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Im Plausch mit der Chefin Ulrike Kreger, die den Service sehr herzlich und souverän leitet, erfuhr ich so einiges zur Historie dieses Neupotzer Traditionslokals, von dem nicht wenige behaupten, es wäre vom Essen her eines der besten „Nichtsternerestaurants“ der Südpfalz. Die Kontinuität, mit der Manfred Kreger solche Küchenleistungen seit vielen Jahren abruft, ist schon bemerkenswert. In den 80er Jahren hat er schon zusammen mit seiner Mutter in der „Lamm-Küche“ gewirkt und sich bei ihr die ersten Sporen in Sachen Zubereitung leckerer Fisch- und Fleischgerichte verdient. Damals war das „Lamm“ ein besseres gutbürgerliches Lokal, das beispielsweise für seinen Klassiker „Zander in Rieslingsauce“ bekannt war.
Noch heute zieht es viele Fischgourmets nach Neupotz, da sich hier mit „Gehrlein’s Hardtwald“ und „Kreger’s Gasthof Zum Lamm“ zwei absolute „Top-Lokale für Flossentiere“ in unmittelbarer Nachbarschaft befinden.
Wir hatten letzten Freitagabend reserviert. Das durch die Fenster behaglich nach außen scheinende Licht der gemütlichen Gaststube empfing uns schon beim Eintritt in den Hof. Gerade im Winter werden solche kleinen Momente der Vorfreude durch eine wohlige Wirtshausatmosphäre, die primär von der warmen Beleuchtung, der heimeligen Einrichtung und dem unwiderstehlichen Essensduft getragen wird, noch erhöht. Und genau das war bei uns der Fall, obwohl wir die Türschwelle noch gar nicht erreicht hatten.
Der Empfang von den drei Damen im Service war sehr freundlich. Uns wurde sowohl ein Tisch in der Gaststube, als auch als Alternative, ein Platz im separaten, hinteren Gastraum angeboten. Da es sich im Hauptraum eine größere Gesellschaft gerade gut gehen ließ und uns der Geräuschpegel etwas zu laut war, zogen wir das Alternativangebot vor.
Die Tische waren in klassischem Weiß schnörkellos eingedeckt. Das dezente Holz an den Wänden und der Decke passte gut zur warmen Beleuchtung. Hier und da etwas eingerahmte Kunst und ein paar Blümchen auf dem Fenstersims sorgten für frische Farbtupfer. Ein Landhausstil der feineren Art, der einem das Ankommen und Wohlfühlen leicht macht.
Zur kulinarischen Einstimmung ein kleiner Aperitif vorneweg. Leider war der Aperitif „à la pêche de vigne“ (Sekt mit Likör vom Weinbergpfirsich für 5,20 Euro) aufgrund des gerade ausgegangenen Pfirsichlikörs nicht zu haben, aber der fruchtig-prickelnde Holunderblütenzauber (auch 5,20 Euro) bot adäquaten Ersatz. Schon schön, wenn ein Lokal mit einer wohlsortierten Aperitif-Karte aufwarten kann, denn gerade für den Einstieg ins Mahl hat ja jeder so seine Vorlieben. Dann grüßte die Küche mit einer „Pfälzer Mozartkugel“, ein kleiner Kartoffelknödel mit Blutwurstfüllung auf Lauchgemüse. Super Idee und toller Einstieg zugleich!
Dann erst mal schön die Aufklappkarte studieren. Kreger‘s gut abgestimmtes Speisensortiment kommt zweiseitig daher und bietet, trotz des überschaubaren Angebots, eine Auswahl, die sich sehen lassen kann. Da stecken zunächst fünf Vorspeisen, darunter so wohlklingende Preziosen wie etwa Garnelenschwänze und Jakobsmuscheln, das Genussspektrum stimmig ab. Dem ehemaligen Fischerort Neupotz gereichen die feinen Fischkompositionen (ebenfalls fünf Gerichte auf der Karte!) wahrhaftig zur Ehre. Ob nun Zander, Lachs oder Skrei (Winterkabeljau) – alles aus dem „Wasser & Meer“ kommt exquisit angerichtet auf die Teller. Das durfte ich jedenfalls bei unseren Tischnachbarn bestaunen. Doch auch der Fleischliebhaber kommt im „Lamm“ auf seine Kosten: Hirschfilet, Barbarieentenbrust, Rumpsteak oder geschmorte Kalbsbäckchen lassen Carnivorenherzen höher schlagen. Und die Portionen können sich wahrlich sehen lassen. Da merkt man eben, dass die Küche pfälzisch spricht. Ein dreigängiges Menü (Salat, Poulardenbrüstchen und Crème brulée) für 29,90 Euro komplettiert die Speisenpalette.
Die Jakobsmuscheln auf sautiertem Gemüse und pikanter Orangen-Chilli-Sauce (12,50 Euro) sowie das Kartoffelrahmsüppchen mit geräucherter Entenbrust und Pumpernickel-Croutons (7,90 Euro) schrieben an diesem Abend die genüssliche Vorgeschichte. Die Muscheln waren auf den Punkt gegart und von hervorragender Qualität. Das Süppchen gar nicht sämig, wie man es von den üblichen Grumbeersuppen Pfälzer Prägung her kennt, sondern sehr mustergültig abgeschmeckt, mit kleinen Kartoffelstückchen und ein paar dünnen Entenbrusttranchen darin. Diese setzten den aromatischen Kontrapunkt und gaben der Suppe den nötigen Kick am Gaumen. Von der Konsistenz her eher eine leichte Brühe, die auch ohne übermächtigen Sahneeinsatz ihr geschmackliches Ziel nicht verfehlte.
Mit den Hauptspeisen war die Zeit für Fisch gekommen. Hallo? Schließlich befinden wir uns hier in Neupotz und der Rhein plätschert nur ein paar Meter weiter gegen sein Ufer. Ein wahrer „Lamm-Klassiker“, paniertes Zanderfilet mit Kartoffelsalat und einem Vorspeisensalätchen vorweg (15,50 Euro), wurde von meiner Begleitung geordert. Ein Essen, das den Leuten hier vor 30 Jahren sicherlich genauso gut schmeckte, wie uns an diesem Abend. Einfache Fischküche mit gnadenlos hohem Qualitätsanspruch, da braucht es keine „Teller-Show“, um den Gast in Verzückung zu versetzen.
Mein Skreifilet (Winterkabeljau) wurde vorher in einen Brickteig gepackt und auf leckerem Pinienspinat gebettet (21 Euro). Ein paar gebratene Steinpilz- und Tomatenwürfel sorgten für zusätzliche Geschmackstupfer. Das Kartoffelpüree dazu schmeckte wie bei „Mutter Deluxe“. Und die Beurre blanc war einfach zum Niederknien. Soulfood pur in einer Umgebung gehobener Gastlichkeit – das geht kaum besser!
Dazu bestellten wir ein Viertel Weißburgunder (trocken) vom jungen Bio-Winzer Sven Leiner aus Ilbesheim (5 Euro), der sein „Handwerk“ (so der Name des Weines, Anm.) wirklich versteht, und einen süffigen, halbtrockenen Rosé von August Ziegler aus Maikammer (4,20 Euro). Beide Weine passten sehr gut zu unseren Speisen. Die Weinkarte im „Lamm“ bietet wohlklingende Namen wie Kleinmann (Birkweiler), Kuhn (Laumersheim) oder Siegrist (Leinsweiler) zu fair kalkulierten Preisen an.
Der Ingwerschnaps zum Schluss hatte ordentlich „Biss“ und ging aufs Haus. Eine nette Geste, die in solchen Häusern eher selten anzutreffen ist. Das „Lamm“ ist und bleibt nach wie vor eine Benchmark in Sachen Fisch und für mich persönlich ein Ort voller schöner kulinarischer Erinnerungen und Erfahrungen, auf die ich auch in Zukunft nicht verzichten möchte