Zurück zu maiBeck
GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat maiBeck in 50667 Köln bewertet.
vor 10 Jahren
"„Für Dich“ und „Stay hungry!“"
Verifiziert

Geschrieben am 26.11.2014
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu maiBeck
Besucht am 25.11.2014
... heißen die zwei Kernaussagen mit denen sich das Lokal selbst identifiziert und darstellt. Vielleicht dachten die beiden Chefs an den Spruch von Steve Jobs: „Stay hungry, stay foolish”.

Seit die „Welt am Sonntag“ (20.7.2014) schrieb: „Bis 2013 war die Kölner Altstadt nicht nur in gastronomischer Hinsicht eine No-go-Area. Jetzt gibt es hier mit dem "Maibeck" einen Vertreter der sogenannten modernen Bistroküche. Jan Maier und Tobias Becker, zwei erfahrene Köche Anfang 30, halten das ambitionierte Niveau ihrer Neueröffnung nahe dem Museum Ludwig seitdem beständig. Auf der saisonal und überwiegend lokal orientierten, täglich wechselnden Karte stehen im Sommer Matjes aus Scheveningen, aromatisiert mit Wassermelone, Liebstöckel und Gartengurke oder einfach nur ein Teller mit Rohem, Gegrilltem und Eingelegtem von rheinischen Feldern. Der Kaffee kommt von der Ehrenfelder Rösterei Van Dyck. Toller Impuls für das legendär behäbige Köln.“ wollte ich das Restaurant besuchen. Aber irgendwie klappte es nicht. – Und dann schlugen auch noch Michelin (1 Stern) und GaultMillau (15 Punkte) im November voll zu.

Da traf es sich gut den Besuch von Weihnachtsmärkten in Köln mit einen Besuch zu starten.
Ich finde ein Vier-Gang-Menü (als Überraschungsmenü für 42,00€ und mit Weinbegleitung für 69,00€ schon bei der Lektüre auf der Internetseite) als einen guten Einstieg.
Die Reservierung zum Lunch war telefonisch ganz einfach und problemlos.

Ambiente

Wir kamen zu Fuß vom Hauptbahnhof und gingen Richtung Dom am Weihnachtsmarkt vorbei zur Philharmonie und sahen schon das Lokal.

Schon beim Eintreten sahen wir die „reduzierte“ Einrichtung: sehr einfache kleine Tische, moderne „Stapelstühle“ mit Gleitern (durchaus bequem). Der Raum lebt von Hell-Dunkel-Kontrasten und den großen Fenstern sowie den sichtbaren silberfarbenen Lüftungsrohren. Als nächstes fällt die Theke ins Auge. Ein weiterer Gastbereich war durch Sperre mittags geschlossen. Alle übrigen Plätze wurden von Gästen eingenommen (21 Personen habe ich gezählt). Wir hatten einen Fensterplatz mit Sicht auf den Rhein.
Die Tische sind schon recht klein und reichen gerade für Besteck und Porzellan für zwei Gedecke. Eine Flasche „Wasser“ hatte kaum noch Platz und wurde daher auf der Fensterbank abgesetzt. Die Servietten waren aus weißem Stoff.
Die Einrichtung ist in sich stimmig.

Sauberkeit

Der graue Kunststofffußboden war gut gepflegt, die Tische fleckenlos. Der Sanitärbereich ist auf der gleichen Ebene und leicht zu erreichen. Der Raum ist eng. Die Einrichtung ebenfalls spartanisch. Aber es ist alles Notwendige vorhanden. Alles ist in tadellosem Zustand.

Service

Die Kellnerinnen trugen Jeans, weiße Bluse, Turnschuhe und als Zeichen ihrer Aufgabe eine einheitliche Schürze des Hauses – also ungezwungen und locker. Die Damen waren freundlich und beantworteten gerne alle Fragen. Bei jedem neuen Wein gab es einen Probschluck und Erläuterungen zu den Rebsorten. Es wurde stets aus der Originalflasche gut temperiert eingeschenkt. Trotzdem strahlen die jungen Frauen nicht „Feuer“ oder „Freude“ aus. Sie waren distanziert höflich. Durch das fundierte Fachwissen und die klaren Bedienungsabläufe war der Service insgesamt gut.

Die verkosteten Speisen

Wir wählten das Viergang-Menü.

Das Brot und der Aufstrich wurden bald gebracht und auch bei Bedarf erneuert. Besonders das dunklere luftige Brot mit einer leckeren Kruste schmeckte uns. Das helle Brot war kompakt und fest. Der Aufstrich war leicht und hatte angenehme Zitrusnoten als Hauptgeschmack.

Dann kam der erste Gang: Kalmar, Champignon, Möhrenscheiben, Selleriepüree und Urkarottentatar mit Dressing. Das „Bild“ war schön und machte Appetit. Die Tintenfischröllchen waren leicht gebraten, angenehm fest im Mund. Das Püree schmeckte durchaus sanft nach Sellerie und rundete den Gang ab. Große Freude machte uns das Tatar aus der Karotte. Es erinnerte geschmacklich an Rote Bete und war herrlich zubereitet und gewürzt.

Der nächste Gang bestand aus zwei gefüllten Ravioli, Mangoldgemüse, Kaninchenteilen und Jus. Vielleicht sieht der Teller nicht so farbenfroh wie der erste aus; aber die Komponenten waren überzeugend. Selbst gemachte Ravioli mögen wir gerne, das Gemüse ergänzte prächtig. Und die Stücke von Kaninchen waren köstlich. Soßen sind meine große Leidenschaft und daher war diese für mich die Abrundung. Jürgen Dollase sagte dazu vor Kurzem im Radio, dass viele Köche die Optik höher schätzen als den Geschmack. Viele Gerichte haben am Ende der Zubereitung einen Braunton, aber das muss nicht bedeuten, dass es Pampe ist und keine Würze hat. Uns hat der Gang gut gemundet.

Der Hauptgang bestand aus Zweierlei von der Ente (Brust- und Keulenstücke), Kürbis-Rappa-Wurzelgemüse, Spätzle, Soße. Die Spätzle hatten einen Kürbisanteil. Sie wurden in einer Extraschüssel gereicht, ebenso wie die Soße. Das war für uns eine gute Entscheidung. Wir mögen es gar nicht, wenn die Soße überall verteilt auftaucht (schon gar nicht über dem Fleisch). Die Entenbrust war saftig. Die Keule war geschmort. Beide Sorten waren sehr schmackhaft und zart. Die Spätzle waren ein Gedicht. Die Soße schmiegte sich gerne an die Nudeln. Rappa kannten wir nicht – er heißt auch Stängelkohl. Der Geschmack überzeugte uns und hat unser kulinarisches Spektrum erweitert. Bei anderen Köchen habe ich bereits Wirsing (Sonnora - Helmut Thieltges), Kohlrabi (Haasenmühle - Patu Habacht) und Steckrübe (Buddenbrooks - Dirk Seiger) wieder schätzen gelernt (früher hat „Mutti“ diese Gerichte zu weich zubereitet oder mit Mehlschwitze erschlagen) und verarbeite sie gerne selber zu Hause.

Den Abschluss bildete eine Apfeltarte mit Tonkabohnen-Eis. Das war auch ein solides Gericht. Auf Blätterteig waren die Äpfel fein verarbeitet. Eine angenehme Süße zeichnete den „Kuchen“ aus. Das Eis war sehr cremig und zart mit angenehmen Aromen.

Zum Kaffee gab es einige Cantuccini-Plätzchen mit ganzen Hasennussscheiben.

Getränke

„Hauswasser“ (0,7l – 5,90€)

Weinbegleitung zum Viergang-Menü (27,00€):

Château de Saint Cosme : Little James' Basket Press blanc (Viognier 55% und Sauvignon blanc 45%) – frischer und aromatischer Sommerwein

Fred Loimer: Cuvee Chardonnay * Pinot gris 2010 - feine Kräuterwürze, leichte Aromen von Vanille und Karamell im großen und kleinen Holzfass gereift

Faubel: Maikammer Rotwein-Cuvée “L. Marcian” 2012 (Cuvée aus Spätburgunder und Cabernet Sauvignon) - mit Aromen von Kirschen und Waldbeeren, Brombeere, schwarzer Johannisbeere und Kräuternoten – nicht zu schwer und daher passend zu Fleisch mit leichten Soßen.

Thorsten Krieger: Rieslaner Auslese 2012 – süß, frisch, saftig mit Aromen von Orangen und Honig.

Espresso macchiato (2,50€)

Fazit

4 Gerne wieder: Uns hat es geschmeckt.

(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


BuMü und 2 andere finden diese Bewertung hilfreich.