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GastroGuide-User: Huck
Huck hat Hafenblick in 27472 Cuxhaven bewertet.
vor 9 Jahren
"In Öl ertränkt – nein, das geht besser!"
Verifiziert

Geschrieben am 10.09.2015 | Aktualisiert am 10.09.2015
Besucht am 31.08.2015
Eine ausgedehnte Tour per pedes durch Cuxhaven liegt an diesem letzten, noch immer warmen Augusttag hinter uns. Die Wanderung über die Deiche und durch die Stadt fordert nun ihren Tribut. Durst und Hunger lassen uns nach einem von unserem Hotel nicht so weit entfernten Restaurant suchen. Es ist Montag, viele Restaurants haben Ruhetag, und wir wollen wieder Fisch essen. Wir sind doch schließlich an der Küste. 

Im alten Fischereihafen auf der Kapitän-Alexander-Straße stoßen wir auf das Restaurant Hafenblick.

Das Ambiente ***
Die Kapitän-Alexander-Straße liegt im Hafen- und Gewerbegebiet. Dementsprechend trostlos ist die Umgebung des Restaurants. Das Restaurant selbst ist in einem mehrstöckigen Backsteinbau im Erdgeschoß untergebracht. Bis zum Übergang vom Erdgeschoß zur ersten Etage ist der Backsteinbau außen signalrot gestrichen, so daß der riesige weiß-silberfarbige Schriftzug Restaurant Hafenblick über der Fensterfront des Lokals besonders gut auffällt.

Wir betreten das Restaurant, eher aus Neugier auf ein Hafenrestaurant denn aus Überzeugung, daß wir hier sehr gut essen werden, und kommen als erstes in einen urigen Gastraum mit maritimem Flair, der gut besucht ist. Da es noch warm ist, gehen wir durch einen zweiten Gastraum, in dem wir letztendlich dann doch sitzen werden, zur Terrasse durch.

Von hier überblickt man einen Teil des alten Fischereihafens, blickt auf Werften, Fischhallen, Kutter und Polizeiboote. Idyllisch oder gar romantisch ist der Ausblick nicht, aber authentisch. 

Die Terrasse mit ihrer Möblierung paßt in diese gewerblich geprägte Umgebung: dicke Holzbohlen, Gartenstühle mit rotem Kunststoffgeflecht und Tische mit abwaschbaren gelben Wachstuchdecken. Nicht gerade prickelnd dieses Arrangement!

Sehr schnell ziehen dunkle Wolken auf, und kräftig weht eine frische Brise vom Wasser her. Wir sind gerade von einem bedienenden Mann mittleren Alters mit den Speisekarten versorgt worden, als wir uns entschließen, ob des auffrischenden Windes ins Innere umzuziehen.

Also nehmen wir im zweiten hinteren Gastraum, den wir eben durchquert haben, Platz.  Ein Tisch ist besetzt, der Rest der Tische frei.  Ein irgendwie gutbürgerliches Flair verströmt dieser Raum, braune Stühle mit rot gepolsterten Kunststoffsitzen und -lehnen, Holztische mit  zum Rot der Stuhlsitze und -lehnen passenden Tischdecken, ein  Orientläufer auf dem braun-ockerfarbigem Steinplattenfußboden, tiffanyartige Hängelampen über den Tischen, braun-gelbe Wände mit gemalten Schiffsbildern. Der Raum erinnert an vergangene Jahrzehnte.

Das Ambiente geht insgesamt in Ordnung, also drei Sterne.

Der Service **/***
Inzwischen hat der bedienende Mann mittleren Alters unsere Getränkewünsche abgefragt. Es soll denn zuerst einmal je ein Ducksteiner für meine Frau und mich sein (0,3 l für 2,70 €). Der Servicemann wirkt angestrengt, leicht verschwitzt und ist offensichtlich für die beiden Säle und die Terrasse zuständig. Es dauert dann auch eine ganze Weile, bis wir die Ducksteiner bekommen. So richtig zügig sind wir den Abend über nicht bedient worden.

Als wir später die Qualität des Essens bemängeln, kommt kein Wort des Bedauerns von unserer Bedienung. Dazu später mehr.

Offensichtlich ist hier zu wenig Bedienungspersonal tätig. Darunter leidet der Service, zumindest hinsichtlich der Geschwindigkeit. Und ein wenig mehr Empathie mit dem Gast - gerade im Beschwerdefall - würde auch nicht schaden. So richtig zufrieden sind wir mit dem Service am Ende unseres Besuches nicht, deshalb zweieinhalb Punkte für die Bedienung.

Das Essen **
Die Speisekarte bietet Fisch in allen Variationen, schließlich ist das Lokal ein Restaurant im alten Fischereihafen. Aber auch Steaks und Schnitzel werden angeboten. Die Preise sind akzeptabel und üblich.

Wir entscheiden uns beide für den
Nordseeteller (Limandes-, Steinbeißer-, Silberlachsfilet) mit Kräuterbutter, Bratkartoffeln und Salat vom Buffet zu 14,50 €.

Das Salatbuffet ist im ersten Gastraum aufgebaut, worauf uns unser Kellner aufmerksam macht. Also begeben wir uns dorthin und werden mit der vermutlichen Angst des Wirtes konfrontiert, daß die Gäste bei Selbstbedienung zuviel auf den Teller packen könnten. Wir finden nämlich Mini-Schüsselchen vor, die wir dann nach unserem Gusto füllen.

Meine Frau verdrängt das geringe Luftvolumen mit Mais, Krautsalat, Rotkohlsalat, Weißkohlsalat mit Curry, Tomatenscheibe, Gurkenscheiben, Pepperoncini, etwas Blattsalat und Radischeiben. Ich bleibe bei Herkömmlicheren: Tomatenscheiben, Gurkenscheiben, Radischeiben und Blattsalat. Als Dressings werden ein French-Dressing, ein Joghurt-Dressing und eine Thousand-Islands-ähnliche Sauce angeboten. Wir nehmen das French-Dressing.

Die Salate sind frisch, meiner Frau fällt der Weißkohlsalat mit Curry geschmacklich auf. Das Dressing schmeckt auch.

Die Nordseeteller kommen. Die drei Filets sind garniert mit einer Tomatenscheibe und mit einer Zitronenscheibe neben Kräuterbutter auf einem Salatblatt. Einige Frühlingszwiebelringe liegen auf den Filets. Was uns als erstes auffällt: Das Licht der Hängelampe über dem Tisch läßt die Filets glänzen. Zu den geschmacklichen Folgen gleich mehr.

Unser Herr vom Service stellt eine silberne Schale mit teils wenig gebräunten Bratkartoffeln den Fischtellern zur Seite. Auch hier die Reflexionen des Lichts auf den Kartoffelscheiben.

Nun ja, wir nehmen den ersten Happen vom Fisch und den Kartoffeln, und prompt gibt der Geschmackssinn Alarm: Alles ölig und fettig, beim Biß in den Fisch drängt das Öl aus dem Filet. Auch die Kartoffeln sind ölgetränkt und viel zu fettig. 

Genossen haben wir den Nordseeteller nicht, es ist nicht mehr als eine notwendige Nahrungszufuhr geworden. 

Als unser Mann vom Service uns fragt, ob es geschmeckt habe, verneinen wir mit dem Hinweis auf das Ölgetriefe. Die machten das sonst in der Küche nicht so fettig, ist seine Entgegnung. Keine Entschuldigung, kein Bedauern!

Wir verdünnen das Öl noch mit Kümmelschnaps (1, 70 € für zwei Hundertstel), den uns der Kellner empfohlen hat. Allerdings gibt es keinen Nachschub mehr, deshalb wählen wir anschließend noch einen Bommerlunder (ebenfalls 1, 70 € für zwei Hundertstel). Das war's, und nicht mehr als zwei Sterne für die Sättigung.

Die Sauberkeit ***
Im Gastraum ist uns nichts Negatives aufgefallen. Die Toiletten haben wir nicht aufgesucht. Drei Sterne, okay!

Das Preis-/Leistungsverhältnis **/***
Hier geben wir zweieinhalb Sterne. Mehr gibt der erbrachte Service und erst recht das präsentierte Essen nicht her. 

Das Fazit **/***
Der Hafenblick ist bei uns eher als ölgetrübter Blick in Erinnerung. Bei der Zubereitung unserer Speisen läßt sich einiges besser machen – und auch beim Service. Was wir erlebt haben, verbietet eine Empfehlung des Restaurants. Da gibt es in Cuxhaven bessere Alternativen, allenfalls zweieinhalb Sterne für den Gesamteindruck.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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