MAKU Weinbar & Café
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Ohligser Markt 1, 42697 Solingen
Restaurant Bistro Bar Weinstube
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GastroGuide-User: Shaneymac
Shaneymac hat MAKU Weinbar & Café in 42697 Solingen bewertet.
vor 7 Monaten
"Die MAKU Weinbar in Solingen Ohligs: Für einen ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance?"

Geschrieben am 24.09.2023 | Aktualisiert am 09.01.2024
Besucht am 15.09.2023 Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Wichtiger Hinweis: um insbesondere das Vorwort einordnen zu können, ist es ratsam sich meine Erstkritik zur MAKU Weinbar in Ohligs anzuschauen. Dort findet man vieles zum Hintergrund des Unternehmens und den Akteuren:
 
https://www.gastroguide.de/restaurant/270007/maku-weinbar-amp-cafe/solingen/bewertung/41235/
 
Ein „paar“ Zeilen vorweg
 
Ich denke jeder, der sich in ähnlicher Form mit Gastronomie beschäftigt und gerne darüber schreibt wie ich, freut sich, wenn seine Berichte auch von vielen Lesern wahrgenommen werden.
 
Wenn eben positive Rezensionen Menschen dazu verleiten, die betreffenden Restaurants aufzusuchen und sich hin und wieder danach zurückzumelden, weil es ihnen ähnlich gut gefallen hat und sich für den schönen Tipp zu bedanken.
 
In diesem Falle freut es mich für die zufriedenen neuen Gäste, aber auch mindestens ebenso für die betroffenen Betriebe, ganz besonders wenn es sich um mutige Neueröffnungen motivierter junger Leute handelt, die mit viel Herzblut bei der Sache sind.
 
Was das Thema negative Bewertungen oder gar totale Verrisse angeht - und wer mich kennt weiß, dass ich solche weder gerne noch oft schreibe – zeigt sich dabei auch im lokalen Kontext, dass eine gewisse Sensationsgier, die primitive Triebfeder hinter so manchem wohlfeilen Clickbaiting, dafür sorgt, dass diese Berichte besonders viel Aufmerksamkeit genießen.
 
So auch im Falle der Weinbar, die ich im Februar 2022 ca. zwei Monate nach Eröffnung als erster mit einer detaillierten Rezension würdigte, und die als gastronomisches Novum in Solingen seinerzeit ohnehin von vielen mit Spannung erwartet wurde, nicht zuletzt auch mit Blick auf das in meinem Text mehrfach erwähnte MAKU Restaurant auf der Prinzenstraße, das damals noch nicht geöffnet hatte.
 
Obwohl ich diesen Bericht nicht allzu aktiv auf Social Media breittrat und am Abend der Veröffentlichung nur einen Facebookpost dazu schrieb, hatte er bereits am ersten Abend über 2000 Abrufe denen noch viele weitere folgen sollten. Der FB-Post hatte indes durch fleißiges Teilen anderer innerhalb von 48 Stunden eine deutlich fünfstellige Reichweite, was bezogen auf Solingen und die weitgehend lokale Thematik enorme Wirkung entfalten sollte wie sich zeigte, denn natürlich kamen in diesem Falle der Großteil der Aufrufe aus Solingen und unmittelbarer Umgebung.
 
Die Reichweite überraschte mich nicht und in der Beziehung habe ich mich schon über weitaus mehr Aufmerksamkeit freuen dürfen, aber was die Anzahl der persönlichen Rückmeldungen anging, sei es über Kommentare oder dutzende private Nachrichten, war das schon bemerkenswert.
 
Selbst mein in die Jahre gekommener Vater, der noch nie etwas von mir gelesen hat und nur diffus weiß, was ich hier und an anderer Stelle mache, rief mich am nächsten Mittag an, was äußerst selten passiert.
 
Er säße gerade mit zwei befreundeten Anwälten beim Mittagessen: er solle schöne Grüße ausrichten, die Herren seien begeistert von Schreibstil und Inhalt gewesen, ich habe den Nagel auf den Kopf getroffen, denn sie seien dort auch schon zu Gast gewesen.
 
Ähnliches erreichte mich von diversen anderen Seiten, deren Urteil ich in Sachen Kulinarik, Wein und Gastronomie zum Teil immens schätze, aber es mischten sich auch Töne darunter, die mir so gar nicht gefielen.
 
Und dabei meine ich nicht die zwei, drei zwar sehr höflichen aber leicht pikierten Stimmen aus der damaligen Stammkundschaft, die sich über meine vermeintliche Strenge echauffierten und meinen gelegentlichen Hang zu Ironie und Sarkasmus als gemeines, allgemeines Bashing gewisser Teile der Gästeschar missverstanden; alles geschenkt.
 
Nein, ich meine nicht wenige Stimmen voller Häme und Schadenfreude, vereinzelt auch aus der Gastronomie, die sich anscheinend sehr darüber freuten, dass da jemand die (Zitat) „Möchtegern Großstadt-Gastronomie auf Provinz-Niveau eines neureichen IT-Investors“ nach „allen Regeln der Kunst zerlegt hat“. Und das obwohl es mit drei Sternen Gesamtwertung mitnichten ein Totalverriss sondern, wie ich finde, sehr ausgewogen war, aber die meisten Leute lesen eben immer nur das, was sie lesen wollen.
 
Selbst hier auf GastroGuide meldete sich jemand an, nur um einen Kommentar zu hinterlassen und der Welt und mir mitzuteilen, wie recht ich doch habe und wie „ekelhaft“ der Espresso aus einer angeblich eiskalten Tasse war.
 
Spoiler: den „neureichen IT-Investor“ Mirko Novakovic habe ich im Nachgang nach einem halben Jahr bei einem langen Feedback-Abendessen im MAKU Restaurant persönlich kennengelernt und schätze ihn menschlich seither sehr, aber obwohl ich Anfang 2022 noch niemand aus dem gesamten Team kannte, tat mir das alles doch persönlich leid.  Dafür bin ich der Gastronomie und den Menschen hinter dem Ganzen einfach grundsätzlich zu sehr zugetan.
 
Aber mir gegenüber nahm man die Sache sportlich, wie mir der Bruder Sascha Novakovic, der sich federführend um die Geschicke der Gastro-Startup-Gruppe kümmert, alsbald mitteilte als wir in Kontakt kamen.
 
Das angesprochene Thema „hausgemachtes Brot“ auf der Karte war bereits am nächsten Tag Geschichte und auch die anderen Punkte habe man aufmerksam zur Kenntnis genommen, wir klärten Missverständnisse im Detail und ich änderte gar meinen Text nachträglich mit deutlichem Hinweis auf die Editierung leicht ab.
 
Seither war ich nicht mehr in Ohligs am Markt zu Gast, es folgte die Eröffnung des Mammut-Projektes Prinzenstraße und das erwähnte Abendessen kurz danach im „großen“ MAKU Gourmet-Restaurant mit Mirko Novakovic fand statt, weil – so sagte man mir zumindest :-) – man im Team viel Wert auf meine Meinung lege und gerne Feedback zur Küche in ihrer Frühphase hören wolle.
 
Das würdigte ich übrigens mit einem langen, detailreichen Bericht im Blog von Weine & Feinkost, bei Interesse findet man diesen hier, dort liest man auch, warum ich mich mit dieser Einladung anfänglich schwer tat und warum ich sie dennoch gerne annahm, weil mir das Engagement für dieses in Solingen tote Gastro-Segment eine Herzensangelegenheit war und ist:
 
https://www.weine-feinkost.de/unterwegs/2022/11/das-maku-restaurant-in-solingen-ohligs/
 
Zu diesem Restaurant wird es in Kürze nach einem Folgebesuch natürlich eine reguläre Rezension geben, auf eigene Rechnung und mit einer entsprechenden Sternewertung auf GastroGuide und TripAdvisor, die sich wie immer an Selbstdarstellung und Preisgefüge orientieren wird, Welpenschutz währt nicht ewig.
 
Zwischenzeitlich eröffnete man im Solinger Stadtteil Gräfrath am pittoresken Markt in der Altstadt übrigens eine zweite Weinbar mit dem gleichen Konzept und zum neuesten Spross kommen wir gleich noch.
 
Soweit so gut also, panta rhei im Hause MAKU wohin man schaut und ich habe noch so vieles auf meiner To-Write Liste, dass ich eigentlich gar nicht vorhatte, diesen Zweitbericht zur Weinbar zu schreiben.
 
Aber als mich kurz vor diesem Besuch, und damit 1,5 Jahre nach Erscheinen der Kritik, mir wieder jemand eine Nachricht schrieb und mir für die „Warnung“ dankte, er und seine Frau haben sich nach der Lektüre meiner – obwohl bereits leicht redigierten – Worte dankend für eine gastronomische Alternative anlässlich ihres Solingen-Besuches am Wochenende entschieden, hatte ich irgendwie ein wenig die Nase voll.
 
Denn ich hatte mitbekommen, dass einiges geändert wurde. MAKU Kulinarik-Chef Patu Habacht steht nun ab und zu selbst im Laden und zaubert etwas. Vieles erinnerte aus der Ferne an das, was ich seinerzeit vermisste.
 
Also fuhr ich an einem frühen Freitagabend kurzentschlossen nach Ohligs um mir das Ganze nochmals anzuschauen, denn letztendlich sind Kritiken immer nur Momentaufnahmen und sollten, gerade in einem solchen Falle eines jungen Betriebes, wiederholt werden - das gebietet die Fairness, auch wenn ich da leider nicht immer konsequent bin.
 
Die Weinbar, revisited
 
Zunächst einmal fällt auf, wie wohltuend es ist nicht mehr auf eine Baulandschaft und –zäune zu schauen, wenn man am Markt angekommen ist. Die Neugestaltung des Platzes ist weitgehend abgeschlossen und das hübsche kleine historische Gebäude der Weinbar bildet mit der benachbarten Persil-Uhr und dem Markt im Hintergrund ein schmuckes Ensemble direkt an der Ohligser Fußgängerzone. Bei gutem Wetter ist die Außengastronomie daher ein absolutes Pfund für den Laden, zumal hier abends am Wochenende gut zu tun ist.

ein hübsches Ensemble


 
Der winzige Gastraum wirkte auf mich in Sachen Lichtstimmung und Dekoration wohnlicher als noch zu Beginn, im Hintergrund laufen wie gehabt unaufdringliche urbane Beats in angenehmer Lautstärke. Man kann sich hier wohlfühlen, vor allem wenn es moderat besucht ist oder sich, wie an diesem Abend, trotz durchwachsenen Wetters die teilweise überdachten Außenplätze als Alternative anbieten und die Gäste sich entsprechend verteilen.


 
Wenn diese kleine Bude allerdings witterungsbedingt völlig überlaufen ist, kann man sich vielleicht vorstellen – zumal bei Getränken Selbstbedienung mit Abholung an der Bar angesagt ist – wie es dort zugehen kann. Ist manchen nach dem vierten Glas Wein vielleicht nicht mehr so wichtig, aber wer an einem Freitag- oder Samstagabend dort mit seiner Liebsten hingeht, um ein intimes Glas Wein bei ruhigen Gesprächen zu genießen, könnte zu diesem Zwecke sicher auch genauso erfolgsversprechend zwei Plätze in der gelben Wand bei einem Heimspiel von Borussia Dortmund organisieren.


 
Das ist aber keine Kritik, sondern soll einfach der Einordnung dienen, es ist an diesen Abenden lebhaft, laut und lebendig und das muss man einfach wissen und mögen, aber solange die Außengastronomie geöffnet ist und das Wetter mitspielt relativiert sich die Sache dramatisch.
 
Über mangelnde Freundlichkeit konnte ich mich schon bei meinem ersten Besuch nicht beklagen und auch heute wurde ich von zwei jungen Damen freundlichst begrüßt, lernte im späteren Verlauf auch den sympathischen neuen Betriebsleiter Jan Alexi (38) kennen und freute mich ein wenig auf das, was ich hoffentlich in gut bekommen würde: denn freitags gibt es hier als Special frisches Tatar von Patu Habacht, ich hatte umständehalber tagelang kaum etwas essen können und war entsprechend ausgehungert.
 
Und tatsächlich, da stand Patu Habacht in der winzigen Küche - einer kleinen Ecke hinter der Bar mit nur einem Kochfeld, in der man sich gerade mal umdrehen kann – und schnitt in Seelenruhe die Zutaten für sein Tatar, das er immer erst am Abend frisch zubereitet. 
 
Ein freundliches Hallo und eine prompte Tatar-Bestellung meinerseits später strahlte er mich an, „Willst du noch ein paar echt geile Pommes dazu, ich mach dir schnell welche!“.
 
Dazu muss man wissen, dass quasi neben der Weinbar, ein paar Meter über eine ruhige Seitenstraße in den Räumen eines vormaligen Döner-Imbisses, bald das neueste Baby der MAKU Familie das fritteusenduftgeschwängerte Licht der Welt erblicken wird: das „Fryzeit“. Hier wird es belgische Pommes mit diversen Soßen und Toppings geben, auch Loaded Fries-Varianten, aber darüber bald mehr von mir.
 
Dort hatte man am Mittag die imposanten belgischen Fritteusen in einem Testlauf eingeweiht und die Gelegenheit war also günstig, wer könnte da schon nein sagen, also immer her damit und auch die Kombination von frischen belgischen Pommes und Tatar klang alles andere als übel.
 
Während ich wartete und der Beleuchtung geschuldet mit dem mitunter komplizierten Weißabgleich meiner Kamera rumspielte schweifte mein Blick. Das angenehme Publikum war im Mix illuster, rechts von mir ein Trio junger Osteuropäerinnen, die den Abend in ihrer Heimatsprache plaudernd und lachend sichtlich genossen. Dazu ein paar Pärchen verschiedener Altersklassen, draußen Jung und Alt bunt gemischt. Mir gegenüber ein Quartett von leicht ergrauten Stadtviertel-Silberrücken, die nebeneinander auf der Bank saßen wie die Vögel auf dem Drahtseil und dabei meist betont würdevoll schweigend reserviert mit ernster Miene die Szenerie taxierten - Letzteres hatte,  wie so oft in diesen Momenten wenn die lokale Steppjacken-Gentry Hof hält, durch seinen beinahe cartoonhaften Statler & Waldorf Gestus schon etwas unfreiwillig Humoriges.
 
Mein Blick fiel aber auch auf die kleine, spanisch mediterran konnotierte Speisekarte und ich bedauerte, dass man meinem Vorschlag nicht gefolgt ist, hier doch teilweise schon in der Deklaration mehr dem eigenen Anspruch zu genügen. Ich finde es vollkommen ok und durchaus charmant, auf kleine Snacks, Häppchen und Tapas zum Wein zu setzen, aber wenn man derart reduziert und produktbezogen agiert, dann möchte ich schon mehr wissen, was man denn da vorgesetzt bekommt, ganz egal ob Schinken, Käse oder Oliven.


 
Wenn ich 12 Euro für einen Teller Serrano-Schinken ausgebe, so würde ich schon gerne mehr wissen, nicht mal die Reifezeit gibt man an. Warum bietet man nicht zu einem angemessenen Preis echten iberischen Pata Negra Bellota und kündet stolz davon in der Karte? Das würde dem gehobenen Setting auch besser zu Gesicht stehen, ähnliches gilt für die nicht näher bezeichneten „Portugiesischen Ölsardinen“ für acht Euro. Ich unterstelle auch hier gute Qualität und liebe gute Ölsardinen, aber Jahrgangssardinen mit Herkunftsangabe würden mich doch weit mehr ansprechen und ich weiß aus manchem Gespräch, dass ich damit nicht alleine dastehe.
 
Aber das eher kleine Angebot, für eine Weinbar auch in Sachen Wein, obwohl man damit lokal in Sachen offener Auswahl und Qualität im Segment Bar / Bistro klar an der Spitze steht, ist einfach und alleine den wirklich extrem beengten Verhältnissen vor Ort geschuldet. Eine richtige Küche gibt es nicht, jeglicher Lagerplatz ist Mangelware und somit habe ich wirklich allertiefstes Verständnis dafür, mit welchen Einschränkungen man leben muss. Auch gibt es nur sehr begrenzte Kühlfläche, so dass man nicht eine ganze Batterie von womöglich an der Prinzenstraße vorproduzierten Dingen vorhalten kann.
 
Allerdings kann das aus Sicht eines neuen Gastes, der schon so manche Weinbar sah, nach wie vor dennoch etwas enttäuschend sein, je nachdem welche Erwartungen man denn hatte. Aber da ich wusste, was mich erwarten würde war von Enttäuschung diesmal natürlich nichts zu spüren.
 
Es sollte losgehen, wir starten mit dem
 
| Tatar  - 18€ |
 
Gerechnet hatte ich mit einer ganz klassischen Variante: Schalotte, Sardellen, Kapern, Cognac, Senf, Schnittlauch, Pfeffer und vielleicht etwas Tabasco, dazu das unvermeidliche Wachtel-Eigelb, wer kennt es nicht.


 
Aber Patu Habacht hat sich hier stilistisch ein wenig der Ausrichtung der Karte genähert, mit einer Vier-Komponenten-Variante, die mich durchweg überzeugte.
 
Statt Schalotten oder gewöhnlichen roten Zwiebeln setzt er auf süße Roscoff Zwiebeln, die neben der italienischen Cipolla di tropea zu meiner liebsten Variante gehört.
 
Dazu fein gearbeitete spanische Piquilo-Paprika (Pimiento del Piquillo), deren süßlich aromatischer Geschmack hervorragend harmonierte, und etwas Schnittlauch.
 
Aber so richtig, richtig gut wurde es dann noch durch fermentierte Zitrone, die stellt er selbst her, kocht sie mit Knoblauch und etwas Chili und lässt den Dingen ihren Lauf, ein wenig kennt man das Prinzip von Salzzitronen aus der marokkanischen Küche.
 
Die brachten eine Dimension in das Gericht, die viel Freude machte und überhaupt stand dieses Gericht sinnbildlich für vieles, was ich seinerzeit hier schmerzlich vermisst hatte. Sei es was die konkrete Ausführung angeht aber auch alleine dadurch, dass hier Profis am Werke sind und die damalige Ankündigung in der Lokalpresse „gastronomisch Besonderes“ bieten zu wollen, an der ich mich so hochzog, auch untermauern.
 
Nicht nur durch geschmackliche Tiefe bereicherte die fermentierte Köstlichkeit, sie verlieh dem Tatar auch eine angenehm saftige Textur, ohne dabei in eine gewisse „Schleimigkeit“ abzudriften.
 
Letzteres liegt wohl auch daran, dass es nicht nur aus reinem Filet besteht und schon Stunden vorher produziert wurde, sondern auch eine etwas fetthaltigere Partie verwendet wurde.
 
Das Fleisch aus guter regionaler Zucht bezieht man übrigens von der Metzgerei Rauschmann in Haan, ein beliebter handwerklicher Traditionsbetrieb mit eigener Hausschlachtung.

Das Tatar ging übrigens aufs Haus, das war
Patu ein großes Anliegen, ich nahm es in diesem Fall aus persönlichen Gründen ausnahmsweise gerne an,
 
Sehr schön, dazu gab es parallel
 
| Belgische Pommes - Probeportion |
 
Die Pommes bezieht man als Frischware von einem Lieferanten, der in der einschlägigen Szene als DIE Quelle der Wahl gilt und dass man die nagelneue, schwere Fritteusen-Artillerie schon gut im Griff hat bewies diese doppelt frittierte (klassisch ist bei 150 Grad vorfrittieren, Abkühlen und bei 175 eine zweite Runde) Leckerei sehr eindrücklich: knusprig und innen fluffig und weich, wie man sie sich wünscht, köstlich.


 
Und  auch wenn sie nicht aus purem Rindernierenfett kamen, wie es Tradition für Vlaamse Frites ist, sondern nur aus einem Teil (der Rest Pflanzenöl) für den unverwechselbaren Geschmack und Geruch, merkte man dieses Detail doch sehr deutlich.
 
In Belgien haben Vlaamse Frites wenig überraschend den Status eines nationalen kulinarischen Erbes. Sie sind so beliebt, dass es – wie ich kürzlich las - seit 2008 in Brügge sogar ein eigenes Museum für sie gibt: das Frietmuseum.
 
Als Soße gab es eine sehr schöne Chipotle-Mayo und das sollte hervorragend zum Tatar passen, die Mayonnaise selbst bezieht man auch aus Belgien, jegliche Abwandlungen wie in diesem Falle werden aber selbst angerührt. Ob man später auch auf komplett hausgemachte Mayo setzt wird sich zeigen, man kämpft wie überall noch mit der Personalsuche und ich denke man wird froh sein, den Regelbetrieb nach einem wahrscheinlichen Soft-Opening erst mal auf die Beine stellen zu können.
 
| Brot & Olivenöl – 3,50€ |
 
Das mit etwas Fleur de sel gewürzte Öl selbst kenne ich schon von meinem ersten Besuch: ein reinsortiges extra vergine von der Taggiasca Olive, eine der beliebtesten und bekanntesten Sorten Italiens, deren Hauptanbaugebiet an der Riviera Ligure di Ponente zu finden ist, wo das Terroir ideal zu sein scheint.


 
Für Olivenöl-Nerds vielleicht einen Hauch zu gefällig aber für den Geschmack der Masse absolut perfekt, und das meine ich nicht im Ansatz negativ, es ist aromatisch, vollmundig und fruchtig, so wie man es von Taggiasca eben kennt und mir schmeckte es entsprechend gut.
 
Und man muss fairerweise auch sagen, dass die Öle mit Ecken und Kanten, mit ein wenig Schärfte und Bitterkeit im Abgang, die den Öl-Fans je nach Verwendungszweck so gut gefallen, eben nicht bei allen Anklang finden und gerade Bitterkeit irrtümlich oft als Fehlnote wahrgenommen wird.
 
Das üppigst vorhandene Ciabatta gefiel mir auch gut, dass es aber bei Brot immer noch Luft nach oben gibt bewies am vorigen Wochenende das Restaurant Ohters in Monheim, das Brot von Kult-Bäcker Jochen Gaues auftischte, was an unserem Tisch bestens ankam, das war wahrlich sensationell.
 
Vielleicht sollte die Weinbar hier mal einen Blick erwägen, es wäre ein riesiger Unterschied ohne dass die jetzige Variante in irgendeiner Form Anlass zur Klage geben würde.  
 
 
| Wein |
 
2021 Wittmann Riesling "Estate", Bioweingut Wittmann, Westhofen, Rheinhessen – 0,15l zu 8,50€
 
Als ich Jan Alexi nach einer Weinempfehlung zu meinem Essen fragte kam er ins Grübeln, dann schlug mir der gelernte Koch und Restaurantfachmann nach einiger Bedenkzeit einen Rioja vor. Hätte es ein klassisches Tatar gegeben, dazu vielleicht noch Trüffel-Parmesan-Pommes, wäre ich da wohl auch mitgegangen.


 
Ich empfand aber ein gutes Glas Riesling passender zu dieser frischen und leichten Tatar-Variante, zuhause hätte ich mir dazu vielleicht einen schönen Verdejo gegönnt, den habe ich aber auf der Karte nicht entdeckt.
 
Der Wein präsentierte sich in der Nase trocken, elegant und würzig und entfaltet Aromen von Aprikosen, gelben Äpfeln, reifen Zitrusnoten und einem Hauch von Kräutern. Geschmacklich überzeugte er durch seine saftige Klarheit, gepaart mit einer leicht salzigen Mineralität. Er bietet eine spritzige, dennoch reife Säure mit Nuancen von Zitrusfrüchten, wobei er durchgehend trocken bleibt.


 
Ein hervorragender VDP.Gutswein aus einem in Sachen Weinbau und Wetter schwierigen Jahrgang und ein gutes Beispiel dafür, dass man eine gute Nase für feine Weine hat. "Estate" ist übrigens Wein-Neudeutsch für die Tatsache, dass die Trauben ohne Fremd-Zukauf ausschließlich aus dem eigenen Anbau des Weingutes stammen.
 
Die Kalkulation geht in Anbetracht dessen, was ich in den letzten Monaten teilweise an Unverschämtheiten erleben musste, auch völlig in Ordnung, zumal es in Sachen offener Weine in Solingen meist sehr mau aussieht was Sortimentsbreite und vor allem Qualität angeht.
 
Fazit
 
In Sachen Küche sehe ich für das Erlebte eine Steigerung von salomonischen 2,5 Stern auf sehr solide und gute vier Sterne und damit eine Schulnote zwei. Das Tatar lag solo bei 4,5 und was man sonst noch für Stellschrauben hat, das habe ich aus meiner subjektiven Sicht im Detail geschildert.
 
Ich würde mir vor allem wünschen, dass Dinge wie das Tatar nicht nur ein Special sind und vielleicht täglich eine solche kleine Überraschung wartet, meinetwegen auch wöchentlich im Wechsel, das würde schon viel bewirken und höhere Weihen ermöglichen.
 
Auch in der Gesamtnote gibt es eine deutliche Verbesserung von drei auf vier Sterne. Es ist eine kleine, gepflegte Weinbar die im Rahmen ihrer Möglichkeiten vieles gut und richtig macht und zu Recht ein beliebter, generationsübergreifender Treffpunkt geworden ist.
 
Allerdings, und damit wende ich mich auch an die Herrschaften von MAKU, die das hier sicher zur Kenntnis nehmen werden, muss man sich natürlich auf einem gewissen preislichen Level auch immer Vergleiche mit dem ähnlich positionierten Wettbewerb gefallen lassen.
 
Fünf Sterne stehen bei mir für ein herausragendes Angebot, und auf Solingen und Ohligs bezogen ist es das auch. 

Aber, und da kommen wir wieder zum Dilemma mit dem Platzproblem, wenn man die Erwartung einer gehobenen Weinbar hat und gute solche aus anderen Städten kennt dann ist die MAKU Weinbar vor diesem Hintergrund eine absolut empfehlenswerte Angelegenheit, aber nicht der völlige Gipfel dessen, was man im Segment Weinbar so vorfindet. Und nur so sind die vier Sterne bitte zu verstehen.

Den Service kann ich wegen der Selbstbedienung eigentlich nicht bewerten, aber das Essen wurde am Tisch serviert, mir wurde gerne Wein zum verkosten angeboten als es an die Auswahl ging, man war aufmerksam, charmant und freundlich und da machte es mir wenig aus, meinen Wein an der Bar zu bestellen und drei Schritte zu gehen.
 
Ich jedenfalls werde jederzeit gerne wiederkommen, halte ein waches Auge auf die Specials und wenn ich weiß, dass Patu wieder selbst das Messer schwingt, bin ich gerne wieder mit dabei.
 
Ihm und dem gesamten Team, Caro, Ann-Kathrin, Sebastian und Jan danke ich für die erlebte Liebenswürdigkeit und die netten Gespräche und freue mich auf ein Wiedersehen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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