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Der goldene Oktober 2018 sollte für einen verlängerten Wochenendtrip genutzt werden. Heraus kam eine Bereisung früherer beruflicher Wirkungsstätten von mir auf der Städteachse Ludwigshafen, Mannheim, Heidelberg. Quartier bezogen wir im sehr schön gestalteten Hotel Kleiner Rosengarten (mit leichten Servicedefiziten) am Rande der Mannheimer Quadrate, also der eigentlichen Innenstadt. Kulinarisch hatte ich mich auf deftige Pfälzer Küche gefreut. Zwei Versuche mit Saumagen wurden dann aber bei der Restaurantauswahl für ausreichend angesehen. Da sich kein iberisches Restaurant aufdrängte, folgten ein Jugo und ein Grieche zur Abwechslung. Ich berichte also über Malvasia Weinrestaurant in Mannheim, die Restauration zur Krone (Jugo) in Mannheim, Malvasia in Ludwigshafen und Malvasia (Grieche) in Mannheim. Am Ende kann ich sagen, dass es sehr abwechslungsreich war! Aber lest selbst.
Allgemein:
Als Abschluss am Sonntagabend zum Griechen. Schon auch vorsorglich als versöhnlicher Abschied mit bedacht, falls andere Einkehren an den Vortagen nicht überzeugen konnten.
Das Malvasia hatte ich wie die übrigen Restaurants unseres Trips gut zwei Wochen vor der Reise ausgewählt und reserviert. Es hatte sich aufgedrängt, nicht zuletzt überzeugte mich die Homepage und die vom Standard abweichende Speisekarte.
In den Stadtteil Niederfeld waren wir schon am Freitag einmal mit der Straßenbahn bis zur Rheingoldhalle gefahren. Die Straßennamen sind der Nibelungensage entnommen und als Tatortgucker weiß man, dass Alberich (das Malvasia liegt am Ende der Alberichstraße) auch der Sage entstammt, hier mit der Bedeutung des Zwergenhaften für die Assistentin des Professors Börne.
Durch eine gepflegte Reihenhaussiedlung gelangt man zum Malvasia. Hinweisschilder leiten zum Malvasia und einem Angelverein und wenn man vor dem schmucklosen Gebäude am Ende der Straße steht, denkt man an eine Art Vereinsheim, das von einem griechischen Wirt betrieben wird und fragt sich, wie das zu den Fotos auf der Homepage passen kann. Aufklärung unter „Ambiente“.
Das Malvasia ist ein sehr großzügiges Restaurant und füllte sich langsam am Sonntagabend. Ein gemischtes, gepflegtes Publikum war zu beobachten, auch Familien mit kleineren Kindern.
Das Malvasia eignet sich aufgrund der Lage am großen Weiher mit „Seeterrasse“ für einen Ausflug ebenso wie für das gediegene Abendessen im Restaurant.
Das aufwändig gestaltete Restaurant will amortisiert sein und so muss man ein gehobenes Preisniveau bereit sein zu akzeptieren. Mit diesem betriebswirtschaftlichen Verständnis sehe ich es bei 3,5 Sternen.
Wie unser Kellner zu berichten wusste, gibt es das Malvasia seit sechs Jahren und die Küche und der Service sind fest in griechischer Hand.
Das Malvasia hat eine geschmackvoll gestaltete Homepage, die mit vielen Fotos aufwartet und die komplette Speisen- und Getränkekarte mit Preisen zeigt (http://restaurant-malvasia.de).
Service:
Nach dem Eingang wird vom jungen Bediener ein Blick ins Buch geworfen und leider vergeblich nach dem passenden Eintrag gesucht. Da das Restaurant am Sonntagabend nicht ausgebucht war und wir bereits um 18:00 Uhr eintrafen, war dies kein Beinbruch und man stellte die Terrasse und den Wintergarten zur Wahl. Wir nahmen den angebotenen Tisch im Wintergarten.
Alle sechs männlichen Kellner in originellem Outfit mit weißem Hemd, Fliege, Hosenträgern und schwarzer Hose. Nur der Chef in Jeans und kariertem Hemd hebt sich ab und ist im Hintergrund präsent, einige Gäste begrüßte er persönlich.
Unser junger Kellner war sehr freundlich und aufmerksam. Als wir unsere Vorspeisenorder aufgegeben hatten, bot er uns an, doch an den breiteren Nachbartisch zu wechseln, damit es nicht zu eng werde. Unseren Wunsch nach einer Pause zwischen Vor- und Hauptspeisen quittierte er mit dem von uns bevorzugten Angebot, selber über den Zeitpunkt der Küchenorder zu bestimmen, was dann auch so geschah.
Die Wartezeiten und die Taktung der Speisenfolge insgesamt angenehm. Unserem Wunsch nach Eis zu den Weinen wurde bei der zweiten Order ohne nochmalige Bitte nachgekommen.
Eine Serviceleistung ohne Fehl und Tadel und auf den Gast eingehend und damit leichte vier Sterne wert.
Die Getränkepreise: Ein Veltins 0,3 l steht mit 2,90 € auf dem Bon, eine Flasche Wasser 0,75 l mit 4,90 €. Nicht unüblich mittlerweile. „Ambitioniert“ allerdings die 10,40 € für die 0,5-l-Flasche Retsina Kechribari, der ansonsten bei 8,00 € liegt (allerdings wird der gelöhnte Spitzenpreis von 12,80 € in Hamburg bei Weitem nicht erreicht).
Der Rosé MELISSOMANDRA mit 5,70 € für das Glas 0,2 l auch kein Schnäppchen, stieß aber auf Wohlgefallen. Die Getränketemperaturen insgesamt nicht im wünschenswerten Bereich. Selbst das Pils war mir deutlich nicht kalt genug. Aber es gab ja großzügig Eis, das man dem Rosé und Retsina antun darf.
Auf der Weinkarte eine bemerkenswert gute Auswahl an klassifizierten griechischen Gewächsen jenseits von Imigliko, Demestica und Co.; fast alle auch offen angeboten (15 offene Weine insgesamt).
Essen:
Auf Griechenkarten ist mein Hauptaugenmerk auf die Mezedes gerichtet und hier bietet das Malvasia eine reiche Auswahl, insbesondere an warmen Vorspeisen jenseits des Mainstreams. Die Anzahl der Grillgerichte hält sich in Grenzen. Insbesondere die Kombination verschiedener Grillladen ist auf drei gemischte Teller beschränkt. Vergebens sucht man Leber und auch der Backofen wird nur für Moussaka erhitzt.
Aber wir orderten - wie meist - erst einmal drei Vorspeisen: Taramas (6,50 €), Melitzanosalata (6,50 €) und die Auberginen Involtini (8,40 €). Dazu gab es einen Korb mit grobporigem frischem Stangenweißbrot.
Die Vorspeisen ausnahmslos gut gelungen und in ihrer jeweiligen Peergroup im oberen Viertel anzusiedeln; der Melitzanosalata in der Zubereitungsvariante ohne Joghurt die ich als frischer und fruchtiger bevorzuge. Die Auberginen mit Ziegenkäse und einer kräuterigen Tomatensoße hatten wir bei einem Griechen noch nicht genießen dürfen, stammt auch eher vom Italiener. Aber der Dreiklang aus Ziegenkäse, gegrillter Aubergine und stückiger Tomatensoße war sehr gelungen.
Als Zwischenergebnis sollen gute vier Sterne (4,25) notiert werden, denn die beiden Hauptspeisen konnten da nicht ganz mithalten.
Der Lendenspieß mit Feta (16,40 €) und der Mix Grillspieß mit Feta (13,90 €) wurden mit einem Beilagensalat serviert, der aus Blattsalaten bestand und mit einer schlichten Vinaigrette angemacht war.
Beide Teller mit den Spießen sahen zum Verwechseln ähnlich aus, denn jeweils ein Spieß verbarg sich unter dem reichlichen, überbackenen Feta. Daneben die guten Pommes. Mein Spieß war abwechselnd mit kleinen Bifteki und Schweinefleisch bestückt worden. Meine ständige Begleiterin musste mit Schweinefilet Vorlieb nehmen. Sie bemängelte, dass das Fleisch voll durchgegart und trocken war. Das galt auch für mein aufgespießtes Muskelfleisch. Etwas mehr Würze, auch im Biftekiteig, hätten gutgetan.
Die beiden Hauptgerichte schaffen nur 3,25 Sterne, so dass ich auf 3,75 für unser Essen mittle.
Auf dem Tisch gute Salz- und Pfeffermühlen.
Ambiente:
Der erste Eindruck des Gebäudes also ernüchternd. Dann eröffnet sich eine ungeahnte Restaurantwelt, die man sich über die vielen Fotos auf der Homepage gut erschließen kann.
Alle drei Bereiche einschl. Seeterrasse sind sehr wertig ausgestattet und drinnen ist jedes Detail abgestimmt.
Im eigentlichen Restaurant sieht man viel rotes Sichtmauerwerk. Vorhänge, Tapeten und der Fußboden in Holzoptik in beigen Tönen und weiße Decken. Den starken Kontrast bilden die beliebten dunkelbraunen Lederstühle und -bänke an den Wandseiten. Dazu blanke braune Tische mit einem Tischläufer. Auch die Wand- und Deckenleuchten sehr stimmig im Gesamtambiente. Als Wanddeko dazu einige schwarz-weiß Fotos aus dem alten Griechenland – Alexis Zorbas tanzte uns aus der Wand nicht entgegen, was ja mittlerweile auch einen ziemlichen Bart hat.
Der Wintergarten ist etwas luftiger gestaltet, so z. B. mit weißen Tischen und Stühlen und Dekoelementen im Shabbylook.
Die Seeterrasse ist geräumig und drei Reihen Tische in Holz-Metallausführung sind gestellt. Man blickt auf den großen Weiher.
Was angesichts der Großzügigkeit der Räumlichkeiten störte, war der sehr schmale Tische, an dem wir uns im Wintergarten zuerst setzen durften. Sein Nachbar hatte sicherlich 20 cm mehr Breite zu bieten und nahm alles bereitwillig auf, was uns serviert und beigestellt wurde.
Sauberkeit:
Das Restaurant macht insgesamt einen hochwertigen und sehr gepflegten Eindruck. Die Toiletten halten da mit.