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GastroGuide-User: DerBorgfelder
DerBorgfelder hat Kränholm Café und Restaurant in 28759 Bremen bewertet.
vor 3 Jahren
"Gehobene Küche in künstlerischem Ambiente"
Verifiziert

Geschrieben am 13.04.2022 | Aktualisiert am 13.04.2022
Besucht am 09.04.2022 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 117 EUR
Das Kränholm hatten wir seit dem letzten Bericht nicht mehr besucht. Schade eigentlich, denn das Gelände und die vielen Kunstwerke in Restaurant und Café sind schon allein einen Ausflug wert (die für Veranstaltungen genutzte Scheune kennen wir leider nicht von innen). Aber die Anreise mit Bahn und Bus schien uns zu umständlich (Stadtkinder halt...) und die mit dem Auto verhindert reichlichen Weingenuss. Da passte ein Besuch in der alkoholfreien Fastenzeit ziemlich gut.

Seit 2014 hat es schon zwei Pächterwechsel gegeben; aber mit dem auf der Homepage sehr sympathisch vorgestellten Ehepaar Ernst scheint jetzt ein Ruhe eingekehrt zu sein. Nach den zwei furchtbaren Jahren unterstützen wir junge Gastronomen besonders gern. Am frühen Samstagabend waren wir pünktlich zur Öffnungszeit erst die zweiten Gäste;-) und wurden nach einer kleinen Wartezeit im Barbereich freundlich begrüßt. Die Garderobe überließen wir gerne unserer Service-Fee (eine besonders in der kalten Jahreszeit angenehme Gastfreundlichkeit, die leider etwas auszusterben scheint), die uns durch den großen, klar gestalteten Raum zum Tisch begleitete. Der Wunsch nach einem Wechsel wegen besserer Lichtverhältnisse konnte problemlos erfüllt werden. Den Service für etwa 40 Gedecke am Abend teilten sich vier junge Menschen, davon ein oder vielleicht auch zwei Fachkräfte. Am Nebentisch war übrigens eine weitere Angestellte mit ihrer Familie als Gast da. Das ist doch schon mal vertrauenserweckend. Der Kontakt war professionell freundlich und leger. Als mir was nicht passte, tätschelte die junge Dame mehrfach beruhigend meine Schulter; kenn ich sonst nur von meiner Friseurin.
Foyer
Lounge
Bar
Hauptraum, dahinter die Küche
Was mich an unseren letzten Besuch erinnerte, war die sehr schnelle Frage nach den Aperitifen, während ich noch nicht mal Platz genommen hatte.
Was allerdings dem alkoholfreien Cocktail aus Maracuja-Sirup, Honigmelonen-Eis, Ingwerpulver und Ginger Ale nichts von seiner leckeren Melange von erfrischend fruchtig süß-sauren und pikanten Noten nahm. Meine liebe Frau bestellte noch einen zweiten, ich beschied mich mit in der Folge mit Wasser.


Ein „echtes“ Amuse gab es nicht, dafür drei Sorten Baguette, das etwas krosser aussah, als es am Abend war. Schön der cremige Kresse-Quark dazu.



Auch mit dem Auftaktgang waren wir beide zufrieden.

Meiner Frau schmeckte das gedämpfte Lachsmosaik mit Gurken-Dill-Sud und süßen, knackigen Schalotten sehr. Dazu eine leicht pikante Wasabi-Crème und lustig im Mund zerplatzender Algenkaviar. Ein nicht nur optisch hübscher Teller.


Bei mir ging es in den „Pilzgarten auf Kränholm“:
Champignons waren als Schaum verarbeitet; das überraschte schon mal.
Überaus knusprig und geschmacklich fein die frittierten Enoki. Nicht so nach meiner Mütze dagegen sauer eingelegte Kräuterseitlinge und glasierte Shitake, die sehr salzig geraten waren. Kreativ auf jeden Fall, auch handwerklich gelungen und die verschiedenen Texturen und Temperaturen sorgten für Abwechslung. Andererseits Säure und Salz für mich schon grenzwertig. Aber immer noch Geschmacksache.
Nicht unterschlagen will ich Bärlauch-Sponge, der den Frühlingsboten stark in Szene setzte. Nur feucht werden darf so ein Schwamm nicht, also Obacht beim Anrichten.


Auch beim zweiten Gang schwärmte meine Frau für ihr am Tisch angegossenes, aufgeschäumtes Bärlauchsüppchen, bei dem ich allerdings das angekündigte Kräuter-Gel vermisste. Vielleicht war es untergerührt, was etwas verschenkt gewesen wäre. Erfreulich dagegen ein aufgeschnittenes Wachtelei, das mit noch leicht flüssigem Dotter glänzte.



Leider hatte ich eine Niete gezogen. Die knallrote Tomaten-Mango-Suppe war so gnadenlos überwürzt, das ich nach drei Anläufen aufgab. Mit jedem Löffel wich die durchaus vorhandene  süß-säuerliche Fruchtnote einer massiven Salzigkeit. Die zweite Teil des Gerichts schuf leider so gar keine Abhilfe. Das „Zucchini-Garnelen-Röllchen & Olive“ war handwerklich zwar sauber gearbeitet, aber schon im Ansatz hier fehl am Platze. In kalte, geschmacklose Zuchini war eine Farce gefüllt, die an Leberkäse erinnert hätte, wenn sie farblich nicht schon leicht ins Graue tendiert hätte. Ich ließ den Service vorsorglich mal in der Küche nachfragen, ob es sich womöglich um Fleischbrät handelt. Nein, wäre schon Garnele. Nur: Vom Krustentier war Null Komma Null zu schmecken, in der weitgehend neutralen Masse irritierte lediglich ein leichtes  Olivenaroma. Sollte das vielleicht Einlage sein und Ausgleich für die brutale Würze der Suppe sein? Aber warum dann nicht in der Schüssel, zudem mit Kresse und ein paar Salzflocken garniert? Egal: In sich nicht stimmig, keine für mich erkennbare Verbindung zu Tomate und Mango und die Suppe alles, nur kein Genuss. 



Als die Frage nach der Zufriedenheit kam, meckerte ich gleichwohl nicht, sondern verwies nur auf meinen ganz anderen Geschmack und bat ersatzweise um eine Portion Bärlauchsuppe. Obwohl sich das Restaurant inzwischen gut gefüllt hatte, schob die Küche schnell einen Teller dazwischen, prima. Wertung siehe oben. Sehr positiv ist zu vermerken, dass keine Berechnung erfolgte! So schafft man trotz Mängeln positive Kundenbindung.

Bei den Hauptspeisen gab es dann auch nur wenig zu monieren.

Meine Frau gefiel ihre mit tomatisiertem Bulgur gefüllte Ochsenherztomate, Büffelmozza und viel frittiertem Ruccola insgesamt gut, nur die zu hart geratenen Knoblauchchips wurden bemängelt.

Mein gegrilltes Steinköhlerfilet schien mir eher gebraten. Es war durch, aber höchst saftig, nur die Haut mal wieder nicht mehr knusprig. Schmackhaft der grüne Spargel, einmal knackig gegrillt, zum anderen als Teil einer Ratatouille. Eine gesprühte Hollandaise konkurrierte mit Bärlauch-Kartoffelpüree um die schmackigste Komponente. Wohlfühlessen und vor allem mit Augenmaß gewürzt, so dass ich alle Produkte erschmecken konnte.



Ein versöhnlicher Abschluss nach einer leider durchwachsenen Leistung. Über die Gründe will ich gar nicht spekulieren. Vielmehr hoffen, dass bei unserem für den Sommer ins Auge gefassten Wiederholungsbesuch etwas mehr Genauigkeit in Komposition und Ausführung herrscht. Die engagierte Crew und das inspirierende Anwesen hätten es verdient.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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