Zurück zu Kouzina - Mezedes Weinbar
GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Kouzina - Mezedes Weinbar in 66740 Saarlouis bewertet.
vor 9 Jahren
"Mit dem guten Konzept einer Mezedes-Bar in einem beeindruckenden Gewölbe kann die Küche noch nicht mithalten"
Verifiziert

Geschrieben am 24.04.2016
Besucht am 20.04.2016
Zeche: 37,30 € (eine Person)

Allgemein:


In Saarlouis gehe ich mit einem befreundeten Kunden seit Jahr und Tag ins Delphi und erlebe dort eine gleichbleibend gute Qualität; meine Kritik des Restaurants liegt lange zurück und ist im RK-Migrationsbestand von Yelp noch zu lesen. Kürzlich machte mich mein Essensbegleiter auf das neue Restaurant Kouzina aufmerksam.
Genau wie das Delphi (Bastion VI) ist es in einer Festungsanlage aus der Franzosenzeit untergebracht, in einer Kasemattenanlage am Rande der Innenstadt mit einigen anderen Restaurants, so dass sich eine kleine Gastromeile unter dem begrünten Kasemattendach bildet.

Das Kouzina ist kein Blau-weiß-Grieche. Vom Konzept her bietet es eine Mezedes-Küche, gepaart mit einer Cocktailbar, die direkt neben dem Restaurant liegt und in der auch Speisen serviert werden. Zwischen beiden Etablissements gibt es einen Durchgang.

Am besuchten Mittwochabend war das Kouzina gegen 19 Uhr gut belegt. Paare und kleine Gruppen hatten sich eingefunden, mit einem merklichen Frauenüberhang, was meine Hypothese weiter untermauert, dass Tapas und Mezedes auf Frauen eine besondere Anziehungskraft ausüben.

Ich habe das Kouzina mit einem zwiespältigen Gefühl verlassen: Das Ambiente ist sehr anziehend und die Auswahl an Mezedes kann sich ebenfalls sehen lassen. Damit konnte die Küchenleistung leider nicht mithalten. Am besten einen Selbstversuch starten.

Das Preis-Leistungsverhältnis bewerte ich mit 3,5 Sternen.

Service:


Wie es sich für ein "Konzeptrestaurant" gehört, tragen die Servicemitarbeiter eine Uniform, deren augenfälligstes Merkmal "eingesteckte" rote Krawatten in schwarzen Hemden resp. Blusen sind. Darunter werden Kellnerschürzen getragen. Einige griechische Kräfte in dieser Kluft waren auszumachen und anfangs schien mir die schwarze Brigade ausreichend stark. Als aber ab 19 Uhr etliche Tische besetzt waren, schenkte man mir und den gelehrten Tellern auf meinem Tisch keine Aufmerksamkeit mehr und auch nach meinem geäußerten Zahlenwollen dauerte es recht lange, bis ein Ouzo auf`s Haus und die Rechnung kam.

Die Kommunikation ist freundlich und die Getränke und Speisen waren zeitlich gut getaktet.
Auch wegen des Nachlassens am Ende kommen nicht mehr als drei Sterne für den Service raus.

Gegen den Durst gab es ein Wiedersehen mit dem Kirner Pils aus dem Städtchen Kirn an der Nahe (0,3 l für 2,50 €). In der nahe gelegenen Artillerieschule in Idar Oberstein war das Kirner nach meiner Erinnerung als "Komapils" verpönt und die Herren Ausbilder tranken Bitburger. Mir bereitete das Wiedertrinken Freude und das Kirner kam erfrischend und leichtherb rüber und ich würde es einem Bitburger (Massen)Pils vorziehen.

Eine Flasche Wasser 0,75 l kommt auf 5,20 € und die offenen Weine sind recht happig bepreist. Für das Glas 0,2 l beginnen die Preise bei 5,50 €.  Die kleine Auswahl an Flaschenweinen bietet auch klassifizierte griechische Weine neben den bekannten Konsumweinen der großen Abfüller. Weiß- und Roseweine werden im Eiskühler serviert.

Essen:


Die Speisekarten kann man sich von der Homepage http://www.kouzina-saarlouis.de/ herunterladen. Sie biete 51 Mezedes in den Rubriken kalt, warm, Käse, Fleisch, Fisch- und Meeresfrüchte! Darunter viel Bekanntes und Bewährtes, aber z. B. auch Kreationen wie "Kartoffelcarpaccio mit gebackenem Ziegenkäse", Jakobsmuscheln oder Kalbsleber mit kretischem luftgetrocknetem Schinken.

Ich wählte als ersten Gang Psomi Scharas (gegrilltes Brot mit Oliven, Olivenöl, Oregano, Fleur de Sel und Paprikastreifen, 3,00 €), Taramas (Fischrogencreme vom Stockfisch (!), pürierten Kartoffeln, Zitrone und Olivenöl, 4,50 €) und Melitzanosalata (Auberginencreme mit eingelegten Sardellenfilets, 4,20 €). Dazu gab es einen Korb mit Stangenbrotscheiben.

Das Brot im Korb und vom Grill war enttäuschend. Wegen der Nähe zu Frankreich hofft man auf erstklassiges Baguette und bekommt stattdessen einen schon älteren Schatz serviert, bei dem die Kruste teilweise abplatzte. Die wenigen Tropfen Olivenöl und die Gewürze konnten da nichts mehr wettmachen. Die etlichen grünen und schwarzen Oliven waren ordentlich.

Das Taramas, wie leider meist, von der ganz glatten, cremigen Sorte. Ich hatte wegen der auf der Karte aufgeführten Kartoffelzutat auf eine weniger glatte Variante gehofft (bei unserem Stammgriechen Orpheas ist das Taramas feinstückig durchsetzt). Also ein Taramas zum Durchwinken. Auch die Auberginenvorspeise war mir zu cremig. Die vielleicht acht Sardellenfilets waren für sich genommen kräftig salzig, aber so gehört es sich. Ich gebe zu, dass mich die Sardellenfilets zur Auberginencreme neugierig gemacht hatten und die Neugierde meine Order auslöste. Im Ergebnis hatten beide Spieler auf dem Teller nichts miteinander zu tun und ich achtete darauf, dass auch keine Berührung zustande kommt. Also eine willkürliche Kombination, die wohl einem Bemühen um Originalität geschuldet ist (und ich falle drauf rein).

Das erlebte ich dann beim Oktapodi Psito (gegrillter Oktopus mit einem Pesto aus getrockneten Tomaten, Waldnüssen und Hartkäse, 9,50 €) ein zweites Mal.

Der Oktopusarm machte einen optisch gefälligen Eindruck, war mir aber nicht zart genug. Auf einem Radicchioblatt dann ein ordentlicher Klacks von dem Pesto. Auch dieses, isoliert geschmeckt, war gelungen. Den Oktopus sollte man aber nicht mit dem ihn erschlagenden Pesto bestreichen.

Mein zweiter warmer Gang war der eindeutige Gewinner des Abends: Lukaniko me Piperies (würzige griechische Würste mit gebratenem Babyspitzpaprika, 5,60 €). Griechenland ist nun nicht für Würste bekannt. Als ich das Gericht las, musste ich sofort an unseren Stammgriechen denken, dessen Wirt vor einigen Jahren eine eigene Bratwurst kreiert hat, die man sich geschmacklich als eine Art Thüringer mit Mittelmeergewürzen vorstellen muss. Die vier angeschnittenen kleinen Würste erinnerten wegen der recht festen Konsistenz und dem Geschmack sehr stark an Debreziner, was mich erfreute. Auch gut die gebratenen und sehr aromatischen grünen Paprikas.

Die Sternenuhr kann aber in toto nur auf 3,25 Sterne vorrücken.

Ambiente:


Hier punktet das Kouzina. Bestimmend sind die gewölbten weißen Decken mit leichtem Strukturputz. Sie werden durch indirekte Strahler und Deckenlüster stimmungsvoll und dezent beleuchtet. Auf dem Boden passende gelbliche Fliesen bzw. dunkles Holz auf den Podestbereichen. Den Kontrast bildet das schwarze Mobiliar aus blanken Tischen und Stühlen.

Da braucht es eigentlich keine Deko. Sie beschränkt sich an den Wänden auf antike Spiegel und Fotos; im Raum eine Art landwirtschaftliches Stillleben (siehe Foto).

Die Bar ist vom Stil her anders eingerichtet und auf der Homepage gibt es ein Foto.

Die Tische im Restaurant sind großzügig gestellt und wirken auf den ersten Blick auch gut dimensioniert. Wenn allerdings mehrere Esser mehrere Mezedes zeitgleich serviert bekommen, wird es doch eng, wie ich auch beklagend von einem Nachbartisch vernahm.

Anfangs hörte man leicht loungige Musik, die dann durch eine traditionelle Musikfarbe abgelöst wurde, ohne dass Dauersyrtaki erschallte.

Sauberkeit:


Alles sehr gepflegt und ebenerdige, saubere und ausreichend große Toiletten finden sich neben dem Eingang.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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