Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Was bleibt als Erinnerung an unser Gastspiel in Bad Marienberg? Gutes Hotel mit einer Küche, die mehr Schatten als Licht auf den Teller bringt, schöne Landschaft, viel Regen!
Ein paar Worte zum Hotel, sie sollen aber bei der Bewertung des Essens keine Rolle spielen.
Das Landhotel Kristall liegt am Waldrand im verkehrsberuhigten Bad Marienberger Kurgebiet in der Goethestraße 21. Das Hotel überragt als dreistöckiger, weißer, renovierter Bau die umliegenden Einfamilenhäuser und vermittelt mit den umlaufenden Balkonen und den weit überstehenden Dächern den Eindruck bajuwarischer Bauweise. Parkraum vor dem Hotel ist genügend vorhanden.
Sauna, Fitnessraum und ein kostenfreier Wlan-Internetzugang sind in diesem Drei-Sterne-Hotel selbstverständlich.
Mit dem Zimmerservice sind meine Frau und ich bestens zufrieden. Die Damen am Empfang sind uns freundlich und zuvorkommend begegnet. Das Frühstücksbuffet ist reichhaltig und frisch. Das Bedienpersonal beim Frühstück ist freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend.
Wir haben während unseres dreitägigen Aufenthaltes nichts registriert, das gegen Übernachtung und Frühstück in diesem Hause spricht. Insofern können wir für das Hotel eine Empfehlung aussprechen.
Bei der Küche des Hauses sieht das anders aus. Wir haben am Abend unseres Ankunftstages, dem 15. September, dort zu sechst gegessen. Es hat uns nicht "high" gemacht. Detailliert bewerten werde ich im Folgenden die Speisen meiner Frau und mein Essen. Pauschal werde ich etwas zu den Speisen der beiden anderen Wanderpärchen sagen. Aber der Reihe nach.
Das Ambiente ***/****
Zum Äußeren des Hauses ist oben das Wichtigste gesagt. Das Restaurant liegt großräumig im Erdgeschoß neben der Rezeption, eine Bar ist im Restaurant integriert. Wände, Decke, Fußboden und die Möblierung sind bis auf die Sitzgelegenheiten in weißen, hellbraunen oder -grauen Tönen gehalten, die Stühle kontrastierend mit dunklen Sitz- und Lehnenbezügen und die Sessel mit schwarzen Kunstlederbezügen. Der Fußboden ist großflächig gekachelt, grau-weiß-bräunlich. Nüchtern wirkt der Raum, nicht ganz so nüchtern wie ein moderner Kantinenraum. Aber der hallenartige Charakter, die nüchterne Ausstattung erinnern eher an ein geschäftsmäßiges Ambiente denn an Kur-, Wander- oder Erholungsurlaub.
So sollen es denn dreieinhalb Sterne für das Ambiente sein, ganz okay.
Der Service ****
Zwei Damen bedienen uns, beide freundlich, aufmerksam und schnell. Die Speise- und Getränkekarten händigt uns eine der Damen direkt nach dem Platznehmen aus und fragt nach unseren Getränkewünschen. Meine Frau entscheidet sich für ein Mineralwasser (0,2 l für 2.- €) und einen Grauburgunder (0,2 l für 5,20 €), ich für ein Pils aus dem Westerwald (0,5 l für 3,50 €). Die ersten Getränke haben wir schnell auf dem Tisch, sie sind wohltemperiert bis auf den Grauburgunder, der schlichtweg zu warm serviert wird.
Eingeschoben sei hier, daß wir im Laufe des Abends noch drei Gläsern Blanc de Noir (0,2 l zu 4,80 €) zugesprochen haben. Dieser Wein wird im Gegensatz zum Grauburgunder wohltemperiert serviert.
Die Servicedamen bedienen uns, wie man es von einem guten Service erwartet. Sie fragen, ohne aufdringlich zu wirken, nach weiteren Wünschen und erkundigen sich nach unserer Zufriedenheit mit dem Essen. Auf Reklamationen reagieren die Damen professionell, sie bieten "Nachbesserung" und "Schadensersatz" an, worüber im Folgenden noch zu berichten sein wird.
Der Service verdient seine vier Sterne.
Das Essen **/***
Die Speisekarte wird mit dem Goethe-Zitat "Das Essen soll zunächst das Auge erfreuen und dann den Magen“ untertitelt. Unter diesem Motto bietet die Küche Suppen, Salate, Vegetarisches, Fleisch von Pute, Schwein und Rind, Fisch, Regionales, Saisonales und Desserts an. An Kinder wird mit einer Kinderkarte gedacht.
Die Essenspreise sind akzeptabel, sind für Preise in einem Drei-Sterne-Hotel nicht unüblich. Ein Auszug der angebotenen Speisen findet sich auf den hier bei GastroGuide verlinkten Seiten des Hotels.
Wir entscheiden uns für saisonale Gerichte, meine Frau für
– Schweinemedaillons, Pfifferlinge mit Rahmsauce, dazu Spätzle und Salat vom Buffet (16,50 €) und ich für Vegetarisches, nämlich
– Pfifferlinge mit Semmelknödeln und Salat vom Buffet (11,90 €).
Der Gruß aus der Küche läßt nicht lange auf sich warten: Brot und Kräuterquark. Das Brot, Baguettescheiben, ist frisch, der Quark gut mit Kräutern versorgt und geschmacklich einwandfrei.
Wir holen uns unsere Salate vom Buffet, nachdem uns die Dame vom Service explizit auf das Buffet hingewiesen hat. Angeboten werden in einer Kühltheke Selleriesalat, Staudenselleriesalat mit Mandarinen, beide Selleriesalate mit Sahnedressing angemacht, Zucchinisalat mit Orangenstückchen und Curry-Dressing, Möhrensalat mit Apfelstückchen in Essig-Öl-Dressing, Salat aus grünen Bohnen, Tomatenviertel, sahnig angemachter Salat aus Möhrenraspeln, Mais, Kidney-Bohnen und Silberzwiebeln, Radicchio und eine Art griechischer Bauernsalat mit Schafskäse, Oliven, Tomaten und Lauchzwiebeln in einem Essig-Öl-Dressing.
Wir bedienen uns nach Gusto. Der Salat ist einwandfrei, bis auf den Radicchio und die Tomatenviertel angemacht. Drei Dressings werden als Ergänzung für die beiden nicht angemachten Salate angeboten. Hier gibt es nichts zu mäkeln.
Das ändert sich bei den Hauptspeisen, die kurze Zeit später folgen. Eine der Servicedamen serviert meiner Frau einen Teller mit drei Schweinemedaillons in Rahmsauce, drei kleinen und einem größeren Pfifferling, einem Häufchen Spätzle, garniert mit Preiselbeeren auf einer Zitronenscheibe.
Ich bekomme einen mit Balsamicocreme verzierten Suppenteller, in dessen Tiefe zwei Knödel und ein großes, ein mittleres und zwei winzige Pfifferlingsbruchstücke liegen. Der verzierende Rosmarinzweig lockert optisch auf.
Meine Frau beginnt mit den Spätzle, "kalt!" sagt sie und reklamiert sofort. Die Dame vom Service bietet an, den gesamten Teller nochmals aufzuwärmen oder eine neue Portion heißer Spätzle nachzuliefern. Meine Frau entscheidet sich für das letztgenannte Angebot, und einige Zeit später erhält sie eine neue Portion auch wirklich heißer Spätzle.
Die Schweinemedaillons sind teilweise blaß gebraten, ohne Röstaroma. Die Sahnesauce ist sehr dünnflüssig und wenig gewürzt. Die Pfifferlinge sind sehr spärlich bemessen. Das Gericht ist ein saisonales Angebot, bei dem die Saisonkomponente etwas zu kurz gekommen zu sein scheint.
Selbiges gilt für meine Pfifferlinge mit Semmelknödeln, die der Menge auf dem Teller nach besser als "Semmelknödel mit vier Pfifferlingsstücken" hätten angepriesen werden sollen. Wenn denn wenigstens die Semmelknödel geschmeckt hätten. Sie haben eine seltsame Konsistenz, kleben am Gaumen und an den Zähnen. Die Sauce, in der die Pfifferlinge liegen, ist dünn, läßt Geschmack vermissen. Nein, sowas kann man besser zubereiten, und ich habe ein solches Gericht auch schon besser gegessen.
Als die Servicedame fragt, ob es uns geschmeckt habe, bleiben nicht nur meine Frau und ich, sondern auch unsere Mitwanderer schulterzuckend recht schweigsam. Die Dame hat's wohl gemerkt und fragt, ob Desserts gewünscht seien. Wir bejahen, wollen aber noch einmal in die Karte schauen.
Meine Frau und ich nehmen einen
– Basaltbecher (Vanille-, Stracciatella- und Schokoladeneis) mit Basaltfeuer (5,50 €).
Das Basaltfeuer ist ein 56-prozentiger Westerwälder Schnaps.
Bevor die Servicedame die Desserts serviert, bietet sie meiner Frau noch eine Wiedergutmachung für die kalten Spätzle an. Meine Frau darf sich einen Schnaps oder einen Kaffee aussuchen. Sie entscheidet sich für einen Espresso, den sie nach dem Dessert serviert bekommt.
Wir erhalten drei kleine Kugeln Eis, eine Miniportion Sahne, gebettet in einem Brand, der keine Harmonie zu dem süßem Eis erkennen läßt. Der scharfe Brand des Basaltfeuers paßt einfach nicht zum Eis, mengenmäßig und geschmacklich bleibt das Dessert unbefriedigend.
Für mich bildet ein italienischer Kräuterlikör (0,02 l für 2,40 €) den Abschluß.
Der Vollständigkeit halber seien noch ein paar Worte zu den Speisen unserer beiden Mitwanderpärchen genannt. Sie verzehren
als Hauptspeisen
– Vegetarische Maultaschen auf Spinat mit Gorgonzola-Sauce und Parmesanstreifen (7,80 €),
– Schnitzel Wiener Art, Pfifferlinge, Rahmsauce und Kroketten,
– Medaillons vom Schwein auf Pfeffersauce, dazu Spätzle und Salat vom Buffet (14,50 €) und
– „Wäller-Pfännchen“ (Steak von Schwein, Rind und Pute an Schwarzbiersauce, dazu Gemüse der Saison und Bratkartoffeln) (21,50 €) und
als Desserts
– Basaltbecher (Vanille-, Stracciatella- und Schokoladeneis) mit Basaltfeuer und
– Gebackene Apfelringe mit Zimtzucker, Vanilleeis und Sahne (4,90 €).
Die Maultaschen sind okay, wie unsere Wanderschwester konstatiert. Unser Mitwanderer, der das Schnitzel "Wiener Art" gewählt hat, klagt auch über die geringe Menge von drei Pfifferlingsstücken und den mangelnden Geschmack der dünnen Sauce. Das Schnitzel ist in Ordnung. Unsere Tippelschwester mit den Medaillons vom Schwein klagt gleichermaßen wie meine Frau über kalte Spätzle, ist aber mit Medaillons und der Pfeffersauce sehr zufrieden. Auch ihr bietet der Service an, das Essen aufzuwärmen oder eine neue heiße Portion Spätzle zu liefern. Letzteres wählt sie. Aus dem Wiedergutmachungsangebot vor dem Servieren der Desserts nimmt sie einen Kakao auf Kosten des Hauses.
Der einzige unter uns, der sich bestens versorgt sieht, ist unser Wanderbruder mit dem Wäller Pfännchen. Er urteilt "sehr gut" und ist sehr zufrieden mit der Hauptspeise.
Bei den Desserts bewerten auch zwei andere Tippelbrüder den Basaltbecher wie meine Frau und ich. Unterdurchschnittlich, wenig Eis, keine Geschacksharmonie zwischen Eis und Brand, zu wenig Sahne, höre ich sie sagen. Einzig die Wanderschwester mit den Apfelringen ist mit ihrem Dessert zufrieden.
Zum Schluß sind wir uns alle einig: Am nächsten Abend gehen wir woanders hin. Die Küche im Landhotel Kristall hat uns nicht überzeugt, die Kritik überwiegt im Vergleich zum Lob. Die Nachbesserungs- und Wiedergutmachungsangebote für die verpatzten Spätzle sind zwar dem Service gutzuschreiben, verdecken aber nicht die Unzulänglichkeiten der Küche. Mehr als zweieinhalb Sterne ist uns diese Küchenleistung nicht wert.
Die Sauberkeit ****
Hier gibt es nichts zu bemängeln. Der Gastraum ist gut gepflegt und sauber, gleichfalls die Tische, das Geschirr und die Bestecke. Auch die Damen- und Herrentoiletten im Restaurantbereich sind sauber, modern ausgestattet und gepflegt. Vier Sterne für die Sauberkeit.
Das Preis-/Leistungsverhältnis **/***
Der Service hat ja versucht, die Mängel beim Essen im Nachhinein zu beheben oder auszugleichen. Dies sei ihm positiv angerechnet. Doch in einem Restaurant eines Drei-Sterne-Hotels erwartet man heiße Spätzle und keine Nachbesserungsangebote. Und auch die klebenden Klöße, die Mini-Portionen an Pfifferlingen, die teilweise blassen Schweinemedaillons in einer faden Sauce und der disharmonische Basaltbecher mit den kleinen Eiskugeln lassen das Preis-/Leistungsverhältnis nicht über zweieinhalb Sterne hinausgehen.
Das Fazit **/***
Wir würden so schnell nicht wieder ins Restaurant des Kristall gehen. Das Hotel ist gut, Übernachtung und Frühstück sind den Preis wert, aber bei der Küche sehen wir "Luft nach oben". Vielleicht fällt ein zweiter Restaurantbesuch besser aus, und unser Abend ist ein Ausreißer. Derzeit geben wir aber nur zweieinhalb Sterne für das Restaurant und ein "eher nicht".