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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Ristorante Locoselli in 48565 Steinfurt bewertet.
vor 3 Jahren
"Erfreuliches Überraschungsmenü!"

Geschrieben am 13.09.2021
Besucht am 12.09.2021 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Meine Frau hatte Geburtstag und Carsten1972 hatte im Sinn, sie zu einem Essen einzuladen. Einige Zeit lang überlegte ich, wo ich einen Tisch für den Sonntag Mittag oder Nachmittag reservieren konnte. Schließlich wollte ich sicher sein, dass die Wahl meiner Frau gefallen würde. Es gibt in Münster einige Restaurants, bei denen ich diese Gewissheit haben kann, aber weil durch andere Termine der genaue Zeitpunkt des Essens etwas ungewiss war, brauchte ich ein Restaurant, dass uns auch nach 14 Uhr noch bekochen würde. Und so fiel meine Wahl letztendlich auf das Ristorante Locoselli, denn dort hat die Küche sonntags ab 12 Uhr durchgehend geöffnet. Und dass der Küchenstil von Antonio Locoselli ihr gefällt, dass wusste ich auch sicher.

Ich rief vorher noch mal an, um sicher zu sein, dass nicht irgendein Umstand uns vor geschlossenen Türen würde stehen lassen, dann radelten wir in der Mittagszeit von Rheine nach Steinfurt. Das geschah nicht auf dem kürzesten Weg, meine Frau sollte nicht zu früh erraten, welches Restaurant ich ausgewählt hatte. Aber als wir dann das Ortsschild von Steinfurt passierten, war ihr schon klar, wohin es gehen würde. Und kurz darauf standen wir an der ehemaligen Mühle gegenüber vom Schloss der fürstlichen Familie. 

Ich ging hinein und fragte nach dem angefragten Tisch draußen. Durch meinen Anruf erwartete man mich bereits und mit der Frau vom Chef, Katharina Locoselli besprach ich auch gleich meinen Wunsch nach einem 5 gängigen Überraschungsmenü. Sie nickte und versprach alles zu organisieren. Ihr Kollege im Service kam also nicht mit den Karten, sondern mit zwei Glas Champagner Clement & fils, um dem Geburtstagsessen einen würdigen Start zu verschaffen.

Eine Flasche Wasser wurde geordert und wir beide äußerten auf Nachfrage den Wunsch nach einem Menü mit Fisch und Meeresfrüchten, ohne Fleisch. Das war kein Problem und nach dem überbringen unserer Menü-Wünsche wurde der Tisch für unser Menü eingedeckt.

Der Champagner war serviert und wir genossen den perfekt gekühlten, aus der frisch geöffneten Flasche eingeschenkten Schaumwein. Das war zwar keiner der ganz großen Erzeuger aus der Champagne, aber soweit ich es mit meinen äußerst imitierten Kenntnissen über Champagner beurteilen konnte, ein ordentlicher Sekt aus der Champagne, uns beiden schmeckte er. Die Sonne schien auf der Terrasse, ich lief schon wieder Gefahr mir einen Sonnenbrand zu holen. Die Terrasse des Locoselli ist ein Platz zum sehen und gesehen werden, zwischen Schloss und Mühle verläuft der Hauptzugang in die Innenstadt von Steinfurt und wegen des guten Wetter war viel los und es wurde nicht langweilig. Die Küche begrüßte uns mit einem Amuse Gueule, einer Mayonnaise und hausgemachten Brot.

und 

Das Brot ist im Locoselli immer aromatisiert, heute waren es getrocknete Tomaten und Thymian. Zusammen mit der Mayonnaise läuft man immer Gefahr zu viel davon zu essen. Wir widmeten uns erst mal dem Küchengruß. Ein Tatar aus Thunfisch, schön grob geschnitten, gab es. Ein Klecks Guacamole brachte eine cremige Note in das Gericht. Das Tatar selber war mit roten Zwiebeln angemacht, die vielleicht einen Tick zu grob geschnitten waren. Zusätzlich verlieh eine recht süße Vinaigrette, die auch Senfkörner enthielt, dem Gericht einen interessanten Touch von Süße mit ätherischen Ölen. Feine Kombination, und die Vinaigrette gefiel meiner Frau so gut, dass die mit Brot komplett aus dem Teller gewischt wurde. 

Der Champagner war geleert, und wir hatten beim Service für das Menü einen trockenen weißen Wein aus Italien geordert. Die Karte ist recht ordentlich bestückt, und es fällt schwer einen Auswahl zu treffen. Die Wahl oblag meiner Frau an ihrem Geburtstagsessen. 

Sie erwählte einen Wein vom Lago di Garda, einen Lugana von 2019. Typisch in seiner sanften Stilistik war der, sanfte Säure, zurückhaltende Fruchtigkeit, eine schön Mineralität zeichnete ihn aus bei meinem Probeschluck. Das würde gut zu Fisch und Meeresfrüchten passen. Jetzt durfte das Menü gerne beginnen. Gang eins wurde serviert.

Jakobsmuschel mit Lardo wurde vom Service verkündet. Auf dem Teller zwei perfekt gebratene Jakobsmuscheln, außen knusprig, innen glasig. Ungewürzt, der Lardo brachte die nötige Portion Salz an die Muscheln. In den Chicorée Blättern ein tomatisierter Krustentierfonds, der separat aus den Blättern geschlürft wurde. Ein kleiner Klecks von einem Sellerie Püree ergänzte das zusammen mit einem Schaum aus Sellerie. Das harmonisierte im Ganzen und wir hatten einen guten Start ins Menü. Gang zwei folgte nach angemessener Wartezeit. 

Und hier die erste positive Überraschung, es gab einen Kaisergranat! Sehr schön, nicht unbedingt die geläufigste Küchenzutat in der italienischen Küche, aber das war mir hier egal. Kaisergranat geht immer und überall! Unser Exemplar war roh, ganz leicht mariniert, und präsentierte den leicht nussig-süßlichen Geschmack, den ein roher Kaisergranat auszeichnet. Dazu ein kaltes Kürbispüree, süß abgeschmeckt, und als Ergänzung ein Piniensirup auf dem Tellerrand, herbsüß, sowie für die Säure eine fruchtig saure Vinaigrette. Perfekte Begleiter für einen Kaisergranat, sehr guter Meeresfrüchte Gang! Wir waren jetzt schon froh über unsere Wahl und vor allen Dingen unsere Eingrenzungen in dieser. Gespannt erwarteten wir Gang drei.

Und wir wurden wieder nicht enttäuscht. Thunfisch wurde serviert, fast roh, nur ganz kurz gegrillt, in kleinen Tranchen. Das war für sich schon ein Genuss, vor allen Dingen weil der Thun sehr naturell serviert wurde. Spannung ins Essen brachte ein unter dem Thun befindliches Erbsenpüree, dass großartig war und geschmacklichen Tiefgang auf den Teller zauberte. Darüber noch Julienne von der Zuckerschote, die mit ihrer Süße noch einen weiteren Akzent setzten, Crunch brachte gehackte Erdnuss. Wir sahen uns an und waren uns einig, bisher bester Gang! Gang vier würde es nicht einfach haben zu bestehen.

Der Gang wurde angekündigt mit Seezunge, Karotte und Spinat. Kleine gerollte Filets wurden präsentiert, saftig gebraten und gut gewürzt. Ob das nun eine echte Seezunge war? Ich weiß es nicht, geschmacklich war das nicht mehr fest zu stellen und die Filets waren so geschnitten und gerollt, dass auch ihre Form keinen Aufschluss geben konnte. Aber da das geschmacklich in Ordnung war, ist die Frage dann auch müßig. Ergänzt wurden die Filets durch frischen blanchierten Spinat und eine recht süßliche Karottencreme, die ein gutes Gegengewicht setzte zu den würzigen Filets. Auch ein guter Gang, aber bei weiten nicht auf dem Niveau vom Thunfisch. 

Der junge Mann räumte unsere Teller ab und statt dessen er wie vorher neu eindeckte fragte er uns, wo uns der Sinn nach stehen würde für Gang 5. Süß oder noch was herzhaftes? Wir sahen uns an, und beantworteten die Frage mit der zweiten Alternative. Ob es denn noch mal Fisch sein sollte oder eine Überraschung der Küche aus Fleisch. Wieder sahen wir uns an, und trafen keine Entscheidung sondern sagten dem Service, er solle der Küche sagen, freie Wahl, was immer sie am besten fänden sollte zubereitet werden. Der junge Mann kam wieder und deckte scharfe Messer ein. Es würde schon mal sicher keinen Fisch geben. Letztendlich schickte uns die Küche den finalen fünften Gang.

Tja, Lamm wie man offensichtlich sehen kann. Lammkarree, ein Abschnitt davon für jeden von uns. Das war wieder perfekt gegart. Leicht rosa im Inneren, schön angebraten außen. Gewürzt war das mit irgendeinem Nordafrikanischen Gewürz, der Geschmack war mir geläufig, aber bis heute bin ich nicht darauf gekommen, was es war. Lecker! Und passend gab es dazu ein Süßkartoffelpüree mit einer sehr gefälligen Jus! Wir waren froh, keine Dolci genommen zu haben. Ein doppelter Espresso ersetzte die Süßspeise aufs Beste als Abschluss unseres Menüs.


Frau Locoselli und ihr Kollege bereiteten uns Freude mit ihrer Arbeit. Wir waren immer im Blick und stets waren die beiden aufmerksam. Die Terrasse war gut gefüllt und die Arbeit manchmal sehr kompliziert, weil es galt, die Gäste mit Essenswunsch mit einem angemessenen Tisch zu versorgen, ohne das man Kunden, die nur auf ein Getränk eingekehrt waren, das Gefühl gab, zweiter Klasse versorgt zu werden. 

Kann ich also zum Fazit kommen. Antonio Locoselli betreibt mit seinem Restaurant ganz sicher eines der besten italienischen Restaurants in weitem Umkreis, auch in Münster und Osnabrück muss man sich strecken um ein Restaurant auf dem Niveau zu benennen. Keine klassische Pizza und Pasta Küche, sondern eine hochanspruchsvolle italienisch mediterrane Küche. Wir kommen sehr gerne und ganz sicher wieder.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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