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Ein früher Abendtermin und zu kühles Wetter, um die verbliebene Wartezeit draussen zu verbringen, lassen mich gegen 17:30 Uhr am belebten Berliner Platz in Stuttgart-Mitte auf die Suche gehen. Viele Lokale beginnen den Abendbetrieb erst um 18 Uhr, manch andere in dieser Gegend bedienen eher die eilige, anspruchslose Fast-Food-Mentalität. Das Namaste India dagegen macht einen einladenden Eindruck, liegt im Erdgeschoss eines Eckhauses direkt an der Kreuzung Schloss- / Fritz-Elsas-Strasse und hat um halb sechs auch bereits wieder geöffnet. Ein Paar hat bereits einen Vierertisch belegt, widmet sich schon der Vorspeise – weitere Gäste trudeln nach und nach ein. Meine Wahl fällt auf einen Tisch mit freiem Ausblick aus den Fenstern, denn hier gibt’s viel zu sehen.
Der hiesige Service verbindet auf sehr angenehme Weise respektierende Höflichkeit mit freundlicher Fürsorge und feiner Akkuratesse. Auch wenn die Bedienung mein Kommen sofort wahrgenommen hat, tritt sie erst mit der Karte an den Tisch, als sie sieht, dass ich offenbar gut sitze, meine Siebensachen abgelegt habe und mich am Platz eingerichtet habe. Nach meiner Bestellung werden in austarierten zeitlichen und räumlichen Abständen a) das Getränk b) die Vorspeise c) die Warmhalteplatte und d) schliesslich das Hauptgericht aufgetragen. Wirkt ein bisschen ritualisiert, aber auch ansprechend. Mein bestelltes Weissweinschorle (4,90 Euro) wurde vermutlich mit einem einheimischen Riesling gemixt und wird mengenmässig sehr grosszügig in einem hochstieligen Weinglas serviert. Als Gruss aus der Küche gibt’s knuspriges Papadam mit einer erfrischenden Joghurtsosse. Bei der Hauptspeise steht mir der Sinn mal wieder nach Daal, das hier in einer Sahne-Curry-Sauce angeboten wird (11,90 Euro) und wahlweise mit Reis oder mit Fladenbrot gereicht wird. Das Daal wird hier aus schwarzen Linsen und reichlich Zwiebeln gemacht – sehr lecker! Am Anfang erscheint mir die Konsistenz viel zu sahnig, doch dann dringen die Gewürzaromen durch und am Ende überwiegt eine feine Schärfe im Abgang. Im Curry kann ja alles mögliche stecken, ich nehme erst mal Ingwer und Kurkuma wahr, doch wenn man die Augen schliesst und sich nicht in einem indischen Lokal wähnte, glaubte man für einen Moment, eine würzige Steinpilzsauce zu probieren. Bei der sehr flüssigen Konsistenz das Daal wäre sicherlich Reis als Beilage die klügere Wahl gewesen. Doch mein warm serviertes Naan-Fladenbrot (vermutlich aus dem Tandoor-Tonofen) ist optisch mächtig beeindruckend und ergiesst sich wie flüssige Lava über Brotkorb und Tischdecke. Zudem noch eine riesige Portion, die gut für zwei Personen gereicht hätte. Dieses Linsengericht ist alles in allem wirklich empfehlenswert, allerdings nur für Menschen mit robuster Verdauung und stabilem Magen. Ansonsten weist die Speisekarte die übliche Bandbreite indischer Lokale auf: von Tandoori Chicken bis Paneer Masala. Etwas erstaunt war ich allerdings über die gemischten Salate, die ich ein paar Tische weiter entdeckt habe: geradezu europäisch-mediterran wirkend mit grünem Salat, Gurke, Tomate, Paprika, Oliven. Vielleicht eine Reminiszenz an den hiesigen Geschmack?
Das Namasta India ist vom Interieur her wohltuend klar und einfach möbliert: schwarze Bodenfliesen, schwarze Holztische und -stühle, cremeweisse Damasttischdecken, rote und gelbe Farbakzente, kein überflüssiger Tand oder Ganesha-Figuren, einzig ein mehrere Meter breites Wandbild mit folkloristischer Darstellung des Landlebens. Der indische Pop, der aus den Lautsprechern wabert, könnte für meine Begriffe etwas leiser sein, doch so hört man nicht den Strassenlärm von draussen, auch nicht die vorüberratternde Strassenbahn der Linie U2 nach Botnang – und kann sich daher fast wie in einem Aussenbezirk von Bombay fühlen. Alles in allem war der kurze Besuch im Namaste India kulinarisch sättigend, emotional erfrischend und zeitlich genau passend. Offenbar wird für unter 10 Euro auch ein All-you-can-eat-Mittagsbüffet unter der Woche angeboten. Werde ich gerne ausprobieren, falls ich mal tagsüber in der Ecke bin.