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Es wurden noch keine Empfehlungen zu Villa Erholung - Jausenstation abgegeben.
"Im ehemaligen Freudenhaus kam keine rechte Freude auf."
Geschrieben am 22.01.2023 2023-01-22 | Aktualisiert am 31.01.2023

Es wurden noch keine Empfehlungen zu Villa Erholung - Jausenstation abgegeben.
Und seit Jahren interessiert mich das am Waldrand gelegene Anwesen mit großem Wohnhaus. Ob es der Bezeichnung „Villa“ gerecht wird, ist Ansichtssache.
Jedenfalls gefallen mir Haus und Alleinlage. Den Leerstand fand ich ausgesprochen schade.
Aber es tat sich in den letzten Jahren immer etwas. Rustikale Gartenbestuhlung für Außengastronomie stand bereit, ab und zu waren Handwerker da.
Ein Restaurant gab es schon mal in diesem Haus, aber auch ein „Nachtclub mit erotischem Angebot“.
Beides schon lange her.
Im Mai wurde eröffnete die „Original Kärntner Jausenstation“.
Aber auch ein Ausflugslokal, Restaurant und Biergarten. Ja was den jetzt? Irgendwie von allem etwas. Das Konzept scheint Konzeptlosigkeit zu sein.
So wunderte es mich nicht, dass kaum jemand rund um Idar-Oberstein von der Eröffnung wusste. Uns ging es nicht anders. Im Oktober wies eine aufgestellte Schiefertafel an der Einfahrt zum Restaurant auf die Öffnung hin und gab einige Gerichte preis. Nur so wurden wir auf die Eröffnung aufmerksam.
Unsere Pilzbeute war gut, also wollten wir nichts essen. Aber neugierig mal umsehen. Eine riesige Spießbratenhütte war zwischenzeitlich auf dem Grundstück erbaut worden. Sehr gepflegt, mittig mit der Feuerstelle.
Gibt es auch Kärntner Spezialitäten die auf offenen Buchenfeuer gebraten werden?
Wir suchten den Eingang. Die Stahltür rechts am Haus sah eher wie ein Nebeneingang aus. Unsere Ankunft blieb nicht unentdeckt und eine freundliche Frau öffnete von innen. Es war doch der Restauranteingang.
Stolz berichtete sie, dass das Restaurant bereits im Mai eröffnete. Ein „studierter Koch“ würde alle Speisen ganz frisch zubereiten. Den Ausdruck „studierter“ Koch verziehen wir gerne, die sehr nette Dame sprach gut deutsch, aber sicherlich war es nicht ihre Muttersprache.
Wir versprachen, bei nächster Gelegenheit einzukehren. Ende Oktober bot sich der Besuch zum späten Mittagessen und vor dem Pilzes sammeln. Das Restaurant ist ab mittags durchgehend geöffnet. Auch Kaffee und Kuchen wird angeboten.
Die Speisen wurden wieder auf der Schiefertafel angekündigt. Kärnter Jausenplatten wurden durch Spießbratensalat, Frankfurter Würstchen, Tomate-Mozarella ergänzt. Die Preise für die einfachen Vespergerichte schon selbstbewusst. Wurst-, Schinken- und Käsespezialitäten sollen von ausgesuchten Kärntner Biobauern kommen. Die Frankfurter und der Mozzarella auch?
Die freundliche Servicedame begrüßte uns als vorerst einzige Gäste herzlich.
Das Wetter traumhaft und es bot sich an, die spätherbstlichen Sonnenstrahlen zu genießen.
Unser Tisch wurde frisch abgewischt und wenig später trug die Dame noch mündlich weitere Tagesangebote vor. Darunter Kürbissuppe, ein Lachsgericht, Gnocchi u. s. w. vor. Auch das kam uns nicht so österreichisch vor.
Um wenigstens ein österreichisches Gericht zu bestellten wählte mein Mann aus der „mündlichen Speisekarte“ das Wiener Schnitzel vom Kalb mit Bratkartoffeln zu € 19,50. Ein Beilagensalat war im Preis enthalten.
Ich entschied mich für Spaghetti aglio e olio zu € 8,50. Ich hatte keine Laktasetabletten dabei und dieses Gericht sollte bei klassischer Zubereitung laktosefrei sein.
Die Preise der Gerichte erfuhren wir erst beim Zahlen.
Dazu bestellten wir ein alkoholfreies Pils - € 2,50 und ein alkoholfreies Weizenbier - € 3,80.
Freundlich wurden unsere Wünsche notiert und nochmals betont, dass alles ganz frisch zubereitet wird. Und der Koch die Spaghetti perfekt al dente zubereitet.
Wenig später waren wir mit den gut gekühlten Getränken versorgt.
Zwischenzeitlich war auch Anton Ressmann, Kunsthändler, Auktionator und Inhaber der Villa, vorgefahren. Wenig später traf eine gepflegte Dame, eventuell auch zur Ressmann-Familie gehörend,ein. Sie schien einfach nach dem Rechten zu sehen.
Vielleicht hatte Herr Ressmann Wichtiges mit dem Koch zu besprechen. Jedenfalls warteten wir, als einzige Gäste, eine knappe Stunde auf unser Essen. Auf frisch zubereitetes Essen warten wir gerne ohne Murren.
Der Beilagensalat wurde vorab serviert. Viel geschmacksarmer Eisbergsalat, Radieschen-, Tomaten- und Salatgurkenscheiben, ein paar Karottenraspel. Alle Zutaten frisch… bis auf das Dressing.
Von „alles ganz frisch zubereitet“ keine Spur. Das Fertigdressing lieblos obendrüber geschüttet. Nichts durchmischt, also Rohkost mit Kleksen obendrauf. Dass das Dressing zu wenig war, ein Glücksfall.
Irgendwann kamen dann auch die warmen Speisen.
Das eine Stück Schnitzel konnte man fast goldgelb gebraten bezeichnen, aber halt nur fast. Ein Teil des Schnitzels hatte in der Pfanne einfach das Fett nicht gesehen. Die Optik schon mal enttäuschend und meilenweit von einem Wiener Schnitzel entfernt.
Die feste Panierung schmeckte nach billigem Industriepaniermehl, souffliert war hier gar nichts. Das Fleisch hatte einen undefinierbaren Beigeschmack und war trocken. Zitrone zum Schnitzel? Fehlanzeige.
Die Kartoffeln als Beilage waren viel zu weich gegarte Salzkartoffeln und diese wurden dann in viel Fett und ein paar Zwiebelwürfeln kurz in der Pfanne angeschwenkt. Bratkartoffeln waren es jedenfalls nicht. Das erfreulichste war die frische Petersilie.
Mit meinen Spaghetti aglio e olio war ich besser versorgt.
Die Servicedame und wohl Lebenspartnerin des Kochs hatte nicht zu viel versprochen. Die Spaghetti waren al dente und dies nicht zu knapp. Eine Minute länger im Brodelwasser hätte der Pasta nicht geschadet. Aber lieber mit zu viel Biss als verkocht. Die Würzung passte, am Knoblauch wurde auch nicht gespart. Frische Chilistreifen und Petersilie dazu. Das passte und war ok.
Zwei weitere Gäste waren inzwischen eingetroffen. Die Kontrolldame hatte ihren Rundgang beendet und verabschiede sich. Auf mehrere Meter Entfernung rief sie uns zu „schmeckt es denn“? Wir zögerten mit der Antwort. Sollten wir hier lauthals zurückrufen „das geht deutlich besser und das Wiener Schnitzel ist eine Beleidung für jedes richtige Wiener“? Jedenfalls dauerte unsere Antwort zu lange und es folgte von ihr ein schnippischen „entschuldigen Sie die Störung“. Bitte. Gern geschehen.
Ich suchte dann mal noch die Toilettenräume auf. Sehr überrascht war ich über die Innenräume. Schöne Raumaufteilungen und toller Holzboden. Grottenähnlich dick verputzte Wände. Kommt hierher der Begriff „grottenhässlich“?
Alles sah sehr sauber und gepflegt aus. Viel Platz für größere Gesellschaften ist vorhanden.
Aber eine Kärntner Jausenstube fand ich nicht. Viele Kunstobjekte (aus dem Bestand von Herrn Ressmann?), darunter Giraffen, eine zur Säule erstarrte Schönheit mit Stoßzahn auf dem Kopf.
Auch an der Terrasse gab es Pflanzkübel mit Löwen. Auf der in die Jahre gekommenen, aber sauberen, Toilette war ich dann endlich im Kruger Nationalpark angekommen.
Nun wurde es Zeit zur entspannenden Pilzsuche aufzubrechen.
Die Frage nach unserer Zufriedenheit blieb nicht aus. Unsere Anmerkungen wurden zur Kenntnis genommen.
Es war leider nur Barzahlung, mit handgeschriebenem Beleg, möglich. Diese Lieferengpässe aber auch! Seit Mai konnte keine elektronische Kasse geliefert werden!
Ist die Villa Erholung ein Abschreibungsobjekt des Herrn Ressmann?
Über diese Neueröffnung habe ich mich hoffnungsvoll gefreut.
Für einen erneuten Besuch muss sich hier aber viel verbessern.
Der gelernte und "studierte" Koch hat uns nicht überzeugt.
Wir sind sehr gespannt, ob sich der Betrieb etabliert.