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Das Ambiente habe ich bereits in meinem Bericht aus dem letzten Sommer gewürdigt; es hatte sich nichts geändert.
Ebenso beim Service. Da ich schon beim Reservieren mit ein paar Fotos auf mich aufmerksam gemacht hatte, wurde ich gleich erkannt und das Wiedersehen begann prickelnd
(Obwohl ich hier noch nie die Küche geentert habe! Durch den kleinen Pass käme ich - also nicht ich, man - nur mit einem Hechtsprung...)
Der junge Sommelier hatte erkennbar Lust und begleitete uns gut gelaunt mit einem Kollegen durch den Abend. Alles prima.
Wir starteten mit zwei wieder sehr leckeren selbst gemachten Brotsorten des Hauses und dazu Frischkäse mit rotem Pesto,
der uns mit Frische und leichter Schärfe frappierend zeigte, warum der sogenannte Kräuterquark verboten gehört.
Als Amuse gab es einen Salat aus Frisée, roter Bete, Bohnenkraut, Erdnüssen, Tarama und Kräuterseitling.
Völlig anders als die üblichen Verdächtigen unter den Appetithappen, machte das schon mal neugierig auf ein 6-Gang-Menü, das in der vegetarischen Vollversion 92€ gekostet hätte, mit Fleisch 6€ mehr. Alles auch à la carte möglich.
Angeboten wurden
PRESSKOPF VOM DUROC SCHWEIN
RAVIOLI MIT SCHMORFLEISCHFÜLLUNG
KOHLWICKEL MIT UMAMI-PILZFOND
SKREI-LOIN aus dem Rohr
LAMMBAUCH lackiert
(SAUERRAHM EIS)
Ich wählte das Dessert ab, kam so auf 80€ und hatte mit diesem Schachzug gleich noch Platz für eine PARMESAN-VELOUTÉ mit Trüffel geschaffen!
Aber los ging es mit einem eigenwilligen Surf‘n‘turf, denn die Scheibe angenehm säuerlichem Presskopf wurde mit einer Jahrgangssardine kombiniert.
Von den beiden recht prägnanten Geschmäckern wurde aus meiner Sicht zu viel abgelenkt mit Fenchel und Apfel, beides in verschiedenen Verarbeitungen. Weiter gab es gefrorenen Ziegenfrischkäse, der durch die Temperatur unauffällig blieb, Feldsalat und dann noch einen Pilzsud. Alles verschmolz zu einem unklaren Geschmacksbild von sauer und salzig, das für mich nicht aufging. Zuviel des Guten! Aber instagrammabel, das muss man Andreas Reinke in der Küche lassen.
Der zweite Gang geriet fokussierter.
Ein großer, schön dünner Raviolo mit einer Füllung aus geschmorten, aber wohl auch haschiertem Schweinefleisch. Dazu „nur“ saisonaler Rosenkohl als Blatt und Crème und einen getrüffelte Schmorsud. Nussbuttercrumble sorgte für etwas Knusprigkeit. Sehr schön. Wenn es überhaupt etwas (IMHO) zu verbessern gab, dann wäre noch eine pikante Note sicher nicht ganz falsch gewesen.
Der Wunsch sollte mir später noch erfüllt werden, aber zunächst kam die „sichere Bank“, oder wie soll man die süffige Kombi von Parmesan, Trüffel und einem wachsweich perfektem Bio-Eigelb nennen, in die sich noch etwas Sellerie im Hintergrund einfügte. Spontane Nachbestellung von den „Jungs“ am Tisch. Ich warte gern auf Euch...
Sehr interessant der nächste Teller: Ein Krautwickel, der statt der ungesunden Blässe so mancher Kohlroulade meiner Jugend schon mal mit sattem Grün und knackigem Gemüsebiss punktete.
Die Füllung aus Zwiebel und Pilzen (und weiterem Kohl) fand sich in einem diesmal deutlich mehr umami Pilzfond wieder. Der Teller stammte nicht von der fleischlosen Seite der Karte, denn es wurde reichlich geeiste Foie gras de canard darüber gehobelt, die sich in der heißen Brühe zwar nicht so hübsch auflöste, aber für ein angenehm cremiges Mundgefühl sorgte. Wie auch bei einer klassischen Entenleberterrine schaffte Frucht einen wunderbaren Ausgleich, hier durch Cranberries und flüssige Aprikose. Diese Kombination gefiel mir sehr. Und das umso mehr, als im Abgang jetzt etwas Schärfe für Aufmunterung der Geschmacksknospen sorgte.
Der Fischgang ein sehr solides Rückenstück vom weißen Gold der Lofoten.
Hier war auch die im ersten Teller noch daneben gegangene Vermählung von Meer und Land gelungen: Perlhuhnessenz, gebunden mit dem Collagen der Schweinemaske (vom Presskopf, you remember) und mit Senf verfeinert, so dass deutlich an Dorsch mit Senfsoße erinnert wurde. Und der in gutbürgerlichen Häusern gern gereichte Spinat wurde hier durch Texturen von geschmacksstarkem, winterlichem Stängelkohl (Cima di rapa) ersetzt, deren gedämpfte Variante eine lippenleckende Buttrigkeit mitbrachte.
Auch der (für mich) krönende Abschluss stand nicht in Diät-Verdacht!
Zu lackiertem Lammbauch ist hier alles gesagt
ich gehöre zu den bedingungslosen Liebhabern. Naja, so ganz bedingungslos dann doch nicht, aber wenn er so scharf-würzig, fett-fleischig daher kommt, gibt es kein Halten. Und erst recht nicht, wenn dazu die Gourmetküchen-Vergangenheit der beiden Küchenchefs aufblitzt, wie hier bei den Schafskäse-Sphären, der mit Ducca und zurückhaltenden Kalamata-Oliven aromatisierten Sauce oder den mit roter Bete gefärbten Trachanas. Die unelegant dicken Stücke der erdigen Winterrübe hätte es da für mich nicht gebraucht. Aber sonst ein sehr überzeugender Teller, der dem Schweinebauch eine für mich neue Nuance abgewann.
Auch, wenn nicht alles zu einhundert Prozent aufging, bestätigte mein zweiter Besuch, dass im Frieda eigenständig, sehr zugänglich und ganz bestimmt nicht verkopft gekocht wird.
Nur manchmal wäre eben etwas weniger doch mehr. Was für die Teller ebenso galt, wie für die abschließenden Runden Hartgetränke, denen ich aber mit einem dezenten Hinweis auf die Erholungsbedürftigkeit älterer Herren noch einigermaßen rechtzeitig davon hopfte.
Immer wieder sehr gerne!