Zurück zu Matsch | Plauens älteste Gastwirtschaft
GastroGuide-User: stekis
stekis hat Matsch | Plauens älteste Gastwirtschaft in 08523 Plauen bewertet.
vor 8 Jahren
"Gute vogtländische Küche in antikem Ambiente"
Verifiziert

Geschrieben am 11.11.2016
Besucht am 28.10.2016 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 31 EUR
Wir hatten uns für ein verlängertes Wochenende in Plauen einquartiert. Am ersten Abend stromerten wir durch die Altstadt und landeten per Zufall beim „Matsch“, das sich als die älteste Gastwirtschaft Plauens bezeichnet.  
Hinter der Eingangstür kamen wir zunächst in einen Flur, in dem es verschiedene Türen gab. Zu den Toiletten wollten wir (noch) nicht, ins „Vereinszimmer“ trauten wir uns nicht so recht, und so betraten wir den Raum mit dem Tresen.

Bedienung

Zwei junge Bedienungen standen dort und begrüßten uns freundlich. Ob wir reserviert hätten wurden wir dann gefragt. Als wir verneinten konsultierte die eine das Reservierungsbuch und meinte dann, sie könne uns einen Tisch nur bis 19:30 anbieten, ob das für uns ausreichend sei. Wir erklärten uns einverstanden, und die junge Dame führte uns in das Vereinszimmer, wo in einer Art Vorraum ein Tisch mit zwei und ein weiterer mit vier Plätzen standen.
Auf die Frage, ob wir vielleicht den größeren Tisch haben könnten, der näher am Fenster stand, erteilte sie uns eine Absage, der Tisch sei bereits ab 18:30 reserviert. So nahmen wir an dem kleinen Tisch Platz, die Bedienung reichte uns die Speisekarten und eilte dann weiter in das eigentliche Vereinszimmer, in dem sich anscheinend eine größere Gesellschaft befand.

Einige Minuten später kam ihre Kollegin und nahm unsere Bestellung auf, eine Beilagenumbestellung war problemlos möglich.

Offensichtlich waren die beiden jungen Frauen, deren Erscheinungsbild durchaus nicht den Normen der konservativen Gastronomie entsprach, für das gesamte Restaurant zuständig, und sie meisterten diese Aufgabe mit Bravour. Flott, freundlich, aufmerksam und auf Zack, so wünscht man sich den Service in jedem Restaurant.

Essen

Das Angebot des Restaurants ist eine Mischung aus regional-bürgerlicher und internationaler Küche, es gibt vogtländische Spezialitäten ebenso wie Flammkuchen und mediterrane Gerichte. Die komplette Speisekarte ist als .pdf-Datei auf der Homepage des Restaurants einsehbar und herunterladbar:

http://matsch-plauen.jimdo.com/kulinarik/

Da wir beide Lust auf die lokale vogtländische Küche hatten, waren die Entscheidungen schnell getroffen. Madame bestellte „Vogtländischer Sauerbraten nach altem Matsch-Rezept mit Rotkohl, Klößen oder Bambes (Reibekuchen)“ (12,50 €), wobei sie sich für die Klöße entschied. Dazu orderte sie ein großes Mineralwasser ohne Kohlensäure (0,4l für 2,90 €).

Ich hatte bei einigen Dienstreisen schon die vogtländische Küche kennengelernt und bestellte aus dieser Vorkenntnis heraus „Wildgulasch mit hausgemachten Serviettenknödeln und Rotkohl“ (13,50 €), wobei ich aus dieser Vorkenntnis heraus die Serviettenknödel gegen die einheimischen Klöße tauschte. Dazu gefiel mir ein Pils (0,4l für 2,90 €).

Nach etwas ausgedehnterer Wartezeit, während derer die beiden Bedienungen mehrfach Essen in das Vereinszimmer brachten, bekamen wir auch unser Essen. Auf den ersten Blick gab es keinen großen Unterschied zwischen den beiden Tellern, jeweils zwei Klöße ragten aus einem dunklen Bett von Rotkohl und tiefbrauner Sauce heraus. Der einzige Unterschied war, dass der Sauerbraten in zwei Scheiben, das Gulasch aber in Stücken war, beides sich aber in den Saucen gut versteckte.

Das Wildgulasch war perfekt, das Fleisch zerfiel beim Druck der Zunge. Der Rotkohl hatte genau die richtige Konsistenz zwischen al dente und matschig und die Saucen waren sehr gut abgeschmeckt. Bei den Klößen hatte Madame ein Exemplar erwischt, bei dem das Brotstück in der Mitte etwas groß geraten war, der andere auf ihrem Teller und meine beiden waren hingegen sehr gut geraten. Aber der Sauerbraten war nach Meinung von Madame nur sehr schwach sauer, was ich bestätigen kann (ja, ich musste ihr bei ihrer Portion wieder zur Seite stehen).

Praktisch die gleiche Erfahrung hatten wir im vorigen Jahr schon in Erfurt gemacht, und wir nehmen daher das Fazit mit, dass in Sachsen und Thüringen der Sauerbraten nicht ganz so sauer angemacht wird wie z.B. im Rheinland. Insgesamt waren aber beide Gerichte ausgezeichnet und mengenmäßig gut bestimmt. Hier würden wir, falls es uns dann mal wieder nach Plauen verschlägt, gern wieder einkehren.

Ambiente

Die Einrichtung des Lokals ist, dem angegebenen Alter entsprechend, rustikal, mit Mobiliar aus dunklen Hölzern und zum Teil mit Holz beplankten Wandabschnitten. Die vorherrschende Holzart war Eiche rustikal, teilweise waren die Wandpaneele auch mit kräftigen Farben lackiert.

Die Tischplatten bestanden aus Holzplanken mit ca. 5 mm breitem Abstand, darauf lagen keine Tischdecken, sondern nur mittig eine Serviette bzw. ein Tischläufer. Darauf jeweils eine Kerze in einem Leuchter aus schwarzem, durchbrochenem Metall, ein herbstliches Gesteck im Glas und ein Körbchen mit Salz- und Pfeffermühlen, sowie Flaschen mit Essig, Öl und Pfeffersauce. Die Plätze waren nicht im Vorwege eingedeckt, Besteck und Servietten wurden von den Bedienungen gebracht.  

Sauberkeit

Trotz des rustikalen Ambientes war der Gastraum einwandfrei sauber und gepflegt, bei Geschirr, Gläsern und Besteck gab es ebenfalls keinen Anlass zu Kritik. Die Toiletten habe ich nicht besucht und kann dazu also nichts sagen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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Carsten1972 und 13 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.