Zurück zu Restaurant essenZzeit
GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat Restaurant essenZzeit in 69198 Schriesheim bewertet.
vor 9 Jahren
"Gehobene französische „Haute Cuisine“ Landesküche mit mediterranem Einschlag – wir erwateten deutlich mehr und traten nach über 3 1/4 Stunden mit gesenktem Kopf, meiner einer mit einer leicht angefressenen Stimmung die Heimreise an."
Verifiziert

Geschrieben am 16.10.2016 | Aktualisiert am 16.10.2016
Besucht am 15.10.2016 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 75 EUR
Das lag aber nicht an meinem TT-Kollegen und seiner sehr sympathischen besseren Hälfte, alles Gute nochmals zu anstehenden Hochzeit. Wir bedanken uns hier nochmals für die Empfehlung nach Schriesheim ins „EssenZzeit“ zu kommen, werden aber definitiv hier in nächster Zeit nicht mehr einkehren (das gilt aber nur für meine Frau und mich)


Wenn der Papa mit seinem Sohn ins Freibad geht, erwartet er bestimmt ein großes Becken mit herrlich erfrischendem Wasser. Wenn die Mutter mit ihren Freundinnen einen Frauenabend in einer Pizzeria macht, erwarten die Damen eine Auswahl an diversen Pizzen und leckeren Weinchen. Möchte der Deutsche einen Mercedes kaufen, geht man zum regionalen Mercedes Vertragshändler und erwarte dort natürlich diverse Angebote verschiedenener Neuwägen, Jahreswagen und ausgezeichnete junge Sterne.


Bei aller Liebe zur italienischen & deutschen Küche sowie der fernöstlichen Wok-Akrobatik, die Mutter aller Küchen ist die französische Landesküche, im Fachjargon „Haute Cuisine“ genannt. Ich spreche nicht von der Sterne Küche, die man unter dem Namen „Grande Cuisine“ kennt. Eben eine einfache französische Nationalküche, denn genau mit dieser wirbt das Restaurant in zahlreichen Restaurant Guides u.a. der Michelin mit dem Zusatz „ mit mediterranem Einschlag“ hört sich natürlich gut an, verstärkt aber nochmals den Erwartungsdruck der Gäste. Ich spreche von raffinierten Cremes ala Wallnuss-, Pistazien- Artischocken-Cremes oder einfache Auberginen-Pürees.


Dazu sollte der Service sich im Hintergrund befinden, die Gäste immer Blick, sympathisch, höflich, aber im Hintergund halten, nicht aufdringlich wirkend. Davon war unsere Servicedame am heutigen Abend so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Sie machte ihre Arbeit routiniert freundlich, auch wenn sie vergaß uns wichtige Tipps und Info`s zu geben, aber da werde ich im Laufe der Rezension noch eingehen.


Wir treffen pünktlich 5 Minuten vor 19 Uhr im Restaurant ein und werden im Restaurant drinnen, offen, & freundlich begrüßt. Einen kurzen Plausch wie unsere Herfahrt war findet nicht statt. Schade. Unsere Servicedame zeigt uns den reservierten Tisch, auch keine Nachfrage ob der uns zusagt, oder wir einen anderen haben wollten (wollte ich), von unserem Tisch hatte ich überhaupt keinen Blick in die Küche um mir wichtige Info`s für die Bewertung zu holen. Ich war regelrecht auf das Endprodukt an unserem Tisch angewiesen.


Die Speisekarte ist online unter Facebook und auf der Homepage zu sehen, mein Kollege witzelte am Freitagabend noch mit mir mit den Worten, eine andere Karte wie der Auszug wird es nicht geben. Und es gab auch keine andere „Standard-Karte“, wiederum schade. Besticht die Speisekarte mit französischen Klassikern wie Trüffel aus dem Perigord, Meeresfrüchten aus der Bretagne, Boeuf de Bourguignon oder Gougeres, kleinen handgfertigten Käse-Windbeuteln, kleinen Flammkuchen oder der berühmten Bouillabaise ?? Leider Fehlanzeige. Blattsalate und Kürbis-Suppe als Vorspeise. Selbstgemachte Pasta mit diversen Saucen als Zwischengang oder als Hauptgang für eine Mehrpreis von 5 Euro wählbar. Vier verschiedene Hauptgänge, preislich zwischen 18 und 22 Euro, Lamm, in Schwarzbier eingelegte Schweinebacken, Roastbeef von der deutschen Fährse und ein asiatisches Gericht. Ich fühlte mich irgendwie verkohlt.
Kein Kaninchenrücken mit Aprikosenragout, kein Charolais-Rind mit Pommes Dauphine. Gerade die Saucen, ich spreche von den klassischen französischen Saucenarten wie Béchamelsauce, Sauce béarnaise, Sauce Hollandaise, Mayonnaise und Remoulade sind neben anderen von der internationalen gehobenen Küche übernommen worden. Nicht ein Fingerzeig davon auf der Karte. Schwach.


Im Guide Michelin wird von einem drei Gang Menü für 28 Euro gesprochen, auch habe ich über Facebook vor 5 Tagen angefragt ob es ein Menü im Restaurant gibt, leider wurde das bis zu unserem Essen nicht beantwortet. Gerade das Menü (Vorspeise+Hauptgang+Käse+Dessert) macht die französische und auch mittlerweile die deutsche Küche aus. In einem französischen Bistro oder einem der inzwischen selten gewordenen „Bouillons“, das heißt den preisgünstigen Restaurants, in denen die Büroangestellten ihre Mahlzeiten einzunehmen pflegen, kann man zur Mittagszeit ein Dreigangmenü erwarten. Das ganze gilt natürlich umso mehr am Abend. Da kann man in jedem Restaurant von einem 4 Gang Menü ausgehen, also suchten wir unser Menü selbst zusammen.
Ich entschied mich genauso wie meine Frau für die Kürbis-Ingwer-Kokos Suppe, die Speisen seien laut meinem Arbeitskollegen sehr üppig portioniert, also entschieden wir uns dazu, diese jeweils zu teilen.Zum Durst sollte es eine Flasche Wasser mit Kohlensäure (0,7 für faire 3,90) sowie für mich ein Hefeweizen sein. Ich wollte ein süffiges helles Hefebierchen und nahm die Empfehlung der Kellnerin an, etwas verdutzt dann, als sie mir ein extrem dunkles Bier in einem Hefeglas servierte, das ganz und gar nicht an das erinnerte was ich bestellte, aber gut, es hat geschmeckt – ähnlich wenn der Mann eine Frau kennenlernt, nach dem siebten Bier zu sich sagt „so schlecht sieht sie gar nicht aus“.


Wir bestellen die Hauptgänge, für mich und meine Frau das Roastbeef von der deutschen Färse, mit Pfifferlingen und Bratkartoffeln für 22 Euro (ohne Salat), das Roastbeef ohne Grammangabe. Der Kenner weiß, ist keine Grammangabe dabei so handelt es sich um das geschützte Mindestgewicht von 300 Gramm – meist stehen bei Steaks, Roastbeef, Rumpsteaks die Mindest-Grammangaben, die dann deutlich drunter liegen, dabei. Mein Kollege nahm das asiatische Gericht „Mahi Mahi“ auf indonesischem Gemüse und „ Gado Gado“, er konnte sich nichts drunter vorstellen und war gespannt. Seine bessere Hälfte entschied sich für selbst gemachte Bandnudeln mit Pfifferlinge, Tomaten und Salbei für 15 Euro. Ich wollte undbedingt einen guten roten zu meinem Roastbeef, fand aber keinen aus der etwas unübersichtlichen Weinkarte, hier würde ich klare Linien bzw Rubriken machen. Offene Weine … dann Flaschenweine, der bunte Mix ist nix. Die Weine alle zwischen 3,50-3,90. Die Servicedame meinte „ich könnte dir auch einen empfehlen“, also nahm ich auch diese Empfehlung an. Leider gab sie mir keine Info bezüglich des Preises, der bei fast 150% über den angebotenen Offenen lag.


Wir warteten auf einen ersten Gruß aus der Küche, was wird uns heute Abend erwarten? Gerne auch noch ein zweites Amuse Bouche? Aber es kam nix. Bis irgendwann der typische Brotkorb, 
lecker Brot, allerdings für 4 Personen sehr knapp bemessen, wurde auch nicht nachgefüllt. Ein Fauxpas !
der sollte übrigens in der französischen Küche immer wieder kostenlos aufgefüllt, und nachgereicht werden. So dass der Gast immer was zum Beißen hat, dass was wir alle an der französischen Küche so schätzen. Das war leider heute Wunschdenken. Das Brot war sehr gut, selbst gebacken, dazu gab es eine selbst gemachte Aioli Creme, die sehr gut gewürzt war – aber sollte das der Gruß aus der Küche sein ?? Das war mir eindeutig zu wenig.

Uns werden die Suppen serviert. 

Die Servicedame hat dem Koch wohl Bescheid gegeben, und hat die Suppe in zwei Teller gegossen, dabei hatte ich mich schon gefreut zusammen mit meiner Frau die Suppe aus einem Teller zu „löffeln“ ;-). Was macht der Balsamico in der Suppe ? Stand das auf der Karte ? Nee … die Konsistenz war in Ordnung, vom Kürbis und von der Kokosmilch/Kokosnuss war 0,0 zu schmecken. Der Ingwer Geschmack dominierte, er war zu intensiv. Ich habe meine Augen zu gemacht, das hätte auch eine klare Kartoffel-Ingwer Suppe sein können, oder eine pure Ingwer Suppe. Thema verfehlt. Meiner Frau war die Suppe zu scharf, sie fragte bei mir nach, ob da Chilli-Öl drin sei, das glaube ich nicht, aber der Ingwer in Verbindung mit Brühe, vielleicht etwas Weißwein, reichlich Salz und Pfeffer, da kann es schon so scharf sein. Für mich gerade noch in Ordnung, für meine Frau zu viel des Guten, leider vermissten wir beide den Kürbis-Geschmack. Auch unsere Gegenüber fanden sie in Ordnung, geschmacklich gut, war aber laut Aussage meines Kollegen schon besser (er kommt hier öfters her).


Nach der Suppe mussten wir lange warten, viel zu lange, bis dann endlich die Hauptspeisen kamen. In der Zwischenzeit füllte sich das Restaurant zur Hälfte. Es wurde von der Geräusch-Kulisse immer lauter, auch weil an den Wänden nichts ist, keine Bilder, an den Fenstern keine Vorhänge um den Pegel etwas zu dämpfen. Das Ambiente für mich zu nüchtern, zu steril.
Alle 4 Hauptspeisen wurden zeitgleich serviert, die Teller leicht vorgewärmt. Mein Roastbeef war perfekt zubereitet. 
Roastbeef von der deutschen Färse - ein echtes Block-House Steak !!
Schön gesalzen, schön gepfeffert. Oben die an gedämpften Pfifferlinge, leider hatten die eine zu verkochte, viel zu weiche Konsistenz und schmeckten irgendwie nach nichts, nur ein kleiner zarter Hauch von Wald, dazu gab es ein nettes Sößchen. Schon beim Anschnitt merkte ich, dass das Fleisch „Beste Fleischqualität“ hat und einen optimalen Reifeprozess hinter sich hatte, ein Genuss das Messer hin und her zu bewegen.
Klasse Anschnitt :-)


Wenn ich an Färse denke, kommt mir immer wieder die Szene in Erinnerung (ich war 12 und schaute mit meinem Freund Rico oben bei seiner Tante „Friedhof der Kuscheltiere“ auf Beta/VHS) als das wiedergeborene kleine Kind unter dem Bett liegt und mit dem Skalpelllhinten beim Vater die Ferse durchtrennt, hat aber natürlich nichts mit der deutschen Färse zu tun.  Eine Färse ist ein ausgewachsenes weibliches Rind, das noch nicht gekalbt hat.  Liebhaber schätzen die ausgewogene Marmorierung, die das Färsenfleisch besonders zart, saftig und geschmackvoll macht – mit dem Gütesiegel in der Block House Fleischerei zerlegt worden zu sein. Ein richtig geiles Block-House Steak !! Dazu gab es eine kleine Schüssel gut abgeschmeckter Bratkartoffeln aus gekochten Pellkartoffeln, diese haben gut geschmeckt, auch wenn mich das ganze Grünzeug darin etwas gestört hat und ich daher ein Viertel habe zurück gehen lassen. Ob das Fleisch 300/350 Gramm hatte, kann ich nicht sagen, es war leider viel zu schnell leer (ich denke so ca 250 Gramm etwa), der Preis von 22 Euro mehr als fair.


Mahi Mahi war ein Filetstück von der Goldmakrele, knusprige Haut, das Fischfleisch sehr fest und eine Spur zu trocken. 
Indonesisches Gemüse, frisch eingetroffen !! Ei, Kartoffel und Gurke.
Von der Garstufe „glasig“ meilenweit entfernt, dennoch hatte der Fisch genug Eigenfett um diesen kleinen Fauxpass wieder wett zu machen. Das indonesische Gemüse gibt’s auch bei uns in Deutschland, war in Ordnung laut meinem Kollegen, die Gado Gado Soße entpuppte sich als pikante Erdnuss-Sauce. Zur Vollständigkeit halber, die 

selbst gemachten Bandnudeln durfte ich auch probieren, hatten eine gute Konsistenz, schön gesalzen, die Sauce in Ordnung.


Was aber dann kam, ist Grund allein genug für mich das Restaurant nicht mehr zu besuchen. Die Pastaesserin orderte noch ein Dessert, fruchtiges Parfait mit Obst. Meine Frau wählte Espresso, ich nahm einen Ramazotti (sehr sehr klein) mein Kollege einen Whiskey. Zu diesem Zeitpunkt war es dreiviertel neun am Abend. Wir schauten auf die Uhr, um viertel zehn, um halb zehn, eine Stunde später kam dann die Bedienung. Wir sagten wenn das Deseert vergessen wurde ist das kein Problem, wir würden dann gerne gehen und zahlen. Das wurde überhört, weitere 15 Minuten später kam sie wieder, der Koch macht erst noch die anderen Hauptspeisen am Nachbartisch fertig, er fängt aber gleich an (mit was ? Parfait abzuschneiden ?), wieder sagten wir dass wir gerne gehen möchten. Auch das wurde übergangen.


75/80 Minuten ca. nachdem wir das Dessert orderten kam es dann. Parfait auch genannt „halb gefrorenes“. 

Ich durfte gerne probieren, tat mir das aber nicht an. In den 1,5 Stunden hätte man doch das Parfait schon mal rausholen können und antauen lassen. Das Dessert zu 100% durch gefroren, steinhart – ein no go. Zeitmanagement in der Küche ? Note 6.


Die ganzen gesammelten Eindrücke jetzt zusammen zu fassen ist sehr schwer für mich. Enttäuscht war ich dass man sich hier mit fremden Federn schmückt, die Bezeichnung französische Küche mit mediterranem Einschlag ist genauso hilfreich wie ein Gehstock beim 100 Meter Finale. Das Roastbeef war bombe, aber leider das einzig Positive an dem Abend. Erschwerend kommt hinzu, der Tipp der Kellnerin, ein Schwarzriesling/Cabernet Souvignon wurde mit 7,90 in der Rechnung boniert, hilfreich wäre dazu eine Info gewesen, dass er fast das zweieinhalbache kostet was sonst so angeboten wird. Als der Wein serviert wurde, hatte ich noch 1/5 von meinem dunklen Biergetränk im Glas, das wurde ohne mit der Wimper zu zucken mitgenommen. Meine Frau störte es, dass die Servicedame uns von Anfang an duzte, mir war es eigentlich egal. Als wir die Rechnung bekamen, war ich dann doch etwas angefressen, wir waren 3,25 Stunden im Lokal und davon hatten wir 2,5 Stunden nichts zu beißen, schnell machten wir uns auf den Weg das 15t Einwohner Städtchen zu verlassen und wohl so schnell nicht wieder zu kommen.


Fazit:
Der Sohnemann erschreckte sich, als er und sein Vater ins nasse Wasser springen wollte, das Becken aber mit Sand gefüllt war und die Rutsche in die benachbarte Kläranlage führte, in der Pizzeria gab es für die Weibertruppe vegane Kuchen- Kleider und Haushaltsartikel, der dynamische Autokäufer fand eine Auswahl von gebrauchten amerkanischen Ford und italienischen angerosteten Fiat-Modellen vor. Immerhin !!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 20 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Ehemalige User und 20 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.