Bar Rix
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Friesenwall 58, 50672 Köln
Bistro Bar Weinstube
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GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Bar Rix in 50672 Köln bewertet.
vor 6 Jahren
"Weinbar und Weinschule"

Geschrieben am 28.11.2018 | Aktualisiert am 28.11.2018

Dieses kleine „Gasthaus“ gefällt mit sehr gut. Hier werden zwar „nur“ Weine angeboten (auch Brot, Käse und Wurst gibt es schon als Snacks bei Bedarf zu haben).
Aber das Hauptziel ist Wein. Und die werden nach Motto oder Thema wechselnd angeboten.
Zu den normalen Öffnungszeiten gibt es eine Karte mit offenen Weinen.

Ambiente

Das Lokal ist wirklich relativ klein. An den Tischen können sicher 14 bis 16 Personen sitzen – mehr geht wohl kaum.
Dafür ist es gemütlich und wohnlich eingerichtet.

Service
Die Chefin ist sehr freundlich und empathisch eingestellt und verwöhnt ihre Gäste.

Sehr schön finde ich es jetzt, dass sie auch Seminare in ihrer Weinbar durchführt.

Valentine Mühlberger hat ein Diplom als Weinakademikerin (DipWSET).
Französische Mutter, fränkischer Vater: die Weinbegeisterung von ihr war daher vorbestimmt. Richtig eingetaucht ist sie mit einer ersten Weinlese in St. Emilion, es folgte eine Winzerausbildung in Beaune und dann das Diplom des Wine and Spirit Educational Trust, London.

Die Karte
An diesem Abend war das Thema „Die Reifeprüfung“. Es wurden vier typische Weine für die Region vorgestellt – und das Beste: Immer ein reifer, also älter Jahrgang und ein noch relativ junger.
Dieser Vergleich ist für mich besonders reizvoll; denn gereifte Weine sind gar nicht so oft zu verkosten.
Zusätzlich gab es den „Wettkampf“ Italien gegen Frankreich. Das ist nicht nur beim Fußball interessant, sondern auch bei Speisen und eben Spitzenweinen.

Getränke

So waren wir – zehn Gäste und die Chefin – gespannt auf den „Ausgang“. Wir verkosten vier Pärchen: Burgund und Saint-Émilion auf der einen Seite und Barolo und Taurasi und auf der anderen.

Zum Start gab es vorweg einen Winzer-Sekt.
Andres & Mugler Riesling brut 2016, Ruppertsberg in der Pfalz
Ein erfrischender weißer Einstieg in den roten Abend.

Wasser, Brot, Wurst und Käsehäppchen gab es natürlich auch für zwischendurch.
Nach der Begrüßung und einer kleinen Einführung ging es dann schnell los mit den Weinen.

Domaine Cachat-Ocquidant et Fils, Burgund: Corton-Vergennes Grand Cru Clos des Vergennes Monopole 2015 und 1998

Der Corton umfasst auf rund 160 Hektar Grand Cru-Appellationen an der Côte d’Or, die sich mit Ausrichtungen von Südwest bis Ost auf 250 - 330 Metern Höhe rund um den Bergrücken ziehen.
Der im Alleinbesitz der Domain Chachat-Ocquidant befindliche Clos des Vergennes schließt mit östlicher Ausrichtung auf dem Gemeindegebiet von Ladoix an den berühmten Corton-Bressandes an und gilt als einer der Geheimtipps von Burgund (und deswegen auch noch nicht so wahnsinnig teuer wie die berühmten Namen der Gegend).

Beim Öffnen der beiden Jahrgänge gab es die erste Überraschung: Die ältere Flasche hatte einen Fehlton – schon der Duft war nicht in Ordnung und der Geschmack zeigte leider auch unpassende Aromen. Da musste eine zweite her – und die war in Ordnung.

Uns fiel schnell auf, dass der Jahrgang 2015 schon recht reif schmeckte und sehr zugänglich war; aber vielleicht gar nicht typisch Burgund darstellte; er war eher auf den „internationalen“ Zeitstil ausgerichtet und wohl auch der Tendenz, dass ein Wein schneller reif werden soll – heute will wohl kaum jemand mehr 20 Jahre (oder mehr) warten bis der Geschmack rund ist.
Der 1998 war daher nicht nur gereifter, sondern auch immer noch etwas sperriger. Obwohl älter hatte er noch – gut eingebundene – Tannine aufzuweisen. Durch die Reife kamen auch Aromen von Wald und Leder hinzu. Bestimmt kann er noch länger reifen, um geschmeidiger zu werden, wenn kein „Korkfehler“ vorliegt. - Mir persönlich scheinen diese „Probleme“ gerne bei Pinot und auch speziell im Burgund aufzutreten. Aber die moderne Kellertechnik wird dies möglicherweise vermeiden können.

Sicher waren die beiden Vertreter des Burgund ein interessanter Einstieg. Aber umgeworfen haben sie mich eher nicht – obwohl ich Spätburgunder grundsätzlich sehr schätze.

Es folgte ein Vertreter des Bordeaux: Das Weinbaugebiet von Saint-Émilion hat auch einen guten Namen. Innerhalb des Bordelais bildet es – zusammen mit Pomerol – das Kerngebiet des „Rechten Ufers“ der Gironde und der Dordogne.
Die Weinberge von Beau-Séjour Bécot haben eine Lage auf dem Kalkstein-Plateau. Das Gut verfügt über eine Rebfläche von 16,5 Hektar; das Durchschnittsalter der Rebstöcke liegt bei 35 Jahren. Die aktuelle Bepflanzung liegt bei 70 % Merlot, 24 % Cabernet Franc und 6 % Cabernet Sauvignon.
Beau-Séjour Bécot gehört zur Gruppe „Premier Grand Cru Classé“ - nur 18 Güter sind in dieser höchsten Stufe vertreten (Stand 2012). Eine Zeitlang hat Michel Rolland das Chateau beraten.
Anders als im Burgund spielen im Bordeaux die Assemblagen die herausragende Rolle. Der Verschnittanteil der Reben kann von Jahr zu Jahr anders ausfallen. So war es auch hier beim Jahrgang 2014 (Merlot 80 %, Cabernet Franc 16 %, Cabernet Sauvigon 4 %) und 1995 (70% Merlot, 15% Cabernet Franc, 15% Cabernet Sauvignon).
Beide Weine können nach meiner Meinung noch eine Zeit „liegen bleiben“; denn auch 1995 zeigte noch Tannine, die aber nicht hart oder pelzig wirkten.
Nach Burgund zuerst eine Umstellung im Mund, dann aber recht erfreulich.

Nun ging es nach Italien.
Barolo Cannubi 1997 und 2011 standen zuerst auf dem Programm.
Cannubi ist eine berühmte und vielleicht auch die interessanteste Lage des gesamten Piemonts. Manche sagen sogar burgundisch im Eindruck: Eine Mischung aus Chambolle-Musigny und Vosne-Romanee.
E. Pira e Figli - Chiara Boschis Barolo Cannubi DOCG ist der Name des Gutes.
Auch hier war der jüngere schon recht zugänglich, aber der 1997 zeigte besonders die Stärken eines Barolo:Kraftvoll und auch noch traditionell in seiner Art durch erdige Aromen. Das Tanningerüst war klar definiert aber angenehm weich.

Die Rebe Nebbiolo liefert tanninreiche, ausdrucksstarke Weine, die lange reifen müssen. Sie gehört zu den am langsamsten reifenden Weinen weltweit, aber damit auch zu denen, die ihre Qualität lange halten können. Der Wein zeigt wie auch Pinot eine relativ helle Farbe.

Die beiden Barolo haben mich schon stark beeindruckt.

Radici Taurasi Riserva 2007 und 1998 - Mastroberardino, Kampanien
Taurasi ist ein trockener Rotwein aus der süditalienischen Region Kampanien, der 1970 den DOC- und 1993 den DOCG Status erhalten hat. Die Gemeinde Taurasi in der Provinz Avellino steht für den Namen. Seinen Ruf verdankt der Wein der Rebsorte Aglianico, welche dunkelfarbige, tannin- und säurereiche Weine hervorbringt, die über ein großes Alterungspotential verfügen.
Der Wein wächst auf etwa 550m in Süd-Ost Ausrichtung auf Kreide-Ton-Böden. Die Ernte wird per Hand durchgeführt. Im Keller wird auf lange Mazeration auf der Schale gesetzt. Der weitere Ausbau findet für 30 Monate in französischer und slowenischer Eiche statt. Anschließend noch 36 Monate Flaschenreifung.
Jung und alt hatten ihre Vorzüge, aber die ältere Version hatte perfekte Noten von dunklen und roten Früchten mit etwas Tabakaroma.

Fazit
Für mich hat heute Italien zwei zu eins gewonnen: Der Barolo liegt für mich knapp vorne vor dem Taurasi. Der Anschluss kommt von Bordeaux und Burgund war für mich leicht abgeschlagen auf Rang vier.
Aber das ist natürlich Geschmackssache.

5 – unbedingt wieder. Die Wein-Schule im Bar Rix werde ich sicher wieder besuchen.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)

Datum des Besuchs: 26.11.2018 – abends – Weinseminar (10 Teilnehmer*innen) - 79,00 €

Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm


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