El Toro
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Am Golfplatz 1, 76879 Essingen
Restaurant Tapasbar
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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat El Toro in 76879 Essingen bewertet.
vor 4 Jahren
"Ob Tapas ante portas auf der Außenterrasse oder südamerikanische Angushügel im Wintergarten, diesen Steaktempel im Zeichen des Stieres verlässt garantiert keiner hungrig"

Geschrieben am 08.11.2019 | Aktualisiert am 08.11.2019
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Besucht am 24.10.2019 Besuchszeit: Abendessen 4 Personen Rechnungsbetrag: 174 EUR
Der Bericht über das Steak- und Tapasrestaurant El Toro, das seit 2017 im Golfclub Essingen-Dreihof beheimatet ist, entstand auf Grundlage zweier Besuche, die gar nicht unterschiedlicher hätten ausfallen können. Ende August machten meine Frau und ich im Rahmen einer Radtour dort Station und gönnten uns ein paar Tapas.
 
Ein paar Monate später fuhr ich dann mit drei hungrigen Wörther Schlemmerboys im Gepäck zum Steak essen dorthin. Wie das gleichnamige Landauer Steaklokal in der Pestalozzistraße (Rezension dazu auch auf diesem Portal, Anm.) wird auch der Essinger Ableger vom Griechen Evangelos Garofillou und seinem Team betrieben.
 
Der Hotelfachmann ist in der Region kein Unbekannter. Mit seinem Catering-Service „Luckies-Catering“ sorgt er schon seit rund fünf Jahren für das leibliche Wohl bei Veranstaltungen in der Herxheimer Festhalle. Die positive Kundenresonanz trug sicherlich mit dazu bei, dass nach nur einem Jahr des Bestehens des Landauer „Mutter(s)tieres“ in Essingen ein Zweitlokal eröffnet wurde.
 
Die italienischen Vorpächter des Golfclub-Restaurants handelten zuletzt lieber mit weißem Pulver als mit „pasta legale“. Als dies vor ein paar Jahren aufflog und die Milieu-Gastronomen den Abflug gemacht hatten, war „Lucky“ Garofillou zur Stelle und übernahm den Laden. Seitdem ist die Clubhausgastro mit Blick auf Driving Range und Puttinggreen nicht nur bei Freunden des gepflegten Abschlags, sondern vor allem bei gestandenen Fleischvernichtern sehr beliebt. Besonders die Rumpsteaks genießen einen guten Ruf, den sie ihren stattlichen Ausmaßen (gute 300 Gramm!) und ihrer äußerst zarten Textur verdanken.
 
Zugegeben im Sommer saß es sich hier um einiges angenehmer als in der kalten Jahreszeit. Der nur leidlich gemütliche Wintergarten konnte die Vorzüge der großangelegten, von Sonnenschirmen bestandenen Außenterrasse nicht kompensieren. Dafür war es in dem von hohen Glasfenstern nahezu komplett eingefassten Anbau schlichtweg zu laut. Und für meinen Geschmack auch zu steril eingerichtet. Der kühle Fliesenboden schuf im Zusammenspiel mit dem deutlich zu hellen „Bahnhofslicht“ keine besonders lauschige Atmosphäre. Da riss es auch das viele dunkle Holz beim Interieur nicht mehr raus.
 
Weshalb ich im Nachhinein eher dazu tendiere, das El Toro als beschauliche Schönwetteradresse, die zum Draußensitzen einlädt, zu empfehlen. Und das, obwohl das funktional-schmucklose Gartenmobiliar aus Polyrattan nur bescheidenen Sitzkomfort bot. Der Blick auf die gepflegten Grünflächen und den hübsch angelegten, mediterran anmutenden Bewuchs ringsherum entschädigte für diese kleineren Unpässlichkeiten, die unsere Sommerlaune nicht zu trüben vermochten.
 
ǀ 1.Besuch ǀ
 
Ein Freund hatte mir zum Geburtstag einen Gutschein geschenkt. Diesen wollten wir Mitte August in ein paar Tapas eintauschen, um dann gestärkt unsere Radtour fortzusetzen. Ein halbes Dutzend kalte Kleinigkeiten und um die zwanzig warme Appetithäppchen listete die umfangreiche Tapasabteilung auf den ersten beiden Seiten der Karte. Erste Zweifel beschlichen mich bezüglich der frischen Zubereitung dieser zumeist recht fettigen Thekenattacken Iberiens, die hier in üppiger Auswahl zur Verfügung standen.
 
Da wir noch eine ordentliche Strecke vor uns hatten, durften es auch gerne ein paar Kalorien mehr sein, weshalb wir aus dem Katalog für madrilenische Korpulenzküche munter drauflos bestellten. Stockfischkroketten (4,90 Euro), Datteln im Speckmantel (5,10 Euro), maurische Schweinefiletspieße (9,80 Euro) und marinierter Schafskäse (5,10 Euro) waren an diesem warmen Sonntag im August ganz in unserem Sinne. Zwei zusätzliche Beilagensalate (jeweils 3,30 Euro) sollten den in traditionellen Cazuelas (Tonschalen) servierten Deftspeisen etwas vegetabile Leichtigkeit verleihen. Unserem Durst trugen wir mit einer Flasche Gerolsteiner Mineralwasser (0,75l für 4,90 Euro) Rechnung.
 
Nach angenehmer Wartezeit, die wir uns mit kleineren Sozialstudien zur latent auf mondän machenden Golfplatzklientel vertrieben, wurden die vier Tapasgerichte inklusive der beiden Salate zeitgleich serviert. Die wenigen gelernten Servicekräfte hatten ihre Aushilfen anscheinend gut im Visier und noch besser im Griff. Der Bestell- und Serviervorgang verlief reibungslos. Hier gab es nichts zu beanstanden.
 
Bei den servierten „Tapareien“ dagegen schon eher. Stockfischkroketten und Speckdatteln kamen eindeutig aus der Tüte bzw. aus dem Eisfach. Beide Gerichte entsprangen der zischenden Donnerwetterfritteuse und blieben trotz ihres hohen Fettgehalts den Beweis eines prägnanteren Geschmackserlebnisses schuldig. Hat man diese schon hausgemacht im Mutterland genossen, wächst natürlich die Enttäuschung von Happen zu Happen. 
 
Eintönig und einfallslos geriet auch der in Würfel geschnittene Schafskäse, den man lediglich mit geschmacksneutralem Olivenöl übergossen hatte. Das mickrige Alibi-Zweigchen vom Rosmarinstrauch verhalf dem ansonsten recht kargen Feta-Gebrige auch nicht gerade zu kulinarischen Höhenflügen.
 
Besser, aber leider etwas zu ölig geraten und mit zu viel des guten Knoblauchs garniert, kamen die gegrillten Filetspieße auf den Teller. Gut, den Knobi konnte man von den auffallend zarten Schweinemedaillons ja herunterkratzen. Wahrscheinlich wurden die lahmen Lendenstücke kurz vor dem Grillen mit dem Fleischhammer plattiert und damit noch mürber gemacht. Etwas überwürzt, dafür aber butterzart, stellten diese neben unseren beiden schmackhaft angemachten Blattsalaten die kulinarischen Höhepunkte eines eher durchwachsenen Mittagsmahls dar.
 
Dank der zu Briefbeschwerern hochgebohnerten Kleinspeisen aus der Tonschale verließen wir das El Toro in pappsattem Zustand. Da bedurfte es keinem Rump-, T-Bone-, Flap- oder Sirloinsteak, um die restlichen Kilometer unserer Radtour locker hinter uns zu bringen. Vielleicht hatten wir mit unserer Tapaswahl die eigentliche kulinarische Stärke des Lokals, die sich primär auf das Fleischgrillen konzentriert, nicht abgerufen. Ein paar Monate später wurden dann die Speisekarten neu gemischt.
 
ǀ 2.Besuch ǀ
 
Nach der hochsommerlichen Einkehr in Mantheys Esszimmer, verschlug es unsere vierköpfige Schlemmergruppe Ende Oktober ins El Toro nach Essingen. Der Karnivorenflügel der kollegialen Futtergruppe hatte sich durchgesetzt und nach den mediterranen Preziosen in der Neustadter Hintergasse sollte an diesem Abend der schonungslosen Rückkehr zur Haureinkultur alter Zeiten gefrönt werden.
 
Wie schon eingangs erwähnt saßen wir im nüchtern eingerichteten Wintergarten. Aber nüchtern betrachtet war dieses Ambiente besoffen eindeutig besser zu ertragen. Also musste zu allererst einmal eine Flasche Rotwein auf den Tisch. Als flüssige Beilage zu den gegrillten Rindersteaks sollte ein barriquegereifter Südfranzose mit stattlichen 14 Umdrehungen herhalten.
 
Mit Sicherheit bezieht „Lucky“ Garofillou seine guten Tropfen von der Weinhandlung am kleinen Platz in Landau, denn bei den meisten Rebsäften hatte der wohl renommierteste Flying-Winemaker der Pfalz und Inhaber des empfehlenswerten Lädchens, Stefan Dorst, buchstäblich seine Hände im Spiel. Mein Erstwunsch nach einem vinologischen Vorschlaghammer der Marke Venta d’Aubert aus der Baja Aragon (Spanien) wurde abgeschmettert.
 
Aber auch mit der 2016er Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Syrah und Grenache von der Domaine St. Eugène (Languedoc) konnte ich gut leben. 32 Euro wurden dafür abgerufen. Nicht gerade ein fluides Mundgeschenk, aber weit entfernt von einer hochpreisigen Weinofferte zur diskreten Kapitalablage.
 
Einer der Esser am Tisch wollte sich vor dem Hauptgang noch ein paar Tapas einverleiben. Die junge Dame vom Service bremste jedoch seine anfängliche Bestellwut mit Verweis auf die hier vorherrschenden Portionsgrößen, so dass er sich bei seiner Vorspeisenwahl auf die mit Meersalz bestreuten Pimentos de Padron (4,60 Euro), Runzelkartoffeln (Papas arrugadas) mit Mojo-Sauce (4,30 Euro) und üppig knobliertes Grillgemüse in Olivenöl (4,50 Euro) „beschränkte“.
 
Ein großes Lob sei an dieser Stelle an das junge Mädchen - wahrscheinlich eine Aushilfe -, das uns an diesem Abend tadellos umsorgte, gerichtet. Sie war uns hundertmal lieber als jeder geschulte Schankprinz, der uns womöglich noch in Lagenhaft genommen hätte. Außerdem besaß sie eine gute Portion Humor und warte auch sonst den Überblick. Mit ihrer freundlich bestimmten Art kam sie bei uns jedenfalls sehr gut an.
 
Nur der Tapasverputzer entstieg mit seiner Lachsschnitte mit Zitronenpfeffer (16,50 Euro) dem erlauchten Karnivorenzirkel, der sich dreimal für das Rumpteak vom argentinischen Black Angus Rind (19,50 Euro) entschied. Die Steakhouse Pommes (3,50 Euro) aus dem Beilagenregister waren dabei genauso wenig inklusive, wie das extra zu ordernde Kännchen Pfefferrahmsauce (1,50 Euro). Auch für den kleinen bunten Salatteller (3,30 Euro) wurde zusätzlich abkassiert, so dass man - im teuersten Fall - mit knapp 28 Euro unterm Strich dabei war.
 
Als kleine Küchengrüße schickte man vorab ein paar Mini-Mozzarella-Bällchen, ein wenig Karottensalat aus dem Eimer (gute Nafa-Ware) und ein herzhaftes Tzatziki. Nichts Weltbewegendes, aber durchaus essbare Appetitankurbler vor der anstehenden Operation am medium rare gegrillten Rumpsteak.
 
Die Gargrad-Perfektionisten aus der Stierküche mussten uns nahezu das komplette Garstufen-Programm liefern. Von medium rare (meins!) über medium bis etwas drüber war alles vertreten. Und wurde wie gewünscht eingehalten. Doch zuerst fanden die Tapas und die Beilagensalate den Weg auf unseren Tisch.
 
Mir wäre der Knoblauchanteil beim Grillgemüse deutlich „too much“ gewesen. Aber dem Kollegen mit dem Zementmischermagen sagte es anscheinend zu. Ganz nebenbei verputzte er noch sieben (!) von Meersalzkrusten überzogene Kartoffeln, die er in knallrote „Mojo brutale“ tunkte. Dagegen wirkte selbst der von frittierten Paprikaschoten bevölkerte Teller recht frugal, obgleich seine abstrakte, mit Balsamicocrème-Spritztechnik erzielte Bemalung anderes vermuten ließ.
 
Keine Ahnung wie da der werte Kollege nach dem Verzehr solch sättigender Vorspeisen noch Hunger auf gegrillten Lachs haben konnte, aber das ständige Nachspülen mit dem kräftigen Roten schien dem Ganzen äußerst zuträglich zu sein.
 
Und dann wurde es ganz schnell ganz voll auf dem Tisch. Drei opulente Rumpsteaks wurden zusammen mit den passenden Schneidewerkzeugen, edle Steakmesser mit Holzgriff, und den bestellten Beilagen geliefert. Auf jedem Teller lagen neben den mustergültig gegrillten, dicken Rinderlappen auch eine gebratene Kirschtomate, ein aufgespritztes Häuflein Kartoffelbrei und eine aus frittiertem Filoteig hergestellte Crunch-Hippe. Pommes und Sauce wurden à part gereicht.
 
Alle drei Gargrade wurden perfekt getroffen. Der freundliche Servicechef, der auch den Ausschank erledigte, verriet mir, dass sie das Fleisch vor dem Grillen noch etwas weichklopfen (war beim Verlassen des Lokals auch deutlich aus der Küche zu vernehmen). Neben seiner mürben Textur, war es vor allem die herzhafte Marinade, die mit einem ausgewogenen Pfeffer-Salz-Verhältnis zu gefallen wusste. Auch die Steakhouse Fritten besaßen eine angenehme Salzwürze. Die letzten tunkte ich in das Pfeffer-Rahm-Sößchen. Ein deftiger, aber durchaus wohlschmeckender „Nachtisch“.
 
Andere am Tisch verlangte es eher nach einem süßen Abschluss. Der Tapas-Lachs-Vertilger neben mir verdrückte ein stattliche. Vanille-Eis mit Schokosoße (3,70 Euro). Wahnsinn, was der Typ an dem Abend reinschaufeln konnte. Daneben wirkten Espresso (2 Euro), Ouzo (3,20 Euro) und Kaffee (2,20 Euro) der drei Verfechter des fluiden Nachtischs wie Fasten-Drinks.
 
ǀ Fazit ǀ
 
Wenn auf der hübsch angelegten Außenterrasse perfekt gegrillte Steaks auf laue Sommerabende treffen, lässt es sich hier bestimmt gut aushalten. Jedoch sollte man schon eine ordentliche Portion Hunger mitbringen, denn hier wartet nicht gekörnte Schmalkost, sondern handfeste Fleischküche, die mächtig den Wanst füllt, auf sattelfeste Beef-Aspiranten. 
 
Auf die Tapas würde ich beim nächsten Mal verzichten, das sie nichts Besonderes waren und man die anderswo sicher authentischer serviert bekommt. Wenn auch nicht in der von Gastro-Iberern recht dünn besiedelten Pfalz.
 
Unser Clubtreffen stand diesmal ganz im Zeichen großzügig portionierter Rumpsteaks und war sicher kein kulinarisches Feuerwerk. Das muss es aber auch nicht immer sein, denn die Wörther Schlemmerboys sind bodenständige Karnivoren unterm Herrn, die auch einfachere Fleischgenüsse zu schätzen wissen. Für das nächste Treffen ist übrigens eine vegane Suppenbar geplant…
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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