Geschrieben am 26.12.2020 2020-12-26| Aktualisiert am
26.12.2020
Besucht am 25.12.20202 Personen
Rechnungsbetrag: 138 EUR
Im Oktober dieses Jahres hat sich das FRIEDA ja, glücklicherweise damals noch direkt vor Ort möglich, bereits kulinarisch und gastronomisch sehr gut in unser Gedächtnis eingebrannt.
In der Voraussicht und damals noch guten Hoffnung, dass wir auch das Weihnachtsfest in diesem Jahr an einem Abend bei einem schönen Menü genießen wollen, fragten wir schon damals an, wie es mit dem Angebot des FRIEDA für die Feiertage aussieht.
Verständlicherweise und wohl auch in trauriger Vorahnung konnte man schon damals nichts verbindlich sagen: allerdings nannte man uns die Pläne, dass es entweder, sofern möglich, ein Menü vor Ort oder als Alternative ein Menü als „Kochbox“ für daheim geben wird. Mit großen Interesse baten wir natürlich darum, uns dahingehend doch bitte auf dem Laufenden zu halten.
Anfang Dezember war es dann tatsächlich soweit: die Befürchtungen, dass es mit einem Restaurantbesuch an den diesjährigen heiligen Tagen nichts wird hatten sich zwar bestätigt, doch gleichzeitig freuten wir uns, dass die FRIEDA-Kochbox nun als Ersatz kommt und man an uns gedacht hat.
Ohne zu zögern bestellten wir unseres der dann doch ziemlich schnell ausverkauften Exemplare der kulinarischen Weihnachts-Post.
4 Gänge für 2 Personen hatte das FRIEDA-Team für ihre Gäste als zu 90% bereits vorbereitete Komponente gepackt und mit 119€ bepreist.
Zudem wurden noch „Upgrades“ wie ein ganzer ausgelöster Hummer, Entenstopfleber oder eingelegte Sardinen angeboten. Es ist sicherlich nicht ganz verwunderlich, dass ich mir als Nordlicht die 200g handgepulten Nordseekrabben für 19€ natürlich nicht entgehen lassen wollte. ;)
Am Heiligabend konnte das Packet von der Gründerin und Inhaberin Lisa Angermann persönlich am Restaurant in Gohlis abgeholt werden. Die beim kurzen Kontakt von Angesicht zu Angesicht wieder einmal auflebende Freundlichkeit und offenherzige Art weckte die guten Erinnerung an den längeren Abend vor Ort im Oktober.
Am Abend des ersten Feiertages sollte es dann also soweit sein. Beim ausgiebigen Weihnachtsspaziergang durch die erleuchtete Nachbarschaft wurde sich der Appetit geholt, der die Freude auf das Menü noch verstärkte.
Der Auftakt gestaltete sich klassisch kalt wie eine Art Tischgedeck. Ein Sauerteigbrot sollte im Ofen noch einmal erwärmt und mit krosser Kruste versehen werden. Das klappt erwartungsgemäß und auch die luftige Krume gab dem Brot eine Frische wie sie nach Lagerung in solch einer Box noch möglich ist. Backstein-Sauerteigbrot.
Eine Dreierlei begleitete den Laib. Von unten gegen den Uhrzeigersinn: Schweinerillettes / Gewürzbutter / gepickelte rote Bete.
Schweinerillettes überzeugten wieder einmal mit schöner Herzhaftigkeit und Cremigkeit.
Eine Gewürzbutter weckte leicht weihnachtliche Eindrücke in uns. Schade, dass man zu Hause nun natürlich seine Neugier der besonderen Zutat nicht direkt durch Nachfrage beim Service stillen kann. ;)
Zu guter Letzt zeigten auch die gepickelten Streifen roter Bete mit einer tollen Knackigkeit und sehr ausgewogenen Süße-Säure-Verhältnis ein wesentlich höheres Level, als es anderweitige Produkte aus dem Glas je bieten könnten. Die Freude auf die weiteren Gänge war trefflich geweckt.
Zudem erfreuen Butter, Rillette und Brot auch auf den Früchstückstischen der folgenden Tage noch sehr und werden somit zur Gänze aufgebraucht.
Weiter ging es mit einer Hummerschaumsuppe. Im Topf erwärmt, wurde sie nach Anleitung mit einem Esslöffel Butter und einem Stabmixer „schaumisiert“. Hummerschaumsuppe.
Die Menge war perfekt abgemessen um unsere beiden Suppenteller exakt bis zum Rand zu füllen. Darüber waren wir auch sehr froh, denn jeder Löffel stellte sich als Genuss mit klarem Krustentier-Aroma heraus. Der intensivierte Geschmack brachte auch die leichte Süße des Hummers hervor, die fast schon an Bittermandel und Marzipan erinnerte. Da durfte das Brot beim auftunken der letzten Reste gerne erneut in Aktion treten.
Nach kurzer Pause (ein weiterer Vorteil am Home-Menü zusätzlich zur Gemeinsamkeit bei der Zubereitung und Anrichte) folgte nun der Hauptgang. Alle Komponenten kamen vorbereitet in vakuumisierter Form daher.
Moosbeeren-Rotkohl und geschmorter Rinderschaufelbraten in Gewürzjus fanden im Wasserbad Betriebstemperatur während die Scheiben von Brioche-Semmelknödel mit etwas Butter möglichst goldbraun in der Pfanne finalisiert wurden.
Man sieht es schon wieder an den Namen der Komponenten, dass man sich im FRIEDA nicht mit der gewohnten Klassik zufriedengibt, sondern mit besonderen Noten den Preis und Anspruch seiner Küche rechtfertigen möchte. Rinderschaufelbraten / Gewürzjus / Moosbeeren-Rotkohl / Brioche-Semmelknödel.
Das mit rudimentärem Geschick angerichtete Ergebnis (zum Glück waren mit den gegebenen Fähigkeiten die Knödelscheiben doch noch knusprig gelungen) erfüllte die Erwartungen zu 100, ja vielleicht sogar 105%.
Man sieht es vielleicht schon auf dem Bild, dass sich die Bratenscheibe schon beim Transfer auf den Teller in ihrer saftig-mürben Konsistenz schon von allein zerteilte. Auch nachfolgend hätte eine Gabel zur Portionierung absolut ausgereicht. Es ist wirklich erstaunlich, wie die Köche es schafften, den optimal rosa geschmorten Punkt bis zu uns zu konservieren. Eine Wonne, die nicht einmal frisch in vielen Restaurants gefunden werden kann.
Auch bei den anderen Komponenten zeigte sich der im Titel erwähnte Sinn für ausgewogenen und dabei trotzdem nicht plakativen Geschmack.
Durch Verwendung der Brioche waren die Knödelscheiben wunderbar saftig, locker und gleichzeitig etwas süßer als sonst.
Dies glich man dann jedoch beim optimal bissigen Rotkohl dadurch aus, indem man statt auf klassischen Apfel auf die Säure der Moosbeeren setzte.
Zusammen mit dem erwartungsgemäß intensiven Jus summierte sich das alles zu einem einfach nur tollen Gericht, bei dem jeder Bissen und jede Kombination Freude bereitete.
Auch beim Dessert sollte ein Dreierlei auf den Teller kommen. Zum folgenden Panettone mit Pistaziencreme, begleitet von Karamell-Flan und Glühwein-Pflaumen bedarf es aber ein paar Anmerkungen.
Den Flan traf etwas Unwissenheit einer Teilnehmerin ins Mark, denn in Erwartung einer Sauce wurde dieser im Glas zuvor schön geschüttelt: welch grausamer Tod. ;-P Die Konsistenz auf dem Bild gilt es deshalb also nicht zu bewerten.
Auch das angeschnittene Panettone-Küchlein wurde am Ende natürlich gerecht geteilt und nur für das Foto in dieser Menge abgelichtet. Panettone gefüllt mit Pistaziencreme / Glühwein-Zwetschgen Kompott / Karamell-Flan.
Dazu muss aber schon der erste und eigentlich auch einzige Kritikpunkt am Daheim-Menü genannt werden. Beim Panettone handelte es sich nämlich um ein Fertigprodukt, wie man es in Feinkostläden zu Genüge kaufen kann. Da hätten wir uns angesichts der bisher genossenen Gänge doch auch über etwas Selbstgebackenes gefreut.
Auch Verpackungsbild und Wirklichkeit wiesen leider eine größere Distanz zueinander auf. So versteckte sich die Pistaziencreme nur als dürftiger Kern im Gebäck und nicht als gute ringförmige Füllung. So war es im Prinzip geschmacklich ein zwar luftiger Panettone, aber von Pistazien eher nichts zu spüren.
Das hätte das FRIEDA-Küchenteam in Eigenleistung sicher sogar besser hinbekommen, denn der Flan war trotz zerstörter Konsistenz mit einem schönen Karamell-Aroma geschmacklich auf den Punkt getroffen.
Auch die eingelegten Pflaumen waren nicht zu süß geraten, etwas mehr Würze in Richtung Glühwein hätten sie aber auch vertragen können, um dem Namen vollumfänglich gerecht zu werden.
Beim Dessert kommen also ein paar kleinere Punkte Abzug zusammen, die aber, das muss betont werden, den Gesamteindruck aller Speisen und das Preis-Leistungs-Verhältnis nur geringfügig schmälern.
Auch bei den Krabben war ich natürlich zunächst etwas skeptisch, am Ende doch ein abgepacktes Produkt von TransGourmet vorzufinden. "Handgepulte Nordseekrabben" als Upgrade.
Aber hier bestätigte sich zum Glück m, dass eingekauft auch gut sein kann, wenn es dann mit Blick auf Qualität und nicht Preis gewählt wird.
So wanderten sie Krabben mit etwas Sauerrahm und frischen Gurkenwürfeln als selbstgemachter Salat zum Abend-Snack auf den Tisch .
Natürlich wurden die Krabben auch pur probiert, wobei sie mit Saftigkeit, Frische und erneut charakteristisch leicht süßlichen Geschmack das Upgrade für mich persönlich als lohnenswert herausstellten. Nordseekrabben-Gurken-Salat a la NoTeaForMe. ;)
Es lässt sich also in der Zusammenfassung noch einmal unterstreichen, dass uns das FRIEDA mit diesem Menü einen tollen Abend und einen wirklich guten Ersatz für den weihnachtlichen Restaurantbesuch gewährt hat. Bis auf die erwähnten Abstriche beim Dessert überzeugten alle Speisen vollkommen.
Es zeigten sich für uns sogar noch viel mehr die Vorteile eines solchen Daheim-Menüs: Zeitlich kann man ganz nach eigenem Gusto und Befinden handeln und das gemeinsame Zubereiten/Anrichten ist doch auch ganz im Sinne dieses familiären Festes.
Ich persönlich würde mir sehr wünschen, dass viele der gehobeneren Restaurants dies erkannt und solch ein Angebot eventuell auch über die Pandemie beibehalten. Sehr gerne würde ich das dann nämlich auch aus genannten Gründen in Zeiten zurückgewonnener Normalität wahrnehmen, wenn man dabei solch eine Qualität wie hier geliefert bekommt.
Im Oktober dieses Jahres hat sich das FRIEDA ja, glücklicherweise damals noch direkt vor Ort möglich, bereits kulinarisch und gastronomisch sehr gut in unser Gedächtnis eingebrannt.
In der Voraussicht und damals noch guten Hoffnung, dass wir auch das Weihnachtsfest in diesem Jahr an einem Abend bei einem schönen Menü genießen wollen, fragten wir schon damals an, wie es mit dem Angebot des FRIEDA für die Feiertage aussieht.
Verständlicherweise und wohl auch in trauriger Vorahnung konnte man schon damals nichts verbindlich sagen: allerdings... mehr lesen
Geschrieben am 11.10.2020 2020-10-11| Aktualisiert am
11.10.2020
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Restaurant FRIEDA
Besucht am 10.10.2020Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 150 EUR
Im Zuge eines erneuten Besuches im schönen Leipzig konnte ich nun endlich die Gelegenheit ergreifen, dem schon lang auf meiner "Leipziger-Gastronomie-Wunschliste" stehenden Restaurant "Frieda" einen Besuch abzustatten.
Im nördlichen Stadtteil Gohlis gelegen befindet sich das Restaurant auf jeden Fall nicht in einem "üblichen Fine-Dining-Bezirk" Leipzigs, da doch fast alle gehobeneren Restaurants direkt in der Innenstadt bzw. an dessen Ring zu finden sind.
Küchenchefin Lisa Angermann hat sich hier, nachdem sie einigen bereits durch den Gewinn der Kochshow "The Taste" im Jahr 2017 medial bekannt geworden war, den Traum vom eigenen Restaurant zusammen mit ihrem ebenfalls Gastronomie-erfahrenen Partner Andreas Reinke erfüllt.
Das es das "Frieda" geschafft hat, sich seit der Eröffnung Ende 2018 auch über die Hochphase der Corona-Krise hinweg zu halten und auch einen deutlichen Namen in der Leipziger Gastronomie zu machen, spricht bereits dafür, dass es um die Qualität hier nicht allzu schlecht bestellt zu sein scheint. Außenansicht.
In hellblauen Lettern prangert der Name des Restaurants über dem Eingang des weiß/rosa-gestrichenen Hauses. Eben dieses Hellblau ist es dann auch, welches den kompletten Innenbereich des Restaurants dominiert. Dabei ist es im wahrsten Sinne des Wortes eine sehr dominante Farbe, an der sich sicher die Geister scheiden. Ich persönlich nahm es recht neutral auf: Es gibt sicherlich gemütlichere Farbwahlen, aber sonderlich gestört hat es mich dann doch nicht.
Ansonsten gefiel mir das moderne und legere Interieur aber absolut, da es dem Restaurant einen individuellen Charakter gab, ohne es zu überladen.
Nach dem Eintritt sieht man sich gleich der ausgeleuchteten Bar gegenüberstehen. Rechter und linker Hand davon befinden sich auf zwei Podesten eine Handvoll Tischpartien. Es ist also wirklich ein kleines, schnuckliges Restaurant, dass sich zum
Glück durch Plexiglaswände zwischen den Tischen eine weitere Nutzung der gesamten Kapazität erhalten konnte.
Das fügt sich sicherlich nicht so stimmig in das Ambiente ein, aber wenn man es positiv betrachtet, sorgt es für eine schöne Privatsphäre. Die Bar, direkt nach dem Eingang. Schönes Mobiliar (links die Corona-bedingten Plexiglas-Abtrennungen).
Um die Gäste kümmerten sich an diesem Samstag-Abend vor allem ein junger Servicemann, aber auch Lisa Angermann persönlich servierte und erklärte dabei einige Gänge. Beide überzeugten mit lockerer Freundlichkeit und beantworteten Fragen zu den Gerichten sehr gerne und vollumfänglich. Den Arbeitsaufwand merkte man dem jungen Mann mit leichter Hektik zwar etwas an, das ließ er sich aber im direkten Kontakt mit den Gästen nie groß anmerken, was ja auch ein positives Service-Zeichen ist.
Beide erkundigten sich auch zwischendurch regelmäßig nach der Zufriedenheit, was, so viele kann vorweggenommen werden, stets bejaht werden konnte.
Sehr gastfreundlich bleibt mir auch die Möglichkeit in Erinnerung, dass ich bei meiner Menü-Auswahl das eigentlich standardmäßige Dessert durch eine weitere Vorspeise austauschen konnte, welche mich kulinarisch wesentlich mehr anlachte.
Ein kleiner Kritikpunkt wäre vielleicht, dass das von uns für 5,5€ bestellte Wasser sichtbar an der Bar aus dem Wasserhahn in eine Karaffe gefüllt wurde. Irgendwo muss die Gewinnmarge aber wohl doch herkommen. ;-)
Während in der Sommerzeit nach der Wiedereröffnung aus der Corona-Zwangsschließung zunächst eine Grillkarte nach Baukastenprinzip das Angebot prägte wurde, konnte zum Zeitpunkt meines Besuches im Oktober zum Glück wieder auf ein mehrgängiges Menü zurückgegriffen werden.
Aus den bis zu 7 Gängen des „Frieda en vogue“ sollten es für mich an diesem Abend genau eine Handvoll der sich bereits appetitlich lesenden Gerichte sein, welche mit 74€ zu Buche schlugen. Mein oben erwähnter Wunsch, statt des Desserts eine weitere Vorspeise einfließen zu lassen, änderte an dem Preis dabei nichts.
Den Auftakt legte zunächst ein "Backsteinbrot" hin, welches mit ein paar eingelegten Shiitake-Pilzen, sowie einem Dattel-Curry-Dip und einer Nussbutter den Weg auf den Tisch fand. "Backsteinbrot" mit Dattel-Curry-Dip, eingelegten Shiitake-Pilzen und Nussbutter.
Das eher an Baguette erinnernde Brot an sich war fluffig, aber nicht warm bzw. so knusprig, wie es frisch aus dem Ofen sein könnte.
Begeistern konnten hingegen allein schon die Shiitake-Pilze die mit einer toll ausbalancierten Marinade mit Säure, Süße und leichter Schärfe spannend aromatisiert waren.
Auch der Dattel-Curry-Dip schmeckte mit deutlicher Curry-Würze und trotzdem leichter Süße sehr gut.
Zu guter Letzt machte die Nussbutter ihr leicht karamelliger Charakter zusätzlich spannender.
Bereits dieser kleine Auftakt war also schon richtig kreativ und dabei geschmacklich trotzdem durchweg gelungen.
Vor dem eigentlichen Menü folgte noch ein Gruß aus der Küche in Form eines „herbstlichen Salats mit Kokosschaum“. Amuse Bouche: „Herbstlicher Salat mit Kokosschaum“.
Der Salat bestand aus schön drapierten, dünnen Schnitten von Karotte und Kohlrabi, welche wunderbar knackig daherkamen. Zu dieser Süße trugen kleine Würfel von roter Bete eine kräftigere Erdigkeit bei. Pur probiert schmeckte der Schaum tatsächlich leicht nach Kokos mit leichter Säure. In Kombination mit dem Gemüse blieb das Kokosaroma hingegen eher weg, sodass der Schaum aber trotzdem eine Art säuerliche Vinaigrette für das qualitativ hervorragende Gemüse bildete.
Abgerundet wurde dieser Gruß noch von ein paar in rote-Bete-Saft gegarten Couscous-Körnern und Kakao-Bits, die eine knusprige Überraschung darstellten.
Nun startete also das eigentliche Menü mit „Büffel-Burrata / Grapefruit / Kartoffelfond / grüne Oliven“. „Büffel-Burrata / Grapefruit / Kartoffelfond / grüne Oliven“
Der Burrata-Käse kam so cremig und leicht fest daher, wie man ihn sich wünscht. Er bildete die reichhaltige Basis, die nun von der säuerlichen Grapefruit, den leicht bitteren Oliven und den aromatischen Sardinen mit Geschmack gefüllt wurde.
Portulak fügte etwas Kräuter-Aroma hinzu.
Auch hier wurde wieder an den haptischen Gesamteindruck gedacht, zu dem Radieschenscheiben und Kartoffelchips eine „crunchiness“ beisteuerten.
Der angegossene Kartoffelfond war mit Petersilienöl aromatisiert und erzeugte somit sofort den Eindruck von klassischen Petersilien-Kartoffeln.
Voll und ganz dem Meer widmete sich mit „Heimischer Bouillabaisse / Forelle & Kaviar / scharfe Kresse“ der zweite Gang. „Heimische Bouillabaisse / Forelle & Kaviar / scharfe Kresse“.
Das Bild lässt schon erahnen, dass die Suppe wahrhaftig eine Wonne an Schaumigkeit und Sämigkeit war. Doch auch geschmacklich stand sie der perfekten Konsistenz mit einem intensiven Aroma nach frischem Fisch und Safran in nichts nach.
Unter einem Hügel von knackigen, kleingeschnittenen Bohnenabschnitte, Saiblingskaviar und etwas Kresse befanden sich kleine Filets von der Forelle. Diese wurden nur durch die Hitze der Suppe gegart und wiesen deshalb eine großartige Saftigkeit auf.
Die Saiblingskaviar-Kügelchen sorgten mit einer an Meerwasser erinnernden Salzigkeit und Säure für eine Abrundung dieses rundum stimmigen Gerichts.
Das war bisher schon ein einfach nur begeisterndes Menü.
Nun wurde also mein gegen das Dessert getauschter Gang namens „Kräuterseitlinge / Zwiebel / Mirabellen / Verbene“ serviert. „Kräuterseitlinge / Zwiebel / Mirabellen / Verbene“.
Erneut bewies das Küchenteam, dass sie die exakte Zubereitung von allerlei Zutaten absolut versteht. Die Kräuterseitlinge waren genauso knackig und typisch fleischig, wie ich sie persönlich liebe.
Den aromatischen Körper dieses Zwischengangs füllten vor allem eine intensiv nach Pilzen schmeckende Creme, sowie die süßlicheren Komponenten namens Mirabellen, Zwiebeln und eine Paste mit schwarzem Knoblauch. Da diesen Komponenten aber auch eine gewisse Schärfe und Würze beiwohnte (z.B. auch durch etwas Chili bei den in Orangensaft eingelegten Mirabellen), driftete das Gericht nie ins zu Süße ab.
Einzig die als Pulver über den gesamten Teller verteilte Verbene offenbarte sich geschmacklich für mich nicht, was ich aber nicht als fehlend erachtete.
Wieder wurde der crunchige Part nicht vergessen, hier in Form von ein paar Mandeln.
Es folgte mit „Duroc Flank Steak / Mais / Zitronenschale / Jalapeño“ der Hauptgang des von mir gewählten Menüs. „Duroc Flank Steak / Mais / Zitronenschale / Jalapeño“.
Das in drei kleinen Schnitten präsentierte Fleisch war, wie nach den bisherigen Gängen fast schon nicht anders zu erwarten, auf den Punkt leicht rosa gegart und überzeugte dadurch mit einer herrlichen Saftigkeit. Die Schwarte hatte man, für mich persönlich zum Glück, nicht entfernt, was den Mini-Steaks noch mehr Eigengeschmack verlieh.
Der geschmeidigen, süßlichen Maiscreme wurde durch Zugabe von Jalapeño ordentlich Pfiff verliehen. Dies geschah aber mit sehr gut abgestimmter Dosierung, die belebend pikant, aber keineswegs betäubend wirkte.
Knackige Brunoise von grüner Paprika lieferten hier wieder angenehme Abwechslung, bei der auch die in dünnem Tempura-Teig knusprig frittierten Frisée-Blätter vortrefflich mitspielten.
Die Sauce rundete diesen Gang mit der benötigten Portion Salz ab, der bei mir ein mehr als breites, kulinarisches Lächeln hinterließ, an dem auch die für mich nicht bemerkbare Zitrone nichts änderte.
Damit meine Begleitung und ich auch den letzten Gang jeweils mit eigenem Teller verbringen konnten, schloss das Menü also bei mir noch einmal mit einem herzhaften Zwischengang namens „Salzsellerie / Eigelb / Liebstöckel“ ab. „Salzsellerie / Eigelb / Liebstöckel“.
Und das war auch ein absolut würdiger Abschluss. Der warme Sellerie gab mit seiner fleischigen Konsistenz dem Gericht das nötige Volumen und begeisterte zudem mit dem typisch süßlichen Aroma, das sich bei langer Garung der Knolle ergibt.
Wachsweiches Eigelb unterstützte die Intensität des Geschmacks mit seiner cremigen Fettigkeit.
Doch natürlich wurde der Biss auch in diesem Gang keineswegs vergessen, wofür sich dieses Mal Champignonscheiben und Streifen von Staudensellerie als verantwortlich zeigten.
Ein Liebstöckel-Pesto würzte die gesamte Kreation erneut genau passend mit ätherischem Kräuteraroma. Nochmals eine kulinarische Wonne zum Abschluss.
Zur Verabschiedung gab es noch eine kleine Petit-fours-Auswahl mit einem Canelé mit Passionsfruchtschaum und Himbeere, einem Vanille-Eis auf Streuseln und einem kleinen Brownie, die wir uns durchgehend gerne schmecken ließen. Petit Fours: Canelé mit Passionsfruchtschaum und Himbeere; ein Vanille-Eis auf Streuseln und kleine Brownies.
Um es in einem finalen Abschnitt noch einmal zusammenzufassen: An diesem Abend konnte das Team des Restaurants "Frieda" seine bereits länger gehegte Position auf meiner gastronomischen Wunschliste für Leipzig nicht nur rechtfertigen, sondern meine Erwartungen kulinarisch auch noch übertreffen.
Bei ausnahmslos jedem einzelnen Gang (und sogar den Grüßen vorweg) gingen handwerkliche Präzision, Kreativität und Sinn für einen rundum gelungenen aber dabei auch überraschenden Geschmack stets Hand in Hand.
Der freundliche und mit umfänglichen Wissen um die eigenen Gerichte ausgestattete Service und das legere Design des Interieurs setzten dem Eindruck an dem Abend noch die Kirsche auf.
Hierhin möchte ich auf jeden Fall wieder zurückkehren und jedem würde ich auch absolut empfehlen, hier einzukehren.
Anschließend bleibt es dem Team des „Frieda“ wirklich nur zu wünschen, dass ihre Ambitionen in Zukunft vielleicht auch mit den entsprechenden Auszeichnungen gewürdigt werden.
Im Zuge eines erneuten Besuches im schönen Leipzig konnte ich nun endlich die Gelegenheit ergreifen, dem schon lang auf meiner "Leipziger-Gastronomie-Wunschliste" stehenden Restaurant "Frieda" einen Besuch abzustatten.
Im nördlichen Stadtteil Gohlis gelegen befindet sich das Restaurant auf jeden Fall nicht in einem "üblichen Fine-Dining-Bezirk" Leipzigs, da doch fast alle gehobeneren Restaurants direkt in der Innenstadt bzw. an dessen Ring zu finden sind.
Küchenchefin Lisa Angermann hat sich hier, nachdem sie einigen bereits durch den Gewinn der Kochshow "The Taste" im Jahr 2017... mehr lesen
Geschrieben am 03.05.2020 2020-05-03| Aktualisiert am
04.05.2020
Besucht am 17.01.2020Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
So schnell kann das gehen: An einem Abend in Osnabrück der Youngster in der Altherrengruppe, am nächsten in Leipzig der Nestor beim Geschäftsessen. Aber, was soll ich sagen - mit einem Rudel junger Hunde macht’s auch Spaß. Also uns. Die beiden Damen am Nachbartisch ahnten schon beim Aperitif, was ihnen blühen würde. Ihre freundliche Frage, ob wir nach Alkoholgenuss eventuell zu den stillen, melancholischen Trinkern mutieren, verneinten wir empört. So dass sich das Pärchen doch für das freundliche Angebot des Obers entschied, ans andere Ende des Raums zu wechseln. Die nachkommenden Gästen mussten wohl oder übel den Tisch neben uns an der Stirnseite des ausgebuchten Restaurants nehmen und ergaben sich nach einigen Minuten in ihr Schicksal. Ganz Yin und Yang übernahmen wir zur Verbesserung unseres Karmas später ihre Getränkerechnung.
Das Ambiente habe ich bereits in meinem Bericht aus dem letzten Sommer gewürdigt; es hatte sich nichts geändert.
Ebenso beim Service. Da ich schon beim Reservieren mit ein paar Fotos auf mich aufmerksam gemacht hatte, wurde ich gleich erkannt und das Wiedersehen begann prickelnd
(Obwohl ich hier noch nie die Küche geentert habe! Durch den kleinen Pass käme ich - also nicht ich, man - nur mit einem Hechtsprung...)
Der junge Sommelier hatte erkennbar Lust und begleitete uns gut gelaunt mit einem Kollegen durch den Abend. Alles prima.
Wir starteten mit zwei wieder sehr leckeren selbst gemachten Brotsorten des Hauses und dazu Frischkäse mit rotem Pesto,
der uns mit Frische und leichter Schärfe frappierend zeigte, warum der sogenannte Kräuterquark verboten gehört.
Als Amuse gab es einen Salat aus Frisée, roter Bete, Bohnenkraut, Erdnüssen, Tarama und Kräuterseitling.
Völlig anders als die üblichen Verdächtigen unter den Appetithappen, machte das schon mal neugierig auf ein 6-Gang-Menü, das in der vegetarischen Vollversion 92€ gekostet hätte, mit Fleisch 6€ mehr. Alles auch à la carte möglich.
Angeboten wurden
PRESSKOPF VOM DUROC SCHWEIN
RAVIOLI MIT SCHMORFLEISCHFÜLLUNG
KOHLWICKEL MIT UMAMI-PILZFOND
SKREI-LOIN aus dem Rohr
LAMMBAUCH lackiert
(SAUERRAHM EIS)
Ich wählte das Dessert ab, kam so auf 80€ und hatte mit diesem Schachzug gleich noch Platz für eine PARMESAN-VELOUTÉ mit Trüffel geschaffen!
Aber los ging es mit einem eigenwilligen Surf‘n‘turf, denn die Scheibe angenehm säuerlichem Presskopf wurde mit einer Jahrgangssardine kombiniert.
Von den beiden recht prägnanten Geschmäckern wurde aus meiner Sicht zu viel abgelenkt mit Fenchel und Apfel, beides in verschiedenen Verarbeitungen. Weiter gab es gefrorenen Ziegenfrischkäse, der durch die Temperatur unauffällig blieb, Feldsalat und dann noch einen Pilzsud. Alles verschmolz zu einem unklaren Geschmacksbild von sauer und salzig, das für mich nicht aufging. Zuviel des Guten! Aber instagrammabel, das muss man Andreas Reinke in der Küche lassen.
Der zweite Gang geriet fokussierter.
Ein großer, schön dünner Raviolo mit einer Füllung aus geschmorten, aber wohl auch haschiertem Schweinefleisch. Dazu „nur“ saisonaler Rosenkohl als Blatt und Crème und einen getrüffelte Schmorsud. Nussbuttercrumble sorgte für etwas Knusprigkeit. Sehr schön. Wenn es überhaupt etwas (IMHO) zu verbessern gab, dann wäre noch eine pikante Note sicher nicht ganz falsch gewesen.
Der Wunsch sollte mir später noch erfüllt werden, aber zunächst kam die „sichere Bank“, oder wie soll man die süffige Kombi von Parmesan, Trüffel und einem wachsweich perfektem Bio-Eigelb nennen, in die sich noch etwas Sellerie im Hintergrund einfügte. Spontane Nachbestellung von den „Jungs“ am Tisch. Ich warte gern auf Euch...
Sehr interessant der nächste Teller: Ein Krautwickel, der statt der ungesunden Blässe so mancher Kohlroulade meiner Jugend schon mal mit sattem Grün und knackigem Gemüsebiss punktete.
Die Füllung aus Zwiebel und Pilzen (und weiterem Kohl) fand sich in einem diesmal deutlich mehr umami Pilzfond wieder. Der Teller stammte nicht von der fleischlosen Seite der Karte, denn es wurde reichlich geeiste Foie gras de canard darüber gehobelt, die sich in der heißen Brühe zwar nicht so hübsch auflöste, aber für ein angenehm cremiges Mundgefühl sorgte. Wie auch bei einer klassischen Entenleberterrine schaffte Frucht einen wunderbaren Ausgleich, hier durch Cranberries und flüssige Aprikose. Diese Kombination gefiel mir sehr. Und das umso mehr, als im Abgang jetzt etwas Schärfe für Aufmunterung der Geschmacksknospen sorgte.
Der Fischgang ein sehr solides Rückenstück vom weißen Gold der Lofoten.
Hier war auch die im ersten Teller noch daneben gegangene Vermählung von Meer und Land gelungen: Perlhuhnessenz, gebunden mit dem Collagen der Schweinemaske (vom Presskopf, you remember) und mit Senf verfeinert, so dass deutlich an Dorsch mit Senfsoße erinnert wurde. Und der in gutbürgerlichen Häusern gern gereichte Spinat wurde hier durch Texturen von geschmacksstarkem, winterlichem Stängelkohl (Cima di rapa) ersetzt, deren gedämpfte Variante eine lippenleckende Buttrigkeit mitbrachte.
Auch der (für mich) krönende Abschluss stand nicht in Diät-Verdacht!
Zu lackiertem Lammbauch ist hier alles gesagt
ich gehöre zu den bedingungslosen Liebhabern. Naja, so ganz bedingungslos dann doch nicht, aber wenn er so scharf-würzig, fett-fleischig daher kommt, gibt es kein Halten. Und erst recht nicht, wenn dazu die Gourmetküchen-Vergangenheit der beiden Küchenchefs aufblitzt, wie hier bei den Schafskäse-Sphären, der mit Ducca und zurückhaltenden Kalamata-Oliven aromatisierten Sauce oder den mit roter Bete gefärbten Trachanas. Die unelegant dicken Stücke der erdigen Winterrübe hätte es da für mich nicht gebraucht. Aber sonst ein sehr überzeugender Teller, der dem Schweinebauch eine für mich neue Nuance abgewann.
Auch, wenn nicht alles zu einhundert Prozent aufging, bestätigte mein zweiter Besuch, dass im Frieda eigenständig, sehr zugänglich und ganz bestimmt nicht verkopft gekocht wird.
Nur manchmal wäre eben etwas weniger doch mehr. Was für die Teller ebenso galt, wie für die abschließenden Runden Hartgetränke, denen ich aber mit einem dezenten Hinweis auf die Erholungsbedürftigkeit älterer Herren noch einigermaßen rechtzeitig davon hopfte.
Immer wieder sehr gerne!
So schnell kann das gehen: An einem Abend in Osnabrück der Youngster in der Altherrengruppe, am nächsten in Leipzig der Nestor beim Geschäftsessen. Aber, was soll ich sagen - mit einem Rudel junger Hunde macht’s auch Spaß. Also uns. Die beiden Damen am Nachbartisch ahnten schon beim Aperitif, was ihnen blühen würde. Ihre freundliche Frage, ob wir nach Alkoholgenuss eventuell zu den stillen, melancholischen Trinkern mutieren, verneinten wir empört. So dass sich das Pärchen doch für das freundliche Angebot des... mehr lesen
Geschrieben am 22.12.2019 2019-12-22| Aktualisiert am
23.12.2019
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Restaurant FRIEDA
Besucht am 04.07.2019Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 182 EUR
denn mein Kollege, dem ich die Drogerie in Leipzig-Gohlis empfohlen hatte, war dort nur mäßig begeistert. Im Nebenhaus jedoch, so sein Hinweis, habe Ende 2018 ein Restaurant eröffnet,
das von der „Papierlage“ und dem Blick durch die Fensterscheibe
sehr vielversprechend erscheine.
Beim nächsten Besuch in der sächsischen Musik- und Handelsstadt machte ich sogleich die Probe auf‘s Exempel.
Soviel vorweg: Im Januar habe ich für ein Geschäftsessen zu viert wieder reserviert.
Mit Blick auf mein Schuhwerk betrachtete ich trotz schönen Wetters skeptisch den recht staubig aussehenden Splitt des Freisitzes, der zudem mit harten hölzernen Klapp-Mobiliar ausgestattet war. Die vorbei kreischende Straßenbahn tat ein Übriges, dass ich über eine Treppe durch den Seiteneingang das Lokal im Hochparterre betrat. Auf diesem Niveau befinden sich auch die Küche und die Toiletten (Stoffhandtücher). Der Haupteingang liegt fast auf Straßenniveau. Aber nur fast. Eine Stufe dürfte z. B. für Rollifahrer nicht ohne Hilfe zu überwinden sein.
Die Innengestaltung ist ein echter Hingucker! Viel Türkis (oder mit dem Gault: Petrol) an fast allen Wänden ist ein echtes Ausrufezeichen. Kombiniert mit hellem Holz, schwarzen Bauhausleuchten, Details in Gold und Bronze und vor allem den dunklen Marmorplatten der Tische ist das einerseits mutig, aber eben auch elegant mit einem Hauch Extravaganz.
Geerdet wird das Ganze durch die Holzdielen und ein großes sympathisches Foto-Portrait des Wirtspaares an der Frontseite.
Beide u.a. mit mehrjähriger Erfahrung in der Sternegastronomie (natürlich auch im FALCO) ausgestattet und bei meinem Besuch anwesend, wirkte Andreas Reinke bodenständig, Lisa Angermann fröhlich und offen, wie manche sie vielleicht aus der Show The Taste in Erinnerung haben, die sie 2017 gewann. Wenn ich recht verstanden habe, ist der Name FRIEDA eine Anleihe bei ihrer Oma. Einziges Manko der Innenausstattung: Die harten Holzstühle erinnern mich eher an meine Grundschulzeit, als dass sie zu längerem Verweilen einladen. Das kenne ich aber ja schon und erhielt auf Bitte hin flugs ein Kissen vom überaus freundlichen Sommelier, der mit der Unterstützung eines weiteren jungen Mannes den Service im sich nach und nach leerenden Außenbereich gut wuppte. Drinnen versammelten sich später nur noch drei Pärchen an zwei Tischen, so dass auch immer Zeit für ein Schwätzchen blieb. Bei sehr entspannter Musik (z.B. Your song in einer französischen Chanson-Version) ging ich schon gut gelaunt an die Auswahl von Trank und Speis.
Die Weinkarte ist weder nach Ländern, noch nach Traubensorten sortiert, sondern versucht, Weiße wie Rote nach ihrem Charakter zu beschreiben. Statt esoterischem Blödsinn à la Berlin-Mitte (ebbt nach meinem Empfinden langsam ab), findet der interessierte Trinker Kategorien wie Kräftig-Rauchig-Würzig oder Leicht-Fruchtig-Frisch oder auch Elegant-Cremig-Vollmundig. Ich finde das eine gute Idee für Gäste, die wissen, welche Art Wein sie schätzen, ohne ins Detail gehen zu können. Nachdem ich ein paar Vorlieben genannt hatte, überließ ich die Auswahl dem Haus.
Das brachte mir zunächst einen Chenin Blanc aus dem Anjou (2015, Clos d’Elu, Bio - teilweise aus georgischen Amphoren - und trotzdem gut) ins Glas und später einen Württemberger Grauburgunder (2015, Schick) mit immerhin 14%, der 18 Monate im kleinen Holzfass verbracht hatte. Zwei Weine, die überhaupt nicht weh taten und die ich ohne Empfehlung nie bestellt hätte. Glück gehabt. Dass ich die zweite Flasche nicht ganz leeren konnte, war laut Sommelier nicht schlimm, dann werde er den Rest trinken. I bet you say that to all the drunkards! Tatsächlich wurde glasweise mit günstigen 6€ abgerechnet. Auch über die Kalkulation der Flaschen mit einem Faktor unter 3 kann man sich nicht beschweren.
Das FRIEDA bot bei meinem Besuch ein bis zu fünfgängiges Menü für 75€, das sich überzeugend las:
SCHWERTFISCH CEVICHE
STEINPILZE GEBRATEN
PULPO MIT SOBRASADA ÖL GEGRILLT
HANGING TENDER VOM KALB
BERGPFIRSICH MIT SAUERRAHMEIS
Alle Gerichte waren auch à la carte zu bestellen, ebenso wie die Angebote der zusätzlichen Sommerkarte.
Aktuell startet das Menü bei 44€ für drei Gänge und für inzwischen sechs Teller werden 94€ fällig. (Vegetarisch bis 84€). Ein sehr gutes PLV.
Die gut gelaunte Chefin brachte ein ungewöhnliches, tolles Brot.
Warm, locker, kräftig malzig und - ja, man ist nicht in Hannover;-) - mit Körnern drin und drauf. Dazu drei ebenso überraschende Begleitungen: aufgeschlagene Paprikacrème, stückige Thunfischzubereitung, die ordentlich Salz hatte und schließlich gepickelte Gurke und Avocado mit Purple Curry.
Das konnte schon als Apero-Bausatz durchgehen.
Und so startete das Menü ohne weiteres Amuse sogleich mit dem Schwertfischceviche, dessen prägnante Säure von einer Johannisbeer-Vinaigrette stammte. Schwertfisch-Ceviche mit Johannisbeeren und Avocado
Die saisonale Beere kam auch noch Natur und als Papier und wurde von roter Zwiebel mit schönem Biss begleitet. Schade aber, dass in der zu markanten Säure alle anderen Mitspieler weitgehend untergingen, Avocado sowieso, aber auch Kräuter und sogar schwarzer Knoblauch. Der Schwertfisch war aufgrund seiner festen Struktur vergleichsweise lange zu kauen und konnte so zum Schluss geschmacklich doch wieder auftauchen. Trotzdem litt dieser an sich nicht nur optisch schöne Teller an der fehlenden Balance.
Beim zweiten Gang ging es dann molliger zu. Gebratene vorzügliche Steinpilze standen im Vordergrund, wurden aber durch süffige Cheddar-Crème und Speck vom Mangalitzaschwein in Texturen leckerst begleitet. Dazu gehacktes Ei und vor allem ein Gazpacho-Sud, der die Papillen aus allzu viel Schwelgerei holte. Das Ganze sehr instagramable auf knusprigem Finnen-Knäcke drapiert.
Liebhaber herzhafter Frühstücke mit Ei, Speck, Käse und Pilzen wären bei diesem (natürlich viel eleganteren) Gericht rundum glücklich gewesen. Also ich, zum Beispiel. Und das hatte gar nichts damit zu tun, dass der mir immer sympathischer werdende Sommelier zu der Umami-Bombe einen feinherben Riesling ausgab!
Der „Fisch“-Gang war fleischiger als gedacht.
Die zwei Oktopus-Arme („Duopus“? Oparazzo, übernehmen Sie!) waren zwar nicht die zarteste Versuchung, seit es Kraken auf meinem Teller gibt. Aber sie hatten auf dem Grill eine angenehme, kräftige Röstung bekommen, die sich als Vorteil herausstellte. Denn der knackige Kopfsalat war recht kalt und konnte sich daher durch Textur und Temperatur lange im Vordergrund halten. Mit dem Salatsaft, Ananas sowie einer von Joghurt etwas gepufferten schönen Sobrasada-Schärfe entwickelte sich dann doch eine sehr ausgewogene Kombination kräftiger Aromen.
Zur Gaumen-Erfrischung vor dem Fleisch orderte ich natürlich ein Gläschen Champagner (Roederer einfach, 10€) statt altmodischem Sorbet. (War auch gar nicht im Angebot. Zufälle gibt’s...Der Pacojet scheint in der Küche ganz zu fehlen, denn in den Gängen kein allseits beliebtes Eis.)
Das folgende Onglet hatte ich vom Kalb noch nie genossen. Es war einfach - einfach fantastisch.
Zart aber fest, innen ganz leicht blutig und außen kräftig gebräunt. Super Kalbfleischgeschmack und in respektabler Menge für einen Menügang.
Die Beilagen fielen kein bisschen ab. Von den Nussbutterbröseln über die dichte, pfeffrige Gulasch-Jus und der süßen Grillpaprika bis hin zur leicht stückigen Artischocken-Brandade und zum kontrastierend kühlen, Frische gebenden Fenchelsalat passte alles 1a! Perfekter Fleischteller.
Ich war wohl so begeistert, dass man meinen Hundeaugen eine Käseauswahl nicht abschlagen konnte - obwohl in der Karte nicht angeboten.
Was stark verwunderte, denn fünf überwiegend gut gereifte Sorten hat man ja in der Regel nicht „so“ herumliegen. Besonders nett das Wiederschmecken mit dem 20 Monate alten Cheddar aus dem Steinpilz-Gang. Scharfe Aprikosenmarmelade und die beiden bekannten Brotsorten wurden gereicht, aber nicht gebraucht. 14€ außer der Reihe ein angemessener Preis. Dazu einen Port, für den 7€ berechnet wurde.
Und weil die Stimmung gerade so gut war, noch ein kleiner Test der Patisserie. Also mal ganz gegen meine Gewohnheit das Dessert.
Aber Bergpfirsich, cremiges Sauerrahmeis und Bergamotte-Waldmeister-Sud waren starke, nicht so geläufige Geschmäcker, die verhinderten, dass Himbeeren, kräftig geflämmter Baiser und Mandelbiskuit allzu gefällig wirkten. Klingt einfach, war aber eine sehr stimmige Kombination zum Abschluss.
Ergebnis der Probe?
Im FRIEDA wird eine optisch sehr schöne, leicht zugängliche, durchaus kräftige Wohlfühlküche geboten, der Purismus ebenso fern ist, wie verspielte Tupfenmalerei. Und die vor allem von Anfang bis Ende Freude bereitet.
Natürlich eine klare Empfehlung und ein Dankeschön an den Tippgeber!
denn mein Kollege, dem ich die Drogerie in Leipzig-Gohlis empfohlen hatte, war dort nur mäßig begeistert. Im Nebenhaus jedoch, so sein Hinweis, habe Ende 2018 ein Restaurant eröffnet,
das von der „Papierlage“ und dem Blick durch die Fensterscheibe
sehr vielversprechend erscheine.
Beim nächsten Besuch in der sächsischen Musik- und Handelsstadt machte ich sogleich die Probe auf‘s Exempel.
Soviel vorweg: Im Januar habe ich für ein Geschäftsessen zu viert wieder reserviert.
Mit Blick auf mein Schuhwerk betrachtete ich trotz schönen Wetters skeptisch den recht... mehr lesen
Trotz denkbar schwierigster Umstände im vergangenen Jahr blieb mir das Leipziger Restaurant FRIEDA sowohl vor dem zweiten Lockdown mit einem Menü vor Ort, als auch mit der Weihnachts-Kochbox absolut positiv in Erinnerung.
Umso mehr freute mich am gestrigen 05.03.2021 der Blick auf die Liste der neuen Sterne im roten Reifenhersteller-Büchlein aus dem französischen Hause Michelin. „Sympathisch, erfrischend, unprätentiös - da macht es richtig Spaß, zu essen.“ - mit diesem einleitenden Satz begründet der Guide Michelin die Verleihung des ersten Sternes an das kleine Restaurant und sein Team.
Auf der weiteren Suche nach einer Reaktion der Betreiber stieß ich dann sogar noch darauf, dass sie sich schon in der letzten Woche sehr glücklich in Interviews zur Aufnahme in die „500 besten Restaurants Deutschlands“ des Feinschmecker-Magazins äußerten.
Lisa Angermann ist bestimmt nicht traurig darüber, dass sie die gleichen Journalisten nun noch einmal treffen wird und wohl sogar noch glücklicher und stolzer über die zusätzliche Stern-Auszeichnung sprechen darf.
Mich freuen diese beiden Neuigkeiten wirklich sehr, weil auch mich das Team mit seinem gleichzeitig kreativen/überraschenden und dabei geschmacklich trotzdem stets harmonisch austarieren Sinn für Geschmack ebenfalls sehr überzeugt hat. Beim Besuch im Restaurant spürte man zudem die ungezwungene Lockerheit und natürliche Art, mit dem hier sowohl Küche als auch Service agieren. Hier wird mit Leidenschaft und Spaß an Gastronomie gewerkelt und nicht mit übertriebenen oder gekünstelten Ehrgeiz auf höhere Weihen hingearbeitet.
In dieser gebeutelten Lage ist so etwas bestimmt ein Balsam auf die Seele und gibt hoffentlich wieder ein großes Stück der Motivation zurück, welche das derzeitige Fischen im Nebel hinsichtlich der Zukunft bestimmt auch sehr in Mitleidenschaft gezogen hat.
Noch stärker ist jetzt für mich klar, welcher Zwischenstopp angesagt, wenn ich mal wieder in die Nähe von Leipzig komme. :)
Trotz denkbar schwierigster Umstände im vergangenen Jahr blieb mir das Leipziger Restaurant FRIEDA sowohl vor dem zweiten Lockdown mit einem Menü vor Ort, als auch mit der Weihnachts-Kochbox absolut positiv in Erinnerung.
Umso mehr freute mich am gestrigen 05.03.2021 der Blick auf die Liste der neuen Sterne im roten Reifenhersteller-Büchlein aus dem französischen Hause Michelin. „Sympathisch, erfrischend, unprätentiös - da macht es richtig Spaß, zu essen.“ - mit diesem einleitenden Satz begründet der Guide Michelin die Verleihung des ersten Sternes an... mehr lesen
In der Voraussicht und damals noch guten Hoffnung, dass wir auch das Weihnachtsfest in diesem Jahr an einem Abend bei einem schönen Menü genießen wollen, fragten wir schon damals an, wie es mit dem Angebot des FRIEDA für die Feiertage aussieht.
Verständlicherweise und wohl auch in trauriger Vorahnung konnte man schon damals nichts verbindlich sagen: allerdings nannte man uns die Pläne, dass es entweder, sofern möglich, ein Menü vor Ort oder als Alternative ein Menü als „Kochbox“ für daheim geben wird. Mit großen Interesse baten wir natürlich darum, uns dahingehend doch bitte auf dem Laufenden zu halten.
Anfang Dezember war es dann tatsächlich soweit: die Befürchtungen, dass es mit einem Restaurantbesuch an den diesjährigen heiligen Tagen nichts wird hatten sich zwar bestätigt, doch gleichzeitig freuten wir uns, dass die FRIEDA-Kochbox nun als Ersatz kommt und man an uns gedacht hat.
Ohne zu zögern bestellten wir unseres der dann doch ziemlich schnell ausverkauften Exemplare der kulinarischen Weihnachts-Post.
4 Gänge für 2 Personen hatte das FRIEDA-Team für ihre Gäste als zu 90% bereits vorbereitete Komponente gepackt und mit 119€ bepreist.
Zudem wurden noch „Upgrades“ wie ein ganzer ausgelöster Hummer, Entenstopfleber oder eingelegte Sardinen angeboten. Es ist sicherlich nicht ganz verwunderlich, dass ich mir als Nordlicht die 200g handgepulten Nordseekrabben für 19€ natürlich nicht entgehen lassen wollte. ;)
Am Heiligabend konnte das Packet von der Gründerin und Inhaberin Lisa Angermann persönlich am Restaurant in Gohlis abgeholt werden. Die beim kurzen Kontakt von Angesicht zu Angesicht wieder einmal auflebende Freundlichkeit und offenherzige Art weckte die guten Erinnerung an den längeren Abend vor Ort im Oktober.
Am Abend des ersten Feiertages sollte es dann also soweit sein. Beim ausgiebigen Weihnachtsspaziergang durch die erleuchtete Nachbarschaft wurde sich der Appetit geholt, der die Freude auf das Menü noch verstärkte.
Der Auftakt gestaltete sich klassisch kalt wie eine Art Tischgedeck. Ein Sauerteigbrot sollte im Ofen noch einmal erwärmt und mit krosser Kruste versehen werden. Das klappt erwartungsgemäß und auch die luftige Krume gab dem Brot eine Frische wie sie nach Lagerung in solch einer Box noch möglich ist.
Eine Dreierlei begleitete den Laib.
Schweinerillettes überzeugten wieder einmal mit schöner Herzhaftigkeit und Cremigkeit.
Eine Gewürzbutter weckte leicht weihnachtliche Eindrücke in uns. Schade, dass man zu Hause nun natürlich seine Neugier der besonderen Zutat nicht direkt durch Nachfrage beim Service stillen kann. ;)
Zu guter Letzt zeigten auch die gepickelten Streifen roter Bete mit einer tollen Knackigkeit und sehr ausgewogenen Süße-Säure-Verhältnis ein wesentlich höheres Level, als es anderweitige Produkte aus dem Glas je bieten könnten. Die Freude auf die weiteren Gänge war trefflich geweckt.
Zudem erfreuen Butter, Rillette und Brot auch auf den Früchstückstischen der folgenden Tage noch sehr und werden somit zur Gänze aufgebraucht.
Weiter ging es mit einer Hummerschaumsuppe. Im Topf erwärmt, wurde sie nach Anleitung mit einem Esslöffel Butter und einem Stabmixer „schaumisiert“.
Die Menge war perfekt abgemessen um unsere beiden Suppenteller exakt bis zum Rand zu füllen. Darüber waren wir auch sehr froh, denn jeder Löffel stellte sich als Genuss mit klarem Krustentier-Aroma heraus. Der intensivierte Geschmack brachte auch die leichte Süße des Hummers hervor, die fast schon an Bittermandel und Marzipan erinnerte. Da durfte das Brot beim auftunken der letzten Reste gerne erneut in Aktion treten.
Nach kurzer Pause (ein weiterer Vorteil am Home-Menü zusätzlich zur Gemeinsamkeit bei der Zubereitung und Anrichte) folgte nun der Hauptgang. Alle Komponenten kamen vorbereitet in vakuumisierter Form daher.
Moosbeeren-Rotkohl und geschmorter Rinderschaufelbraten in Gewürzjus fanden im Wasserbad Betriebstemperatur während die Scheiben von Brioche-Semmelknödel mit etwas Butter möglichst goldbraun in der Pfanne finalisiert wurden.
Man sieht es schon wieder an den Namen der Komponenten, dass man sich im FRIEDA nicht mit der gewohnten Klassik zufriedengibt, sondern mit besonderen Noten den Preis und Anspruch seiner Küche rechtfertigen möchte.
Das mit rudimentärem Geschick angerichtete Ergebnis (zum Glück waren mit den gegebenen Fähigkeiten die Knödelscheiben doch noch knusprig gelungen) erfüllte die Erwartungen zu 100, ja vielleicht sogar 105%.
Man sieht es vielleicht schon auf dem Bild, dass sich die Bratenscheibe schon beim Transfer auf den Teller in ihrer saftig-mürben Konsistenz schon von allein zerteilte. Auch nachfolgend hätte eine Gabel zur Portionierung absolut ausgereicht. Es ist wirklich erstaunlich, wie die Köche es schafften, den optimal rosa geschmorten Punkt bis zu uns zu konservieren. Eine Wonne, die nicht einmal frisch in vielen Restaurants gefunden werden kann.
Auch bei den anderen Komponenten zeigte sich der im Titel erwähnte Sinn für ausgewogenen und dabei trotzdem nicht plakativen Geschmack.
Durch Verwendung der Brioche waren die Knödelscheiben wunderbar saftig, locker und gleichzeitig etwas süßer als sonst.
Dies glich man dann jedoch beim optimal bissigen Rotkohl dadurch aus, indem man statt auf klassischen Apfel auf die Säure der Moosbeeren setzte.
Zusammen mit dem erwartungsgemäß intensiven Jus summierte sich das alles zu einem einfach nur tollen Gericht, bei dem jeder Bissen und jede Kombination Freude bereitete.
Auch beim Dessert sollte ein Dreierlei auf den Teller kommen. Zum folgenden Panettone mit Pistaziencreme, begleitet von Karamell-Flan und Glühwein-Pflaumen bedarf es aber ein paar Anmerkungen.
Den Flan traf etwas Unwissenheit einer Teilnehmerin ins Mark, denn in Erwartung einer Sauce wurde dieser im Glas zuvor schön geschüttelt: welch grausamer Tod. ;-P Die Konsistenz auf dem Bild gilt es deshalb also nicht zu bewerten.
Auch das angeschnittene Panettone-Küchlein wurde am Ende natürlich gerecht geteilt und nur für das Foto in dieser Menge abgelichtet.
Dazu muss aber schon der erste und eigentlich auch einzige Kritikpunkt am Daheim-Menü genannt werden. Beim Panettone handelte es sich nämlich um ein Fertigprodukt, wie man es in Feinkostläden zu Genüge kaufen kann. Da hätten wir uns angesichts der bisher genossenen Gänge doch auch über etwas Selbstgebackenes gefreut.
Auch Verpackungsbild und Wirklichkeit wiesen leider eine größere Distanz zueinander auf. So versteckte sich die Pistaziencreme nur als dürftiger Kern im Gebäck und nicht als gute ringförmige Füllung. So war es im Prinzip geschmacklich ein zwar luftiger Panettone, aber von Pistazien eher nichts zu spüren.
Das hätte das FRIEDA-Küchenteam in Eigenleistung sicher sogar besser hinbekommen, denn der Flan war trotz zerstörter Konsistenz mit einem schönen Karamell-Aroma geschmacklich auf den Punkt getroffen.
Auch die eingelegten Pflaumen waren nicht zu süß geraten, etwas mehr Würze in Richtung Glühwein hätten sie aber auch vertragen können, um dem Namen vollumfänglich gerecht zu werden.
Beim Dessert kommen also ein paar kleinere Punkte Abzug zusammen, die aber, das muss betont werden, den Gesamteindruck aller Speisen und das Preis-Leistungs-Verhältnis nur geringfügig schmälern.
Auch bei den Krabben war ich natürlich zunächst etwas skeptisch, am Ende doch ein abgepacktes Produkt von TransGourmet vorzufinden.
Aber hier bestätigte sich zum Glück m, dass eingekauft auch gut sein kann, wenn es dann mit Blick auf Qualität und nicht Preis gewählt wird.
So wanderten sie Krabben mit etwas Sauerrahm und frischen Gurkenwürfeln als selbstgemachter Salat zum Abend-Snack auf den Tisch .
Natürlich wurden die Krabben auch pur probiert, wobei sie mit Saftigkeit, Frische und erneut charakteristisch leicht süßlichen Geschmack das Upgrade für mich persönlich als lohnenswert herausstellten.
Es lässt sich also in der Zusammenfassung noch einmal unterstreichen, dass uns das FRIEDA mit diesem Menü einen tollen Abend und einen wirklich guten Ersatz für den weihnachtlichen Restaurantbesuch gewährt hat. Bis auf die erwähnten Abstriche beim Dessert überzeugten alle Speisen vollkommen.
Es zeigten sich für uns sogar noch viel mehr die Vorteile eines solchen Daheim-Menüs: Zeitlich kann man ganz nach eigenem Gusto und Befinden handeln und das gemeinsame Zubereiten/Anrichten ist doch auch ganz im Sinne dieses familiären Festes.
Ich persönlich würde mir sehr wünschen, dass viele der gehobeneren Restaurants dies erkannt und solch ein Angebot eventuell auch über die Pandemie beibehalten. Sehr gerne würde ich das dann nämlich auch aus genannten Gründen in Zeiten zurückgewonnener Normalität wahrnehmen, wenn man dabei solch eine Qualität wie hier geliefert bekommt.