschmacksnerven gekitzelt, so blieb er blass ging ohne echte Gaumeninformation zum Großteil wieder retour.
Das half natürlich bei der Konzentration aufs Wesentliche, den beiden türkischen Hackhelden aus der südlichen Provinz Adana. Und die waren richtig gut gelungen. Durch das Drehen der Spieße hatte das heraustretende Fett die deftigen Bosporus-Stangen außen mit einer knusprigen Schicht überzogen. So grillt man Hackfleisch!
Innendrin hatte das aromatisch gewürzte Hackfleisch genau die richtige Saftigkeit vorzuweisen, die es, zusammen mit den Dipsaucen und dem fluffigen Fladenbrot genossen, zu einem rundherum gelungenen Grillfleischerlebnis der osmanischen Art machte.
Irgendwie fühlte ich mich an den sensationellen Grillteller im Doyum Grillhaus während meiner letzten Klassenfahrt in Berlin erinnert. Genau wie für diesen Grillfahrtsort für Fleischversessene, gilt auch für das Oltu Cag Kebap in Mannheim die Erkenntnis, dass man die beste Regionalküche eben dort findet, wo die entsprechende Volksgemeinschaft selbst is(s)t.
Nach der erfolgreichen Vertilgung unserer beiden Adana-Kebaps – an dieser Stelle ein ausdrückliches Dankeschön an den GG-Kollegen Daueresser, der mich dazu einlud –, und der damit einhergehenden Premiere unseres ersten gemeinsamen Mannheimer Dinner-Duathlons, ging es mit der Straßenbahn zurück in den Waldhof, wo unser japanisch-türkischer Genussabend endete und ich mit gut gefülltem Bauch per Auto die Heimreise antrat.
Ende Juli fand dann die Fortsetzung der aus zwei Disziplinen (=Restaurantbesuchen) bestehenden Reinhauruckaktion statt. Dabei standen spanische Tapas und peruanisches Ceviche auf unserem Speiseplan. Mal schauen, vielleicht schreibe ich irgendwann sogar etwas darüber…oder der Herr Daueresser kommt mir zuvor
Trifft man sich mit dem Mannheimer Daueresser in kulinarischer Mission, so muss einem - das sagt ja bereits sein Nickname - von vornherein klar sein, dass ein solches Unterfangen mit spürbarer Sättigung einhergeht. Da ist kulinarische Standfestigkeit gefragt oder eben ein gewisses Magenvolumen.
Mit beidem war ich an diesem Samstagabend Anfang Februar gesegnet und so konnte es nach den genossenen Sushi-Preziosen bei Mr. Le mit fachmännisch gegrillter „Anatolika“ – ganz ohne lästige Nebenwirkungen – in unmittelbarer Nähe des Mannheimer Marktplatzes... mehr lesen
3.5 stars -
"Culinary Collini-Tales Pt. 2: Nach dem Sushi ist vor dem Kebap!" marcO74Trifft man sich mit dem Mannheimer Daueresser in kulinarischer Mission, so muss einem - das sagt ja bereits sein Nickname - von vornherein klar sein, dass ein solches Unterfangen mit spürbarer Sättigung einhergeht. Da ist kulinarische Standfestigkeit gefragt oder eben ein gewisses Magenvolumen.
Mit beidem war ich an diesem Samstagabend Anfang Februar gesegnet und so konnte es nach den genossenen Sushi-Preziosen bei Mr. Le mit fachmännisch gegrillter „Anatolika“ – ganz ohne lästige Nebenwirkungen – in unmittelbarer Nähe des Mannheimer Marktplatzes
Geschrieben am 02.09.2023 2023-09-02| Aktualisiert am
03.09.2023
Besucht am 04.02.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 112 EUR
…dann sitzt man als „Monnemer“ mit großer Wahrscheinlichkeit in der Sushi Bar der Familie Le in der Schwetzingerstadt, einem lebhaften, östlich an die Innenstadt angrenzenden Bezirk der sympathischen Universitätsstadt an Rhein und Neckar.
Oder man sitzt dort als Pfälzer zusammen mit einem daueressenden „Monnemer“ GG-Kollegen und freut sich wie ein Tonkatsu über die kreativ arrangierten Preziosen, die mit stoischer Gelassenheit hinter der Theke zubereitet bzw. gefinished werden.
Schenkt man den gängigen Gastroportalen Glauben, so scheint dieses Sushi-Restaurant im Mannheimer Raum nahezu konkurrenzlos zu sein. Grund genug, nach langer Zeit mal wieder in meine damalige Heimat während des Referendariats zu fahren und zusammen mit meinem alten Gaumengenossen dort aufzuschlagen.
Wir hatten uns das letzte Mal im Restaurant Hans Walter im Mannheimer Stadtteil Lindenhof bei delikater Bistroküche getroffen. Das war noch vor Corona, also vor ca. vier Jahren. Leider ist das ambitioniert geführte Lokal, das auf ehrlich gekochte, deutsch-französische Küche ohne Chi-Chi setzte, der Pandemie zum Opfer gefallen.
Gut, dass der Kollege Daueresser zeitig einen Tisch in Le’s Sushi Bar reserviert hatte, denn die Zahl der Tische in dem für Asialokale recht behaglich eingerichteten Gastraum ist nicht gerade hoch. Und bei dem guten Ruf des Ladens, sind die wenigen Plätze meistens schnell ausgebucht. Außerdem besuchten wir den Mannheimer Sushi-Primus an einem Samstagabend.
Das Wiedersehen mit dem RK-Urgestein fühlte sich nicht nach 4-jähriger Abstinenz an. Man kennt und schätzt sich und hat sich immer viel zu erzählen. Mit der Straßenbahn ging es dann in den wilden Mannheimer Osten. Ein paar Meter zu Fuß und wir standen vor dem einladend beleuchteten Sushi-Tempel in der Seckenheimer Straße.
Drinnen war nahezu alles belegt. Nach freundlicher Begrüßung durch eine junge Servicedame, wurde einer der letzten freien Tische von uns okkupiert. Angenehmes, nicht zu helles Licht erfüllte den Raum, in dem es akustisch nicht gerade gedämpft zuging. Die Tische standen recht dicht gedrängt, wodurch die Gespräche vom Nachbartisch – bei weitem nicht so interessant (und so laut) wie unser Gesabbel – ab und an bei uns landeten.
Ein paar Worte zum Background dieses im Parterre eines verklinkerten Altbaus untergebrachten Rohfischkleinods. Das stimmungsvolle äußere Erscheinungsbild gefiel uns auf Anhieb
Es existiert erst seit April 2018 an Ort und Stelle. Sushimeister Duc Du Le, der vorher die Tokyo Sushi-Bar am Hauptbahnhof betrieb, zog mit seiner Familie hier ein, um hier ein Restaurant ganz nach seinen Vorstellungen zu schaffen. Dazu gehört sicherlich der gediegene Rahmen, den der Gastraum ausstrahlt.
Aber auch die mit viel Liebe zum Detail zubereiteten Eigenkreationen, für die der erfahrene Herr Le – er ist bereits seit 25 Jahren in der Stadt der Quadrate gastronomisch tätig – nur frischeste Ware verwendet, machen diesen Familienbetrieb zu etwas ganz Besonderem. Während Le gelassen hinter der Sushi-Theke werkelt, versorgt seine Tochter Hien Thanh, die Geschäftsführerin des Lokals, mit der gleichen Gelassenheit ihre Gäste.
Mit der Speisen- und Getränkeliteratur wurden wir zeitnah versorgt. Genau wie auf der Webseite des Lokals, die das Speisenangebot auf geradezu vorbildliche Weise in Wort und Bild präsentiert, hatte man auch jedes Gericht in der Karte eigens dafür abgelichtet. Zumindest für Neulinge wie uns war das sehr hilfreich, da wir uns unter „Karaage“, „Horenso“ und „Gajaco“ nicht viel hätten vorstellen können.
Auf unserem blanken, ohne Überzug auskommenden Holztisch lagen lediglich zwei kleine Schälchen für das daneben platzierte Fläschchen Sojasauce sowie die obligatorischen Ess-Stäbchen in apartem Schwarz. Japanisch, praktisch, gut - die reduzierte Tischkultur
Man reichte uns ein lauwarmes Oshibori (Erfrischungstuch), mit dem wir uns die Hände und das Gesicht reinigten. Keine Sorge: nicht gegenseitig! Oshibori zum Amuse... ;-)
Unser Plan für den aus zwei Teilen bestehenden Mannheimer Dinier-Marathon bestand aus einer von Sushi und anderen japanischen Köstlichkeiten geprägten Eröffnung – man könnte dabei durchaus von einem leichten, asiatischen Aufgalopp sprechen – bei der Familie Le und einem Original Cag Kebab (vom Lammspieß) in einem der vielen türkischen Grillrestaurants in der Mannheimer City.
Der Herr Daueresser griff zur Regulierung seines Flüssigkeitsverlusts mal wieder zu einem Erdinger Weizen aus der Flasche (0,5l für 4,40 Euro), während ich mir – neben einer Flasche Mineralwasser (0,75l für 6,20 Euro) – ein Glas Grauburgunder (0,2l für noch akzeptable 6,50 Euro) vom Pfälzer VDP-Winzer Bernhart aus Schweigen genehmigte. Der Kollege mit dem Weizenauftakt zog dann später mit zwei Gläsern Grauburgunder nach. Jo mei, er hat halt a Durrrschd g’habt!
Zur baldigen Aufnahme fester Nahrung bestellten Mr. Collini und ich dann mal munter drauf los. Die große Auswahl an Spezialitäten aus rohem Fisch und säuerlichem Reis überforderte uns fast. Diverse Sashimiteller und kunstvoll arrangierte Kreativrollen bildeten dabei den Schwerpunkt des just in time zubereiteten Rohfischreigens. Daneben waren aber auch ein paar verlockend klingende Vorspeisen gelistet.
Gleich mal schön mit was Fettigem einsteigen, so die kulinarische Marschroute zu Beginn, die uns eine Reihe von saftigen, in Pankohülle steckenden Hühnerfetzen einbrachte. Karaage - japanische Chicken Nuggets der saftigsten Art
„Karaage“ nannten sich diese japanischen Chicken Nuggets, die vormariniert und gut gewürzt auf unserer Keramik landeten und zusammen mit dem scharfen Mayonnaise-Dip für fettig-feine Fingerfood-Momente sorgten. Wir waren genauso begeistert wie überrascht. Wie hieß dieser Hit aus den 80ern? Ach ja, Dip in Japan!
Die zweite Vorspeise nannte sich schlicht „Reis Cracker“ (16 Euro). Dahinter verbargen sich jedoch keine Asia-Chips aus der Tüte, sondern eine in Geschmack und Textur sehr abwechslungsreiche, japanische Variante eines üppig belegten „Knusperbrots“ à la „Leicht & Cross“. Nur dass hier die Unterlage aus frittierten Reisnudeln bestand. Ein üppig belegter Reis Cracker
Kleingehackter, in Miso marinierter Lachs, Avocado-Stücke, japanische Mayo (nicht zu knapp!), verschiedene Arten von Sprossen und etwas Teriyaki-Sauce als Grundierung ließen ein cremig-knuspriges „Pausenbrot“ der japanischen Art entstehen, das nicht nur texturell sehr spannend ausfiel, sondern auch dem Gaumen ordentlich Breitseite gab. Das japanische "Pausenbrot" wusste zu gefallen...
Nicht nur die hierzu verwendeten Produkte – der Lachs entpuppte sich als regelrechte Umami-Bombe –, sondern vor allem die Idee, die hinter diesem an sich einfachen Snack steckte, rechtfertigte seinen Preis allemal.
Das dritte Vorabgericht, ein hammergeiles Tataki vom Blue-Fin-Thunfisch mit Salz-Pfefferkruste, Frühlingszwiebeln, kurz angeröstetem Sesam und Ponzu-Sauce (26 Euro), war wirklich jeden Cent wert, denn es zeugte von einer tadellosen Verarbeitung eines wirklich exzellenten Produkts. Tuna Kasho
Mir läuft jetzt noch, da ich diese Zeilen schreibe, beim schieren Gedanken an dieses kurz durch die heiße Pfanne gejagte, geschmackliche Highlight des Abends das Wasser im Mund zusammen, so köstlich fielen diese halbrohen, lediglich mit etwas Salz und dem richtigen Pfeffer veredelten Stücke der weltweit größten Thunfischart aus. Tataki vom Blue-Fin-Thunfisch mit Salz-Pfefferkruste, Frühlingszwiebeln, kurz angeröstetem Sesam und Ponzu-Sauce
Ich esse Thunfisch aus den bekannten Gründen nur noch sehr selten. Aber wenn ich ihn in einer solchen Qualität serviert bekomme wie hier, stellt er für mich eine der größten Delikatessen dar, die das Meer zu bieten hat. Dass ein solches Gericht seinen Preis hat, steht außer Frage. Gönnt man sich ja schließlich auch nicht jeden Tag...
Nach diesen drei Geschmacksoffensiven vorweg, meldete sich der Sushi-Hunger, was uns zwei Rollen zu jeweils sechs Häppchen einbrachte. Ich sprach mich für die mit leicht angegrilltem Thunfisch, Schnittlauch, Frischkäse und Avocado gefüllten und mit rohem Lachs überzogenen „Hideaki“ (16 Euro) aus, während Kollege Daueresser die etwas pikanter gewürzte „Ma’s Roll“ (ebenfalls 16 Euro) ins Spiel brachte. Ma's Roll (links) / Hideaki (rechts)
Letztere war ebenfalls in rohen Lachs gewickelt, hatte jedoch frittierte Garnele und Avocado in ihrem Reismantel versteckt. Allein der kleine Klecks Wasabimayo erhob dieses von frischester Ware kündende Lachsfigurenkabinett zu einer geradezu umwerfenden Lachs-Garnelen-Kombi, wie sie nur echte Könner ihres Faches hinbekommen. Ma's Roll (vorne) / Hideaki (hinten)
Kein Noriblatt schlechter, nur mit etwas anderer Füllung, punkteten die mit Tuna-Tataki gefüllten „Hideaki“-Inside-Out-Rollen. Da verstand jemand sein Handwerk bei der Zubereitung dieser kleinen Kunstwerke aus rohem bzw. halbrohem Fisch und gesäuertem Reis. Ma's Roll (unten) / Hideaki (oben)
Wir waren wirklich geflasht von der Qualität, die man sich hier zwischen die Stäbchen klemmen konnte. Der erste Teil des Abends ging ohne zu übertreiben mit „summa cum laude“ in Richtung Küche zu Ende. Superzufrieden und leicht „angesättigt“ machten wir uns danach auf in die Mannheimer City, um den niederen karnivorischen Gelüsten in einem auf Lammspieße spezialisierten türkischen Grilltempel nachzugeben.
Wie das dann ausging, erfahrt ihr im zweiten Teil meiner Culinary Collini-Tales.
…dann sitzt man als „Monnemer“ mit großer Wahrscheinlichkeit in der Sushi Bar der Familie Le in der Schwetzingerstadt, einem lebhaften, östlich an die Innenstadt angrenzenden Bezirk der sympathischen Universitätsstadt an Rhein und Neckar.
Oder man sitzt dort als Pfälzer zusammen mit einem daueressenden „Monnemer“ GG-Kollegen und freut sich wie ein Tonkatsu über die kreativ arrangierten Preziosen, die mit stoischer Gelassenheit hinter der Theke zubereitet bzw. gefinished werden.
Schenkt man den gängigen Gastroportalen Glauben, so scheint dieses Sushi-Restaurant im Mannheimer Raum... mehr lesen
Le's Sushi Bar
Le's Sushi Bar€-€€€Restaurant, Sushibar062140041820Seckenheimer Straße 104, 68165 Mannheim
4.5 stars -
"Culinary Collini-Tales Pt. 1: Wenn Sushi essen zum Erlebnis wird…" marcO74…dann sitzt man als „Monnemer“ mit großer Wahrscheinlichkeit in der Sushi Bar der Familie Le in der Schwetzingerstadt, einem lebhaften, östlich an die Innenstadt angrenzenden Bezirk der sympathischen Universitätsstadt an Rhein und Neckar.
Oder man sitzt dort als Pfälzer zusammen mit einem daueressenden „Monnemer“ GG-Kollegen und freut sich wie ein Tonkatsu über die kreativ arrangierten Preziosen, die mit stoischer Gelassenheit hinter der Theke zubereitet bzw. gefinished werden.
Schenkt man den gängigen Gastroportalen Glauben, so scheint dieses Sushi-Restaurant im Mannheimer Raum
Geschrieben am 30.08.2023 2023-08-30| Aktualisiert am
31.08.2023
Besucht am 03.02.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 90 EUR
Anfang Dezember letzten Jahres ist der an einkehrenswerten Adressen – Robichon, Weinstube Brand und Weinbar Müller – nicht gerade unterversorgte Weinort Frankweiler um eine kulinarische Attraktion reicher geworden.
Kathrin Hoffmann (Küche) und Dominic Theobald (Service und Küche), die beiden „Vorsitzenden“ der Pfälzer Genuss Fraktion, haben ihrer alten Heimat Hainfeld den Rücken gekehrt und sind nun in die Räumlichkeiten der ehemaligen Weinstube zur Traube in der Frankenburgstraße – direkt neben dem Weingut Lidy – eingezogen.
Von außen sieht man dem schlichten Wohnhaus seine inneren Genusswerte überhaupt nicht an. Aber spätestens, wenn man es sich in dem wohnzimmerhaft wirkenden Gastraum neben dem alten Kachelofen gemütlich gemacht hat und man seinen Blick über die Schiefertafel mit den „Specials“ schweifen lässt, wird klar, dass es sich hier um ein sympathisches Refugium für aufgeschlossene Regionalkostgänger mit Hang zur französischen Bistroküche handelt. Die Empfehlungstafel
Anfang Februar stattete ich zusammen mit einer guten Bekannten „Domme“ und Kathrin einen ersten Besuch in ihrer neuen Wirkungsstätte ab. Es war ein kalter Freitagabend, der uns nach Frankweiler führte. Aber umso wärmer fiel der Empfang vom stets gut aufgelegten Schankprinzen und Spitzenkoch Dominic Theobald aus, der uns auch gleich an unseren ein paar Tage zuvor reservierten Tisch führte.
Schnell kamen wir mit dem gestandenen Wirtsmann ins Gespräch. Der dialektgefärbte Plausch gehört hier quasi zum guten Pfälzer Ton. In Hainfeld musste man an der Theke bestellen und bezahlen, hier in Frankweiler wird man vom Padron des Hauses bedient. Dieser versorgte uns auch gleich mit der Speisen- und Weinliteratur.
Bei letzterer war an diesem Abend „högschde Fraktionsdisziplin“ gefragt, lockte sie doch mit edlen Rebsäften aus der heimischen Pfalz, Italien und unserem Nachbarland Frankreich. Etliche GGs (= Große Gewächse) aus der Heimat, aber auch Trouvaillen aus den bekanntesten französischen Anbaugebieten (Burgund, Bordeaux, Loire und Rhône) lagen im wohlsortierten Flaschenweinkeller bereit. Und diese zu äußerst fair kalkulierten Preisen. Wie schade, dass ich mit dem Auto zurückfahren musste.
Beim offenen Weinangebot bediente man sich aus der direkten Nachbarschaft, was uns im Laufe des Abends einen trockenen Auxerrois, einen ebenfalls trocken ausgebauten Weißburgunder und einen St. Laurent vom Weingut Lidy – alle großzügig eingeschenkten Achtel schlugen mit jeweils 4,50 Euro zu Buche – bescherte.
Die beiden Weißen aus dem Lidy’schen Gutsweinkatalog hatten ein ausgeprägtes Fruchtaroma, eine angenehme Säure und einen moderaten Alkoholgehalt gemein. Dem körperreichen Roten aus der Burgunderfamilie fehlte es trotz kräftiger Tanninausstattung nicht an Finesse.
Neben den erwähnten drei Achteln Wein fanden noch zwei Flaschen Mineralwasser (0,75l für 4,50 Euro) als Durstlöscher Verwendung. Soweit unsere Nachfrage nach Flüssigem an diesem Abend. Wobei nicht ganz, gönnte sich doch meine Begleiterin vorweg eine Kartoffel-Meerrettich-Suppe mit Rehklößchen (8,50 Euro) aus dem kleinen, aber fein zusammengebastelten Vorwegprogramm.
Klar, hätte ich auch dieser mit wilder Einlage versehenen, pfiffig zubereiteten Pfalzterrine anheimfallen können, aber mich gelüstete es nach Meer. Das zu meinen All-Time-Favourites zählende Thunfisch Tartar „Asia-Style“ mit mariniertem Gemüse und eingelegtem Ingwer (Gari) klang da schon sehr verlockend, aber letztlich machten die gebratenen Jakobsmuscheln auf Erbsenpüree und Safranschaum (17,50 Euro) das Vorspeisenrennen.
Die Wahl der Hauptspeise war keine leichte Aufgabe, denn die auf einer Schiefertafel angekreideten Empfehlungen klangen durchweg sehr begehrenswert. Der Hahn aus dem Rieslingbad („Coq au vin“) mit Nudeln und Marktgemüse wäre durchaus eine Option gewesen.
Oder das englisch gebratene – ein anderer Gargrad wird von der Küche verständlicherweise nicht akzeptiert –, besonders bei BBQ-Fetischisten und Grillgourmets geschätzte „Metzgerstück“ (= Teres Major Muskel aus dem hinteren Teil der Rinderschulter, Anm.) mit Perigord-Trüffelbutter, Pommes und Salat?
Aber halt, in der Standardkarte war ein rosa gebratener Kalbsrücken mit der gleichen Ausstattung (26,50 Euro) gelistet. Bingo! Meine Entscheidung für eben jenen war gefallen. Zumal auch hier die in Kalbsnierenfett frittierten Pommes Frites als Beilage fungierten. Und selbst ich als „Trüffel-Muffel“ würde bei der Perigord-Trüffelbutter aus dem Hause Theobald bestimmt mit der Zunge schnalzen.
Meiner Begleiterin sagte die Pasta „Alla Putenesca“ (15,50 Euro) von der Empfehlungstafel am meisten zu. Gerade im tristen Winter kann bereits ein mit Tomaten, Thunfisch, Kapern und Chili angereicherter Nudelteller mediterrane Gefühle wecken und somit die Erinnerung an wärmere bzw. hellere Tage beflügeln. Makkaroni "alla Putanesca"
Doch zuerst betrat die in tiefem Porzellan ruhende, mit frisch geriebenen Krenfäden versehene Kartoffelsuppe unsere von weißem Leinen überzogene Verzehrbühne. Das Aroma des frischen Meerrettichs dominierte eindeutig den Inhalt des Tellers, das konnte ich bis zu mir herüber riechen. Kartoffel-Meerrettichsuppe mit Rehklößchen drin
Laut Aussage meiner Begleitung harmonierte das angenehm scharfe Wurzelgemüse mit der sämigen Erdapfeltunke ganz vortrefflich. Die beherzt gewürzten „Bambibällchen“ fielen von ihrer Konsistenz her wunderbar „luck“ aus. Von diesen kleinen „Wonnewildproppen“ hätten ruhig noch ein paar mehr im Suppenteller schwimmen dürfen. Zur Not hätte ich meiner Tischkollegin auch ganz selbstlos bei deren Verzehr geholfen.
Was nicht heißen soll, dass meine Vorspeise von mickriger Natur war. Ganz im Gegenteil: auf drei üppig bemessenen Erbsenpüreehügeln thronte jeweils eine zuvor in der Pfanne gebratene Jakobsmuschel samt Corail. Gebratene Jakobsmuscheln auf Erbsenpüree an Safransauce
Das weiße, innen noch leicht glasige Muschelfleisch war lediglich mit etwas Piment D’Espelette, dem besonders aromatischen Chili-Gewürz aus dem Südwesten Frankreichs, und Fleur de Sel bestreut.
Die drei stattlichen Türme aus leicht süßlich schmeckendem Erbsenpamps und den zart-nussigen Preziosen aus dem Meer kamen mit einem leuchtend gelben Safranspiegel sauciert aufs Porzellan. Jacob's Towers...
In der Summe ergab das ein sehr feines, von zurückhaltender Aromatik geprägtes Geschmacksbild, von dem ich mir lediglich etwas mehr „Wumms“ versprochen hätte. Vielleicht hätten eine glasig gebratene Scheibe Lardo oder ein salzig-knuspriger Coppa-Chip als Gegenpart zur dominierenden Süße gut funktioniert.
In der PGF sollte man immer mit gutem Hunger aufschlagen. Das war schon früher in Hainfeld so. Auch diesmal hatten wir es bei den Vorspeisen mit veritablen Sattmachern zu tun. Gut, dass uns da die Küche ein wenig Zeit zum Verschnaufen (und Verdauen) gab.
Aufgeschoben war jedoch nicht aufgehoben und bald durften wir uns auch die georderten Hauptspeisen schmecken lassen. Während sich meine Begleiterin an bissfesten Makkaroni mit Thunfisch-Tomaten-Sugo delektierte, durfte ich mich über einen Fleischgang von Format freuen. Der Kalbsrücken mit ordentlich Trüffel drauf
Ein gut 250 Gramm schwerer, perfekt rosa gebratener Quader vom Kalbsrücken, der von einem stattlichen Klotz hausgemachter Trüffelbutter gekrönt wurde, belegte stolz die eine Hälfte meines Tellers, während sich das aus Blumenkohl, Karotten und Schnippelbohnen rekrutierte, auf Biss gegarte Marktgemüse den restlichen Platz auf der Platte teilen musste. Kalbsrücken mit Marktgemüse und tiefgründiger Rotweinsauce
Die dazu gereichten Knusper-Pommes aus dem Kalbsnierenfett kamen separat in einem Frittierkörbchen. Ehe ich mich versah, zückte der umsichtige Padron den Trüffelhobel und übernobelte meinen Fleischteller mit frischer, schwarzer Winterware, dass es noch drei Tische weiter nach dem süßlich-würzigen Knollenpilz duftete. Ein Traum von Kalb... ...perfekt rosa gebraten
Neben dem wunderbar saftig ausfallenden Protagonisten vom Kalb, war es die mit opulenter Rotweinmenge gekochte, geradezu fantastisch schmeckende Sauce, die diesen molligen Winterteller adelte. Dass Meister Theobald sein Soßenhandwerk versteht, hat er mir schon mehrfach bei seinem formidablen Boeuf Bourgignon unter Beweis gestellt. Dieser profunde Beiguss arrangierte sich gut mit den Trüffeleien und sorgte so für die kräftigen Töne auf dem weißen Rund.
Noch ein paar Worte zu den wirklich sehr gelungenen, da unfassbar knusprigen Pommes frites. Fritten Deluxe
In Belgien werden sie ja heute noch traditionell in Rinder- oder Kalbsnierenfett frittiert. Und was im Mutterland der Kartoffelstäbchen funktioniert, kann auch in der Pfalz nicht schaden, so jedenfalls die Ansage des redseligen Servierfürsten, als ich ihn darauf ansprach.
Dass die wohlfrittierten Freudenspender aus des Pfälzers liebster Knolle – zusammen mit der kräftigen Rotweinsauce genossen – einen ganz besonderen Gaumenschmaus boten, sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Auch sei angemerkt, dass uns die beiden Gänge derart sättigten, dass an einen Nachtisch nicht mehr zu denken war. Fazit:
Auch in Frankweiler wird ein abwechslungsreiches, durchaus nicht alltägliches Programm an französisch inspirierten Bistrogerichten und regionalen Deftigkeiten geboten. Die handwerklich tadellos auf die Platte gebrachten Gerichte zeugen von Produktqualität und Frische.
Und dies zu wirklich äußerst fairen Preisen. Die Auswahl an hochwertigen Flaschenweinen ist aber das stärkste Alleinstellungsmerkmal dieser außergewöhnlichen Einkehradresse. Denn in diesem Metier kennt sich Maître Theobald nicht nur besonders gut aus, er lebt es auch.
Also, liebe Wein- und Feinschmecker, beugt euch dem kulinarischen „Fraktionszwang“ und macht euch auf ins frankophile Frankweiler! Es lohnt sich.
Anfang Dezember letzten Jahres ist der an einkehrenswerten Adressen – Robichon, Weinstube Brand und Weinbar Müller – nicht gerade unterversorgte Weinort Frankweiler um eine kulinarische Attraktion reicher geworden.
Kathrin Hoffmann (Küche) und Dominic Theobald (Service und Küche), die beiden „Vorsitzenden“ der Pfälzer Genuss Fraktion, haben ihrer alten Heimat Hainfeld den Rücken gekehrt und sind nun in die Räumlichkeiten der ehemaligen Weinstube zur Traube in der Frankenburgstraße – direkt neben dem Weingut Lidy – eingezogen.
Von außen sieht man dem schlichten... mehr lesen
4.5 stars -
"Ob Frankweiler oder Hainfeld, Hauptsache Frankreich…kommt auf dem Teller nicht zu kurz!" marcO74Anfang Dezember letzten Jahres ist der an einkehrenswerten Adressen – Robichon, Weinstube Brand und Weinbar Müller – nicht gerade unterversorgte Weinort Frankweiler um eine kulinarische Attraktion reicher geworden.
Kathrin Hoffmann (Küche) und Dominic Theobald (Service und Küche), die beiden „Vorsitzenden“ der Pfälzer Genuss Fraktion, haben ihrer alten Heimat Hainfeld den Rücken gekehrt und sind nun in die Räumlichkeiten der ehemaligen Weinstube zur Traube in der Frankenburgstraße – direkt neben dem Weingut Lidy – eingezogen.
Von außen sieht man dem schlichten
Geschrieben am 16.08.2023 2023-08-16| Aktualisiert am
16.08.2023
Besucht am 27.01.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 241 EUR
Zu meinem 46. Geburtstag, also vor rund dreieinhalb Jahren, schenkte mir meine Mutter einen Gutschein für den Ritterhof zur Rose in Burrweiler. Sie wusste, dass ich dort gerne einmal einkehren würde, denn die zuvor im legendären Gasthaus „Zur Kanne“ (Deidesheim) tätigen, neuen Betreiber des direkt an der Weinstraße gelegenen Schmuckstückes waren für mich keine Unbekannten. Und so rangierte die neue Wirkungsstätte von Karin und Florian Winter fortan ganz oben auf meiner „To-Eat-Liste“.
Die Zeit verging. Corona kam. Irgendwie geriet der in der Schublade liegende, „gute Schein“ beinahe in Vergessenheit. Immer mal wieder nahmen wir uns eine baldige Einkehr vor, aber es fehlte dann der besondere Anlass bzw. zogen wir in solchen Fällen unsere Lieblingsadresse, den Hubertushof in Ilbesheim, vor. Die in kulinarischer Hinsicht verdammt gut aufgestellte Südpfalz machte es uns mit ihren vielen einladenden Einkehradressen auch nicht gerade einfacher.
Nun war es ein äußerst trauriges Ereignis, das mich bei Durchsicht meiner Unterlagen auf eine baldige Einlösung des Coupons hinwies. Erstens wollte ich nicht, dass sein Wert verfällt und zweitens war es mir wichtig, ihn zusammen mit meiner Schwester einzulösen. Ein solches Geschwister-Dinner gab es nämlich noch nie und ich war mir sicher, dass dies ganz im Sinnen meiner verstorbenen Mutter gewesen wäre.
Ein Anruf bei Frau Winter sicherte uns nicht nur einen Tisch in der wunderschön eingerichteten Rosenstube, sondern auch die Gewissheit, dass der ziemlich genau drei Jahre alte Voucher überhaupt noch eingelöst werden könne. Und so machten wir uns an einem Freitagabend in Richtung Burrweiler auf, um der Familie Winter, die seit Oktober 2017 in den historischen Sandsteinmauern des Ritterhofs wirkt, unsere Aufwartung zu machen. Der historische Ritterhof von außen
Als ich das letzte Mal vor rund acht Jahren im Ritterhof speiste, hieß der Chefkoch noch Thomas Manthey. Dieser hatte sich ganz einer verfeinerten italienischen Küche verschrieben, die er auch heute noch in seinem „Esszimmer“ in der Neustadter Hintergasse zum Besten gibt.
Bei Küchenmeister Florian Winter, der seine Lehrzeit im Deidesheimer Hof verbrachte und später als Küchenchef im kultigen Stuttgarter Einsterner „Wielandshöhe“ bei Altmeister Vincent Klink arbeitete (und dort auch seine Frau Karin kennenlernte, Anm.), geht es dagegen deutlich regionaler zu.
Die einschlägigen Restaurantführer attestieren ihm eine unaufgeregte und äußerst schmackhafte Regionalküche auf hohem Niveau, die mit genau dem richtigen Maß an französischen Einflüssen – das Elsass ist schließlich nicht weit – auskommt. Diese Lobeshymnen befeuerten meine Vorfreude auf den Besuch und auch meine Schwester fand die Idee, es uns dort zusammen einmal so richtig gut gehen zu lassen, sehr verlockend.
Frau Winter empfing uns mit einer Freundlichkeit als wären wir seit vielen Jahren hier Stammgäste. Unser Tisch befand sich in der altehrwürdigen Rosenstube, in direkter Reichweite zur rustikalen Holztheke, neben der ein verglaster Durchgang zur Küche im Nachbargebäude führte.
Beide Gasträume – Rosenstube und Rosenzimmer – befinden sich in der Beletage des ehemaligen, Mitte des 16.Jahrhunderts errichteten Gutshauses, das seit rund 100 Jahren den Namen „Ritterhof zur Rose“ trägt und heute im Besitz der bekannten Winzerfamilie Meßmer (VDP) ist. Ihr gehört auch die zeitgemäß-moderne Vinothek in direkter Nachbarschaft. Dass hier dem Rebsaft ein besonderer Stellenwert zukommt, versteht sich von selbst. Die exzellent bestückte Weinkarte war dafür der nachlesbare Beweis.
Da saßen wir nun in der gemütlichen, von gediegener Rustikalität geprägten Gaststube und schauten uns zuerst einmal um. Freigelegte Holzbalken von anno dazumal durchzogen die in weiß gehaltene Decke. Dazu passte der gepflegte, alte Dielenboden auf dem das wertige Holzmobiliar festen Halt fand. Die von gediegener Rustikalität geprägte Rosenstube
Die Tische wurden von einem schmalen Mittelläufer durchzogen, auf eine weiße Leinenhülle wurde verzichtet. Auf Hochglanz polierte Wein- und Wassergläser, Zweifachbesteck, Brotteller und Stoffserviette bildeten den Kern der geschmackvoll eingedeckten, blanken Holztische. Blümchen und Teelicht sorgten für ein paar zusätzliche Farbtupfer. Nichts Überkandideltes, sondern alles mit durchaus ästhetischem Verweis auf die typische Pfälzer Bodenständigkeit. Die von gediegener Rustikalität geprägte Rosenstube
Wir studierten die in Form eines schicken Ringbuches präsentierte Speisenkarte. An jenem Abend konnten wir uns zwischen drei verschiedenen Menüs entscheiden. Angefangen mit dem vegetarischen Menü von Hof & Garten (als komplettes 4-Gang-Menü für 59 Euro), über das mit internationalen Akzenten versehene Menü „Zur Rose“, das in der fünfgängigen Komplettversion für 85 Euro zu haben war, bis hin zum regional inspirierten Menü „Biosphäre Pfälzerwald-Nordvogesen“ (als 4-Gang-Menü für 70 Euro) klang das alles sehr vielversprechend.
Die Entscheidung fiel uns nicht gerade leicht, aber wir gingen schließlich „all-in“ und wählten das komplette „Rosen-Menü“. Da mochten die im eigenen Fettmantel gerösteten Kalbsnierenscheiben an Kartoffel-Püree, Mini-Mangold und Trüffel-Jus von dem kleinen, aber feinen À-la-Carte-Programm noch so reizvoll klingen.
Neben der Speisenauswahl bot die Karte den Allergikern einen guten Überblick über die im Essen enthaltenen Unverträglichkeiten. Auch waren die gewissenhaft ausgewählten Lieferanten auf einer Extraseite aufgelistet. Die meisten von ihnen stammten aus der Südpfalz, dem Pfälzerwald und dem nahegelegenen Elsass. Auch der Geschichte des Ritterhofes wurde im akkurat angelegten Köchelverzeichnis der Familie Winter eine Seite gewidmet.
So weit, so informativ – weit gefehlt! Da war auch noch die Winter’sche Weinbibel, die durchforstet werden wollte. So viel lesenswerte Speisen- und Getränkeliteratur verlangte nach einem angemessenen Aperitif, der dann auch flugs von der charmanten Servicechefin Karin Winter gebracht wurde.
Mit einem trockenen Martini in Weiß für meine Schwester und einem mit Wasser und Eiswürfeln versehenen Pastis (beide 5,50 Euro) für mich, eröffneten wir diesen hauptsächlich von unserer Mutter gesponserten Genussabend. Im Laufe des Abends gesellten sich übrigens noch zwei Flaschen Mineralwasser der Marke „Bellaris“ (0,75l für 6 Euro) hinzu.
Nun stand ich vor dem Dilemma, das Auto noch nach Hause lenken zu müssen und gleichzeitig für das gewählte Menü einen adäquaten Rebsaft auszusuchen. Schön, dass im Weinkeller des Ritterhofs auch kleine Flaschen (0,375l) auf vernünftige Autofahrer warten. Der Jahreszeit und dem Hauptgang unseres Menüs entsprechend sollte es schon etwas „Rotes“ sein. Am besten etwas aus Pfälzer Landen. Da ist man beim Weingut Knipser aus Laumersheim ja stets auf der sicheren Seite. Der Rotwein des Abends
Die im Stil großer Bordeaux-Weine vinifizierte 2018er Cuvée X (42 Euro für die Drei-Achtel-Liter-Flasche) – zweifelsohne das Flaggschiff dieses renommierten VDP-Weinguts – war ein mehr als würdiger Begleiter durch diesen wundervollen Abend, der mit zwei Grüßen aus der Küche seinen Anfang nahm.
Eine appetitanregende, mit Tomaten und Käse belegte Kreuzung aus Pizza (Belag) und Flammkuchen (Boden) machte den Anfang. Amuse Nr. 1: Eine Art Pizza-Flammkuchen mit Tomaten und Käse
Von diesem schmackhaften Opener hätte ich ein ganzes Blech verdrücken können. Musste ich aber gar nicht, denn bald darauf brachte uns Fr. Winter ein aufgeschlagenes, herrlich luftiges Gänseschmalz im Weck-Glas. Amuse Nr. 2: Aufgeschlagenes Gänseschmalz im Weck-Glas
Dies erhielt seine feine Süße von karamellisierten Zwiebeln und Äpfeln. Auf das dazu gereichte Brot – Baguette und dunkles Roggenbrot – von der Edenkobener Kult-Bäckerei Becker („De‘ Becker Bäcker“) gestrichen, war das ein sehr gelungener Auftakt, der auch dem ersten Hunger gekonnt den Wind aus den Segeln nahm. Zwei Sorten Brot vom "Becker Bäcker"
Meine Schwester hielt sich beim Rotwein anfänglich noch ein wenig zurück und zog eine 2018er Gewürztraminer Spätlese (0,1l für 6,50 Euro) vom Haus- und Hofweingut Meßmer vor. Der Gewürztraminer von Meßmer
Zum ersten Gang – einer Pastete von der Donnersberger Gans mit Foie-Gras-Törtchen, Latwerge, schwarzen Nüssen und eingemachter Quitte – passte dieser Bukettwein natürlich ganz hervorragend. Der Pastetengang im Überblick
Mit dieser wirklich überragenden Menü-Eröffnung setzte Küchenmeister Florian Winter das erste kulinarische Ausrufezeichen des Abends. Im Zentrum des Geschehens lag eine stattliche Tranche einer handwerklich tadellos in die Terrine gebrachte Gänse-Pastete. Pastete von der Donnersberger Gans mit Foie-Gras-Törtchen, Latwerge, schwarzen Nüssen und eingemachter Quitte
Das verwendete Fleisch stammte vom Hof Ritzmann aus Winnweiler, dem Vorzeigebetrieb aus dem Donnersbergkreis, der sein Qualitätsgeflügel in der eigenen Hofmetzgerei – also ohne vorherigen Tiertransport – schlachtet.
Besonders die feine Madeira-Note der teilweise durch den Wolf gedrehten Fleischfüllung der klassisch-französischen „Pâté en croute“, brannte sich in mein kulinarisches Gedächtnis ein. Aber auch die diversen Nebendarsteller steuerten ihre gustatorischen Beiträge zum Gelingen dieses echten „Winter“-Tellers bei. Pastete von der Donnersberger Gans mit Foie-Gras-Törtchen, Latwerge, schwarzen Nüssen und eingemachter Quitte
Da harmonierte beispielsweise die Süße der hausgemachten Zwetschgenlatwerge mit dem aus cremigem Gänseleberparfait und karamellisierten Apfelscheiben hergestellten, sowie mit Gewürztraminer-Portwein-Gelee überzogenen Foie-Gras-Törtchen ganz hervorragend. Auch die Nebendarsteller präsentierten sich auf Top-Niveau
Auch der mit feinsäuerlichem Essig-Öl-Dressing angemachte Feldsalat und die süß-säuerlichen Quittenschnitze ergänzten sich prima. Die mindestens zwei Jahre im Einmachglas gelagerten „Schwarzen Nüsse“ – auch gerne als „Pfälzer Trüffel“ oder „Johannisnüsse“ (sie werden traditionell am Johannistag unreif geerntet, Anm.) bezeichnet – erweiterten das ohnehin schon breite Aromenspektrum des Geflügeltellers um eine erdig-nussige Note, deren subtile Süße vom pechschwarzen Einmachsirup herrührte.
Da hatte der Küchenchef ein wohl durchdachtes, sehr fein aufeinander abgestimmtes Arrangement aufs Porzellan gebracht, bei dem lediglich die Portionsgröße der Pastete aus meiner Sicht etwas zu stattlich ausfiel. Aber wir sind ja in der Pfalz, da darf man dem guten (Menü-)Esser auch mal mengenmäßig etwas mehr zutrauen.
Auch lobenswert fand ich die angenehmen Pausen zwischen den Gängen, deren optimales Timing auf ein sehr gut eingespieltes Team in Küche und Service schließen ließ. Mittlerweile hatte die rote Knipser-Cuvée genug Luft geschnappt und entfaltete ihr von perfekt eingebundenem Holz und reifen Tanninen geprägtes „Bordeaux-Aroma“.
Trotz der klimatischen Verhältnisse im Sommer 2018 und den damit verbundenen 107 Grad Oechsle, welche die hochreifen Trauben der Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot in die Bütte brachten, war da keine Spur von flüssiger Marmelade, sondern ein von dunkler Frucht und kühler Frische kündender Bilderbuchrotwein aus Pfälzer Landen.
Es folgte der zweite Gang unseres Menüs, eine mit leichtem Asiatouch versehene Kürbissuppe, die Florian Winter mit einer selbstkreierten „Fünf-Gewürz-Mischung“ veredelt hatte. Ihre leichte Schärfe im Nachgang ließ auf die Verwendung von Chili schließen. Nase und Gaumen waren sich einig: auch etwas Kreuzkümmel war hier mit von der Partie. Die mit fünf Gewürzen angereichterte Kürbissuppe (inkl. der Kürbiskerndampfnudel)
An ihrer Oberfläche sorgte etwas Kürbiskernöl für einen hübschen Farbkontrast und bildete zusammen mit ein paar angerösteten Kürbiskernen ein abstraktes Muster. Neben dieser hervorragend abgeschmeckten, in sich stimmigen Winterterrine lag eine herrlich mürbe Mini-Dampfnudel. Für den leichten Crisp zeichneten sich gehackte Kürbiskerne im Inneren der putzigen Hefekugel verantwortlich. Auch was die Portionsgröße betraf war dieser mit viel Liebe zum Detail arrangierte Suppengang perfekt geraten. Eine bessere Überleitung zum Fischgang hätten wir uns gar nicht wünschen können.
Mit dem in Tandoori-Joghurt gedünsteten Filet vom Köhlerfisch hing wieder ein Hauch von Asien über dem dritten Gang des Menüs. In Tandoori-Joghurt gedünstetes Filet vom Köhlerfisch auf Erbsenpüree
Ein nicht allzu großes Stück eines optimal gegarten Vertreters aus der Familie der Dorsche, der heutzutage im Handel und der Gastronomie fast ausschließlich unter dem Namen „Seelachs“ firmiert, hatte es sich auf einem Hügel Erbsenpüree gemütlich gemacht.
Eine Handvoll noch leicht knackiger Zuckerschoten und eine fein austarierte Beurre blanc komplettierten diesen mit zurückhaltender Exotik gespickten Fischteller, bei dem sich die milde Säure der aufgeschäumten Buttersauce mit den aromatischen Resten der Tandoori-Joghurt-Marinade ins beste Benehmen setzte und so für den besonderen Kick am Gaumen sorgte. Und das cremig-buttrige Erbsenpüree tat das, was es am besten konnte: es hielt sich dezent zurück und zerging uns auf der Zunge.
Dann durfte ich getrost wieder zum Rotweinglas greifen, denn der Fleischgang war in Sicht. Dem Zweierlei vom Insheimer Rind (das südpfälzische Dorf Insheim ist der Nachbarort von Herxheim, Anm.) hatte man glaciertes Wintergemüse (u.a. Rosenkohl und Kohlrabi), einen kleinen Würfel Kartoffelgratin und einen aufgespritzten Klecks Kartoffel-Selleriepüree an die Seite gestellt. Zweierlei vom Insheimer Rind mit glaciertem Wintergemüse und Kartoffelgratin im Überblick
Über und neben den sanft geschmorten bzw. rosa gebratenen Stücken vom Rinderbug und -rücken glänzte eine tiefgründige dunkle Jus, die als technisch makellose Verneigung vor der klassischen Kochkunst ihren Mitstreitern auf dem Teller fast die Schau stahl. Zusammen mit den beiden Beilagen vom Erdapfel und der Sellerie genossen, geriet dieser formidable Beiguss schlichtweg zum Traum eines jeden Saucenliebhabers. Zweierlei vom Insheimer Rind mit glaciertem Wintergemüse und Kartoffelgratin
Ein wunderbar harmonisch ausbalanciertes Gericht, bei dem sich jeder Bestandteil wie selbstverständlich zu einem molligen Gesamtkonstrukt zusammenfügte und einen in handwerklicher und qualitativer Hinsicht nahezu perfekten Fleischteller für kalte Tage abgab. Selbst ich als Rosenkohlvermeider ließ keines der halbierten Köhlchen zurück – und das soll was heißen.
Beim fünften und letzten Gang des Abends durfte man zwischen einer Auswahl von Rohmilchkäse mit Früchtesenf und einer Crème brûlée von Papua-Neuguinea-Vanille und Orange mit Erdbeersorbet und Punschfrüchten wählen. Meine Schwester entschied sich für einen süßen Abschluss, während ich mir lieber die gereiften Molkereierzeugnisse schmecken lassen wollte.
Besonders die gebrannte, mit einer karamellisierten Zuckerschicht überzogene Creme begeisterte mein Schwesterherz. Dessert mit der Crème Brûlée von Vanille & Orange im Vordergrund
Aber auch die aufgepunschten Früchte wussten ihr zu gefallen. Dessert mit Sorbet und Punschfrüchten im Vordergrund
Ich machte mich derweil an dem nicht gerade knauserig bestückten Käseteller zu schaffen. Zum Einstieg wählte ich den perfekt gereiften, kurz vorm „Weglaufen“ befindlichen Camembert aus der Normandie – mein persönliches Highlight dieses Rohmilchquartetts. So sieht perfekt gereifter Camembert aus!
Ebenfalls aus der Normandie stammte der kräftige Rotschmierkäse namens Livarot. Er stand seinem bekannteren Weichkäsevetter geschmacklich in nichts nach. Dann probierte ich den aus dem Tal der Loire stammenden, vom Geschmack her eher mild-nussig ausfallenden Selles-sur-Cher, einen Ziegenweichkäse mit dunkler Ascherinde. Deutlich mehr Würze hatte da der einzige Hartkäse, ein kräftiger Thurgauer Alpkäse, zu bieten. Die aus vier Rohmilchkäsen bestehende Käseauswahl
In Kombination mit dem süßlich-pikanten Früchtesenf bildete die wohlaffinierte Käseauswahl den optimalen Schlusspunkt eines ausgezeichneten Menüs, von dem wir jeden Gang sehr genossen haben. Es war genau die richtige Wahl für diesen langen „Familienabend“, an dem wir nicht nur viel Gutes zu essen, sondern auch viel Persönliches zu erzählen hatten.
Gut gesättigt und hochzufrieden traten meine Schwester und ich wenig später die Heimreise an. Wir bedankten uns bei Frau Winter für den aufmerksamen Service und die warmherzige, genussfreudige Atmosphäre. Auch gedachten bzw. dankten wir mehrfach meiner verstorbenen Mutter, die uns quasi zu dieser gelungenen Fein- und Weinschmeckerreise nach Burrweiler eingeladen hatte. Ritterhof by night
Nach diesem nicht nur kulinarisch denkwürdigen Winterabend werden wir hier sicherlich noch öfter – gerne auch im familiären Rahmen – aufschlagen. So weit liegt der Ritterhof nun auch nicht von Wörth entfernt.
Zu meinem 46. Geburtstag, also vor rund dreieinhalb Jahren, schenkte mir meine Mutter einen Gutschein für den Ritterhof zur Rose in Burrweiler. Sie wusste, dass ich dort gerne einmal einkehren würde, denn die zuvor im legendären Gasthaus „Zur Kanne“ (Deidesheim) tätigen, neuen Betreiber des direkt an der Weinstraße gelegenen Schmuckstückes waren für mich keine Unbekannten. Und so rangierte die neue Wirkungsstätte von Karin und Florian Winter fortan ganz oben auf meiner „To-Eat-Liste“.
Die Zeit verging. Corona kam. Irgendwie geriet der in... mehr lesen
Ritterhof zur Rose
Ritterhof zur Rose€-€€€Restaurant, Bar, Weinstube06345407328Weinstraße 6A, 76835 Burrweiler
5.0 stars -
"Ein nicht nur kulinarisch denkwürdiger Winterabend" marcO74Zu meinem 46. Geburtstag, also vor rund dreieinhalb Jahren, schenkte mir meine Mutter einen Gutschein für den Ritterhof zur Rose in Burrweiler. Sie wusste, dass ich dort gerne einmal einkehren würde, denn die zuvor im legendären Gasthaus „Zur Kanne“ (Deidesheim) tätigen, neuen Betreiber des direkt an der Weinstraße gelegenen Schmuckstückes waren für mich keine Unbekannten. Und so rangierte die neue Wirkungsstätte von Karin und Florian Winter fortan ganz oben auf meiner „To-Eat-Liste“.
Die Zeit verging. Corona kam. Irgendwie geriet der in
Besucht am 02.02.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 127 EUR
Es gibt Abende, die bleiben trotz unterirdischen Serviceleistungen und miserablem Preis-Genuss-Verhältnis in lustigster – jedoch nicht in bester! – Erinnerung. So geschehen Anfang Februar dieses Jahres, als sich die vier Food Fellas vom Wörther Schlemmerclub in die Niederungen der Karlsruher Systemgastronomie begaben.
Bis heute wissen drei von ihnen nicht, was damals den Vierten dazu bewogen haben könnte, in diesem mit dem Slogan „Pure Lebenslust“ werbenden Pizza- und Pastakombinat am Mühlburger Tor aufzuschlagen. Hmm...wir waren gespannt!
Dass wir an jenem Abend dennoch einen Riesenspaß im wilden Karlsruher Westen hatten, lag ausschließlich an unserer mit viel Galgenhumor ausgestatteten Futtertruppe.
Und so wurde es trotz kaum vorhandenem Service und überteuerten Speisen von recht bescheidener Qualität ein entspanntes „Happening“, das uns auch vom bedenklichen Zustand der Herrentoiletten nicht genommen werden konnte. Ein klassisches Beispiel dafür, dass man in der richtigen Gesellschaft auch über eklatante gastronomische Defizite hinweglächeln kann. Komplett verschweigen möchte man sie allerdings nicht.
Es war ein Donnerstagabend, der uns in die Räumlichkeiten des ehemaligen „UV“, einer kultigen Rock-Diskothek namens „Unverschämt“, die hier bis Juni 2012 ansässig war, führte. Das Purino existiert seit 2019 an Ort und Stelle. Es ist nach dem Purino im Otto-Dullenkopf-Park in der Karlsruher Oststadt die zweite Filiale dieser auf italienische Küche spezialisierten Restaurantkette in der badischen Fächerstadt. Außenansicht (by night)
Deutschlandweit zählt das Franchisekonzept der Vipur GmbH ein knappes Dutzend Restaurants. Alle erschaffen, um „Gerichte gemeinsam mit seinen Liebsten an einem großen Tisch zu teilen“ – so jedenfalls die dick aufgetragene Backgroundstory des Ladens. Die Frage stellt sich, ob man für einen Familientisch als Lieblingsort mit Gerichten von Mamma drauf extra ins Lokal gehen muss?
Soweit das mit viel Selbstgemachtem und italienischen Originalprodukten werbende Gastro-Märchen nach „Purino-Art“, das am liebsten jedes banale Pizza- oder Pastagericht zu einem „unvergesslichen Moment“ erheben möchte. Gleich vorweg: diese Bürde wog an unserem Besuchsabend dann doch deutlich zu schwer und wurde nicht mal ansatzweise erreicht.
Aber der Reihe nach. Der Kollege hatte uns einen Tisch für vier Personen reserviert, was an diesem Abend aufgrund der geringen Auslastung gar nicht nötig gewesen wäre. Die hohen, unverputzten Decken und Wände, die blanken Betonpfeiler, die stylishen Retro-Hängelampen und die eingezogenen Gerüstbauteile ließen das stimmungsvoll ausgeleuchtete Innere des Purino in zeitgemäßer Industrieoptik erscheinen. Fabrik-Charme mit Stil
Ein gewisser Wow-Effekt beim Eintritt in den wertig wirkenden Speisesaal machte sich bei uns breit. Der Gastraum im wertigen Industrial-Look
Wir warteten nicht an dem dafür vorgesehenen Tresen, um „geseated“ zu werden, sondern wussten gleich, wo es lang geht. Die technische Ausstattung am Empfang beeindruckte...
Bereits durch die hohen Glasscheiben hatten wir den frühesten Vogel unseres Völlerei-Vereins gesichtet und steuerten diesen nach einem freundlichen Willkommensgruß des diensthabenden Empfangskellners auch gleich an.
Zur aufklappbaren Karte mit dem reichhaltigen Standardrepertoire – der wortgewaltige Winnender würde von einem „typischen Sammelsurium, welches man in den Pizzerien landauf landab ebenso findet“ (Zitat AndiHa aus „Kleiner Italiener“ vom 12.08.2023) sprechen – warb eine einlaminierte, doppelseitige Spezialkarte mit Neuem aus der „Kreativ-Küche“.
Hier traf eine bescheidene Antipasti-Auswahl auf „frische, hausgemachte Pasta“ (war ja klar…) und natürlich kamen die beiden darauf empfohlenen Pizzen aus dem Steinofen (war auch klar…). Ich war drauf und dran, mir das relativ ambitioniert klingende Fischgericht – gebratener Lachs mit Fregola Sarda – zu bestellen, aber die darin enthaltenen, getrockneten Tomaten hielten mich davon ab. Vielleicht ein Fehler…
Wir hatten Durst und wollten den Abend gerne flüssig eröffnen, aber der freundliche junge Mann vom Service war nirgends mehr zu sehen oder tauchte nur in großer Entfernung von uns sporadisch auf. Wir kamen uns etwas verlassen vor, hatten aber genug Gesprächsstoff, um die einsetzende Dürre an Gaumen und Kehle zu überbrücken. Generell hatten es die spärlich vertretenen Servicekräfte – wobei die Nachsilbe „Kraft“ in keiner Weise der kellnernden Realität entsprach – nicht besonders eilig.
In der (trägen) Tat hatten wir es hier mit lustlosen Aushilfen zu tun, die sich schließlich doch noch erbarmen sollten, uns eine Reihe von Getränken, darunter ein Aperol Sprizz für stolze 7,90 Euro, ein alkoholfreier Cocktail für nicht viel weniger sowie eine Flasche San Pellegrino (0,75l für 6,50 Euro) und ein Brauhaus Helles von Erdinger (0,5l für 5,50 Euro), zu servieren.
Unsere Essenswünsche durften wir nach mehr als ausgiebiger Einlesezeit in die uns gereichte Speisenliteratur dann auch an den jungen Mann bringen. Für mich sollte es die Crema di Pomodoro (6,20 Euro), also die Tomatencrèmesuppe, vorweg sein. Der Kollege zu meiner Linken entschied sich für ein belegtes Brot aus dem Bruschetta-Baukasten-System, welches mit urbanen 7,50 Euro zu Buche schlugen.
Sein mit Thunfischcreme bestrichenes und von leidlich frischem Rucola getopptes Steinofenbrot wirkte auf mich wie eine schludrig geschmierte Kalbsleberwurststulle und schmeckte angeblich auch so furztrocken wie sie aussah. Thunfischcrème-Stulle alias Bruschetta-Tonnato
Etwas geschmeidiger am Gaumen, aber nicht weniger lieblos auf die Keramik gezimmert, war das mit hausgemachtem (was auch sonst…) Knoblauchöl und Oregano veredelte „Pane all aglio“ (4,90 Euro), das ein anderer Tischgenosse zu seiner Vorspeise auserkoren hatte. Na wenigstens kündeten die gerösteten Weißbrotscheiben von seriösem Backhandwerk. Das Knoblauchbrot
Allein der Anblick meiner angeblich hausgemachten, aus sonnengereiften Tomaten zubereiteten Nachtschattenterrine brachte Ernüchterung. Meine noch nicht umgerührte Tomatensuppe
Für die cremige Textur sollte ein kurz vorm Servieren hinzugefügter Schlags von bereits leicht angedickter Sahne (Leute, ist das euer Frischeverständnis?...) sorgen. Dieser hinterließ beim Umrühren kleine weiße Bröckchen, die dem äußeren Erscheinungsbild meiner geschmacks- und säurearmen Tomatentunke etwas Unappetitliches verliehen. Heiligs Sahnebröckle!
Hätte mir jemand passierte Tomaten aus dem Tetrapack erwärmt, leidlich gewürzt, mit ein paar Spritzer Olivenöl besprenkelt und dann mit Sahne nahe am MHD ver“feinert“, wäre wohl das gleiche traurige Suppenerlebnis zustande gekommen. Ein Jammer in Rot mit weißen Klümpchen.
Nachdem wir mit unseren paar Vorweggerichten fertig waren und die Bedienung die Teller abräumte, wurde ganz beiläufig erwähnt, dass die vom Kollegen bestellten, mit Pancetta, Lauch und Pastinake gefüllten Ravioli an Mascarpone-Pilzsauce und Wintertrüffel gerade aus wären. Na Gott sei Dank teilte man ihm dies nicht erst beim Servieren der Hauptgerichte mit.
Danach wurde meine – zugegeben etwas ketzerische – Frage, ob es denn der erste Abend für unsere männliche Bedienung im Hause Purino sei, von eben jener überraschenderweise verneint. Aber auch dieser kurze Dialog, den ich nicht komplett im Wortlaut – also im manowarischen Stil – wiedergeben kann, passte irgendwie zur systemgastronomischen Servicewüste, die wir an jenem Februarabend zu durchschreiten hatten. Es kommt selten, ja eigentlich nie vor, dass ich der Bedienung kein Trinkgeld zukommen lasse – und lieber gebe ich mehr als zu wenig –, aber hier wurde ich förmlich dazu genötigt, keinen Cent extra abzudrücken.
Mein Kollege musste sich dann schnell umentscheiden und wählte notgedrungen die Pizza „Parlare“ – „Palaver“ hätte der Situation eher entsprochen – mit frischen Champignons und Metzgerschinken von der Schweinenuss (13,90 Euro) aus dem Standardprogramm. Ich hatte mir die mit Thunfisch und Shrimps belegte Pizza „Gamberetti“ (14,90 Euro) ausgesucht. Mit der kleinen Bitte, man möge doch die darauf befindlichen Kalamata-Oliven durch scharfe Peperoni ersetzen.
Mein Gegenüber ließ sich derweil seinen Insalata „Grande“ (12,90 Euro), einen gemischten, mit allerlei Rohköstlichkeiten (Paprika, Gurke, Kirschtomaten, Radieschen, Karotten) durchmengten, gemischten Salat, den er sich zusätzlich mit ein paar Rindersteakstreifen (+4,90 Euro) verzierten ließ, schmecken. Er lobte sowohl das Hausdressing auf Essig-Öl-Basis als auch die anständige Fleischqualität der medium gebratenen Streifen von der Rinderhüfte. Insalata "Grande" mit gebratenen Rinderstreifen
Auch der Carbonara-Kumpan am Tisch konnte mit seinen Taglierini „nach Köhlerart“ (13,90 Euro) durchaus etwas anfangen. Zwar hatte man es beim Garnieren mit Glattpetersilie etwas übertrieben, aber die aus gebratenem Pancetta, Pecorino, Eigelb und schwarzem Pfeffer erschaffene Soße kam löblicherweise ohne Sahne aus und schmeckte laut ihrem Verspachtler auch ganz ordentlich. Taglierini alla Carbonara
Der gleichmäßige Rand meiner Meeres-Pizza ließ auf die Verwendung eines Bleches beim Backen schließen. Auch kam der Teigfladen gut durchgebacken aus dem Ofen. Am Belag gab es wenig auszusetzen, lediglich der dünne Boden fiel texturell eher langweilig aus. Ihm fehlte es eindeutig an Elastizität. Die primär aus Shrimps und Thunfisch bestehende, um ein paar rote Scharfmacher erweiterte Auflage konnte durchaus was. Pizza "Gamberetti" mit Thunfisch, Shrimps und Peperoni (statt Oliven)
Dagegen blieb die Tomatengrundierung geschmacklich recht blass. Da riss es dann auch die wohlgratinierte Fior-di-Latte-Schicht nicht mehr so richtig raus. „Gefällig“ als Gesamteindruck kommt wohl am besten hin. Bedenkt man allerdings den Preis von fast 15 Euro für diesen Rundling, so muss die Frage nach einem guten PLV leider verneint werden. Da bekomme ich bei meinen Stammitalienern in der Pfalz – die Community kennt sie ja mittlerweile – deutlich mehr und das zu günstigerem Preis geboten.
Ähnliches Bild bei meinem Pizza-Buddy, der sich seine „Speciale“ ohne Salami (= „Parlare“) schmecken ließ. Statt Pizzapalaver gab's Pizza "Parlare" (mit Kochschinken und Champignons)
Ordentlich, aber nichts Besonderes und schon gar kein Grund, dafür extra den Weg über den Rhein in badische Gefilde anzutreten. Weit entfernt von „beschder Pizza“, aber auch kein komplett durchgebackener Reinfall, so das knappe Urteil des auf saftige Neustadter Old-School-Ware (à la Michele) spezialisierten Pizzakrobaten aus Böbingen.
Mir (und einem weiteren Hopfenheld aus unserer Runde) war mittlerweile nach einer weiteren Halben aus dem Erdinger Brauhaus zumute. Manchmal hilft nur noch Bier aus großen Gläsern!
Eine richtige Entscheidung, denn erstens würden wir den Weg zurück nach Wörth mit der Straßenbahn zurücklegen und zweitens war die Bierlaune der guten Stimmung am Tisch äußerst zuträglich.
Mr. Alkoholfrei, der sich zuvor noch an einem spritfreien Cocktail namens „Virgin Ginger Mojito“ (6,90 Euro) delektiert hatte, Der alkoholfreie Virgin Ginger Mojito
kam dann recht konsterniert aus der Herrentoilette. Hätte er vor dem Essen die von schwarzem Schimmel befallene, wohl lange nicht mehr gereinigte Rinne des Handwaschbeckens gesehen, wäre ihm die Bestellung deutlich schwerer gefallen. Leute, Leute...sowas geht gar nicht!!
Aber die gleichen desaströsen Zustände wie in der Toilette mussten ja nicht in der Küche herrschen. Hofften wir zumindest.
Ach ja, das Purino…es war definitiv eine Erfahrung wert, wenn auch keine, die sich besonders lange ins Gaumengedächtnis brannte. Da war die Halbwertszeit der Bilder von der Herrentoilette um einiges höher. Aber selbst darüber hätten wir bei einem zufriedenstellenden Service und etwas schmackhafteren Speisen locker hinweggesehen.
So bleibt der Gesamteindruck, trotz der guten Stimmung am Tisch, ein eher verhaltener, um es einmal ganz diplomatisch auszudrücken. Ich schätze, dass unser Schlemmerclub in den nächsten Jahren keine Lokale mit Systemgastronomie mehr aufsuchen wird. Dafür sind solche Clubabende im wahrsten Sinne des Wortes zu „kost“bar.
Es gibt Abende, die bleiben trotz unterirdischen Serviceleistungen und miserablem Preis-Genuss-Verhältnis in lustigster – jedoch nicht in bester! – Erinnerung. So geschehen Anfang Februar dieses Jahres, als sich die vier Food Fellas vom Wörther Schlemmerclub in die Niederungen der Karlsruher Systemgastronomie begaben.
Bis heute wissen drei von ihnen nicht, was damals den Vierten dazu bewogen haben könnte, in diesem mit dem Slogan „Pure Lebenslust“ werbenden Pizza- und Pastakombinat am Mühlburger Tor aufzuschlagen.
Dass wir an jenem Abend dennoch einen Riesenspaß im... mehr lesen
2.5 stars -
"PLV-Alarm in der kulinarischen Tempo-30-Zone einer serviceschwachen System-Gastro!" marcO74Es gibt Abende, die bleiben trotz unterirdischen Serviceleistungen und miserablem Preis-Genuss-Verhältnis in lustigster – jedoch nicht in bester! – Erinnerung. So geschehen Anfang Februar dieses Jahres, als sich die vier Food Fellas vom Wörther Schlemmerclub in die Niederungen der Karlsruher Systemgastronomie begaben.
Bis heute wissen drei von ihnen nicht, was damals den Vierten dazu bewogen haben könnte, in diesem mit dem Slogan „Pure Lebenslust“ werbenden Pizza- und Pastakombinat am Mühlburger Tor aufzuschlagen.
Dass wir an jenem Abend dennoch einen Riesenspaß im
Geschrieben am 12.08.2023 2023-08-12| Aktualisiert am
12.08.2023
Besucht am 28.01.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 73 EUR
„Von Zeit zu Zeit bericht‘ ich über meine „Lieblingsstubb“ sehr gern und hüte mich, sie zu vergessen. Es ist gar hübsch mit einem guten Freund, hier auch mal thailändisch zu essen.“ (frei nach einem berühmten deutschen Dichter, der auch die Kulinarik schätzte).
So geschehen Ende Januar dieses Jahres. Meine beiden Damen weilten zu eben jener Zeit in Bremen und ich hatte mich mit einem Herxheimer Genusskumpan bei der Familie Wendel zum Thai-Abend angemeldet.
Bei meinem letzten Besuch im August vergangenen Jahres saß ich an einem lauen Sommerabend mit Solinger Pfalztouristen auf der Terrasse und ließ mir in familiärer Runde Rumpsteak und Risotto schmecken. Ach, wie gerne erinnere ich mich daran…
Nun ging es zur Abwechslung mal wieder asiatisch zu, denn ein paar Mal im Jahr lebt Küchenchef Marc Wendel seine Affinität zu thailändischem Essen aus und serviert seinen Gästen eine kleine, aber feine Auswahl an Klassikern aus Fernost.
Bei diesem Blick über den kulinarischen Tellerrand gibt sich der sympathische Chefkoch natürlich genauso viel Mühe wie bei seiner auf Produktqualität, Frische und Saisonalität basierenden, um keinen mediterranen Akzent verlegenen Regionalküche, die in diesem schmucken Landrestaurant das ganze Jahr über genossen werden kann.
Wie immer fiel die Begrüßung durch die Hausherrin und Mutter des Herdmeisters, Manuela Wendel, sehr herzlich aus. Man hat sich immer viel mehr zu erzählen, als es die kurzen Smalltalks am Tisch erlauben. Das wird dann meistens bei der etwas länger dauernden Verabschiedung nachgeholt. Ja, sie sind mir mit den Jahren einfach ans Herz gewachsen, diese Wendels.
Die Standardkarte pausierte an diesem Abend. An ihre Stelle trat eine aus vier Vorspeisen und fünf Hauptgerichten bestehende Auswahl an Leckereien aus der Thaiküche. Wir eröffneten ganz unspektakulär mit ein paar Frühlingsrollen (6,50 Euro), die wir uns als knuspriges Fingerfood gemeinsam schmecken lassen wollten.
Außerdem orderten wir zweimal die rote Thai-Currysuppe mit gebratener Garnele (8 Euro) als „echte“ Vorspeisen. Auch beim Hauptgang herrschte Einigkeit am Tisch. Wir beide hatten Appetit auf die Pad Thai Nudeln mit Schweinefleisch, Garnelen und Chili (17,90 Euro), wohlwissend, dass hier nicht bei der Fleisch- und Crevetteneinlage gespart werden würde.
Unserem Durst wurde zeitnah mit zwei frisch gezapften Bellheimer Lord-Pils (0,5l für 4,50 Euro) entsprochen – man saß ja schließlich in einer „Hopfestubb“. Durst - ein Fremdwort in der Hopfestubb
Zu den knusprig frittierten Frühlingsröllchen wurde eine süße Chilisauce zum Stippen gereicht. Ein paar Frühlingsröllchen vorweg gehen immer
Die süßlich-scharfe Asiatunke ergänzte die gerollten und mit Gemüse gefüllten Knusperfinger adäquat. Knuspriges Fingerfood zum Dippen
Diese ersten Happen überbrückten gut die Zeit bis zu unseren Vorspeisensuppen.
Diese in doppelwandigen Suppengläsern servierten Aromaterrinen dufteten herrlich nach Kokos, Zitronengras und solch obligatorischen Zutaten wie Kreuzkümmel und Koriander. Doch anders als bei meinem Lieblings-Thai aus Karlsruhe war diese hier um fruchtig-süßliche Komponenten – ich tippe stark auf pürierte Mango – erweitert worden.
Das alles ergab in der Summe ein breites Geschmacksbild, das zwischen fruchtiger Süße/Säure, leichter Schärfe und zitroniger Frische changierte und zusammen mit dem behutsam sautierten Garnelenschwanz eine sehr wohlschmeckende Liaison einging. Dieser war übrigens von ordentlicher Größe und ragte an einem über das Suppenglas gelegten Spieß hängend zur Hälfte in die Kokos-Curry-Suppe hinein. Kokos-Curry-Suppe mit Garneleneinlage
Ich hätte von dieser Wonnetunke ohne weiteres noch eine Portion weglöffeln können, aber das thailändische Bratnudelgericht Nr. 1 wollte ja schließlich auch noch verzehrt werden. Dieses ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten.
Allein die aus Zucker (Palm, Puder oder Kokosblüte, wer kann das schon herausschmecken...), Fischsauce, Tamarindenpaste und etwas Wasser zubereitete Pad Thai Sauce beamte mich an die nächstbeste Straßenküche ins weit entfernte Bangkok. Sie punktete mit der perfekten Balance aus süß, sauer, scharf und salzig. Sanfte Reisnudeln schmiegten sich an knackige Mungobohnensprossen. Pad Thai Deluxe!
Saftig-zarte Schweinefleischstücke und eine generös beigegebene Menge sanft sautierter Garnelen stritten um die Qualitätskrone beim Wareneinsatz. Ein Limettenschnitz, gemahlene Erdnüsse und eine rote Chilischote, bei der äußerste Vorsicht geboten war, lagen als zusätzliche Geschmacks- und Aromabooster an der Seite bzw. obenauf. Von ihnen konnte man je nach Bedarf Gebrauch machen. Das berühmte thailändische Bratnudelgericht in der "Wendel-Version"
Ein kleines Fitzelchen von der roten Capsaicin-Bombe genügte, um meine Papillen gehörig in Wallung zu bringen. Den Rest genoss ich dann aber doch lieber ohne den teuflischen Brandbeschleuniger, dessen letzte Nachwehen vom Bellheimer Gerstensaft erfolgreich beseitigt wurden. Was die Portionsgröße der gewokten Thainudeln anbelangt, war das absolut ausreichend und hätte keines Nachtisches mehr bedurft, um optimal gesättigt den Heimweg anzutreten.
Da hatte ich aber die Rechnung ohne Chefkoch Marc Wendel gemacht. Seine Mutter Manuela informierte wohl die Küche über mein ein paar Tage zuvor stattgefundenes Wiegenfest und diese überraschte mich mit einer zum Thai-Abend passenden Mango-Variation. Geburtstagsgruß aus der Küche
Sie bestand aus einer nicht mit Fruchtsäure geizenden Nocke Mango-Sorbet im Glas, ein paar frischen Stücken von der orangefarbenen Tropenfrucht (inkl. einer dekorativen Physalislaterne) und einem herrlich cremigen Kokos-Mango-Kuchen, der nicht nur optisch als exotisch-süße Lasagne durchgegangen wäre. (Fast) alles Mango, oder was?
Da pustete ich gerne das auf der kleinen Schiefertafel platzierte Kerzchen aus und teilte artig den spendierten Nachtisch mit meinem Kollegen.
Vielen Dank liebes Hopfstubb-Team für diese unerwartete Aufmerksamkeit, die uns nicht nur einen fabelhaften süßen Abschluss bescherte, sondern einen ohnehin schon sehr gelungenen Abend adäquat abrundete. Dass es sich für uns hier immer wie ein Heimspiel anfühlt, ist aber nur einer der Gründe, warum dieses familiär geführte Landrestaurant zu unseren Pfälzer Lieblingsadressen zählt.
Hier passt die Preis-Genuss-Relation einfach und für saisonale Abwechslung ist auch stets gesorgt. Weintrinker können sich die guten Tropfen aus dem hauseigenen Weingut – auch hier macht Marc Wendel einen tollen Job – schmecken lassen und auch Freunde der deftigen Pfalzküche kommen bei Rumpsteak, Saumagen & Co. voll auf ihre Kosten. Natürlich ist da der nächste Besuch bereits in Planung.
„Von Zeit zu Zeit bericht‘ ich über meine „Lieblingsstubb“ sehr gern und hüte mich, sie zu vergessen. Es ist gar hübsch mit einem guten Freund, hier auch mal thailändisch zu essen.“ (frei nach einem berühmten deutschen Dichter, der auch die Kulinarik schätzte).
So geschehen Ende Januar dieses Jahres. Meine beiden Damen weilten zu eben jener Zeit in Bremen und ich hatte mich mit einem Herxheimer Genusskumpan bei der Familie Wendel zum Thai-Abend angemeldet.
Bei meinem letzten Besuch im August vergangenen... mehr lesen
4.5 stars -
"Genussvoller Asia-Abend zu zweit bei Currysuppe und Pad Thai" marcO74„Von Zeit zu Zeit bericht‘ ich über meine „Lieblingsstubb“ sehr gern und hüte mich, sie zu vergessen. Es ist gar hübsch mit einem guten Freund, hier auch mal thailändisch zu essen.“ (frei nach einem berühmten deutschen Dichter, der auch die Kulinarik schätzte).
So geschehen Ende Januar dieses Jahres. Meine beiden Damen weilten zu eben jener Zeit in Bremen und ich hatte mich mit einem Herxheimer Genusskumpan bei der Familie Wendel zum Thai-Abend angemeldet.
Bei meinem letzten Besuch im August vergangenen
Geschrieben am 31.07.2023 2023-07-31| Aktualisiert am
31.07.2023
Besucht am 26.01.2023Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 172 EUR
Über sechs Jahre ist es her, dass ich in einer der schönsten Einkehradressen Neustadts zu Besuch war. Die Rede ist von der markant oberhalb des Neustadter Bahnhofs gelegenen, altehrwürdigen Zwockelsbrück, die 2019 ihre Pforten schloss und danach über zweieinhalb Jahre leer stand.
Dem ehemaligen Sternekoch Sven Niederbremer (Scharff’s Schlossweinstube in Heidelberg) aus der Deutschen liebster Hansestadt (Bremen natürlich!) gingen nach rund vierjähriger Tätigkeit in dem erhabenen Sandsteingebäude an der Bergstraße wohl erst die Leute und dann die finanzielle Puste aus.
Und dabei wirkte die Zusammenarbeit mit seinem Partner Pierre Hartung, mit dem er ab 2015 in kurzer Zeit mehrere Gastronomien im Neustadter Raum eröffnete, anfänglich so vielversprechend. Rezensenten und Restaurantführer waren begeistert und der gute Ruf des erfolgreichen Gastrogespanns Hartung/Niederbremer hallte selbst über die Landesgrenzen hinweg bis ins weit entfernte Bremen.
Doch dann kam Corona und machte dem Duo einen dicken Strich durch die Rechnung. Die schnelle Expansion mit fünf Betrieben in nur drei Jahren kam zur pandemiebedingten „Unzeit“. In deren Folge musste ein Restaurant (der damaligen Moro-Gruppe, Anm.) nach dem anderen die Segel streichen und im Sommer 2020 lief bereits das Insolvenzverfahren.
Nicht nur die Zwockelsbrück fiel dieser Entwicklung zum Opfer, sondern auch das „Moro“ in Neustadt-Gimmeldingen, das „Benzinger“ in Kirchheim, das „Alte Rathaus“ in St. Martin sowie das ebenfalls im hübschen Gimmeldingen ansässige „Muglers Kutscherhaus“ mussten aufgegeben werden. Ein Jammer – sowohl für die beiden eifrigen Gastronomen als auch für die Genießer aus Neustadt und Umgebung.
Nach einem kurzen Intermezzo im Alten Engel zu Speyer, wo wir im Herbst 2020 zusammen mit unseren Bremer Freunden im romantischen Gewölbekeller den Abend genossen, kehrte die Familie Niederbremer im Mai 2022 an die alte Wirkungsstätte zurück. Seitdem ist dort alles auf Anfang und doch irgendwie komplett anders. In der Zwockelsbrück brennt wieder Licht!
Den Service übernimmt mittlerweile Priscilla Niederbremer, die Frau des sympathischen Exil-Bremers. In der Küche hat er Unterstützung von Klaus Peschties, einem Kollegen, mit dem er schon früher gerne zusammengearbeitet hat. Im ersten halben Jahr widmeten sich die beiden ganz und gar den beiden ältesten Garmethoden der Welt, dem Grillen und Räuchern.
Nur noch samstagabends kann man sich auf ein jede Woche neu zusammengestelltes 9-Gänge-Menü einlassen, dessen kulinarische Reise abseits von Bratwurst und Co. in neun präzise aufeinander abgestimmten Gängen erfolgt. Dieses kulinarische Abenteuer wird zu einem Fixpreis (mittlerweile 91 Euro) angeboten und kann nur auf Vorbestellung angetreten werden.
„ZW9 Grill Bistronomie“ nennt Niederbremer dieses Konzept, bei dem Altbekanntes neu interpretiert werden soll und dem das „Farm-to-table“-Prinzip zugrunde liegt. Seitdem zu Beginn dieses Jahres in die Zwockelsbrück nun auch wieder als Weinstube – „Back to the roots!“ – von sich reden macht, wird das aufwändige Grillspektakel nur noch samstagabends abgehalten.
Uns, die vierköpfige Wörther Genießer-Gang, verschlug es einem kalten Donnerstagabend Ende Januar in das reaktivierte Traditionslokal. Zugegeben es war meine Idee, dass wir zusammen den Weg nach Neustadt antraten. Meine Neugier auf die „Zwockelbrück 2.0“ war einfach zu groß.
Wir hatten Glück und parkten das Auto direkt vor dem Haus in der Bergstraße. An den wenigen Parkmöglichkeiten im benachbarten Wohngebiet hat sich nichts geändert. Zur Not muss man halt oben im Stadtteil Hambach parken und über den Treppenweg runter zur Zwockelsbrück laufen, was uns an diesem Abend erfreulicherweise erspart blieb.
Ein erster Blick auf die Speisenkarte im beleuchteten Aushang ließ uns schon vor dem Erklimmen der wenigen Stufen hoch zur vorgelagerten, entsprechend der Jahreszeit völlig verwaisten Terrasse das Wasser im Mund zusammenlaufen. Das klang ja mal vielversprechend. Die Kollegen waren sichtlich begeistert. Schön, dass es wieder "zwockelt" in der "Brück"!
Von Frau Niederbremer wurden wir sehr herzlich empfangen und an einem ein paar Tage zuvor reservierten Tisch platziert. Ich war erstaunt, wie wenig sich hier seit meinem letzten Besuch vor einer gefühlten Ewigkeit verändert hatte. Noch immer herrschte im Inneren der Zwockelsbrück eine wohltuende Gastlichkeit vor. Gediegene Landhausatmo im Inneren der "Brück"
Sie hatte nichts von der stilvoll nostalgischen Landgasthofatmosphäre früherer Tage eingebüßt. Vielleicht hätte man den alten Kamin an jenem Abend an- bzw. befeuern können. Er hätte den mit hoher Decke versehenen Gastraum mit Sicherheit noch etwas behaglicher gemacht. Den Kamin hätte man im Januar ruhig befeuern können...
Vieles kam mir seltsam bekannt vor. Die weiß gestrichene, verglaste Eingangstür, die in hellem Gelb erstrahlenden Wände, der knarzende Holzdielenboden und das rustikale Holzmobiliar hatten die über zweijährige Pause gut überstanden. Selbst die beigefarbenen Mittelläufer von damals feierten inklusive der darauf platzierten Windlichter ein Comeback auf den ansonsten recht frugal eingedeckten Tischen. Nochmal der Blick in Richtung Küche
Bald hielten wir die Speisen- und Weinkarte(n) in den Händen. Ein Kollege gemahnte mit einem Aperol Spritz (0,3l für 7,50 Euro) an wärmere Zeiten, während sich der Rest der Truppe an Mineral-wasser (0,75l für 5,40 Euro) und einer Flasche Wein delektierte. Letztere wurde als Literware von Oliver Zeter für faire 23 Euro aufgeschraubt und nannte sich keineswegs zu Unrecht „Deep Red 1000“. Deep Red 1000 von Oliver Zeter - unser Wein des Abends
Eine leicht zugängliche Cuvée aus den Sorten Merlot, Syrah, Cabernet Franc und Cabernet Dorsa, die mit ihren sanften Tanninen süffigen Trinkspaß versprach und unsere Fleischgerichte unkompliziert begleitete. Einer der Kollegen war so angetan vom tiefroten „Rauscher“, dass er ein paar Tage später einige Flaschen davon für den Hausgebrauch orderte.
Sowieso kann sich das in erster Linie auf Pfälzer Kreszenzen ausgelegte Weinprogramm der Zwockelsbrück sehen lassen. Auch preislich übrigens. Da verlangt man für einen anständigen Riesling vom Weingut Siener aus Birkweiler um die 5 Euro für das Viertel. Also alles andere als ein kostspieliger Ritt durchs wilde „Abzockistan“.
Aus der übersichtlich gehaltenen Weinstubenkarte orderten wir zweimal die Pfälzer Kartoffelsuppe mit Blutwurst (5,90 Euro) und einmal den gemischten Salat „Zwockelsbrück“ (7,90 Euro) als Vorspeisen.
Bei den Hauptgängen entschied sich einer am Tisch für die aus Saumagen, Blutwurst und einer Maultasche bestehende Pfälzer Rustikalitätenkombi namens „Schweinerei“ (17,50 Euro), während der Rest der fleischaffinen „Bagage“ auf medium gegrilltes Rumpsteak mit Pommes frites (24,90 Euro) setzte.
Für den ersten Hunger reichte man uns einen schmackig angemachten Kräuterquark, der in der Pfalz auch unter der etwas irreführenden Bezeichnung „weißer Kees“ firmiert. Kräuterquark, Radieschen und Ciabattabrot vorweg
Ein paar Radieschen und etwas Kresse frischten den Aufstrichklassiker ein wenig auf. Dazu wurde aufgebackenes Ciabatta-Brot gereicht. Ein solider, jedoch nicht besonders spannender Auftakt.
Die in einer Terrine mit Griff servierte „Grumbeersupp“ hätte auch meine Oma nicht besser hingekriegt. Ein sehr fein abgeschmecktes Pfälzer Oldschool-Süppchen, das von der erdigen Würze der auf der Zunge zergehenden „Blunz“ noch aufgewertet wurde. Ä guudie Grumbeersubb isch was wert!
Respekt vor diesem (Nieder)Bremer, dessen sämige Pfalzterrine derart gut abgeschmeckt war, dass sich zwei Wörther Schlemmerboys in den siebten Kartoffelhimmel löffelten.
Auch der Kollege mit dem kleinen Salatteller schien sichtlich zufrieden. Er lobte sein delikates Essig-Öl-Dressing und war von der Kombi aus vegetabiler Frische und knackigen Kernen genauso begeistert wie die beiden Suppenkasper von ihrer flüssigen Erdapfelterrine. Der Salatteller "Zwockelsbrück" ohne Upgrade
Das Timing zwischen Vor- und Hauptspeisen war optimal. Drei stattliche, ca. 250 Gramm schwere Rumpsteaks südamerikanischer Provenienz wurden uns bereits vortranchiert serviert. Rumpsteak mit Pommes
Das präsidiale Oberhaupt unserer Genussgemeinschaft wollte sein Stück vom Rinderrücken ganz „natur“, was den Küchenchef jedoch nicht davon abhielt, dem wunderbar zarten, kurz vor medium gebratenen Stück Fleisch ein paar zerstoßene Pfefferkörner und etwas Meersalz on top zu spendieren. Das Rumpsteak wurde kurz vor medium serviert... ...und zog dann am Tisch noch etwas nach!
Bei allen drei „Herrengerichten“ lag jeweils eine Portion Steakhouse-Pommes in der Tüte mit bei. Neben den saftig-mürben Rinderhappen war es vor allem die mit Crème-Fraiche zubereitete Pfeffer-Hollandaise, die sich als kongeniale Dipsauce erwies. Bei dieser à part im Schälchen servierten Köstlichkeit merkte man, dass hier kein ordinärer Schnitzelschleuser am Werk war, sondern ein Koch, der neben seinen kreativen Grillexzessen nach wie vor auch ein Händchen fürs Hausmannsköstliche hat. Mein Rumpsteak mit Pommes, Pfeffer-Crème-Fraiche-Hollandaise und einem Schluck Bratenjus
In die gleiche besserbürgerliche Kerbe schlug der als Pfälzer „Schweinerei“ bezeichnete Leib- und Seelenteller, den sich der vierte im Bunde schmecken ließ. Die Pfälzer "Schweinerei"
Natürlich hätte er auch den bewährten Pfälzer „Liebling“ – so nennt man in der Zwockelsbrück das berühmte, aus Saumagen, Leberknödel und Bratwurst bestehende Dreigestirn – bestellen können, aber die Kombi aus gebratener Blutwurst, Maultasche und Saumagen reizte ihn mehr.
Die einzelnen Etagen des vierstöckigen „Schweinebauwerks“ wurden nachweislich von kompetenter Metzgerhand erschaffen. Auf eine milde, genau mit der richtigen Menge Riesling verfeinerten Sauerkrautbasis im Parterre folgte der mit Kartoffeln, Brät und anderen Sauereien gefüllte Magen vom Mutterschwein, der mit seiner feinen Majorannote eine würdige „Alt-Kanzler-Beletage“ bildete.
Bei der in der Pfanne kross angebratenen Maultasche vom 2.OG ging es im Inneren auch nicht gerade fleischlos zu. Das Dach des deftigen Genussgefüges bildeten zwei angebratene Blutwurstscheiben. Eine braune Zwiebelsauce und ein Tiegel mit Senf komplettierten diese etwas abgewandelte Version des berühmten Pfälzer Tellers. Die begleitenden Bratkartoffeln wurden übrigens separat in einem Schälchen gereicht.
Mein Kollege – nicht gerade dafür bekannt, seine Portionen komplett zu vertilgen – ließ außer einem Anstandsrest vom Sauerkraut nichts übrig. Von seiner knusprigen Maultasche war er besonders angetan. Aber auch die erdig-würzige „Brutzelblunz“ fand bei dem bekennenden „Fettbrettfahrer“ großen Anklang.
Es gibt leider heutzutage immer weniger gute Weinstuben, in denen regionale Hausmannskost auf solch hohem Niveau geboten wird. Umso schöner, dass die gehobene Grill-Bistronomie der Niederbremers ab diesem Jahr um bodenständige Gutbürgerlichkeit der besseren Art erweitert wurde.
Dass man auch gerne über die Grenzen der rustikalen Pfalzkost hinauskocht, zeigten nicht nur die beiden Fischgänge im Hauptprogramm (Lachs und Kabeljau), sondern auch die rhetorische Nachtischfrage „Geht zu viel Schokolade?“ (6,90 Euro), die Sven Niederbremer auf ähnliche Art und Weise stellte wie damals bei der Schokovariation im Alten Engel zu Speyer. Zu viel Schokolade geht gar nicht!
Der mit der besten Dessertkondition ausgestattete Tischgenosse läutete mit eben jener sein süßes Finale ein. In der schicken, dunklen Keramik warben diverse gezuckerte Kakaoerzeugnisse um den höchsten Kalorienanteil und den schokoladigsten Geschmack. Dabei kam das süße Suchtmittel in gefrorener Form als Eis, in cremiger als Pudding, in gebackener als Brownie sowie in dunklen und weißen Perlen in den Napf und hatte neben den unterschiedlichen Schokoarten auch texturell einiges zu bieten.
Der Kollege fand es klasse und wir alle waren uns am Ende einig, dass sich die Fahrt nach Neustadt – vom kollegial-freundschaftlichen Miteinander einmal ganz abgesehen – in kulinarischer Hinsicht mehr als gelohnt hatte.
Manchmal sind es die einfachen Dinge, die – wenn sie auf den Punkt und aus guten Grundprodukten zubereitet werden – großes Gaumenglück bewirken. Und das heißt nicht, dass mir das gehobenere, 9-gängige Grillmenü, das ja aus der gleichen Küche kommt, nicht auch den Samstagabend retten könnte. Mittäter – gerne auch im Plural – gesucht!
Über sechs Jahre ist es her, dass ich in einer der schönsten Einkehradressen Neustadts zu Besuch war. Die Rede ist von der markant oberhalb des Neustadter Bahnhofs gelegenen, altehrwürdigen Zwockelsbrück, die 2019 ihre Pforten schloss und danach über zweieinhalb Jahre leer stand.
Dem ehemaligen Sternekoch Sven Niederbremer (Scharff’s Schlossweinstube in Heidelberg) aus der Deutschen liebster Hansestadt (Bremen natürlich!) gingen nach rund vierjähriger Tätigkeit in dem erhabenen Sandsteingebäude an der Bergstraße wohl erst die Leute und dann die finanzielle Puste aus.... mehr lesen
Zwockelsbrück
Zwockelsbrück€-€€€Weinstube, Gourmet06321 6777491Bergstraße 1, 67434 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Es „zwockelt“ wieder in der „Brück“, denn die Niederbremers sind zurück!" marcO74Über sechs Jahre ist es her, dass ich in einer der schönsten Einkehradressen Neustadts zu Besuch war. Die Rede ist von der markant oberhalb des Neustadter Bahnhofs gelegenen, altehrwürdigen Zwockelsbrück, die 2019 ihre Pforten schloss und danach über zweieinhalb Jahre leer stand.
Dem ehemaligen Sternekoch Sven Niederbremer (Scharff’s Schlossweinstube in Heidelberg) aus der Deutschen liebster Hansestadt (Bremen natürlich!) gingen nach rund vierjähriger Tätigkeit in dem erhabenen Sandsteingebäude an der Bergstraße wohl erst die Leute und dann die finanzielle Puste aus.
Geschrieben am 24.07.2023 2023-07-24| Aktualisiert am
24.07.2023
Besucht am 13.07.2023Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 148 EUR
Seit gut neun Jahren existiert im Ortskern der am Fuße der Kleinen Kalmit (einer rund 270 Meter hohen Erhebung inmitten der Pfälzer „Weinhügelzone“, Anm.) gelegenen Gemeinde Ilbesheim eine Einkehradresse, die Fein- und Weinschmecker gleichermaßen beglückt.
Die Rede ist vom altehrwürdigen Hubertushof, der seit seiner gastronomischen Renaissance im Jahre 2014 zu unseren Favoriten zählt. Vor allem wenn ein besonderer Anlass vorliegt und/oder es etwas zu feiern gibt, kehren wir hier bevorzugt ein.
In dem historischen Gemäuer aus Sandstein, das hinter seinem knorrigen Eingangstor einen der schönsten Innenhöfe der Südpfalz versteckt hält, trifft gesellige Weintradition – von der Dame des Hauses Sandra Bernhard mit Kompetenz und Charme offeriert – auf eine fantasievoll-kreative Regionalküche mit erkennbarem Saisonbezog, für die sich Chefkoch Jochen Sitter verantwortlich zeigt.
Über das einzigartige Ambiente der ehemaligen Postkutschenstation aus dem 17.Jahrhundert habe ich schon so manche Zeile verfasst. Gepflegte Tischkultur
Auch auf das an den Jahreszeiten orientierte Speisenangebot bin ich in meinen bisherigen Berichten detailliert eingegangen.
Notorische Nicht-Leser mögen mir die vielen Worte verzeihen und sich bitte an den über 130 (!!) Food-Fotos sattsehen, die ich meinen diversen Reportagen mitgegeben habe. Sie ermöglichen ebenfalls einen guten Überblick über die kulinarische Ausrichtung dieses kulinarischen Kleinods, dessen weltoffen vorgetragene Kreativküche mich immer wieder aufs Neue begeistert.
Im Grunde ist zu diesem Schmuckstück bereits alles gesagt. Warum also in Lukullus Namen eine weitere Gaumenstory aus dem beschaulichen Ilbesheim erzählen? Ganz einfach, weil es mir nach wie vor große Freude bereitet, von den dort erlebten Genussmomenten zu berichten und auch auf die kleinen Veränderungen einzugehen.
Eine davon ist das dreigängige Jahreszeitenmenü (49 Euro), das immer mittwochs und donnerstags als zusätzliche Option zur Standardkarte angeboten wird. Es ersetzt quasi die Tagesempfehlungen bzw. macht aus ihnen eine äußerst preiswerte Speisenfolge, die sich ganz nach der Saison richtet.
Als ich dort an einem Januarabend alleine aufschlug – meine beiden Mädels schliefen zu der Zeit bereits tief und fest –, hatte ich vor, mir kurz vor meinem 49.Geburtstag noch etwas richtig Leckeres zu gönnen und mit einem guten Tropfen im Glas ins nächste Lebensjahr „rein“ zu feiern.
Dass es im Laufe des langen Abends „zwei oder mehr“ Tropfen wurden, war nicht nur der sensationellen Weinauswahl des Hauses geschuldet, sondern auch der um keine Empfehlung verlegenen Sommelière und Hausherrin Sandra Bernhard, die mir mal wieder eine sehr gelungene Korrespondenz zum Essen bescherte.
Leider weiß ich davon keine genauen Einzelheiten mehr. Gemäß dem Motto: „Wer sich noch daran erinnert, war nicht dabei!“, wurde der bevorstehende Ehrentag aber angemessen angegossen. Nur so viel sei gesagt: der von ihr ausgesuchte Weißwein machte zu beiden Meeresfrüchte-Tellern eine richtig gute Figur. Und das rote Schwergewicht zum Fleischgang, dem die Luft im Dekanter ausgesprochen gut bekam, war sowieso ganz nach meiner Fasson. I see Red...
Ach wie herrlich, ich saß alleine im Separee, lauschte der dezenten Musik im Hintergrund und knabberte mich durch das selbstgebackene Knäcke- und Sauerteigbrot, das mit etwas hausgemachter Misobutter bestrichen, als erster Leckerbissen zum Amuse gereicht wurde. Misobutter - Knäckenbrot - Oliventapenade (alles hausgemacht!)
Die grüne Oliventapenade blieb dagegen unberührt, da ich mit den mediterranen Steinfrüchten noch nie richtig warm wurde. Ach, würden mir doch nur Oliven schmecken...
Dennoch ein Auftakt, der den kulinarisch sehr kurzweiligen Abend stimmig eröffnete.
Jochen Sitters Kreationen bestehen zwar in der Regel aus bekannten Komponenten, vermitteln aber häufig den Eindruck, dass man sie in der Kombination eher selten auf den Teller bekommt. Bestes Beispiel hierfür war mein erster Gang, der Pulpo „Bangkok-Streetfood-Style“ (22 Euro). Der vorgegarte Arm vom Oktopus wurde dazu in Panko-Kokos-Panade gewälzt und kurz frittiert. A pulp o(f) "Bangkok"
Zum zarten Kopffüßer-Knusper gesellte sich ein schmackhafter Salat aus Mango, frischer Kokosnuss und Koriander, dessen köstliche Thai-Vinaigrette aus Limettensaft, Fischsauce und etwas Puderzucker mich gustatorisch in fernköstliche Gefilde verfrachtete. Ihren Job als cremig-pikante Wonnepfütze erledigte der nicht allzu schwer daherkommende Chili-Mayo-Dip mit Bravour. Fett und Fett gesellt sich eben gern. Und in dieser Kombi einfach unschlagbar lecker. So einfach, aber doch so gut!
Mein Appetit auf frische Meeresfrüchte konnte das zart-knusprige Pulpo-Ärmchen nicht alleine stillen. Da traf es sich gut, dass auf der Karte mit den Tagesempfehlungen ein Salat aus gebratenen Garnelen, Jakobsmuscheln und Pulpo (21 Euro) als Vorspeise angeboten wurde. Mit genügend Schalentierverstärkung würde sich auch mein mediterran gestimmtes Gemüt zufriedengeben – so zumindest der Plan. Gib mir Frutti, gib mir Mare!
Ein erkleckliches Häuflein kurz zuvor durch die Pfanne geschleuster Frutti di Mare von beachtlicher Qualität und Frische duftete mir entgegen. So ein kulinarischer Abstecher an die Küste kam mir Ende Januar gerade recht, denn er hielt auch den sich langsam anschleichenden Winter-Blues – zumindest einen Abend lang – auf Distanz. So muss Meeresfrüchtesalat!
Die lediglich kurz in Olivenöl, etwas Knoblauch, einem Schluck Brühe und Zitronensaft sautierten Preziosen aus dem Ozean überzeugten durch ihren typisch süßlich-nussigen Geschmack, den der Küchenchef weitestgehend für sich sprechen ließ.
Staudensellerie sorgte für etwas texturellen Knack, während rote Zwiebel und Glattpetersilie eine feine vegetabile Würze ins Spiel brachten. Die recht säurearm ausfallenden Zitronenscheiben statteten den Meeressalat mit zusätzlicher Frische aus. Wie schon beim Pulpo-Gang zuvor wurde auch hier die erfrischende Säure von cremiger Würze gekontert.
Diesmal war es eine deftige Aioli, die genügend Fett auf die Kette brachte, um die tadellos gebratenen Meeresbewohner mit noch mehr Aroma zu versehen. Kein spektakulärer, aber doch sehr stimmiger, leicht zugänglicher Teller, der mich begeisterte.
So richtig winterlich wurde es erst bei meinem Hauptgang. Ich hatte mich für das Zweierlei vom Pfälzer Reh (38 Euro) entschieden. Dies bestand aus einem kurzgebratenen Medaillon vom Rücken und einem nach bester Burgunder Art geschmorten Ragout. Auf dem perfekt medium gebratenen Rehrücken thronte zusätzlich eine kleine Scheibe Entenleberparfait, die das Edelwild mit süßlichem Schmelz krönte. Ein Wildteller in Moll
Eine cremig-buttrige Thymian-Polenta, die optisch und texturell eher an ein Püree erinnerte, eine stattliche Portion Rotkraut sowie eine Handvoll eingelegter Quitten und Preiselbeeren flankierten dieses facettenreiche Wildgericht, das nun wahrlich nicht mit molligen Geschmacksmomenten geizte. Gelungene Reh-Naissance auf dem Teller
In der Summe ergab das einen sehr tiefen, dichten und auch äußerst sättigen Hauptgang, der zusammen mit dem guten Roten im Glas prächtig harmonierte.
Dass darauf kein süßer Abschluss mehr folgen konnte, war wenig verwunderlich. Jedoch wurde mit dem ein oder anderen Schluck tanninreich das neue Lebensjahr begangen. Ein denkwürdiger Abend, den ich in vollen Zügen genoss. Danke an dieser Stelle an Sandra Bernhart und Jochen Sitter, die mir ein derart gelungenes „Geburtstagssolo“ bescherten.
Zeitsprung. Es ist Mitte Juli und wieder gibt es etwas zu feiern. Diesmal war es unser 4. Hochzeitstag, den wir mit einem guten Essen an einem angenehm warmen Donnerstagabend im wunderschön angelegten Innenhof begehen wollten. Um es gleich vorwegzunehmen: auch dieser Plan ging voll auf.
Im hinteren Teil des lauschigen Pfalz-Patios wartete ein liebevoll mit Herzchen und Glückwünschen ausgestatteter Tisch auf uns. Unser liebevoll geschmückter Tisch zum Hochzeitstag
Man hatte uns hier mit Bedacht platziert, denn die Schaukel für unsere Kleine war nicht weit entfernt. Zudem befand sich eine kuschelige Sitzgruppe in direkter Reichweite. Ein idealer Rückzugsort, um mit dem Töchterchen die dort ausliegenden Bilderbücher zu studieren.
Wir waren die ersten Gäste des noch jungen Abends. Beim Blick über den herrlich begrünten, von Sandra Bernhart mit sehr viel Geschmack arrangierten Freisitz beschlich mich eine große innere Zufriedenheit, die wohl auch aus einer gehörigen Portion „Heimatgefühl“ heraus resultierte. Pfälzer Innenhofromantik Teil 1
Oder in anderen Worten: ein Ort zum Ankommen, ein Ort zum Bleiben! Pfälzer Innenhofromantik Teil 2 Pfälzer Innenhofromantik Teil 3
Den Apéro hatte meine Schwester bereits vorab arrangiert, indem sie uns zwei Gläser Rosé Sekt brut vom Weingut Siener aus Birkweiler spendierte. Ein traditionell in Flaschengärung hergestellter Schaumwein, der eine kräftige Perlage mit erfrischender Frucht und Mineralität mit sich brachte. Ein absolut würdiger Auftakt.
Mit etwas Kräuter- und Avocadocrème – letztere mit toller Koriandernote! – sowie ein paar Radieschen und grobem Meersalz ging es los. Kräuterquark, Avocadocrème und frische Radieschen zum Amuse
Das phänomenale Roggensauerteigbrot des Küchenchefs wollte schließlich adäquat bestrichen werden. Wobei auch sein selbstgebackenes Weißbrot jedem besseren Baguettevergleich aus Grand-Est locker standhält.
Bei der alle paar Wochen wechselnden Standardkarte fuhr man ein übersichtliches 5–4–3-Sytem. Besonders von den fünf Vorspeisen las sich eine besser als die andere. Aber auch gegen Rehschnitzel, Rochenflügel und Ribeyesteak hätte man zweifellos „hauptgerichtlich“ vorgehen können.
Meine Frau wandelte vorweg auf regionalen Pfaden und entschied sich für Jochen Sitters Evergreen, die gebratene Blutwurst mit Walnusskrokant, frischem Meerrettich und Gewürzapfelchutney (22 Euro). Mich entführte der erste Gang des Sommermenüs dagegen in mediterrane Gefilde. Der Wolfsbarsch im Serranomantel mit pikantem Tomatensalat klang äußerst vielversprechend.
Zu meinem Drei-Gang-Menü wählte ich die angebotene Weinbegleitung. Der Preis von 15 Euro für drei gut eingeschenkte Gläser aus Pfälzer Weinlanden war ein regelrechtes Schnäppchen, bedenkt man, was da in anderen Restaurants gleicher Güteklasse abgerufen wird.
Den Auftakt zum Wolfsbarsch machte übrigens ein trockener Weißburgunder vom Weingut Ackermann aus Ilbesheim. Sein nach dem Boden, auf dem die Reben wachsen, benannter „Landschneckenkalk“ hatte eine feine mineralische Würze im Abgang und war mit seiner cremigen Frische ein idealer Fischbegleiter.
Das im krossen Schinkenmantel versteckte, saftige Filetstück vom Wolfsbarsch lag auf einem verblüffend unkonventionellen Tomatensalat. Wolfsbarsch im Serranomantel mit pikantem Tomatensalat
Bereits die verschiedenen Rottöne deuteten auf die Verwendung unterschiedlicher Sorten in Cocktailgröße hin. Ihre vollreifen Stücke schwammen in einem weißen Tomatenschaum, der sie zusätzlich mit Säure und Frische unterfütterte. Für knusprige Abwechslung sorgten die kross gebratenen Croutons, wodurch ein Hauch von Toskana (Panzanella!) über diesem Teller wehte.
Der kleine, wie immer mit hübscher Meerrettich-Frisur versehene Blutwurstbratling schmeckte meiner Gattin ganz vorzüglich. Gebratene Blutwurst mit Walnusskrokant, frischem Meerrettich und Gewürzapfelchutney
Ich kann verstehen, dass diese in sich stimmige Kombination aus erdiger Blutwurstwürze, nussiger Linsenbasis, vegetabiler Meerrettichschärfe und der leicht pikanten Frucht des Apfelchutneys bei vielen Gästen sehr gut ankommt und deshalb ihren wohlverdienten Stammplatz auf Jochen Sitters Speisenkarte seit Jahren erfolgreich verteidigt.
Drei unfassbar zarte Stücke einer im Smoker heißgeräucherten und dann kurz angebratenen Entenbrust lagen auf einer pittoresken Landschaft aus Süßkartoffelpüree, wildem Brokkoli, gegrilltem Paprika, angebratenen Süßkartoffelscheiben und rauchiger BBQ-Whisky-Jus. Heißgeräucherte und dann scharf angebratene Entenbrust aus dem Smoker mit Zweierlei von der Süßkartoffel, wildem Brokkoli und Paprika an BBQ-Whisky-Jus
Der wilde, kaum an Kohl erinnernde Brokkoli tendierte geschmacklich eher in Richtung von grünem Spargel. Und der fühlt sich bekanntlich auf jedem Grillteller wohl. Die leichte Süße des Grillpaprikas wurde von dem seidigen, mit etwas Entenfett veredelten Süßkartoffelpüree hervorragend eingebunden. Grandioser Grillteller!
Die mit subtiler Whisky-Note ausgestattete BBQ-Jus setzte ein rauchig-würziges Ausrufezeichen und machte mit ihrem rassig-herben Taste mächtig Dampf auf der Keramik. All diese Komponenten ergaben in der Summe ein sehr gelungenes Fleischgericht, das diesem lauen Sommerabend kulinarisch die Krone aufsetzte.
Dazu genosss ich eine wohltemperierte (also nicht zu warme!) Cabernet-Sauvignon-Merlot-Cuvée aus dem Jahr 2019 vom ortsansässigen Weingut Kaiserberghof. Der Rotwein zur Entenbrust
Die passte mit ihrem leichten Paprikabouquet und der typischen Cabernet-Röstaromatik natürlich ganz hervorragend zur rosa gegrillten Entenbrust und ihren Komparsen auf dem Teller.
Beim Dessert erbat ich eine kleine Änderung. Statt dem ursprünglich angebotenen Cassis-Sorbet gelüstete es mich nach dem hier schon oft genossenen Sauerrahmeis, das die Küche zähneknirschend – da nun der Milchsäureanteil zu hoch und kaum Farbkontrast auf dem Teller vorhanden war – mit weißem Waldmeister-Joghurtschaum, zerstoßenem Baiser (auch weiß!) und einem sommerlichen Beerenmix servierte.
Zugegeben, farblich lag mein Nachtisch deutlich über der "Schneefallgrenze", entpuppte sich aber am Gaumen als wunderbar leichter, von reifer Fruchtsüße und dezenter Waldmeistersäure kündender Abschluss eines denkwürdigen Sommermenüs. Sauerrahmeis mit weißem Waldmeister-Joghurtschaum, zerstoßenem Baiser und einem sommerlichen Beerenmix (unterm Schnee...)
Nicht unerwähnt möchte ich den dazu ausgeschenkten Dessertwein, ein feinherber Gelber Muskateller vom Weingut Erlenwein (Wacholderhof, zwischen Ilbesheim und Leinsweiler gelegen, Anm.), lassen. Ein leichter Sommerwein, bei dem sich die Restsüße in Grenzen hielt und der von seiner feinen Säure und gelben Frucht lebte. Ein solider Tropfen, der goldgelb und gut gekühlt im Glas schimmerte und mir den Übergang zum Dessert erleichterte. Ein Gelber Muskateller zum Dessert
Meiner Gattin Brownie mit Pistazien und Orangencrème (14 Euro) ließ da unweigerlich ein paar Kalorien mehr purzeln. Brownie mit Pistazien und Orangencrème
Das ordentlich gebutterte, sündhaft süße Kakao-Gebäck aus den Staaten wurde von einer leichten Pistaziencrème getoppt. Kumquat und Orangencrème verpassten dem saftigen Protagonisten den nötigen Fruchtsäureschliff. Geröstete Pistazien und Schoko-Crumble taten was fürs Mundgefühl. Ein süßer Abschluss ganz nach dem Gusto meiner Frau.
Und was gab es für unsere Kleine? Noch bevor unsere Vorspeisen auf dem Tisch landeten, hatte Maître Sitter aus einem ganz formidablen, um eine Pfütze Jus erweiterten Kartoffelpüree, zwei Cocktailtomatenhälften und ein paar Gurkenscheiben ein lachendes Gesicht auf der Keramik hinterlassen. Der Kinderteller
Damit war unser Töchterchen erst einmal gut beschäftigt und später mindestens genauso gut gesättigt. Danke an dieser Stelle, liebes Hubertushof-Team, für diesen schmackhaften Kleinkind-Teller. Den hätte unsere kleine Maus beim nächsten Besuch gerne wieder!
Außerdem ein dickes „Merci“ für den liebevoll eingedeckten, mit Bedacht ausgewählten Tisch, den herzlichen Service und die vielen kleinen Extras, die zu diesem wunderschönen Abend beitrugen.
Diese beiden so unterschiedlichen Geschmackshighlights des Jahres 2023 unter einen Hut bzw. in einen Bericht zu packen, war wahrlich kein leichtes und schon gar kein kurz und knappes Unterfangen. Aber es war mir eine echte Herzensangelegenheit.
Ich habe vor dem sympathischen Gastronomenpaar Bernhart/Sitter großen Respekt, denn sie wuppen Küche und Service nahezu alleine. Hoffentlich haben die beiden noch genügend Kraft und Motivation für viele weitere Jahre in der Gastro. Nicht nur der Pfälzer Genusslandschaft wäre es zu wünschen.
Seit gut neun Jahren existiert im Ortskern der am Fuße der Kleinen Kalmit (einer rund 270 Meter hohen Erhebung inmitten der Pfälzer „Weinhügelzone“, Anm.) gelegenen Gemeinde Ilbesheim eine Einkehradresse, die Fein- und Weinschmecker gleichermaßen beglückt.
Die Rede ist vom altehrwürdigen Hubertushof, der seit seiner gastronomischen Renaissance im Jahre 2014 zu unseren Favoriten zählt. Vor allem wenn ein besonderer Anlass vorliegt und/oder es etwas zu feiern gibt, kehren wir hier bevorzugt ein.
In dem historischen Gemäuer aus Sandstein, das hinter seinem... mehr lesen
Restaurant Hubertushof
Restaurant Hubertushof€-€€€Restaurant06341930239Arzheimer Straße 5, 76831 Ilbesheim bei Landau in der Pfalz
5.0 stars -
"Zu jeder Jahreszeit ganz viel Geschmack!" marcO74Seit gut neun Jahren existiert im Ortskern der am Fuße der Kleinen Kalmit (einer rund 270 Meter hohen Erhebung inmitten der Pfälzer „Weinhügelzone“, Anm.) gelegenen Gemeinde Ilbesheim eine Einkehradresse, die Fein- und Weinschmecker gleichermaßen beglückt.
Die Rede ist vom altehrwürdigen Hubertushof, der seit seiner gastronomischen Renaissance im Jahre 2014 zu unseren Favoriten zählt. Vor allem wenn ein besonderer Anlass vorliegt und/oder es etwas zu feiern gibt, kehren wir hier bevorzugt ein.
In dem historischen Gemäuer aus Sandstein, das hinter seinem
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Das auf Qualität setzende Konzept scheint gut bei den Karlsruherinnen und Karlsruhern anzukommen, denn am Europaplatz hat vor rund zwei Monaten ein Ableger des Lokals namens „Mai Garden Express“ eröffnet. Bemüht man die einschlägigen Food-Portale, so ist immer wieder von feiner Vietnam-Küche die Rede und auch der Herrenluncher vom berühmtesten Kurort im Nordschwarzwald hob hier auf GG bereits den Daumen und bescheinigte dem in den ehemaligen Räumlichkeiten des Italy-Italy untergebrachten Asialaden ein faires Preis-Genuss-Verhältnis.
Wir besuchten an jenem Montagmittag, der den Beginn der Osterferien in Rheinland-Pfalz einläutete, das Mai Garden zum ersten Mal. Ich war überrascht von der Größe des Gastraums, dem raumteilende Säulen und hölzerne Dekoelemente das Saalartige nahmen. Die stimmungsvolle Beleuchtung tat ihr Übriges, um die wertig-funktionale Einrichtung ins rechte Licht zu rücken und für eine entspannte Atmosphäre zu sorgen.
Es war wenig los an diesem Mittag und so konnten wir uns den Tisch nach Lust und Laune aussuchen.
Wenn wir mit der Kleinen im Lokal sind, empfiehlt sich immer ein Platz mit Wandbank, damit sie sich etwas freier bewegen kann. Wir machten es uns direkt gegenüber der Küche gemütlich. Dabei konnten wir den Wokmeister und sein Team durch eine extra dafür eingelassene Fensterscheibe bei ihrer Arbeit beobachten.
Das schafft nicht nur Transparenz bei der Zubereitung, sondern erleichtert auch das Feedback an die Küche von Seiten der Gäste.
Gerahmte Erinnerungen an das Herkunftsland der Betreiber hingen neben uns an einer in Klinkeroptik gestalteten Wand.
Das wirkte alles recht gediegen und mit Bedacht arrangiert. Die klaren Linien dominierten und die häufig in solchen Gastronomien anzutreffenden, folkloristischen Dekosünden suchte man – Buddha sei Dank – vergebens.
Wir hatten es uns auf gut gepolsterten, mit Kunstleder überzogenen Sitzgelegenheiten bequem gemacht und wurden rasch bedient. Der freundliche junge Mann vom Service wies uns auf das etwas reduzierte Mittagsangebot hin, dem wir uns bei einer Flasche Peterstaler Mineralwasser „Classic“ (0,75l für 5,90 Euro) und einer grünen Matcha-Kokos-Limetten-Limonade namens „Sapa Garden“ (5,90 Euro) in aller Ruhe widmeten.
Laut Speisenkarte werden im Mai Garden die Reisbandnudeln selbst gemacht. Das überzeugte auch meine Gattin, die aufgrund der guten „Ramenbedingungen“ ein vegetarisches Nudelgericht orderte. Es nannte sich „My Quang Dau Phu“, kostete 11,90 Euro und entpuppte sich als saftig-süffiger Tofu-Teller mit Gemüse, Erdnüssen und einigem mehr. Zu den gerösteten Nüssen gesellte sich noch ein Sesamchip als zusätzlicher Texturgeber.
On Top befand sich ein kleines Spiegelei, dessen flüssiges Eigelb sich mit der frischen Limetten-Sojasauce gut vertrug. Zusammen mit dem Cashewöl und den frischen Kräutern ergab das einen abwechslungsreichen Nudelteller, bei dem lediglich der Tofu geschmacklich etwas dröge wirkte. Aber das war ja zu befürchten.
Ich betrat mit dem etwas holprig klingenden „Pho Tron Thap Cam“ (12,90 Euro) wesentlich fleischigere Reisbandnudelpfade.
Unter dem frisch gepflückten Koriandergestrüpp hatten es sich nämlich medium gebratene Entrecôte-Streifen auf den in Curry-Sauce ertränkten „Asia-Tagliatelle“ bequem gemacht. Dem nicht genug, befanden sich auch ein paar Maishähnchenstücke und Garnelenschwänze auf dem mit Sojasprossen, Schmelzzwiebeln und Erdnüssen garnierten „Hanoier Allerlei“.
Klar, denkt man sich beim Anblick eines solchen Durcheinanders, dass vielleicht weniger mehr gewesen wäre. Aber in diesem Falle kann ich das gustatorisch nicht bestätigen, denn es schmeckte alles frisch und lecker. Die einzelnen Komponenten fügten sich zu einem fernköstlichen Ganzen zusammen. Das sättigte nicht nur angenehm, sondern fütterte auch den Gaumen mit verschiedensten Informationen.
Die nicht besonders pikante, aber doch recht aromatische Currysauce sorgte für eine süffige Basis, während die gebrutzelten, vorher marinierten Proteingeber aus Stall und Meer (äh…Kultur) von solider Produktqualität kündeten. Für den Preis konnte man da überhaupt nicht meckern. Auch das Bauchgefühl stimmte nach unserer Spontaneinkehr im Mai Garden und so verließen wir diesen sympathischen Vietnamesen in der Karlsruher City mit großer Zufriedenheit.
Den süßen Abschluss verlegten wir kurzerhand in eine renommierte, innerstädtische Eisverkaufsstätte, wo wir uns ein paar Kugeln in der Waffel mitnahmen. Irgendwie mussten wir ja die Zeit bis zur Ankunft der S5 – unserer Straßenbahnlinie zurück nach Wörth – überbrücken. Dass dies auch unserem Töchterlein gefiel, verstand sich von selbst. Wenn das kulinarische Drumherum stimmt, kann auch eine ertragsarme Shoppingtour nach Karlsruhe für zufriedene (und eisverschmierte) Gesichter sorgen.