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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Münchner Stubn in 80335 München bewertet.
vor 9 Jahren
"Zünftig, deftig, bayrisch"
Verifiziert

Geschrieben am 18.10.2016
Besucht am 15.10.2016 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 36 EUR
Wenn man vom Südausgang des Münchner Bahnhofes in die Stadt purzelt und nach bodenständiger, bayrischer, jedoch nicht zu profaner Küche sucht, wird man unweigerlich auf die Münchner Stubn stoßen. Auf der Homepage nennt sich das Lokal stolz „Wirtshaus und Speisemanufaktur“ – vollkommen zu Recht, wie ich finde, denn die Gerichte schmecken authentisch, hausgemacht, schmackhaft und rustikal, jedoch mit eigener, individueller Handschrift versehen.
 
Mit dieser Einschätzung scheinen wir nicht alleine zu sein, denn schon im Windfang stauen sich potentielle Gäste beim Empfang und es bilden sich kleine Schlangen, obwohl der Service rasch und bemüht nach freien Plätzen Ausschau hält. Deswegen meine Empfehlung schon an dieser Stelle: am besten einen Tisch reservieren, das ist bequem auch online möglich. Unsere Chancen stehen beim Spontanbesuch an einem Samstagabend allerdings noch relativ gut, weil wir nur zu zweit sind und noch nicht allzu spät dran sind.
 
Der Empfang ist herzlich, entgegenkommend und überaus freundlich. Da im proppevollen Hauptgastraum in absehbarer Zeit wohl kein Tisch frei wird, werden uns Plätze im Nebenraum angeboten  - ein glücklicher Umstand, da es hier noch etwas ruhiger und weniger gedrängt zugeht. Das Ambiente ist rustikal und eher dunkel möbliert, mit offenliegenden Klinkerwänden, mannshohen Holzwandvertäfelungen, angenehmem Licht und einigen gottseidank dezent eingesetzten Deko-Elementen im bayrischen Landhausstil (Geweihe, Gemälde, Bierkrüge). Man sitzt an Tischen unterschiedlicher Größe, so dass sich sowohl Gruppen, als auch Singles oder Paare oder Kleinfamilie individuell wohlfühlen können.
 
Wir bekommen einen Vierertisch an einem Fenster am Rand zugeteilt – und hier blieben wir tatsächlich alleine, obwohl sich das Wirtshaus kontinuierlich füllt, vor allem mit ausländischen Gästen aus Asien, Großbritannien, Italien und Spanien. Am Nebentisch führt der Zufall zwei Koreanerinnen und zwei Engländer zusammen, wir warten gespannt die Annäherungen ab… In unserer Nähe speist aber auch ein alleinstehender Einheimischer sehr wohlgefällig und zufrieden und mehrere bayrische Familien scheinen regelmässig herzukommen. Spricht fürs Haus!
 
Die sehr umfangreiche Karte bietet alles, was das Herz begehrt: Deftiges wie Schweinekrustenbraten, Spanferkelhaxen oder Ochsenbäckchen, Vesper (oder sagt man hier Brotzeit??) wie Wurstsalat, Leberkäs, Obazda, interessante Schmankerln wie Bayrisch Tatar oder Carpaccio vom Ochsen, sowie diverse Salate, vegetarische Gerichte und Fischgerichte. Dazu eine jeweils eine spezielle Frühstücks- und Mittagskarte, natürlich auch Suppen und Desserts. Hier kann man also fast rund um die Uhr schlemmen.
 
Unsere Servicedame hat einen aufgeweckten, schwungvollen Umgangston und geht mit großer Freude ans Werk. Meinen kleinen Sonderwunsch ausserhalb der Karte (nämlich von den üppigen Portionen eine „kleine“ zu bekommen) nickt sie zwar erst nicht ab, erfüllt ihn jedoch zu meiner vollkommenen Zufriedenheit. Hier muss übrigens keine Minute auf die Bedienung gewartet werden, wie man es oft in anderen Lokalen dieser Größe erlebt. Alles geht zackig und rasch, jedoch ohne sichtliche Hektik oder Stress. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde steht unser komplettes Essen wunderbar angerichtet auf dem Tisch, sehr frisch, sehr knackig, sehr bodenständig. Und das trotz total vollem Haus!
 
Das rustikale Bratwurstpfanderl (12,80 Euro) bietet eine normale und ein Rauchbratwurst (deftig, kräftig, natürlich nicht gerade fettarm), die zusammen mit dem Fass-Sauerkraut und dem feinen Kartoffelstampf eine herrliche Symbiose eingeht. Dazu eine riesige Menge an Senf, in einem Glas serviert. Brot gibt es keines dazu, wer möchte, kann sich jedoch eine der in einem Korb auf dem Tisch ausliegende Brezen nehmen (1,00 Euro extra). Die Allgäuer Kasspatzen (je nach Größe der Portion zwischen 8,90 und 11,90 Euro) haben eine samtig-softe Konsistenz und einen deftigen Geschmack, der auf die Verwendung von örtlichem Bergkäse hinweist. Beim Bier sorgt ein Schnitt Helles (3,40 Euro) für eine gut verdaubare Größe: 0,25 Liter verträgt auch der eher ungeübte Trinker, der über die Maß des Nebensitzers eher noch staunen muss. Dafür sind die Weinschorle mit 0,3 Liter eher etwas umfangreicher als im restlichen Deutschland, wo sich oft schon eine Darreichungsform von 0,2 Liter eingebürgert hat (bedauerlicherweise…)
 
Trotz der riesigen Gasträume herrscht ein sehr angenehmes Klima und kein allzu hoher Geräuschpegel. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, wozu die warmherzige Bedienung beigetragen hat. Auch die Toiletten waren blitzeblank und wurden von alpenländischer Musik ganz dezent beschallt. Da alle Räume ebenerdig liegen und es nirgendwo Hürden oder Stolperstellen gibt, dürften auch Menschen mit Handicaps keine Probleme haben. Verkehrsgünstig und zentral liegt das Lokal allemal – nur mit dem Auto sollte man besser nicht kommen, denn Parkplätze sind in dieser Gegend absolute Mangelware.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Carsten1972 und 2 andere finden diese Bewertung hilfreich.

simba47533 und 2 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.