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GastroGuide-User: AndiHa
AndiHa hat Di Meglio in 71384 Weinstadt bewertet.
vor 8 Jahren
"Das hätte ich in der Gegend nicht unbedingt erwartet"
Verifiziert

Geschrieben am 25.04.2016
Besucht am 16.04.2016
Schatz war endlich wieder fit und uns gelüstete es endlich mal wieder Essen zu gehen. Ob der langen Abstinenz war es an meiner Frau zu wählen: Küchenrichtung, bekannt oder neu.

Ihr war es nach italienisch was mir grundsätzlich ja auch nicht unbedingt widerstrebt. Zuzüglich durfte es gerne mal wieder einen Versuch geben etwas Neues zu testen. Der letzte Reinfall in Erdmannhausen mit der Sonne Taverne Makedonien war ja schon fast vergessen;-)
 
Was Neues und italienisch ist im Remstal immer noch zu finden. Bedingt auch durch den omnipräsenten Weinanbau und der rel. beliebten Wohn- und Lebensgegend (meiner Unterstellung es wäre von Waiblingen bis Schorndorf alles zubetoniert sollte aus der Sicht eines Dorfbewohners taxiert und nicht mit zu viel Negativem im Grunde begegnet werden) resultiert die Tatsache, daß es dadurch hier auch sehr viele Gastros gibt. Ja viele Menschen zieht es geradezu dort hin.
 
Uns auch mal wieder. Aber weniger aus vinophilen Gründen sondern eher profanerer Art. In Endersbach-Benzach, einer Schlafstadt welche sich Endersbach angliedert wird ein Pizzeria-Ristorante namens Di Meglio verortet.
Im Netz finden sich kaum Hinweise darauf und schon gar keine Bewertungen.
 
Uff.
Wollen wir es wagen?
 
Wir wollten. Und so führte uns unser Weg nach Benzach mittenrein in eine Siedlung aus Hochhäusern und sonstigen Mehrparteienwohnstätten.
Schnuckelig oder pittoresk ist was anderes und wir waren schon etwas im Zweifel ob wir hier eine anständige Adresse finden würden.
Gut, es gibt einen großen öffentlichen Parkplatz in unmittelbarer Nähe (gegenüber).
Das Ristorante liegt in einer kleinen offenen Passage im Parterre eines Schlafbunkers, macht aber von Außen nicht gerade den supereinladendsten Eindruck. Eher pizzadienstmäßig. Da wir aber zuvor die HP konsultiert hatten war schon der Eindruck da, daß hier kein reiner Take-away Betrieb wäre.
 
Und der zweifelnde Bauch verlor sich gleich nach dem Eintreten. Das sah doch ganz gut und nett aus was wir hier zu Gesicht bekamen. Eine großzügige Räumlichkeit welche breitseitig von bodentiefen Terrassenfenstern angenehm erhellt wurde und durch viele raumteilende Mäuerchen und dergleichen Privatsphäre an den Tischen zu verschaffen vermochte.
Die genaue Art und Weise mag zwar vielleicht nicht bei jedermann Entzücken hervorrufen, uns hat es aber gut gefallen.
Auf dem Weg zur rückwärtig im Raum gelegenen Theke entdeckte uns auch schon eine Bedienung und nahm uns umgehend und sehr freundlich und versiert in Empfang. Wenn auch die Dame vielleicht (?) nicht vom Fach war so hatte sie zumindest große Erfahrung in der Szene welche sie sehr positiv einsetzte. Wir haben uns bei ihr sehr gut aufgehoben gefühlt und wurden den ganzen Abend ent- und ansprechend umsorgt. Kein leeres Glas, unerfüllter Wunsch und auch kein suchender Blick mussten merklich warten.
 
Warten konnte auch die Dame mit der Frage nach dem Getränkewunsch. Erst kamen die Karten und später dann die Abfrage.
Die Karten waren haptisch und optisch eher hochwertiger und kamen in einem buchähnlichen Umschlag welcher blassgelbe Blätter von hoher Grammatur beinhaltete. Auch waren diese nicht abgegriffen oder dergleichen.
 
Aus ebendiesen bestellten wir dann zu gegebener Zeit
 
Ein großes Spezi (0,4l zu 3,20) und ein Weizenbier (0,5l zu 3,30)
 
Dem folgten umgehend (wir hatten unsere Wahl schon getroffen, es war aber wirklich keine unangenehme Zeitspanne!) unsere Essenswünsche:
 
Insalata Contadina (9,00)
Großer gemischter Salat mit Thunfisch, Peperoni, Oliven und Parmesan
 
Tagliatelle al Salmone (10,20)
Bandnudeln mit Lachs in Tomatencrémesoße
 
Pizza Diavola (7,70)
Tomaten, Käse, pikante Salami, Peperoni, Chili
 
Der Salat kam dann mit zwei Extratellerchen und in Begleitung von Pizzabrötchen nach nicht allzu langer Zeit an den Tisch.
Quantitativ in Ordnung konnte er überdies durch ein sehr gutes Dressing überzeugen. Auch war er dankbarer Weise durchgehend angemacht und so mussten die am Tisch bereitgestellten Gewürze in Form von (Balsamico-) Essig, (Oliven-) Öl, Salzstreuer und Pfeffermühle (Gruß an Wastel) nicht eingesetzt werden.
Die beigefügten Peperoni waren zwar harmloser Natur aber in Summe hat er sehr gut geschmeckt. Sogar der etwas dick gehobelte Parmesan (Achtung: subjektiver Eindruck) fügte sich nahtlos und positiv ein.
 
Die Pizzabrötchen waren noch lauwarm und hatten einen fluffigen Biss und angenehm würzigen Geschmack. Das machte Hoffnung.
 
Die Tagliatelle meiner lieben Frau wurden mit Begeisterung gegessen. Ich bekam eine kleine Gabel voll zur Verköstigung und kann ihrem Urteil beipflichten das da lautete:
Nudeln mit perfektem Biss und hocharomatische und unglaublich leckere Soße.
(Anm. d. Schreibers der etwas probieren durfte: die Soße war gut gewürzt, angenehm sahnig, leicht tomatig und hatte zudem noch ordentlich Lachs im Blut).
 
Wenn der Salat gut ist und die Pasta sehr gut, dann ist meist die Pizza der Verlierer.
Ist es doch so oft so, daß man entweder klasse Pasta oder klasse Pizza kann. Selten, daß Beides gut gelingt, so meine Erfahrung.
 
Die Pizza hatte zwar einen etwas flachen und unscheinbaren Rand war aber ansonsten richtig gut. Ein dünner und fester aber nicht harter Boden wurde bedeckt von einem nicht näher getesteten Sugo. Aber der Belag war allgemein recht würzig und wusste sehr zu gefallen. Besonders der Käse war sehr aromatisch.
Anstelle der pikanten Salami (schmeckt mir meist irgendwie etwas seifig) bat ich um normale Salami und scharfe Peperoni.
 
Auf diesen Wunsch hin wurde angeboten ein Chili- und ein Knoblauchöl (weil ja auch beiderseits Knoblauch als Extra geordert wurde) an den Tisch zu bringen.
Diese schlugen in Form zweier Töpfchen bei uns auf. Eines mit Knoblauchöl und das andere mit Chiliöl. Eine Warnung vor dem Chiliöl wurde noch ausgesprochen aber geflissentlich abgenickt.
 
Ob in dem Knoblauchtöpfchen bei unserem Abgang noch was drin war kann ich heute nicht mehr sagen. Außer der seltsamen Begebenheit, daß es an dem Tag ordentlich Fledermäuse tot vom Nachthimmel regnete.
 
Das Chiliöl war ein Traum für mich und passte wie die Faust auf’s Auge. Das Auge blieb zwar trocken und zeigte kein Augenpipi aber weit weg war es nicht.
 
So kann ich am Schluß nur einen unscheinbaren Rand der für meine Begriffe etwas dünn und fest geworden war bemängeln aber ansonsten war die Pizza richtig gut.
Und bezüglich des Randes fand sich meine Frau als begeisterte Abnehmerin. Natürlich bevor der Capsaicintornado darüber hinweg fegte.
 
Beim Abräumen der Teller wurde auch angeboten den Rest der sich in Kernschmelze befindlichen Pizza für zuhause einzupacken.
 
Die punktuell und zeitlich treffsicheren Abfragen nach der Zufriedenheit wurden jeweils zustimmend goutiert (ich hoffe es wurde bei meiner Bejahung nichts angesengt) und wir wurden freundlich vor sich hin kokelnd verabschiedet.
 
Ich weiß nicht ob mir die Terrasse inmitten von Hochhäusern wirklich gefallen würde. Drinnen hat es uns aber sehr gut gefallen. Die anfängliche Skepsis war unbegründet. Die inneren Werte eben. In diesem Fall auf ein rel. einfaches Restaurant bzw. Ristorante bezogen machten und machen es aus.
 
Kommt man zwar ebenerdig in das Ristorante hinein geht es in den gut gepflegten Sanitärbereich aber ein Stockwerk tiefer. Ob es eine Abkürzung für bewegungseingeschränkte Mitmenschen gibt weiß ich nicht. Aber, Stichwort „Hochhaus“, das dürfte einen Aufzug in Griffweite haben. Eine Nachfrage diesbezüglich könnte sich lohnen.
 
Fazit:
Eine nette Einrichtung, sehr guter Service und ein Essen welches in dieser Gastro-Gewichtsklasse keinerlei Tiefen aufwies lassen uns mit Sicherheit wieder hier aufschlagen. Die Gegend ist vielleicht nicht besonders einladend aber das Ristorante für uns durchaus.
 
 
 
 
 
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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