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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Brunos Burger & Lieblingsgerichte in 67433 Neustadt an der Weinstraße bewertet.
vor 7 Jahren
"Kreativ-Buletten im Herzen von Neustadt"
Verifiziert

Geschrieben am 19.05.2017
Besucht am 08.05.2017 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 28 EUR
Burgerrepublik Deutschland, die Zweite. Nach unserem Besuch im Karlsruher „DeliBurgers“ Anfang Januar, waren wir erneut unterwegs in Sachen  gehobener Bulettenkultur. Diesmal verschlug es uns in den Ortskern von Neustadt, wo seit Anfang März diesen Jahres ein Beagle namens „Bruno“ für Qualitätsburger und andere Leckereien steht. Der Hund gehört der Mitinhaberin von „Brunos Burger & Lieblingsgerichte“,  Julia Lee-Straub, und sein Bild wacht eingerahmt direkt neben dem Eingang. Ob dieser nun ein ausgesprochenes Faible für leckere Burger hat, kann ich nicht beurteilen. Aber als augenzwinkernde Geschichte hinter der Namensgebung dient der putzige Vierbeiner allemal.

Wäre ich zusammen mit dem Kollegen Daueresser, dem amtierenden Burgermeister von Monnem, in den 80er Jahren auf Burger-Reise gegangen, hätten wir uns lediglich von einem McDo in den nächsten BK schleppen können. Alles andere wäre schlichtweg verantwortungslos gewesen. Die paar Imbisse, die damals schon Ham und Cheese in Beefsteakform stanzten, waren qualitativ und geschmacklich unterirdisch. Bei Bestellungen verwechselte man als Gast häufig Mut mit Leichtsinn. Nicht selten hat mein Magen nach dem Besuch solcher Etablissements verständnislos die Peristaltik geschüttelt bzw. zusammengezogen.

Heute hören die Läden auf so klangvolle Namen wie „St. James Bar & Deli“ oder „Henriette Burger Bar“ und allein die Pattys aus frisch gewolftem Hack machen richtig was her. Das Bun stammt oft von einem Bäcker aus der Region und ist natürlich nicht vergleichbar mit dem labberigen Industrieschwamm aus der Fabrik. 

„Patty“ und „Bun“ – zwei Begriffe, die vor gut 20 Jahren noch „gegoogelt“ bzw. ge“langenscheidtet“ worden wären, da man unter einem Hamburger ein einheitliches, ungesundes Frikadellenbrötchen verstand, dessen Aussehen und Image von der amerikanischen Fast-Food-Industrie geprägt war und das man sich gar nicht in Einzelteile zerlegt hätte vorstellen wollen. „Ja nicht aufklappen!“, lautete früher die Devise. Damals wurde unseren Gaumen noch das Blaue vom Convenience-Himmel versprochen.

Aber Gott sei Dank expandiert die kulinarische Franchise-Offenbarung aus den Staaten nicht mehr ganz so stark wie damals. Schuld daran ist u.a. ein neues Qualitätsbewusstsein, das auch bei Fast-Food-Freunden die Bereitschaft geweckt hat, für bessere Ware etwas tiefer in die Tasche zu greifen.

Im pfälzischen Neustadt ist das „Brunos“ der derzeit einzige Burgerladen mit Anspruch. Es ist das zweite gastronomische Standbein von Inhaber Marco Straub, der schon seit gut zwei Jahren den „Nudelmacher“ am Kartoffelmarkt erfolgreich betreibt. Zusammen mit seiner Frau Julia setzt er auch im „Brunos“ auf eine gehobene Form von Imbisskultur. Dazu hat er als Küchenchef Walter Tschanow engagiert. Der hat schon in Netts Landhaus (Gimmeldingen) und bei Philipp Arens (Hainfeld) gekocht und weiß genau, was gutes Essen ausmacht. Er weiß aber auch wie gutes Essen geht und das spiegelt sich in Form ideenreicher Burgerkreationen wider.

Wir kamen mittags gegen 14.30 Uhr in der Zwerchgasse 17 an. Direkt vis-à-vis befindet sich das „Neue Fontana“, das mir noch in gutem kulinarischen Gedächtnis ist. Für die späte Mittagszeit war noch ganz schön was los im „Brunos“. Direkt am Fenster war ein Zweiertisch frei, an den wir uns setzten. Mit Blick auf die von einigen Gastwirtschaften gesäumte Neustadter Hintergasse (Backblech, Gerberhaus, La Bodega) ließen wir uns im zeitgemäß und doch sehr gemütlich eingerichteten Inneren des Burgerrestaurants nieder. Von unserem Platz aus konnte man in die offene Küche blicken. Chefkoch Tschanow suchte ich jedoch vergeblich. Der wurde an diesem Mittag von einem Kollegen vertreten.

Klar wird man hier geduzt. Wir sind ja schließlich in einem hippen Burgerladen der Food-Mate-Generation. Die freundliche junge Dame, die an diesem Mittag den Service alleine schmiss und alles gut im Griff hatte, brachte uns die Speisenkarten - nicht ohne auf die beiden Monatsburger von der Schiefertafel hinzuweisen. In geschwungener Kreideschrift wurde für zwei Specials geworben. Der „German High Roller“ mit doppelter Käseration, Salat, Tomate, Gurke, Zwiebel, Senf, Mayo und Bärlauch-Pesto für 10,50 Euro und der „Tokio Calling“ mit Lachstatar, Sesam-Karotten, karamellisiertem Ingwer und Teriyaki-Dip für das gleiche Geld. Gegen einen Aufpreis von 3,50 Euro gab es noch hausgemachte Wedges oder einen kleinen Salat dazu. Na das klang doch schon mal sehr verlockend!

Auf der Speisenkarte stehen weitere neun Bulettenkreationen zur Auswahl. Zwischen 7 und 9 Euro liegt da alles preislich dicht beieinander. Nur für den Vegetarier ist das Angebot eher bescheiden. Nur der sogenannte „Veggi-Magic“ (7,80 Euro) mit Linsenbratling, Mango-Zitronengras-Chutney, Salat und Curry-Knoblauch-Dip steht für eidesstattliche Beef-Verzichter auf der Standardkarte. Aber mal ehrlich, die Kombination „Vegetarier + Burgerladen“ klingt ja fast so ambivalent wie „Nichtschwimmer + Badesee“. Das Beste bleibt den Veggies in solch einem Laden aus ethisch-moralischen oder diversen anderen Gründen schlichtweg verwehrt. Das ist nun mal Fakt.

Doch selbst für diese „Randgruppe“ hält man im „Brunos“ ein paar Alternativen bereit. Bei den drei zusätzlichen „Lieblingsgerichten“, darunter ein Salat mit Ziegenfrischkäse (8,50 Euro) und gebeizter Lachs mit karamellisiertem Ingwer (9,90 Euro), kommen auch die Leute auf ihre Kosten, die kein Fleisch essen. Doch deswegen sind wir nicht hier und bestellen den besagten „German High Roller“ und einen „Red Hot Chili Pepper“ mit Bacon, Käse, Tomate, Salat und scharfen Jalapeños (8,80 Euro) von der Standardkarte. Ein paar Wedges haben wir uns als Beilage geteilt, was sich bei der Größe der Portionen als durchaus ratsam erwies.

Bei den Getränken nutzt man den aktuellen Hype um Softdrinks wie Afri-Cola und Bluna. Daneben bietet man eine nette Auswahl an Limonaden und Eistees, z.B. von der Proviant Fruchtmanufaktur Berlin und Elephant Bay aus dem Schwäbischen, an. Auf Bierfreunde wartet dagegen ein „Schlappeseppel Spezial Märzen“ (2,80 Euro) oder ein „Maisels Pale Ale“ (3,70 Euro) aus der Flasche. Wein und Sekt bezieht man vom Weingut Anton aus Kirrweiler und Borell-Diehl aus Hainfeld. Dabei beschränkt man sich auf eine kleine Auswahl (Sauvignon blanc, Riesling, Spätburgunder) zu zivilen Preisen.

Die gewählte Rhabarber-Limo von Proviant (Flasche für 2,80 Euro) besticht durch ihre ausgeprägte Fruchtsäure, während der Granatapfel-Eistee von Elephant Bay (3,00 Euro) etwas zu klebrig süß ausfällt. Während wir auf unsere Burger warten, fällt uns das mit viel Bedacht eingerichtete Innere des Lokals erst so richtig auf. An der unverputzten groben Sandsteinwand prangt der Name des Lokals bzw. Betriebshundes in riesigen bunten Lettern. Ein Gang führt in einen hinteren Gastraum, von wo aus man über eine antik erscheinende Wendeltreppe in das 1.OG zu den makellos sauberen Nassräumen gelangt.

Als Mobiliar dienen in erster Linie Hocker (mit festgeschnallten Sitzkissen) und Wandbänke, die genau wie die Tische in hellem Holz gehalten sind. Alles sehr zweckmäßig und funktional ohne banal zu wirken. Hängeleuchten mit großdimensionierten Lampenschirmen wechseln sich mit in der Decke versenkten Spots und schicken Wandleuchten ab. Eine über der Sandsteinwand platzierte Lichtleiste strahlte diese diskret an. Der Stilmix aus Rustikalität (dunkler Dielenboden) und zeitgemäßer Lässigkeit (diverse Couchmöbel unterschiedlichster Machart) soll sicherlich ein breites Publikum ansprechen und tut das auch.

Dann war endlich Burger-Time. Die beiden stolzen Exemplare wurden auf dunkler Keramik serviert, was sehr ansprechend aussah. Aus dem angerösteten Sesambun ragte das Ende eines Holzspießes, der für Stabilität sorgte. Um meinen „High Roller“ bildeten selbstgemachte Mayo, Ketchup und Bärlauch-Pesto einen dreifarbigen Saucenring. Der geschmolzene Käse überdeckte das saftige Beef, das noch ein wenig mehr medium hätte sein dürfen. Die Würzung des Fleisches fiel indes sehr angenehm aus. Eine durchdachte Zusammenstellung, die durch ihre knackfrischen Zutaten zu gefallen wusste. Auf dem Chili-Burger meiner Begleitung tummelten sich jede Menge Jalapeño-Scheibchen und machten ihn zu einer scharfen Angelegenheit. Ihre Begeisterung war nachvollziehbar. Die Wedges waren selbstgemacht, delikat gewürzt, außen schön knusprig und innen leicht mehlig-weich. Auch sie wurden mit Mayo und Ketchup (hausgemacht) serviert.
 
Erst beim Hinausgehen wurde ich auf die etwas unscheinbare Schiefertafel mit dem Lieblingsgericht der Woche, Rinderrücken über Nacht gegart mit Wedges, Salat und Bärlauchbutter (19,80 Euro), aufmerksam. Nach der wirklich überzeugenden Leistung bei den Burgern würde ich beim nächsten Besuch vielleicht mal eine von Brunos Leibspeisen antesten. Der idyllisch gelegene Außenbereich macht zudem Lust auf einen Besuch bei sommerlichen Temperaturen. In Sachen Fine-Fast-Food ist der Laden ein echter Gewinn für Neustadt.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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