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Meine Frau und ich waren mal wieder im Locoselli in Steinfurt, zum Ersten lockte der erste Frühlingssonntag (die ersten Kraniche zogen laut krächzend über uns hinweg nach Nordosten, und die wissen sehr genau, wenn das Wetter zum Frühling wechselt), zum Zweiten der erste Besuch im KLG in Steinfurt und Drittens hat das Locoselli am WE durchgehende Küche von 12 Uhr bis Abends, was eine entspannte Radtour erlaubt, man geht einfach rein, wenn man da ist und Hunger bekommt ohne Küchenzeiten zu beachten.
Eigentlich gibt es keinen großen Grund, meinen Bericht vom Frühjahr 2018 abzulösen, aber Erstens hat sich hier eine sehr unerfreuliche Google-like Bewertung eingeschlichen, die volle 5 Punkte über alles mit exakt 24 Worten unterlegt. Damit ist meine interne Schmerzgrenze von unter 50 Worten deutlich unterschritten, die es meiner Meinung nach braucht, um auch nur einen rudimentären Eindruck eines Restaurantbesuches zu vermitteln. Und Zweitens hab ich gestern eine sehr spannende Art kennen gelernt ein Sorbet zuzubereiten. Also schiebe ich diese wirklich zu kurze Rezension jetzt mit mehr als 50 Worten wieder vom ersten Platz der Anzeige von Bewertungen dieses Restaurants und verdränge den nicht angemessenen Beitrag nach hinten.
Für mehr Hintergrundinformation verweise ich auf meinen Bericht vom Frühjahr 2018. Auch gestern gab es wieder sehr kreative Gerichte aus der Küche von Antonio Locoselli. Gegen 143:0 Uhr fanden wir uns im Gastraum ein und fragten nach einem Tisch für uns Beide. Das war kein Problem, wir waren fast alleine im Gastraum, der Mittagsansturm war schon vorüber, und Antonio Locoselli begrüßte uns persönlich mit Tochter auf dem Arm. Dann wurden uns Karte und Tagesangebot bekannt gemacht und wie immer fiel es schwer aus dem Tagesangebot eine Wahl zu treffen.
Irgendwann hatten wir uns aber entschieden und mit einem Lugana für uns Beide kamen Oliven, Butter und Baguette an den Tisch. Die verkürzten die Wartezeit auf die Vorspeisen, welche nach angemessener Zeit serviert wurden. Für meine Frau
Lachs-Carpacchio aus der Tageskarte. Das war sehr naturell serviert, aber weil der Lachs in einer einwandfrei frischen Qualität auf den Teller geschnitten wurde, war das so ein Genuss. Zwei recht sauer abgeschmeckte Fruchtmousse aus Orange und Beeren, beide mit Chili leicht geschärft, passten perfekt. Auch für mich ein Carpacchio
Oktopus Carpacchio war meine Wahl. Auch hier wieder ein einwandfrei frischer Meeresbewohner, in hauchdünne Scheiben geschnitten. Dazu wieder eine Chili-Orangen-Emulsion und sowieso wie immer, äußerst verlockend auf dem Teller dargeboten.
Als Hauptgericht für meine Frau Pasta mit Schwertmuscheln, leider ohne Foto, mea culpa, ich vergaß meine Kritikerpflichten. Geschmack sehr überzeugend, Pasta auf den Punkt al dente, gewürzt war die Pasta mit einem sehr guten Pesto, dazu die, ich vermute vorher sautierten, dann mit der Pasta in der Pfanne geschwenkten Schwertmuscheln, schlicht, aber olfaktorisch und geschmacklich sehr gut, und sehr italienisch. Das galt für meinen Hauptgang gar nicht. Es sollte Dorsch sein für mich im Hauptgang
Skrei im Knuspermantel mit Erdnusssauce, Püree aus Saubohnen und Kartoffeln, sowie gegrillten Gemüse. Erdnusssauce ist ja nun gar nicht italienisch, wie unser Rezi-Großmeister aus HB noch am selben Tag einwandte, insbesondere auf einem Knuspermantel. Man kann streiten, ob Sauce auf einen Knuspermantel aus Nüssen gehört, aber da es am Tisch geschah, blieb die Konsistenz des Mantels in Ordnung. Ich war sehr gespannt, ob sich der Lofoten Dorsch mit Nussmantel und einer süßlichen Sauce vertragen würde. Er tat es, denn unter dem Mantel war der Fisch noch mit irgendwas Rotem fruchtig mariniert. Das war dann wirklich exotisch, eher asiatisch anmutend, aber es schmeckte mir! Perfekt passend dazu das Püree, sowie die gepickelten Zwiebeln. Insgesamt ungewöhnlich, aber mit Hand und Fuß zusammengestellte Aromen.
Und noch zum Hauptgrund des Berichts, ein bisschen Show muss ja sein. In der Tageskarte war ein Rosenblüteneis angeboten, mit Salzkaramell serviert. Das wollten wir probieren und bestellten eine Portion für uns Beide zusammen. Und nun ging es los, Antonio Locoselli kam an den Tisch, eine große Edelstahlschüssel, dicker Edelstahlrührbesen und eine Edelstahlisolierkanne brachte er mit. Darin flüssiger Stickstoff, der nun in die Schüssel gegossen wurde
Es blubberte und dampfte, Stickstoff fängt ja bei -196° Celsius an zu kochen. Dann wurde sehr kräftig gerührt (ob das alles mit dem Segen der Berufsgenossenschaft ist, wage ich zu bezweifeln, ich hielt gebührend Abstand) und die Rosenblütenflüssigkeit wurde zu einer zähen kalten Masse. Die kam ins Glas
entpuppte sich als sehr geschmackvolles Rosenblütensorbet und wurde mit einem Salzkaramell verfeinert. Kreativer Abschluss eines, wie immer in den letzten 12 Monaten, sehr guten Essens!
Der Service war, wie bei allen unseren Besuchen im letzten Jahr,auf hohem Niveau! Das macht einfach nur Spaß.
Es bleibt dabei, eine der kreativsten italienischen Küchen in weitem Umkreis, die sich auch mal traut sehr weit nach rechts und links zu schauen. Wer Italien abseits von Pizza und Pasta kulinarisch kennen lernen möchte, ist hier bestens aufgehoben.