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In diesen traurigen Lockdown-Zeiten denkt sicher jeder, der der Gastronomie in irgendeiner Weise nahe steht, oft an seine persönlichen Lieblinge und ist bemüht diesen unter die Arme zu greifen, das Pasta Fresca Russo zählt zu meinen solchen und ist gleichzeitig eine meiner beglückendsten Neu-Entdeckungen der letzten Zeit.
Für den hiesigen harten Kern nicht uninteressant dürfte die Tatsache sein, dass die Wahrnehmung von GastroGuide-Kritiken in vielen Fällen stetig steigt; so war es interessant zu beobachten, was sich im Nachgang meiner ersten Kritik aus dem August 2019 auf TripAdvisor tat.
Selbst ein ehemaliger, hier sehr vermisster fleißiger Schreiber aus Langenfeld fand seinen Weg in das versteckte Kleinod und teilte hernach meine Begeisterung in seiner TA-Kritik – und sogar der passionierte wie strenge, sternejagende Kulinarik-Globetrotter Christian Fenske mit seinem großartigen Restaurant-Blog https://www.weine-feinkost.de/unterwegs/ war zufrieden mit der Russo’schen Küche und ehrte mich mit einem äußerst liebenswürdigen Facebook-Post nebst einer Verlinkung auf meinen Beitrag.
Dass die Erstkritik somit mittlerweile über eintausend Aufrufe hat, ist in der Kombination der Reichweite von GastroGuide, einer relativ kleinen Stadt wie Solingen und einem noch kleineren, versteckten Lokal sicher bemerkenswert.
Und so hoffe ich, auch mit dieser Kritik etwas Aufmerksamkeit auf einen in jeder Hinsicht empfehlenswerten Lieferservice lenken zu können, ohne Corona wäre weder die heutige noch die im Mai entstanden (bedingt durch meine zwei 2019er Bewertungen), aber besondere Zeiten erfordern besondere Unterstützung, die „unbürokratischen“ Novemberhilfen lassen schließlich immer noch auf sich warten und die heutigen Entschlüsse lassen wie erwartet nichts Gutes hoffen.
Insofern hoffe ich, dass euch wenigstens ein paar nette Bilder von gutem sizilianischem Essen ein wenig Freude bereiten, unser Freitagabend jedenfalls war rein kulinarisch gesehen von der Sonne geküsst, viel Spaß dabei….
Kritik
Wer meine bisherigen Eindrücke, drei an der Zahl, verpasst hat und sich ein umfassendes Bild von diesem unscheinbaren Restaurant mit seinem idyllischen kleinen Hinterhof machen will, kann das hier auf GastroGuide jederzeit nachholen.
Schon beim ersten Lockdown bot man einen Lieferservice an, den ich aber nicht genutzt habe weil mir die Entfernung für die Lieferung von warmem Essen stets einen Hauch zu groß schien und wir normalerweise auch nicht mehrere Gänge bestellen und somit das Verhältnis von Bestellwert und Anfahrt nicht stimmig wäre, auch wenn viele Kunden in dieser Hinsicht ja gnadenlos sind.
Aber in diesen Zeiten muss das gepflegte Take-Away oder Delivery-Angebot eben den Restaurant-Besuch ersetzen und somit ist der Freitagabend bei uns im Lockdown die Gelegenheit, auch umfangreicher in diese Angebote einzutauchen.
Dass Signora Russo immer sehr prompt auf Facebook antwortet war mir aus der Vergangenheit bekannt, meine kurze dortige Anfrage am Montag ob man auch um 21 Uhr noch nach Höhscheid liefert wurde quasi in Echtzeit maximal freundlich bejaht.
Und so freuten wir uns schon die ganze Woche auf den Freitagabend und hatten viel Zeit zum Aussuchen in einer kürzlich erst erweiterten, gottlob immer noch recht übersichtlichen kleinen Karte.
Ich bestellte telefonisch gegen 17 Uhr und Frau Russo stellte wieder neue Rekorde in der Disziplin „Lächeln am Telefon“ auf; um kurz vor neun und damit perfekt pünktlich sollte es klingeln und zu meiner Überraschung sollte ein gut gelaunter Pietro Russo persönlich vor der Türe stehen, ich denke daher, dass wir die letzten Gäste an diesem Abend waren.
Dass zumindest in der gehobenen Gastronomie die Köche ja - je nach Konzept des Hauses - gerne mal selbst servieren und mehr oder weniger talentiert annoncieren ist ja nichts Neues. Aber das ein leidenschaftlicher sizilianischer Koch mir einmal freudestrahlend seine soeben zubereiteten Leckereien höchstpersönlich an der Türe in die Hand drückt war eine Premiere, eine nette Plauderei entspann sich, ich habe mich sehr gefreut ihn zu sehen.
Wie schon in den letzten Wochen wurde das Essen professionell und sehr ansehnlich in und auf die Lieferbehälter gebracht, mittlerweile schon routiniert wurden die warmen Hauptgerichte in ihren Aluschalen in den Ofen zu den dort schon wartenden Tellern gegeben, hernach wurden die Vorspeisen auf die Teller gebracht.
Danach kommt bei mir immer der Moment, in dem ich mir umweltfreundlichere Verpackungen wünsche, habe mir fest vorgenommen beim nächsten Mal vorab alternative Möglichkeiten zu erfragen.
| Antipasti / Primo|
Antipasti misto – 6,50€
Antipasti misto all’ italiana – 6,90€
Tris di mare – 10,90€
Appetitlich sah das alles aus, da waren wir uns einig! Die Antipasti Angebote bei Russos sind recht puristisch. Es gibt eine vegetarische Variante u.a. mit gegrilltem eingelegten Gemüse, Melanzane mit Sugo und Käse, gegrillten Champignons und Kürbis sowie je einer mit Trüffel- und Fischcreme gefüllter Olive, die man farblich passend ummantelte.
Die Variante „all‘ italiana“ komplettiert dann mit einer qualitativ wie geschmacklich sehr überzeugenden kleinen Auswahl von aromatischem Parma DOP, gut gereiftem Parmesan (Umami-Großangriff!) sowie einer köstlichen Fenchelsalami.
Signora Russo hatte mir am Telefon mit großem Bedauern mitgeteilt, dass man momentan kein Brot backe weil das Restaurant geschlossen sei, was mich kurz in Panik versetzte weil ich mich darauf gefreut hatte, den leckeren Sud der Frutti di mare aufzutunken.
Wir spielten schon mit dem Gedanken, schnell selbst ein Ciabatta zu backen, italienisches Mehl und Semola haben wir vorrätig. Dann aber fiel mir ein, dass ich ja kürzlich in einem italienischen Feinkostladen eine Aufback-Focaccia (Frischware aus der Kühltheke) mit Kirschtomaten und Oliven ergattert hatte, dazu noch ein Bio-Aufback Brötchen vom Bäcker und die Brotkrise war Geschichte, die Focaccia war geradezu sensationell.
Das „Tris di Mare“ ist mein absoluter Favorit bei Russos und ich freue mich darüber, dass aus dem ehemaligen „Special“ ein fester Bestandteil der Stammkarte geworden ist.
Wie immer kamen mild hausgebeizter Lachs ordentlicher Qualität, gebratene Garnelen auf einer Scheibe geröstetem Brot (hat man anscheinend zugekauft?) sowie die von mir sehr geliebten Meeresfrüchte in einem aromatischen, kräuterlastigen Sud.
Diesmal kamen zarte, sauer eingelegte Sardellenfilets hinzu die genauso willkommen waren, wie der Löffel leicht gesalzenen Kaviars vom sibirischen Stör (Attilus Royal malossol) zwischen Garnelen und Brot.
Letzteres packte ich mitsamt Auflage noch ein paar Minuten in den Ofen damit ich es leicht erwärmt genießen konnte, es hatte mittlerweile verständlicherweise Zimmertemperatur angenommen.
Dazu schmeckte ein einfacher aber sehr anständiger Pinot.. ähh… Grauburgunder aus Rheinhessen. Weniger blumig aber mit präsenten, rebentypischen Noten von grünem Apfel und weißem Pfirsich. Etwas Limette noch im Abgang, der durch die deutliche Säure elegant begleitet wird und so den Eindruck eines alltagstauglichen, guten Qualitätsweines komplettiert.
Tutto molto gustoso!
| Secondi |
Gnocchi al ragù – 7,90€
Involtini con Mozzarella – 14,90€
Beilagensalat – 3,00€
So liebevoll beschriftet haben wir noch nie eine Lieferung erhalten, soviel stand jetzt schon fest, auch an Parmesan hat man gedacht ohne dass ich es bei der Bestellung erwähnt habe.
Über das Ragù hatte ich mich schon in meiner Erstkritik in epischer Breite ausgelassen, ein herrliches Stück italienisches Soulfood, klassisch mit einer Soffritto angesetzt, lange gekocht, mit der „al tedesco“ Variante mit Kanistern von Dosentomaten hat es wenig gemein.
Madame liebt es abgöttisch, genauso wie Gnocchi, ihre Wahl stand fest und sie wurde nicht enttäuscht:
Ich probierte und konnte ihre Zufriedenheit mehr als nachvollziehen, bemerkenswert die fluffige Textur der kleinen Kartoffelklöße, ich mag sie nämlich meist nicht, weil sie oft zu pappigen kleinen Ultra-Sattmachern geraten.
Meinereiner hatte sich für mit Mozzarella und Basilikum gefüllte Inovltini vom Kalb entschieden, die kommen eigentlich mit Gnocchi aber aus dem eben erwähnten Grund tauschte ich sie gegen Spaghetti, was kein Problem darstellte.
Die kleinen zarten Rouladen wurden generös mit Basilikum und Mozzarella gefüllt, der einem beim Anschneiden sündig entgegen quoll, übertrieben hatte man es aber mitnichten.
Die Pasta Fresca hatte natürlich einen Hauch gelitten durch das Warmhalten, allerdings erfreulich wenig und das zurückhaltend gewürzte Sugo versetzte einen abermals gedanklich in die Sonne Süditaliens.
Der eigentliche Star aber die Sauce der Involtini, sie hatte auf mich beim ersten Bissen den gleichen speicheltreibenden Effekt, den der erste Löffel einer guten Hummer- oder Krustentiersuppe bzw. eine klassische Bisque stets bei mir hervorruft, eine sämige Köstlichkeit mit erstaunlicher Tiefe.
Der Beilagensalat überzeugte mit Frische, einem guten Balsamico sowie erstaunlich aromatischen Datteltomaten und war zur üppigen Pasta eine hochwillkommene Begleitung.
Der Grauburgunder passte auch hier grundsätzlich gut zum hellen Fleisch, gebe aber gerne zu, dass hier die Rotweinvorlieben unseres Bremer Freundes, für die er gerne mal kleine Frotzeleien ertragen muss, hier sicher auch keine schlechte Wahl gewesen wären.
| Dolce |
Tiramisu – 3,90€
Ich bin ja kein allzu großer Dessert-Fan, aber es gibt hin und wieder Dinge, die ich einfach gerne mag, dazu zählt auch ein gut gemachtes Tiramisu.
Eine Menge guter Zutaten und sorgfältige Zubereitung sichern im Falle des Russo Tiramisu verlässlichen Genuss mit absoluter Hüftgold-Garantie, nach einem Löffel der sündigen festen Sahneleckerei hört man schon im Bad im Geiste eine gehässige Waage kichern.
Da ich wusste, dass ich nach Vorspeisen und Hauptgericht (von denen noch einiges am nächsten Abend verspeist wurde) kein ganzes Stück mehr schaffen würde, bestellte ich nur eine Portion und aß nur ein kleines Stück, sehr zum Gefallen von Madame, die sich allzu freudig über das süße Naschwerk hermachte, nur um sich hernach darüber zu beschweren, wie viel sie doch gegessen habe...
Satt, rund und glücklich rollten wir in Richtung Sofas und ich war kurz versucht, einen Grappa aus der Versenkung zu holen, ein sehr gelungenes Essen das nach Wiederholung schreit, zumal nach dem heutigen Lockdown-„Horror-Update“ (erwähnte ich eigentlich mal mein Praktikum bei der Springer Presse?).
Conclusione :-)
Der Russo Lieferdienst ist eine wunderbare Option für alle, für die italienische Küche mehr bedeutet als eine lauwarme Pizza aus der Pappschachtel mit einem halben Pfund Gouda und Formschinken.
Aber dabei ist man auch weit davon entfernt, ein nobler Chichi-Laden zu sein, auch preislich bleibt man so bodenständig wie die sizilianische Herzensküche, die hier Regie führt, volle fünf Sterne abermals für eben diese.
Den Service im Rahmen eines Lieferdienstes möchte ich auch mit der vollen Punktzahl bewerten, Kommunikation, Pünktlichkeit sowie die Verpackung der Gerichte tadellos und ein gut aufgelegter Pietro Russo an der Türe verdient einen Extra-Punkt!
Das Preis-Leistungsverhältnis sehe ich ebenfalls bei vollen fünf Punkten, die Fischvorspeise würde im Dorf an der Düssel im entsprechenden Ambiente gerne das Doppelte kosten.
A presto Ristorante Russo!