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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat AROOi Dii in 90459 Nürnberg bewertet.
vor 5 Jahren
"Fernköstlicher Abend in der Nürnberger Südstadt"

Geschrieben am 14.09.2019 | Aktualisiert am 14.09.2019
Besucht am 28.06.2019 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 48 EUR
Sommer, Sonne, Südstadt. Exakt zwei Wochen vor dem Fest aller Feste weilten wir ein Wochenende lang in Nürnberg, um gemeinsam mit unseren Freunden deren Hochzeit zu feiern. Für uns war das quasi eine Art „Warm-up“ bevor es 14 Tage später „ernst“ wurde. Nach langer Fahrt und einigen überstandenen Staus auf der A6 war ich doch recht erleichtert als ich am frühen Abend das von meiner Zukünftigen angemietete Apartment erreicht hatte.
 
Mit Hilfe von Tante TA erschloss ich mir kurzerhand das kulinarische Umfeld, das einen vielgelobten Thailänder in fußläufiger Reichweite vorzuweisen hatte. Ein kurzer Anruf sicherte uns einen Tisch und die Gewissheit, dass wir auch bei später Einkehr noch etwas zu futtern bekämen.
 
„Arooi Dii“ sagt der Thai, wenn es ihm besonders gut schmeckt. Und in dem von Jens Pfeiffer (Service) und seiner Frau Suphatthana (Küche) Ende 2014 eröffneten Lokal sollte es uns an jenem warmen Freitagabend so richtig gut munden, soviel sei vorweggenommen.
 
Wir durften uns einen Platz auf der von Hecken umfriedeten Außenterrasse aussuchen. Vom wuchtigen Sandsteinerker des Anwesens prangte die Jahreszahl 1914. Alte Bausubstanz, aber keineswegs heruntergekommen. Ganz im Gegenteil. Sowohl der ansprechend gestaltete Freiluftbereich, als auch das Innere des Thai-Restaurants erschienen uns sehr gepflegt.
 
Bei der Inneneinrichtung fiel mir sofort die Verwendung wertiger Materialien ins Auge. Massive Holztische, bequeme Polsterstühle und edler Parkettboden sind keine typischen Interieurmerkmale von Thai-Gastronomien. Auch der Verzicht auf den üblichen Deko-Tinnef (Figuren, Lampions, Bambusschirme, Flaggen und ähnlicher Asia-Pomp) wirkte sich sehr positiv auf das Ambiente aus. Kurzum: unser Ersteindruck war durchweg positiv.
 
Und das blieb auch so. Denn mit dem ehemaligen Versicherungsfachwirt Jens Pfeiffer lernten wir einen überaus freundlichen Restaurantbesitzer kennen. Ein interessanter Gesprächspartner, der uns humorvoll und empathisch umsorgte. Besser kann man aus meiner Sicht seine Gäste nicht abholen. Kompliment!
 
Dass man hier auch konzeptionell mit einem zwinkernden Auge agiert, war schon beim Inspizieren der aufs Wesentliche reduzierten Speiseauswahl klar. Vier Vorspeisen, drei Suppen, fünf Hauptgerichte und ein Dessert. Veggies können die meisten Teller auch „ohne“ bekommen. That’s it!
 
Trotz der wenigen Gerichte verzichtet man auch im „Arooi dii“ nicht auf Nummern, die ja üblicherweise dazu dienen, die Speisenvielfalt in Asialäden besser zu erfassen. Diese machen hier weder auf den ersten Blick noch auf den zweiten Blick Sinn. Hat sie der gewiefte Wirt etwa willkürlich vergeben? Mitnichten, wie er uns später aufklärte. Jede Nummer hat ihre „tiefere“ Bedeutung, bloß hat das von den Gästen bisher noch kaum jemand bemerkt. So weit, so skurril.
 
Nun, ich störte mich nicht weiter an dem exotischen Nummernsalat. Nr. 232 (Garnelen im Teigmantel), Nr. 44 (Gebratenes Rinderfilet mit Gemüse, Chili und grünem Pfeffer) oder Nr. 69 (Schwarzer Reis mit Früchten und Kokosmilch) klangen ziemlich vielversprechend. Nr. 19 (Glasnudelsalat mit Hähnchenbrustfilet) und Nr. 57 (Garnelencurry in Grün mit Gemüse und Thai-Basilikum) nicht minder sympathisch.
 
Getränketechnisch ließe es sich hier bei flüssigem Brot aus Franken, einem Roasted Coconut Juice, diversen Flaschenweinen (selbst die Pfalz war mit einem Cabernet Sauvignon vertreten…) oder einem Mekong Sour (mit Thai-Whisky) gut entspannen, so mein erster Eindruck von dem mit Bedacht konfigurierten Suffsortiment. Unseren trockenen Kehlen wurde jedoch zunächst mit einer Flasche Frankenbrunnen (0,75l für 4,20 Euro) begegnet. Danach ereilte uns das „Pfeiffer’sche Hopfenfieber“, was ein Minnesängerpils (0,33l für 2,70 Euro) und ein trübes Kellerbier (gleicher Preis für gleichen Inhalt) von der Ritter St. Georgen Brauerei aus Nennslingen auf den Tisch brachte. Beides süffige Vertreter ihrer Art, wie man sie in Franken gerne braut und auch in der Pfalz zu schätzen weiß.
 
Unsere Entscheidung fiel auf den Glasnudelsalat (8,50 Euro), den wir uns als Vorspeise teilten, sowie das grüne Curry – einmal mit Garnelen (14,50 Euro) und einmal in der Veggie-Version (13,50 Euro). In Zahlen ausgedrückt: (19 : 2) + 2 * 57 – x, wobei hier der Platzhalter x für eine gar nicht mal so geringe Anzahl saftiger Garnelenschwänze steht, auf die ja einmal verzichtet wurde.
 
Hinter dem Namen „Yum Wansen“ verbarg sich kein mit der Gitarre bewaffneter Wandermusiker aus Bad Zwischenahn, sondern ein bereits auf zwei Teller verteilter Glasnudelsalat der Extraklasse. Neben frischem Koriander, saftiger Hähnchenbrust und dünnen Zwiebel- bzw. Karottenstreifen war es vor allem das hervorragend abgeschmeckte, gut geschärfte Dressing, das uns begeisterte. Das ideale Gericht für diesen lauen Sommerabend.
 
Nun harrten wir der grünen Currys, die da kommen sollten und es auch bald taten. „Gäng Kheow Wan Gung“, so der offizielle Titel unserer Bestellung, duftete uns aromatisch entgegen. Ein erster Gemüsecheck lieferte bissfeste Beweise. Die Anzahl der Garnelenschwänze lag jenseits sparsam kalkulierter Homöopathie. Brokkoli, Zuckerschoten, Zucchini, Champignons – alles da, alles allerliebst gegart. Dazu die unschlagbare Kombi aus Kokossud und Thai-Basilikum, die dem süffig-pikanten Tellergericht sein exotisches Etwas verlieh. Zusammen mit der schneeweißen, feinkörnigen Sättigungsgrundlage aus dem separat gelieferten Bastkörbchen waren das zwei handwerklich astrein zubereitete Thaicurrys, die unseren abendlichen Spachteldrang aufs angenehmste besänftigten.
 
Dass wir dann noch ein wenig länger blieben wie eigentlich geplant, war der herzlichen Art unseres Gastgebers geschuldet. Es entwickelte sich eine interessante Unterhaltung, die mit zwei Gläsern Belmont Gold Coconut Rum – einer Art flüssigem Bounty – aufs Haus endete. Denn seine Vorliebe für parfümierte Zuckerrohrschnäpse teilt Jens Pfeiffer gerne mit seinen Gästen.
 
So konnten wir gestärkt in die Büffetschlacht, die uns am nächsten Tag erwartete, ziehen. Das Arooi Dii steht nicht zufällig so weit oben bei TA, denn hier wird ohne Protzpose mit frischen Zutaten gekocht und das zu sehr fairen Preisen.
 
„Arooi dii!“ sagt der Thai. Dem konnten wir an diesem Abend nur beipflichten.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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