Geschrieben am 03.05.2022 2022-05-03| Aktualisiert am
03.05.2022
Besucht am 06.03.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 48 EUR
Schon zweimal verschlug es mich in diesem Jahr in den von Hermann Gilb seit 1992 geführten Landgasthof im Ortskern von Rheinzabern, der ältesten Gemeinde der Südpfalz. Die Römer nutzten vor knapp 2000 Jahren den Ort als Raststätte („Tabernae“). Diese lag verkehrstechnisch günstig an der römischen Fernstraße, die von Italien über Basel nach Mainz führte.
Das Haus selbst blickt auf eine über 120jährige gastronomische Vergangenheit zurück. Nach etlichen Besitzerwechseln kaufte der Vater von Hermann Gilb – er hieß ebenfalls Hermann – 1961 das Goldene Lamm und führte es zusammen mit seiner Frau Auguste bis ins Jahr 1989. Trotz der auffallenden Fassadenfarbe in Terrakotta sind die grau angestrichenen Fachwerkbalken noch gut zu erkennen. Außenansicht
Neben dem gepflegt wirkenden Gastraum stehen ein zusätzlicher Veranstaltungsraum, ein begrünter Sommergarten und ein lauschiger Innenhof als Räumlichkeiten zur Verfügung. Der Innenhof
Genügend Platz also, um auch größere Gruppen und Gesellschaften zu beherbergen. Für die richtig großen Events steht außerdem das Bürgerhaus in Jockgrim zur Verfügung, das Küchenchef Hermann Gilb und sein Team noch „nebenbei“ betreiben. An solchen „Großkampftagen“ bleibt dann das Goldene Lamm zwangsläufig geschlossen, was auf der Homepage des Lokals frühzeitig bekanntgegeben wird.
Den Erstkontakt stellte ich telefonisch während einer kleinen Wanderung auf dem zwischen Rheinzabern und Jockgrim angelegten Otterbachbruchweg her. Während der hübschen Familientour in der als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Burchbach-Otterbachniederung (nordöstlicher Ausläufer des Bienwaldes) kam Hunger auf.
In Gehrlein’s Alter Mühle – unserem kulinarischen Favoriten vor den Toren von Rheinzabern – war an diesem frühen Sonntagabend kein Platz mehr zu bekommen. Ihre Wiedereröffnung lockte anscheinend viele regionale Genussspechte mit gehörigem Nachholbedarf in das geschmackvoll renovierte Anwesen.
Wirklich viele Alternativen zu Martin Gehrleins Zweitlokal gibt es in und um Rheinzabern ja nicht. Auch im benachbarten Jockgrim sieht es gastronomisch eher düster aus. Durch die guten Rezensionen auf „Tante Google“ hatte ich das Goldene Lamm schon länger auf dem Schirm, war aber noch nie vor Ort gewesen. Das sollte sich an diesem Sonntagabend ändern.
Und so kam es mehr oder minder spontan zur ersten Einkehr in der Pfälzer Heimat mit unserem kleinen Töchterchen. Wir waren recht früh dran (ca. 17 Uhr), aber das war auch gut so, denn dann würden wir mit der jungen Dame auch wieder beizeiten daheim sein. Die Einhaltung des Schlafrhythmus hat da Priorität.
Außer dem unseren war nur noch ein weiterer Tisch besetzt. Später gesellte sich eine Familie mit drei Kerlen im Grundschulalter am Nebentisch dazu. Da hatte unsere Kleine ordentlich was zu gucken. Ich schaute mich derweil um und fand die wohltuend zeitlose Einrichtung des Gasthofs irgendwie beruhigend. Hell und freundlich wirkte das schnörkellose Interieur des Goldenen Lamms. Der Gastraum
Schön, dass es solche, ein wenig aus der Zeit gefallenen Gasträume noch gibt. Erinnerungen an die ersten bewusst erlebten Gasthausbesuche in den 80er Jahren kamen mal wieder hoch. Wahrlich nicht die schlechtesten Assoziationen.
Die Tische waren gleich zweifach in Leinen gehüllt. Sie passten zu den crèmefarben gestrichenen Wänden. Einfache, aber nicht unbequeme Sitzmöbel aus hellem Holz gruppierten sich um die gepflegt wirkende Tischkultur. Gemütliches Eck
Der dunkle Fliesenboden kontrastierte zur hellen Einrichtung des Raumes. Auf der Holztheke ging es hochgeistig zu. Als würde man das komplette Digestiv-Angebot des Hauses zur Schau stellen wollen. Blick zur "geistreichen" Theke
Ansonsten hielt man sich mit dekorativen Elementen vornehm zurück. Ein Aufsteller auf der Fensterbank zu meiner Linken warb für preisgünstigen Ingwer- und Topinamburschnaps. Exotische Schnapsempfehlungen
Daneben sorgten Teile eines alten Kaffeeservices für ein paar wohldosierte Nostalgiemomente. Deko auf der Fensterbank
Meine Frau und ich blieben an diesem Abend ganz brav beim Mineralwasser, das in Form einer Flasche Gerolsteiner Classic (0,75l für 4,40 Euro) geliefert wurde. Bei meiner Einkehr Ende April mit dem Präsidenten unseres vierköpfigen Gourmand-Clubs war ich dagegen in regelrechter Bierlaune. Eine Flasche Tegernseer Hell (0,5l für 3,90 Euro) und ein frisch gezapftes Paulaner-Pils (0,5l für 3,90 Euro) ließ ich mir an jenem frühsommerlichen Donnerstagabend im Innenhof des Goldenen Lamms schmecken. Zur deftigen Hausmannskost von Hermann Gilb genau das Richtige. Das Helle Hopfengold vom Tegernsee
Doch zurück zum Erstbesuch Anfang März. Mich gelüstete es an diesem Abend nach einem gemeinen Rumpsteak, das mit Pfefferrahmsauce, Pommes frites und einem kleinen Beilagensalat für faire 22,90 Euro zu haben war. Meine Gattin wollte es mal wieder fleischlos und bestellte einen im Ofen gebackenen Schafskäse (10,90 Euro), zu dem sie sich noch ein kleines Salätchen (3,90 Euro) extra gönnte.
Das mit etwas Rucolagestrüpp, Radieschenscheiben, leicht angerösteten Sonnenblumenkernen, Petersilie und Tomatenschnitzen angereicherte Grünzeug war mit einem leckeren Sauerrahmdressing mit leichter Dillnote angemacht. Der kleine Beilagensalat
Den größten Teil davon bildete frische Ware, teilweise wurde aber auch auf gute Convenience (z.B. der Karotten-Krautsalat) gesetzt. Da kann man für den Preis eigentlich nicht meckern. Nochmal der Beilagensalat
Auch auf dem gratinierten Schafskäse meiner Frau lauerte die grüne Rauke. Dieser war großzügig mit weichgegrillten Tomaten, noch leicht knackigen grünen Peperoni-Schoten, Streifen von frischer Paprika und der obligatorischen Knoblauchnote ausgestattet. Der gebackene Schafskäse (nah)
Der griechische Weißkäse war von guter Qualität, verlor er doch beim Abkühlen nichts von seiner Cremigkeit. Erkalteter, bröckeliger Schafskäse schmälert nämlich deutlich den Genuss dieses mediterranen All-Time-Favoriten. Der gebackene Schafskäse in der Totalen
Dazu reichte man zwei Sorten Weißbrot. Solide Aufbackware der gewöhnlichen Art, die man besonders an einem Sonntagabend zu würdigen weiß. Brotkörbchen zum Schafskäse
Mein Rumpteak kam im gewünschten Gargrad (medium) aufs Porzellan. Rumpsteak im Anschnitt
Ich schätzte seine Masse auf 180 bis 200 Gramm, was einem gestandenen Karnivoren vielleicht zu wenig gewesen wäre, mir aber in Anbetracht der à part in einer kleinen Schüssel servierten Pommes-Beilage allemal ausreichte. Umgeben war der längliche Rindfleischquader von einer aromatischen Pfeffersauce, die mit reichlich Körnern gesegnet war. Rumpsteak mit Pfefferrahmsauce
Dieser auf ehrlicher Jusbasis gründende Genuss-Guss war der eigentliche Star auf dem Teller. Schön, dass an ihm nicht gespart wurde, denn auch die Pommes frites sollten kurz vor ihrem Verzehr noch das würzige Bad in der feinabgeschmeckten Pfeffersauce genießen dürfen. Pommes zum Rumpsteak
Dass der Küchenchef etwas vom Saucenmachen verstand, war nach dem ersten Bissen schon klar.
Dass sich meine Frau nach absolvierter Schafskäsestärkung noch einen Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne (5,90 Euro) einverleibte, darf nicht unerwähnt bleiben. Der Apfelstrudel
Mein selbstauferlegter Verzicht auf Süßes verbot natürlich eine solche Nachspeise, die laut ihrem Gesichtsausdruck zur vollsten Zufriedenheit führte.
Beim der Wiederholungstat vor ein paar Tagen entschieden wir uns beide für die Spargelcrème-Suppe (3,90 Euro) vom „Rheinzawwremer Spargel“ von der Tageskarte. Das mit ordentlich Königsgemüse-Einlage versehene Süppchen kam mit gerösteten Mandelblättchen und ein kleinen Bärlauchschnipseln in die Tasse.
Im Gegensatz zur Einkehr im März war an diesem Abend eine wesentlich jüngere Servicekraft am Start. Auch sie machte ihre Sache richtig gut. Freundlich, zügig und charmant wurden wir von ihr bedient. Auf Nachfragen hatte sie stets eine Antwort parat. Ein gewisses Händchen fürs Bewirten war bei ihr deutlich zu erkennen.
Es war mein erstes Spargelerlebnis in diesem Jahr und es fiel anständig aus. Gut, etwas mehr Geschmackstiefe hätte der Frühlingsterrine sicher nicht geschadet, aber so oder so mundeten mir die noch leicht bissfest gegarten Stücke vom Königsgemüse, das in ausreichender Menge vorhanden waren. Das Spargelcrèmesüppchen
Mein Gaumenfreund, der mich an jenem Abend begleitete, fand für das Süppchen nur lobende Worte und das soll was heißen.
Mit seinen Schweinemedaillons, die mit Rahmchampignons, Spätzle und einem vorweg gereichten Beilagensalat (17,90 Euro) serviert wurden, war er nämlich weitaus weniger d’accord. Schweinemedaillons mit Rahmchampignons
Die vom Schweinefilet geschnittenen Tranchen fielen schlichtweg zu dünn aus. Vier furztrockene Medaillons waren die logische Konsequenz. Schade, das hätte man besser hinkriegen können. An der Rahmsauce gab es dagegen nichts auszusetzen. Zusammen mit den Spätzle (gute Bürger-Qualität) als Soßenschwamm rettete sie ihm wahrscheinlich den Teller. Spätzle zu den Schweinemedaillons
Ich hatte mich diesmal für das Schnitzel Wiener Art (13,90 Euro) entschieden, das ich mir mit der bekannten Pfefferrahmsauce noch zusätzlich grundieren ließ. Schnitzel Wiener Art mit Pep!
Knusprige Panade hin oder her, ich brauchte einfach etwas Süffiges, um damit meine krossen Pommes frites ausreichend zu benetzen. Pommes zum Schnitzel
Mit den beiden wohlpanierten Folklorestücken aus dem Schweinerücken war ich wesentlich zufriedener als der Medaillon-Kamerad gegenüber. Da schien sich jemand im Pfannenmetier gut auszukennen. Das Fleisch nicht zu trocken, außen schön rösch gebraten und – soweit mir die pikante Pfeffertunke dieses Urteil gustatorisch überhaupt erlaubte – auch von einer angenehmen Pfeffer-Salz-Würze kündend. Eine gelungene Portion Gutbürgerlichkeit für eingefleischte Redundanzesser eben. Schnitzel in Pfeffertunke
Die beiden schweinernen Panierlappen ergaben zusammen eine ordentliche Portion, die aber nichts mit den über den Tellerrand hinausreichenden XXL-Schnitzeln aus den übriggebliebenen Vielfraßtempeln der 90er Jahre gemein hatte. Zum Sattwerden reichte der Hausmannsteller jedoch allemal, der kleine Beilagensalat hatte da als Zwischengang bereits gute Dienste geleistet.
Auf den Nachtisch verzichteten wir dann gesättigter Weise. Mein Kollege orderte noch seinen obligatorischen Kaffee (2,10 Euro), mit dem er für gewöhnlich jede Mahlzeit im Gasthaus beschließt. Hermann Gilb kam noch zu einem kleinen Plausch aus seiner Küche. Meine Fragen zur Historie und zur kulinarischen Ausrichtung des Lokals beantwortete er mir gerne.
Ein grundehrlicher Küchenhandwerker und dazu noch ein äußerst sympathischer Zeitgenosse, der hier seit 30 Jahren über Töpfe und Pfannen regiert und der auch ganz gut ohne modische Manierismen auskommt. Man darf gespannt sein, wie lange er diesen liebenswürdigen Landgasthof noch führt. Viele davon gibt es ja leider nicht mehr…
Schon zweimal verschlug es mich in diesem Jahr in den von Hermann Gilb seit 1992 geführten Landgasthof im Ortskern von Rheinzabern, der ältesten Gemeinde der Südpfalz. Die Römer nutzten vor knapp 2000 Jahren den Ort als Raststätte („Tabernae“). Diese lag verkehrstechnisch günstig an der römischen Fernstraße, die von Italien über Basel nach Mainz führte.
Das Haus selbst blickt auf eine über 120jährige gastronomische Vergangenheit zurück. Nach etlichen Besitzerwechseln kaufte der Vater von Hermann Gilb – er hieß ebenfalls Hermann –... mehr lesen
4.0 stars -
"Sympathischer Landgasthof, der mit solidem Saucenhandwerk punktete" Ehemalige UserSchon zweimal verschlug es mich in diesem Jahr in den von Hermann Gilb seit 1992 geführten Landgasthof im Ortskern von Rheinzabern, der ältesten Gemeinde der Südpfalz. Die Römer nutzten vor knapp 2000 Jahren den Ort als Raststätte („Tabernae“). Diese lag verkehrstechnisch günstig an der römischen Fernstraße, die von Italien über Basel nach Mainz führte.
Das Haus selbst blickt auf eine über 120jährige gastronomische Vergangenheit zurück. Nach etlichen Besitzerwechseln kaufte der Vater von Hermann Gilb – er hieß ebenfalls Hermann –
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Das Haus selbst blickt auf eine über 120jährige gastronomische Vergangenheit zurück. Nach etlichen Besitzerwechseln kaufte der Vater von Hermann Gilb – er hieß ebenfalls Hermann – 1961 das Goldene Lamm und führte es zusammen mit seiner Frau Auguste bis ins Jahr 1989. Trotz der auffallenden Fassadenfarbe in Terrakotta sind die grau angestrichenen Fachwerkbalken noch gut zu erkennen.
Neben dem gepflegt wirkenden Gastraum stehen ein zusätzlicher Veranstaltungsraum, ein begrünter Sommergarten und ein lauschiger Innenhof als Räumlichkeiten zur Verfügung.
Genügend Platz also, um auch größere Gruppen und Gesellschaften zu beherbergen. Für die richtig großen Events steht außerdem das Bürgerhaus in Jockgrim zur Verfügung, das Küchenchef Hermann Gilb und sein Team noch „nebenbei“ betreiben. An solchen „Großkampftagen“ bleibt dann das Goldene Lamm zwangsläufig geschlossen, was auf der Homepage des Lokals frühzeitig bekanntgegeben wird.
Den Erstkontakt stellte ich telefonisch während einer kleinen Wanderung auf dem zwischen Rheinzabern und Jockgrim angelegten Otterbachbruchweg her. Während der hübschen Familientour in der als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Burchbach-Otterbachniederung (nordöstlicher Ausläufer des Bienwaldes) kam Hunger auf.
In Gehrlein’s Alter Mühle – unserem kulinarischen Favoriten vor den Toren von Rheinzabern – war an diesem frühen Sonntagabend kein Platz mehr zu bekommen. Ihre Wiedereröffnung lockte anscheinend viele regionale Genussspechte mit gehörigem Nachholbedarf in das geschmackvoll renovierte Anwesen.
Wirklich viele Alternativen zu Martin Gehrleins Zweitlokal gibt es in und um Rheinzabern ja nicht. Auch im benachbarten Jockgrim sieht es gastronomisch eher düster aus. Durch die guten Rezensionen auf „Tante Google“ hatte ich das Goldene Lamm schon länger auf dem Schirm, war aber noch nie vor Ort gewesen. Das sollte sich an diesem Sonntagabend ändern.
Und so kam es mehr oder minder spontan zur ersten Einkehr in der Pfälzer Heimat mit unserem kleinen Töchterchen. Wir waren recht früh dran (ca. 17 Uhr), aber das war auch gut so, denn dann würden wir mit der jungen Dame auch wieder beizeiten daheim sein. Die Einhaltung des Schlafrhythmus hat da Priorität.
Außer dem unseren war nur noch ein weiterer Tisch besetzt. Später gesellte sich eine Familie mit drei Kerlen im Grundschulalter am Nebentisch dazu. Da hatte unsere Kleine ordentlich was zu gucken. Ich schaute mich derweil um und fand die wohltuend zeitlose Einrichtung des Gasthofs irgendwie beruhigend. Hell und freundlich wirkte das schnörkellose Interieur des Goldenen Lamms.
Schön, dass es solche, ein wenig aus der Zeit gefallenen Gasträume noch gibt. Erinnerungen an die ersten bewusst erlebten Gasthausbesuche in den 80er Jahren kamen mal wieder hoch. Wahrlich nicht die schlechtesten Assoziationen.
Die Tische waren gleich zweifach in Leinen gehüllt. Sie passten zu den crèmefarben gestrichenen Wänden. Einfache, aber nicht unbequeme Sitzmöbel aus hellem Holz gruppierten sich um die gepflegt wirkende Tischkultur.
Der dunkle Fliesenboden kontrastierte zur hellen Einrichtung des Raumes. Auf der Holztheke ging es hochgeistig zu. Als würde man das komplette Digestiv-Angebot des Hauses zur Schau stellen wollen.
Ansonsten hielt man sich mit dekorativen Elementen vornehm zurück. Ein Aufsteller auf der Fensterbank zu meiner Linken warb für preisgünstigen Ingwer- und Topinamburschnaps.
Daneben sorgten Teile eines alten Kaffeeservices für ein paar wohldosierte Nostalgiemomente.
Meine Frau und ich blieben an diesem Abend ganz brav beim Mineralwasser, das in Form einer Flasche Gerolsteiner Classic (0,75l für 4,40 Euro) geliefert wurde. Bei meiner Einkehr Ende April mit dem Präsidenten unseres vierköpfigen Gourmand-Clubs war ich dagegen in regelrechter Bierlaune. Eine Flasche Tegernseer Hell (0,5l für 3,90 Euro) und ein frisch gezapftes Paulaner-Pils (0,5l für 3,90 Euro) ließ ich mir an jenem frühsommerlichen Donnerstagabend im Innenhof des Goldenen Lamms schmecken. Zur deftigen Hausmannskost von Hermann Gilb genau das Richtige.
Doch zurück zum Erstbesuch Anfang März. Mich gelüstete es an diesem Abend nach einem gemeinen Rumpsteak, das mit Pfefferrahmsauce, Pommes frites und einem kleinen Beilagensalat für faire 22,90 Euro zu haben war. Meine Gattin wollte es mal wieder fleischlos und bestellte einen im Ofen gebackenen Schafskäse (10,90 Euro), zu dem sie sich noch ein kleines Salätchen (3,90 Euro) extra gönnte.
Das mit etwas Rucolagestrüpp, Radieschenscheiben, leicht angerösteten Sonnenblumenkernen, Petersilie und Tomatenschnitzen angereicherte Grünzeug war mit einem leckeren Sauerrahmdressing mit leichter Dillnote angemacht.
Den größten Teil davon bildete frische Ware, teilweise wurde aber auch auf gute Convenience (z.B. der Karotten-Krautsalat) gesetzt. Da kann man für den Preis eigentlich nicht meckern.
Auch auf dem gratinierten Schafskäse meiner Frau lauerte die grüne Rauke. Dieser war großzügig mit weichgegrillten Tomaten, noch leicht knackigen grünen Peperoni-Schoten, Streifen von frischer Paprika und der obligatorischen Knoblauchnote ausgestattet.
Der griechische Weißkäse war von guter Qualität, verlor er doch beim Abkühlen nichts von seiner Cremigkeit. Erkalteter, bröckeliger Schafskäse schmälert nämlich deutlich den Genuss dieses mediterranen All-Time-Favoriten.
Dazu reichte man zwei Sorten Weißbrot. Solide Aufbackware der gewöhnlichen Art, die man besonders an einem Sonntagabend zu würdigen weiß.
Mein Rumpteak kam im gewünschten Gargrad (medium) aufs Porzellan.
Ich schätzte seine Masse auf 180 bis 200 Gramm, was einem gestandenen Karnivoren vielleicht zu wenig gewesen wäre, mir aber in Anbetracht der à part in einer kleinen Schüssel servierten Pommes-Beilage allemal ausreichte. Umgeben war der längliche Rindfleischquader von einer aromatischen Pfeffersauce, die mit reichlich Körnern gesegnet war.
Dieser auf ehrlicher Jusbasis gründende Genuss-Guss war der eigentliche Star auf dem Teller. Schön, dass an ihm nicht gespart wurde, denn auch die Pommes frites sollten kurz vor ihrem Verzehr noch das würzige Bad in der feinabgeschmeckten Pfeffersauce genießen dürfen.
Dass der Küchenchef etwas vom Saucenmachen verstand, war nach dem ersten Bissen schon klar.
Dass sich meine Frau nach absolvierter Schafskäsestärkung noch einen Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne (5,90 Euro) einverleibte, darf nicht unerwähnt bleiben.
Mein selbstauferlegter Verzicht auf Süßes verbot natürlich eine solche Nachspeise, die laut ihrem Gesichtsausdruck zur vollsten Zufriedenheit führte.
Beim der Wiederholungstat vor ein paar Tagen entschieden wir uns beide für die Spargelcrème-Suppe (3,90 Euro) vom „Rheinzawwremer Spargel“ von der Tageskarte. Das mit ordentlich Königsgemüse-Einlage versehene Süppchen kam mit gerösteten Mandelblättchen und ein kleinen Bärlauchschnipseln in die Tasse.
Im Gegensatz zur Einkehr im März war an diesem Abend eine wesentlich jüngere Servicekraft am Start. Auch sie machte ihre Sache richtig gut. Freundlich, zügig und charmant wurden wir von ihr bedient. Auf Nachfragen hatte sie stets eine Antwort parat. Ein gewisses Händchen fürs Bewirten war bei ihr deutlich zu erkennen.
Es war mein erstes Spargelerlebnis in diesem Jahr und es fiel anständig aus. Gut, etwas mehr Geschmackstiefe hätte der Frühlingsterrine sicher nicht geschadet, aber so oder so mundeten mir die noch leicht bissfest gegarten Stücke vom Königsgemüse, das in ausreichender Menge vorhanden waren.
Mein Gaumenfreund, der mich an jenem Abend begleitete, fand für das Süppchen nur lobende Worte und das soll was heißen.
Mit seinen Schweinemedaillons, die mit Rahmchampignons, Spätzle und einem vorweg gereichten Beilagensalat (17,90 Euro) serviert wurden, war er nämlich weitaus weniger d’accord.
Die vom Schweinefilet geschnittenen Tranchen fielen schlichtweg zu dünn aus. Vier furztrockene Medaillons waren die logische Konsequenz. Schade, das hätte man besser hinkriegen können. An der Rahmsauce gab es dagegen nichts auszusetzen. Zusammen mit den Spätzle (gute Bürger-Qualität) als Soßenschwamm rettete sie ihm wahrscheinlich den Teller.
Ich hatte mich diesmal für das Schnitzel Wiener Art (13,90 Euro) entschieden, das ich mir mit der bekannten Pfefferrahmsauce noch zusätzlich grundieren ließ.
Knusprige Panade hin oder her, ich brauchte einfach etwas Süffiges, um damit meine krossen Pommes frites ausreichend zu benetzen.
Mit den beiden wohlpanierten Folklorestücken aus dem Schweinerücken war ich wesentlich zufriedener als der Medaillon-Kamerad gegenüber. Da schien sich jemand im Pfannenmetier gut auszukennen. Das Fleisch nicht zu trocken, außen schön rösch gebraten und – soweit mir die pikante Pfeffertunke dieses Urteil gustatorisch überhaupt erlaubte – auch von einer angenehmen Pfeffer-Salz-Würze kündend. Eine gelungene Portion Gutbürgerlichkeit für eingefleischte Redundanzesser eben.
Die beiden schweinernen Panierlappen ergaben zusammen eine ordentliche Portion, die aber nichts mit den über den Tellerrand hinausreichenden XXL-Schnitzeln aus den übriggebliebenen Vielfraßtempeln der 90er Jahre gemein hatte. Zum Sattwerden reichte der Hausmannsteller jedoch allemal, der kleine Beilagensalat hatte da als Zwischengang bereits gute Dienste geleistet.
Auf den Nachtisch verzichteten wir dann gesättigter Weise. Mein Kollege orderte noch seinen obligatorischen Kaffee (2,10 Euro), mit dem er für gewöhnlich jede Mahlzeit im Gasthaus beschließt. Hermann Gilb kam noch zu einem kleinen Plausch aus seiner Küche. Meine Fragen zur Historie und zur kulinarischen Ausrichtung des Lokals beantwortete er mir gerne.
Ein grundehrlicher Küchenhandwerker und dazu noch ein äußerst sympathischer Zeitgenosse, der hier seit 30 Jahren über Töpfe und Pfannen regiert und der auch ganz gut ohne modische Manierismen auskommt. Man darf gespannt sein, wie lange er diesen liebenswürdigen Landgasthof noch führt. Viele davon gibt es ja leider nicht mehr…