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GastroGuide-User: Shaneymac
Shaneymac hat Restaurant Turnhalle in 42719 Solingen bewertet.
vor 3 Jahren
"Allez les Cordon Bleu! Über selten gewordenes, gutbürgerliches Küchenhandwerk mit Leib und Seele"
Verifiziert

Geschrieben am 27.06.2021 | Aktualisiert am 10.07.2021
Besucht am 25.06.2021 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 75 EUR
Viele nette Menschen habe ich während meiner skandalös unterbezahlten, aufopferungsvollen Frondienste im Wein- und Feinkosthaus meines Vertrauens in meinem 2018er Sabbatical kennenlernen dürfen, darunter auch den ein oder anderen mir bis dato persönlich nicht bekannten Vertreter der örtlichen Gastronomie, auch wenn jene nicht unbedingt die Kernzielgruppe des Geschäftes war und ist.
 
Einer davon blieb mir besonders lebhaft in Erinnerung, nicht nur wegen seiner Vorliebe für immer neue Entdeckungen in Sachen Gin, sondern in erster Linie wegen des Herzblutes, das immer mitschwang, wenn er von seiner Küche oder saisonalen Angeboten in seinem Lokal sprach:
 
Torsten Tückmantel, gelernter Koch aus einer Gastronomen-Familie – schon sein Onkel betrieb in Solingen Gaststätten, u.a. den Jägerhof in SG Wald – sowie Pächter und Betreiber des WMTV Restaurants, dem Vereinslokal des Wald-Merscheider Turnvereins 1861 e.V., einem nicht gerade unbedeutenden Solinger Sportverein.
 
Da schien jemand zu leben, was er liebt, das Handwerk hoch zu halten und als er mir einst in seiner mitunter drolligen Art einen höchst erbaulichen, 10-minütigen Vortrag über die diversen Vorzüge seines Beilagensalates hielt und warum auch vermeintlich nebensächliche Positionen mit Passion zubereitet und auf den Teller gebracht werden sollten, hatte ich ihn spontan ins Herz geschlossen und fortan in der Schublade „Solche Männer braucht das Land!“ abgelegt.
 
Auch das von ihm in dieser Zeit initiierte „Re-Branding“ seines Restaurants, das seitdem als „Restaurant Turnhalle“ firmiert, zeugte von Geschmack und Liebe zum Detail und in meiner Interpretation auch vom Wunsch, sich mit dem Namen ein wenig vom offenkundigen „Vereinsheimlokal“ zu emanzipieren.
 
Denn ich glaube, dass er dieses Wort gar nicht mag, denn auch wenn es unter diesen natürlich prächtige Perlen gibt, ist das landläufige Vereinsheimlokal als solches viel zu oft für Fritteusen-Schnitzel, mittelprächtige Balkan-Grills, Pizzerien und Co. und  schamlose Convenience Küche bekannt - ein Nimbus, der ihm sicher nicht gerecht wird und den er verständlicherweise gerne loswerden würde.
 
Die Visitenkarten, die er danach – wie auch andere - auf dem Tresen des besagten Weinhandels als kleine Werbung hinterließ, künden mit einem zeitgenössischen Foto von WMTV Veteranen von der charmanten, nostalgischen Leitlinie der Selbstdarstellung, die sich auch im Restaurant mit entsprechenden Wandbildern fortsetzt.

Visitenkarten
 
Auch die stets aktuelle, gepflegte Website kann sich gestalterisch sehen lassen, das alles macht in Summe einen sehr ansprechenden Eindruck, hier macht jemand etwas aus seinen Möglichkeiten:
https://restaurant-turnhalle-solingen.de/
 
Ich hatte daher schon seit geraumer Zeit vor, hier essen zu gehen, nicht zuletzt, weil sich das Haus im Herbst und in der „Gänsezeit“ mit entsprechenden saisonalen Angeboten hervortat, die von den Gästen stets in den höchsten Tönen gelobt wurden.
 
Leider machte Corona diese Pläne zunichte, als ich mich im letzten Herbst schon gedanklich darauf eingeschossen hatte, hier vor Weihnachten endlich essen zu wollen und einen Lieferdienst bot man während des Lockdowns leider nicht an, ansonsten hätten mit Sicherheit mindestens einmal Gänsekeulen, Knödel, Kraut und Soße an einem Freitagabend ihren Weg von Wald nach Höhscheid gefunden.
 
Aber diese dunkle Zeit ist ja nun vorbei und voller Vorfreude reservierte ich kurzentschlossen am Freitag einen Tisch im historischen Turn-Gemäuer auf dem traditionsreichen Gelände des WMTV, nachdem ich gelesen hatte, dass ab diesem Tag wieder eine normale Karte im Angebot sei, in den letzten Wochen gab es anscheinend nur eine kleine Behelfskarte um den Betrieb wieder langsam unter Dampf zu bringen.
 
Dass ich keinen Tisch mehr auf der Terrasse erhielt fand ich zunächst schade aber auch denkbar wenig überraschend angesichts des prächtigen Wetters und meiner kurzfristigen Reservierung, aber dieser Umstand sollte sich später noch als Segen erweisen.
 
Gegen 17:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Adolf-Clarenbach-Straße, mein treues, wenig dezentes Sommerwägelchen fand auf dem oberen Parkplatz vor der Turnhalle ein sicheres Plätzchen, aufgrund der beengten, schlauchartigen Verhältnisse im unteren Bereich an der Längsseite auch meine klare Empfehlung für alle, die entspannt parken und nicht unbedingt vor und nach dem Essen Präzisionsübungen hinter dem Volant absolvieren möchten.
 
Hier oben blickt man auf die Stirnseite des unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg vollendeten Gebäudes, das schon jetzt ein wenig den Geist vergangener Turn-Zeiten versprüht.

Portal Ansicht Halle
 
Eine Treppe führt zur unteren Ebene, von dort blickt man auf einen Rasenplatz und eine gepflegte kleine Tennisanlage, auf der reges Treiben herrschte, eine gelöste, fröhliche Grundstimmung, alle schienen die neue Normalität und das gute Wetter nach Kräften zu genießen.
 
Es ist von hier aus allerdings unmöglich, das gesamte Ensemble so abzulichten, dass man es als Ortsfremder begreift, hierzu hätte ich einen Hochsitz auf einem der Tennisplätze benötigt.
 
Da es sicher Fragen aufgeworfen hätte, wenn ich begonnen hätte einen solchen spontan in MacGyver Manier auf dem WMTV Center Court zu errichten, bin ich froh heute ein wunderbares Foto auf der Homepage des Vereines entdeckt zu haben, das den Ort gut in Szene setzt; ich finde es mutet fast schon einen Hauch britisch an aus dieser Perspektive, was wohl die Architektur der Halle ausmacht.
 
Ich hoffe der Verein verzeiht mir das Ausleihen, aber dies hier ist schließlich zu Recht ein positiver Bericht und insofern sicher auch im Sinne des WMTV, wenn er ansprechend bebildert ist:

© WMTV Solingen
 
Der Eingang zum Restaurant befindet sich an der Längsseite, d.h. in der unteren Etage residiert die Gastronomie, in der oberen befindet sich der Turnsaal, in dem es auch schon bewirtete Veranstaltungen gab, wie Torsten Tückmantel nach dem Essen berichtete.

Eingang, Seitenansicht
 
Wir traten ein, rechts von uns der Tresen und der Pass, zwei Damen im Service, die ältere von beiden begrüßte uns herzlich, fragte nach der Reservierung und bat uns wie alle Gäste, den Handdesinfektionsspender zu nutzen.
 
Wir hatten die Wahl, entweder im vorderen, mit herrlichen historischen Aufnahmen von WMTV Turnern geschmückten, Bereich unterzukommen, oder im „kleinen Saal“ dahinter, von dem es durch großzügig dimensionierte Türen  auch auf die Terrasse geht.

vorderer Gastraum
 
Der Saal war wesentlich luftiger, insofern entschieden wir uns für diesen und taten gut daran, denn hier war man trotz anfänglicher Anwesenheit einer kleinen Familie und zweier Damen beim freundschaftlichen Schnitzelessen für sich.

kleiner Saal
 
Denn als die Terrasse sich später bis auf den letzten Platz füllte – mit entsprechenden Abständen trotzdem weit weniger als möglich – war es dort doch etwas trubelig, was dadurch verstärkt wurde, dass im angrenzenden Fitness-Studio – Fenster alle geöffnet wegen des Wetters - gerade eine von treibender Musik begleitete Zumba Session stattfand, die von einer stimmgewaltigen, resoluten jungen Dame angeleitet wurde, die als Ausbildungsoffizierin in „Full Metal Jacket“ oder einem Hardcore-Bootcamp für jugendliche Intensiv-Straftäter tadellos durchgehen würde.
 
Zumindest war man  schon beim Zuhören innerlich bereit, aus Angst vor Bestrafung auf die Terrasse zu hechten und demonstrativ zum Takt der Musik sportlich herumzuhampeln, was sicherlich für die anwesenden, eher konservativ anmutenden Best-Ager ein unvergessliches Ereignis gewesen wäre.

Terrasse
 
Apropos konservativ: Ich mochte das leicht biedere Interieur, das Gebäude bietet eine historische Klammer die mit den Wandbildern dezent aufgenommen wird, im Saal dann ein wenig Solinger Wahrzeichen, alles wirkt gepflegt und bestens in Schuss.
 
Ich denke, wenn man die altbackenen Tischgarnituren mit neutralen dunklen Tischen und passenden Hochlehnern ersetzen würde, hätte das Ganze sogar einen Hauch Chic, wohlgefühlt haben wir uns natürlich trotzdem, eingedeckt wurde mit hellgrünen Tischläufern, einem Windlicht und kleinen Kakteen, das gepflegte Besteck kommt von Picard & Wielpütz.
 
Die freundliche Dame reichte die Karten, präsentierte eine kleine Tafel mit drei Tagesageboten und erfragte erste Getränkewünsche, eine große Flasche Haaner Cool Blue zu vertretbaren 5,50€ sowie eine Rhabarberschorle, die 0,4 Liter zu 3,80€ fanden prompt auf den Tisch, das Wasser ungefragt im Tischkühler, prima.


 
Die Karten wurde gerade neu gestaltet ließ mich der Chef später wissen, auch hier zieht er das Turnhallen-Thema charmant durch, die Fotos entstehen alle hier vor Ort und werden von einer ihm bekannten Fotografin gemacht, die auch für die sehr ansprechenden Food-Fotos verantwortlich zeichnet, die er gelegentlich auf Facebook postet.

die neuen Karten

 
Das aktuelle Angebot findet man unter
 
https://restaurant-turnhalle-solingen.de/Speisenkarte/
 
und ja, natürlich muss er auch dem Geschmack seiner Stammkunden gerecht werden, hier findet sich viel Rustikales, Bergisches, Regionales, das u.a. nach dem Sport mit Freunden in geselliger Runde bei einem Bierchen oder zwei einfach gut funktioniert und sich dank seiner ehrlichen Küche nicht nur im WMTV selbst großer Beliebtheit erfreut.
 
Das „Signature Dish“ :-) des Hauses dürfte wohl ein Gericht sein, das schon sein erwähnter Onkel weiland auf der Karte hatte, den kryptisch betitelten „Stillen Genießer“, seines Zeichens ein Schnitzel mit geschmorten Zwiebeln, Speck und Spiegelei, Bratkartoffeln und Salat – ätherisch leichte Sommerküche halt. :-)
 
Aber es gibt auch ansprechende Salate, vereinzelte vegetarische  Optionen wie Gnocchi nach Art des Hauses mit Pesto und Kirschtomaten bspw. aber die eher deftige DNA der Karte lässt sich sicher nicht leugnen, und das muss man sie ganz sicher auch nicht.
 
Wir gaben nach kurzem Überlegen unsere Bestellung auf, obwohl die offenen Weißweine – bemerkenswerte zehn an der Zahl! – nur als 0,25 Liter Karaffe in der Karte stehen, seien auf Wunsch natürlich auch 0,1 oder 0,2 Liter Gläser möglich, was mich als Fahrer natürlich freute. An dieser Stelle sei auch die große Auswahl an gepflegtem Gin und Rum erwähnt, auch das sehr außergewöhnlich für das, was man gemeinhin in einem gutbürgerlichen Vereinsheim erwarten dürfte.
 
Man bedankte sich und nach angemessener Wartezeit wurden die Vorspeisen serviert, nachdem das ein oder andere an mir vorbeigetragene, appetitliche duftende Gericht meinen Hunger bereits empfindlich gesteigert hatte….
 
 
 
| Vorspeisen |
 
Tomatencremesuppe – 3,70€
Gebratene Riesengarnelen – 15,50€
 
2019 Luna Lunera, Sauvignon Blanc, Bodegas Dehesa de Luna, Kastilien, Spanien – 0,1l zu 3,50€
 
Meine ständige Begleitung hatte sich für die Tomatencremesuppe entschieden, da ich gedankenverloren zunächst meine Garnelen knipsen musste, ist das kleine Sahnehäubchen leider unschön verlaufen, mea culpa.

Tomatencremesuppe (das verlaufene Häubchen ist meine Schuld, siehe Kritik....)
 
„Mhhh, die ist aber lecker!“ tönte es von der anderen Tischseite und ich wurde wie üblich genötigt, zu probieren. Und ja, das kann ich durchaus unterschreiben, auch wenn mir die Konsistenz vielleicht etwas zu dick war (von pappig oder breiig aber keine Spur!!!) war das eine ehrliche Suppe mit einem ebensolchen Gemüsefond, das kräftige Tomatenaroma wurde u.a. mit einem Hauch Lorbeer und Knoblauch ummantelt, sehr schön.
 
Für den üppigen Teller war der Preis mehr als günstig zu nennen, wie auch zu meinen Gambas gab dazu es ein wenig durchaus brauchbares Baguette, das aber – vielleicht auch witterungsbedingt durch leichte Schwüle – in der Kruste nicht so knusprig war, wie man es gemeinhin schätzt, aber das ist ein läppisches Detail.
 
Meine gebratenen Riesengarnelen mit Frühlingszwiebeln, Ingwer und Knoblauch kamen wie erwähnt mit  Brot und hausgemachter Aioli; auf meinen Wunsch gab es noch etwas heimtückischen geschroteten Chili in das Gericht.

Gebratene Riesengarnelen
 
Das Foto wird dem Teller nicht gerecht, was vielleicht für 15,50€ etwas mickrig aussieht, waren ganze acht sauber entdarmte Riesengarnelen guter Qualität und üppiger Sortierung, ich habe jede in der Mitte durchschneiden müssen, für einen Happen waren sie zu groß.
 
Im Prinzip waren die perfekt auf den Punkt sautierten Garnelen eine Version von Gambas al ajillo nach Art des Hauses und als solche auch sehr gelungen, auch wenn ich persönlich das Öl oder generell bei solchen Zubereitungen etwas mehr „auf die Zwölf“ schätze. Was andere als überwürzt empfinden finde ich genau richtig, aber deshalb etwas abzuwerten, was dem eigenen Gusto nicht zu 100% entspricht, kann wohl kaum Sinn der Bewertung einer gastronomischen Leistung sein, auch wenn man es täglich anders erlebt.
 
Das gute Olivenöl war durch Knoblauch und Chili hinreichend aromatisiert, der Ingwer eher dezent im Hintergrund und auch die von mir misstrauisch beäugten Frühlingszwiebeln fügten sich gut ein, zufrieden tunkte ich Brot und musste aufpassen, mir nicht mit dem ständig am Messer herunterlaufenden Öl das Hemd zu versauen, was mir wie durch ein Wunder auch gelang!

Brot / Aioli
 
Die Aioli in der Textur vielleicht einen Hauch „mayonnaisig“ und die Petersilie darin habe ich nicht verstanden, weh tat sie aber auch nicht und der Knoblauch-Pegel war erfreulich hoch, das schmeckte ebenfalls sehr gut, und kleine Sauereien wie ein „Double Dipp“ von Brot in Öl und Aioli machten mit dem gut gekühlten frischen Sauvignon Blanc gleich doppelt so viel Freude, eine schöne Vorspeise!
 
 
 
| Hauptgerichte |
 
Schafskäse im Bacon-Mantel auf Wildkräutersalat – 12,50€
Cordon Bleu vom Kalb – 21,50€
 
2020er Forster Schnepfenflug Riesling Kabinett, Forster Winzerverein, Forst, Pfalz – 0,1l zu 3,00€
 
Das Cordon Bleu war die Tagesempfehlung, auch ein Wiener Schnitzel vom Kalb war im Angebot. Eigentlich hatte ich mit einem Steak geliebäugelt, das nach einer maritimen Vorspeise eigentlich mein liebster Hauptgang ist, aber ein gutes Cordon Bleu ist mal wieder eine kulinarische Kindheitserinnerung der positiven Art, und da kann ich selten nein sagen.

Cordon Bleu vom Kalb
 
Das in viel gutem Butterschmalz gebratene, gefüllte Schnitzel aus der Oberschale sollte dann auch sehr überzeugen, der eher milde Gouda war üppig aber nicht in Unmengen vorhanden, auch hier wurde wieder auf den Punkt gebraten, das Fleisch war zart und saftig.

Seufz....
 
Das ist einfach gute Küche und ich ärgerte mich sehr darüber, in völliger geistiger Umnachtung nicht die Pommes Frites mit Bratkartoffeln ersetzt zu haben, denn die werden hier frisch portionsweise gebraten wie mir der der Koch nachher verriet - ja, super Info, danke nochmal fürs Extra-Reinreiben… :-) Die Gewürzmischung auf den Pommes hätte ich nicht gebraucht, sie harmonierte mit den zum Fleisch gereichten Preiselbeeren nicht wirklich und hätte zu einem der deftigen Schnitzelgerichte besser gepasst, aber für sich genommen war sie sehr lecker und auf Nachfrage auch im Haus angemischt.
 
Ich hatte noch eine auf der Karte bei einem gebratenen Rotbarsch entdeckte hausgemachte Remoulade dazu bestellt, die zwar nicht wirklich passte aber ich wollte sie einfach probieren.
 
Und ich möchte zu dieser nur sagen: Wenn ich, obwohl schon gut gesättigt, beim Probieren dieser spontanen Heißhunger auf Backfisch bekam, sagt das schon viel aus, eine feine gurkensäuerliche, leicht stückige Angelegenheit, fürwahr ein kleiner Hochgenuss.
 
Der Beilagensalat war dann wirklich den Vortrag wert, den es einst zu ihm gab, hier passierte viel auf dem Teller und als Extra-Position wäre er mindestens seine vier Euro wert.

des Chefs Diplomarbeit ;-))
 
Der tadellos frische Pflücksalat wurde mit einem Sahne-Sauerrahm Dressing angemacht und nicht mit einem halben Liter Fertigdressing überschüttet, im Dressing Noten eines guten weißen Balsamicos und gut ausbalanciertes Säure-Süße-Spiel, köstlich.
 
Dazu noch hauchdünne halbierte Gurkenscheiben, feine Möhrenstreifen, milde rote Zwiebeln in hauchfeinen Ringen und ebensolche geviertelte Radieschen-Scheiben.
 
Ein Highlight darin der hausgemachte Krautsalat, der hier bei der Zubereitung blanchiert wird, das war ein Geschmack, den ich sonst nur aus von mir oft so hochgelobten, guten süddeutschen Traditionshäusern kenne, alte allerbeste Schule!
 
Ich war hochzufrieden, nippte meinen einfachen Kabinett Riesling aus der Pfalz, der mir Säure-Junkie natürlich zu brav war, allerdings gut passte und meiner guten Laune nicht im Wege stand.
 
Der Wildkräutersalat mit Feta im Baconmantel von Madame gefiel auch gut, der Feta war cremig und von guter Qualität, der Bacon knusprig und natürlich eine bewährte wie verlässlich leckere Kombination, der Salat vielfältig und frisch, das Balsamico Dressing perfekt abgeschmeckt.

Wildkräutersalat mit Feta im Baconmantel
 
Ein schönes Gericht, nicht nur im Sommer, aber an so einem lauen Abend schmeckte es meiner Begleitung nochmal so gut, kam sehr gut an und würde so auch jederzeit wieder bestellt werden.
 
 
 
| Dessert |
 
Mousse au Chocolat für zwei – 6,00€
 
Bei den Desserts gibt es eine kleine Auswahl von Eisbechern, Apfelstrudel und einem lauwarmen Schokoküchlein auf Fruchtspiegel, alles im Detail ansprechend klingend.

Mousse au Chocolat für zwei , kleine Portion
 
Da ich aber auf Nummer Sicher gehen wollte, fragte ich, was definitiv hausgemacht, nicht zu üppig und zu empfehlen sei. Die Dame im Service antwortete prompt, der Chef habe heute Nachmittag ein Catering vorbereitet und ganz frische Mousse au Chocolat im Angebot, das klang doch wie ein Plan.
 
So improvisierte der Chef einen kleinen Teller für zwei, nett ausgarniert mit weißen Schokosplittern und frischer Erdbeere, die Sahne kam übrigens nicht aus der Convenience Sprühflasche sondern aus dem Sahne-Syphon (diese iSi Gourmet Whip Teile nehme ich an…) und war ebenso wenig übersüßt, wie die lobenswert lockere, herrlich aromatische Mousse.
 
Madame verkündete derweil, dass sie die Mousse zwar gerne etwas fester habe, dann aber immer sofort pappsatt sei, daher freute auch sie sich nach den üppigen Portionen vorab über die Kombination von Lockerheit und geschmacklich runder Schoko-Intensität.
 
Danach ging dann wirklich gar nichts mehr und ich war froh um das robuste Blattfeder-Konstrukt unter meinem Veteranen Jeep, ich fühlte mich doch sehr „rund“ nach diesem Essen, aber auch sehr glücklich.
 
Ich bat um die Rechnung, die prompt kam, zahlte in bar, und wir machten uns in leichtem Pudding-Koma auf den Heimweg.
 
Als wir zum Parkplatz schlenderten, kam Meister Tückmantel noch kurz aus der Küche und wir plauderten draußen noch ein wenig. Ich lobte das Essen, was ihn sichtlich freute und ich versprach, sicher nicht zum letzten Mal hier gewesen zu sein – ein schöner, harmonischer Abend mit einem entsprechendem Schlusspunkt…
 
 
 
Fazit
 
Wie angedeutet, hatte ich das in meiner Region seltene Gefühl, in einer von A bis Z mit Leidenschaft und beruflichem Ethos kochenden gutbürgerlichen Gaststätte zu sitzen, ein Gefühl, dass ich das letzte Mal im letzten September in Oberbayern hatte, und das ist ein großes Lob angesichts dessen, was man dort in guten Häusern auf den Tisch bringt. Ich gebe überzeugte 4,5 Sterne für eine erfreuliche Küchenleistung in einem Gastro-Genre, in dem man tendenziell sehr viel öfter auf die Nase fällt als einen genussreichen Abend wie den hier beschriebenen erlebt.
 
Den bislang kaum erwähnten Service kann ich nur in den höchsten Tönen loben, die beiden Damen waren flink, immer präsent und eingespielt bei der Sache. Die Zufriedenheit wurde fast schon etwas zu oft erfragt, weil es ihnen beiden ein Anliegen zu sein schien, aber besser so als Desinteresse. Fünf Sterne für einen vorbildlichen Service im gutbürgerlichen Gewand.
 
Das Ambiente besser als erwartet, gepflegt und gut in Schuss, mir gefällt das Retro-Thema sehr gut, auch wenn die Tisch und Stühle für mich einen Hauch altbacken wirken gebe ich gute vier Sterne, nicht zuletzt weil ich Orte mit Historie liebe.
 
Die Sauberkeit tadellos, auch als ich einen kurzen Blick in die Küche werfen konnte, als Meister Tückmantel in deren Außentüre parlierte sah ich aufgeräumte, saubere Verhältnisse, fünf Sterne hierfür.
 
Beim Preis-Leistungs-Verhältnis bin ich auch bei 4,5 Sternen: Handwerk, Produkte, Menge - das war alles mehr als in Ordnung und hat ein Lob verdient.
 
So komme ich in der Gesamtwertung ebenfalls auf hervorragende, mehr als verdiente 4,5 Sterne und kann das Restaurant Turnhalle allen empfehlen, die gutbürgerliche regionale Küche „in gut“ schätzen und denen es eben nicht egal ist, ob das Dressing aus dem großen Eimer stammt und das Convenience-Schnitzel aus der Fritteuse.
 
Zu denen zähle ich gottlob nicht, und Torsten Tückmantel erst recht nicht, und das ist mehr als gut so, nicht nur für den WMTV….
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


Jens und 23 andere finden diese Bewertung hilfreich.

Oparazzo und 23 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.