Zurück zu Café Dürnitz im Landesmuseum Württemberg
GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Café Dürnitz im Landesmuseum Württemberg in 70173 Stuttgart bewertet.
vor 3 Jahren
"Stuttgart hat ein neues Wohnzimmer"
Verifiziert

Geschrieben am 01.11.2021
Besucht am 31.10.2021 1 Personen Rechnungsbetrag: 3 EUR
Als die „Dürnitz“ im Alten Schloss vor einigen Wochen öffnete, ging ein euphorischer Schrei durch den Kreis der Museumsleute, Kulturschaffenden, Architekten, Stadtplaner – und nicht zuletzt Touristen und Einheimischen. Es war, als hätte man Museumsgastronomie neu erfunden, zumindest an diesem Ort. Die Stuttgarter (und alle Besucher des Württembergischen Landesmuseums) werden sich noch an das ehemalige düstere, dunkle, ein bisschen sogar gruselige Entrée das Alten Schlosses erinnern. Kein Ort zum Verweilen oder gar Konsumieren. Wenn nicht grad Weihnachtsmarkt war und man sich vor den Toren des Schlosses noch einen Glühwein gekippt hatte, war hier gastronomisch absolut nichts zu erwarten.

Sehr neugierig betrete ich am letzten Oktobersonntag die neu erschaffene Lounge und bin gleich mehrfach überrascht. Die helle, lichte, weitläufige Dürnitz (laut Wikipedia: „ein rauchfrei beheizbarer Speise- und Gemeinschaftsraum in mitteleuropäischen Burgen oder frühen Schlössern“) wirkt tatsächlich wie ein riesiges Wohnzimmer oder wie der Showroom eines Möbelherstellers. Auf zusammengewürfeltem, sehr lederlastigem Mobiliar des Möbelherstellers Knoll dürften auch Großfamilien Platz finden. Indes: an diesem überaus sonnigen Sonntag will eigentlich niemand seine Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, so dass geradezu gähnende Leere herrscht.

Ich kann´s geniessen! Die Speisekarte weist Ausgewähltes, hauptsächlich Regionales auf: Sekt aus dem Hause Kessler (Esslingen) / Gin Tonic unter Verwendung des Schwarzwälder Monkey 47, auch alkoholfrei in einer Jörg-Geiger-Variante / Kaffeespezialitäten von der Kaffeerakete Stuttgart / Burkhardt Säfte von der Schwäbischen Alb / regionale Wein wie z.B. die Rotwein-Cuvée Salucci vom Collegium Wirtemberg. Dazu Kleinigkeiten zum Essen: Quiches, Zwiebelkuchen, Spinatschnitten, Brezeln, Knabbereien, süsse Kuchen und Torten, offenbar auch Tagesangebote, die ich aber am heutigen Sonntag nicht finden kann. Alles nicht ganz supergünstig, aber doch noch so, dass man es sich leisten kann. Die Präsentation an der Theke ist hell beleuchtet und strotzt nur so von properer Sauberkeit.  

Es herrscht Selbstbedienung. Der junge Mann hinterm Tresen ist aufgeweckt, zugewandt und humorvoll, arbeitet entspannt, jedoch sicher und zuverlässig. Meine schlichte Tasse Kaffee zu 3,40 Euro (vom Geschmack eher unspektakulär, die „Kaffeerakete“ ist offenbar eine neue Rösterei in der Silberburgstrasse) darf ich auf einem peppigen Tablett zu meinem Platz tragen. Ich wähle einen kleinen Zweiertisch mit einem überraschenden Blick auf den Karlsplatz (früher waren alle Fenster verhängt). Hier kann man eine wunderbare Ruhe geniessen – keinerlei störende Hintergrundmusik. Doch die Dürnitz firmiert auch als Kulturlounge und bietet an ausgewählten Terminen Tanz, Performance, Musik, Figurenspiel und mehr. Vermutlich so, wie es in einer originalen Dürnitz im Mittelalter auch zuging…

Zur Zeit ist der Einlass etwas diffizil (momentan noch 3G-Nachweis und Kontakterhebungsbogen vor dem Eingang des Hauses, möglicherweise bilden sich noch Schlangen), allerdings ist er nicht an einen Museumsbesuch gebunden. Die Dürnitz soll ein Begegnungsort für alle sein, eine Art grosses Wohnzimmer. Ich persönlich fühle mich spontan sehr wohl an diesem Ort und könnte mir vorstellen, dass ich mich hier zukünftig – auch ohne grossen Verzehrzwang - mit Freunden treffen mag. Schliesslich ist die zentrale Lage nahe Schlossplatz und Einkaufsmeile Königstrasse unschlagbar. Auch Kinder sind willkommen, finden einige Extra-Angebote wie „Babyccino“ und beträchtlichen Auslauf. Die Runderneuerung fand auch in den Toiletten statt, die nun sauber und sehr edel in neuem Glanz erstrahlen; fast ist man geblendet von so viel poliertem (falschem?) Messing. Offenbar gibt es sommers sogar eine Aussengastronomie im Innenhof es Alten Schlosses, die sicherlich gut angenommen wird.  Von einem damit verbundenen Museumsbesuch ganz zu schweigen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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DerBorgfelder und 7 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.