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In Bochum hatte ich geschäftlich in der Innenstadt zu tun und eigentlich auch wenig Zeit für eine ausführliche Mahlzeit. Die Uhrzeit (früher Nachmittag, so um die 14 Uhr) war auch nicht gerade die idealste, denn viele Lokale schließen ihre Küche und bieten erst ab circa 17 Uhr oder gar später wieder was Warmes an. Da das Wetter Ende September noch blendend war und zum Draussensitzen einlud, entschied ich mich spontan für das Burgerado, das im Aussenbereich über eine Vielzahl von rustikalen Holzbänken verfügt (sieht aus wie von groben Holzpaletten gezimmert) und sichtlich gut besucht war. Genügend Sonnenplätze waren auch noch frei, prima!
Obwohl ich mich bei meinen Nebensitzern erkundigt hatte, dass hier wirklich keine Selbstbedienung vorherrscht, kam einfach endlos lange keine Bedienung. So lange, dass ich glatt an meiner Parkuhr nachlösen musste (apropos Parkuhr: die Parkbedingungen in dieser Straße sind sehr rigoros: maximal eine Stunde, die fällige Gebühr muss auch absolut passend in Münzen eingeworfen werden, Überzahlungen werden nicht akzeptiert, Wechselgeld gibt es nicht). Als der Service schliesslich auftauchte, war er superfreundlich, zuvorkommend, kundenorientiert, offen und natürlich. Nach der Bestellung dann allerdings wieder das gleiche Spiel: ewiges Warten, niemand zu sehen, Langeweile und zunehmender Kohldampf. Vielleicht Notstand beim Personal? Vielleicht muss der Service auch in der Küche ran? Vielleicht ist hier alles doch sehr easy going? Insgeheim suchte ich schon das nächste Kleingeld für eine weitere Stunde an der Parkuhr zusammen….
Sehr gut gefällt mir am Burgerado-Konzept die Vielfalt der Variationen und Kombinationsmöglichkeiten. Neben den konventionellen Rindfleischburgern gibt es auch vegetarische und sogar vegane Variationen. Und in jedem Falle kann man zwischen drei verschiedenen Brötchensorten wählen – wer nichts sagt, bekommt einfach das jeweils empfohlene. Die fleischlosen Burger bestehen aus geraspelten Möhren, Zucchini, Sellerie, Haferflocken, Mehl und einer offenbar geheimen Gewürzmischung, nach der ich sowieso nicht gefragt hätte. Als Burger-Newbie war ich schon mit den einfachsten Überlegungen leicht überfordert. Klug wäre es gewesen, zum Burger noch ein paar ergänzende Beilagen zu ordern, aber das kann ich ja beim nächsten Besuch tun. So musste ich es dieses Mal ertragen, dass mein vegetarischer Gemüse-Nuss-Burger ohne Beilagensalat doch recht trocken ausfiel. Dafür ziemlich knackig, mit reichlich gehackten Nüssen als Zwischenschicht und etwas lachsrosa Cocktailsauce als Klebmittel. Als kleine Mahlzeit recht nahrhaft und erstaunlich gut verdaulich. Meine Begleitung wählte etwas klüger eine vielschichtigere Variante mit Sunny-side-up-Spiegelei (sehr lecker!!) und kross gebratenem Speck, dazwischen noch etwas Eichblattsalat, als Brötchen ein helles Sesambrötchen. An den umstehenden Tischen habe ich auch gesehen, dass die meisten Gäste noch einen Beilagensalat und Pommes Frites bestellt hatten. So ergibt das Ganze doch ein vollwertiges Menü. Die Salate werden wahlweise mit Honig-Senfsoße, Balsamicovinaigrette, Himbeervinaigrette oder Essig & Öl angemacht. Auch noch erwähnenswert: einige Burger kann man auch ohne Brötchen bestellen. Ideal für alle Gäste, die sich vor der Kieferstarre fürchten (auch ich musste bedarfshalber leider mit Messer und Gabel essen, mein Teil hätte ich sonst nicht anstandslos zwischen Ober- und Unterkiefer gekriegt).
Das Burgerado ist rustikal und holzlastig möbliert, hat gemütliche Sitzecken und ist durchaus zum Besuch in der Gruppe oder mit Freunden ausgelegt. Das Publikum ist bunt gemischt: Kollegen in der Mittagspause, Lonely Cowboys, Pärchen, Freundinnen am Giggeln, Familien mit Kind und Hund. Auf einer Tafel steht geschrieben: „Sorry, no Wifi. Please talk to each other.“ Sehr sympathisch! Mit dem gleichen Augenzwinkern ist die Fussnote auf dem Rechnungsbeleg getextet: „Danke für ihr nettes Lächeln und ihr Like auf Facebook“.
Letztendlich habe ich im Burgerado zweieinhalb Stunden zugebracht, obwohl ich nur kurz mal einen Happen essen wollte. Amüsant war es auf jeden Fall, trotz des lange Zeit mysteriös verschollenen Services. Die Stimmen auf der Toilette, die schon mein Vorgänger bemerkt hat, gehören übrigens einem Comedian an. Selten so gelacht.