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Meine Frau hatte vergangenen Montag wieder einen Verschönerungstermin in Baden-Baden, wieder am frühen Nachmittag, und wieder nutzten wir die Gelegenheit zu einer angemessenen Einkehr: Das Suvi Sushi & Grill liegt unmittelbar neben unserem bevorzugten Parkhaus in der Wagener-Galerie, allerdings und trotz seiner langen Fensterfront recht unscheinbar.
Das liegt nicht nur daran, dass draußen keine Speisekarte hängt, sondern auch an den dunklen Scheiben und der moderaten Beleuchtung drinnen. Und wenn es früh am Mittag ist und noch keine Gäste an einem der Fenstertische Platz genommen haben, dann fällt kaum auf, dass es geöffnet ist. Ob das wohl dazu beigetragen hatte, dass wir die ersten Gäste waren, obwohl das Restaurant schon vor fast einer Stunde aufgemacht hatte? Wer weiß.
Ein freundlicher junger Mann nahm uns in Empfang. Nachdem die Hundefrage positiv geklärt war, überließ er uns die Tischwahl und brachte uns eine schön gestaltete Speisekarte. Darüber freute ich mich sehr; von mittels QR-Code aufs Handy gesaugten, kaum noch lesbaren Karten halte ich bekanntlich nicht besonders viel, selbst wenn diese heutzutage ebenfalls trenden.
Hier kocht man vietnamesisch und japanisch. Dazu gibt es noch eine Seite mit „Suvi Grill Spezialitäten“, deren Einträge sich nicht so ohne Weiteres, vor allem nicht unbedingt Asien zuordnen lassen, vom argentinischem Rinderfilet (34 €) über Lammcarrée (32 €) bis hin zum ganzen Hummer mit Knoblauchsauce (99 €). Auf dieser Seite bissen wir uns fest, wobei wir den Hummer sicherheitshalber auf den nächsten Besuch vertagten, aber trotzdem aber im Wasser blieben: Tuna Steak und Suvi Grill Oktopus waren mit 26 bzw. 24 € im Vergleich regelrechte Schnäppchen.
Auf der Sushikarte sprang uns außerdem das Bild eines Arrangements aus Nigiri und Maki Sushi ins Auge, das wir uns als Vorspeise teilen wollten:
Es stellte sich heraus, dass es sich hier um ein dekoratives Stockfoto handelte; der junge Mann sagte uns aber zu, uns aus dem Sushiangebot etwas Vergleichbares zusammenbauen zu lassen.
Nach der Bestellung ging ich erst mal zum Händewaschen und ließ auf dem Weg den eleganten Gastraum auf mich wirken:
Die Toilette ist sehr ansprechend gestaltet, war allerdings etwas flüchtig geputzt: Der Fußboden war klebrig; das konnte, da wir die ersten Gäste waren, eigentlich nur überschüssiges Putzmittel gewesen sein. Bei meiner Frau war die Klobrille noch nass, das fand sie nicht so toll. Im Gastraum dagegen war alles, wie es sich gehört.
Zur Verdünnung der anstehenden Mahlzeit hatte sich meine Herzensdame eine hausgemachte Thai Basil Lemonade (6,50 €) bestellt. Die war zwar mit Minze und nicht nach Thai-Basilikum gemacht, aber sie schmeckte trotzdem.
Ich hatte Durst und trank eine Flasche Morelli „aus den unberührten Bergwäldern Italiens“ - schön, dass es die nach tausenden Jahren Abholzung noch gibt. Ein Wasserangebot für unseren ständigen Begleiter gab es nicht, aber wir hatten sowieso was dabei.
Die Menüfolge entwickelte sich dann etwas anders als wir das geplant hatten. Anstelle der geteilten Sushiplatte als Vorspeise wurde als erstes das Thunfischsteak gebracht, das sich meine Frau als Hauptgang ausgesucht hatte. Statt der gewünschten Pommes gab es Grillgemüse als Beilage, und Whiskeysauce anstelle der bestellten Café de Paris. Also dreimal knapp daneben…
Natürlich waren wir anpassungsfähig genug, den frisch gegrillten Thunfisch nicht wieder in die Küche zurückzuschicken. Das wäre dem Steak nicht bekommen, und auf einem neuen zu bestehen fanden wir dem Lapsus nicht angemessen. Während wir unseren eigentlichen Plan noch mal darzulegen versuchten, erschienen dann auch schon die Sushi. Anscheinend war mein Oktopus bei der Bestellung unter den Tisch gefallen, vielleicht konnte der junge Mann sich einen derart grenzenlosen Appetit nicht vorstellen, vielleicht lag es auch an der Verständigung - ich tendiere dazu, schneller zu reden als manch Gegenüber es verkraftet.
Zurück zum Thunfisch: Ein Traum. Obwohl durchgegart, war er trotzdem zart bis zum letzten Bissen. Jeder weiß, wie schnell sich ein so ein Steak in der Pfanne oder auf dem Grill in einen zähen Lappen verwandelt, den man sich lieber unter die Füße schnallen als zwischen die Zähne schieben möchte. Auch das Grillgemüse war Glück im Verwechslungsunglück. Ausgesprochen knackig und schmackhaft, verlieh es fernöstlichen Gericht eine deutlich mediterrane Note.
Besser als die Pommes, die bald darauf zusammen mit der eigentlich georderten Kaffeesauce nachgeliefert wurden. Die hätten noch eine Minute in der Fritteuse gebraucht, um den Beinamen Frites zu verdienen. Dafür war die Sauce Café de Paris mit ihrem dezenten Kaffeearoma eine interessante neue Erfahrung, die den weichlichen Pommes etwas Glanz verlieh.
Ich widmete mich derweil dem Sushiteller, der etwas opulenter ausgefallen war, als wir uns das vorgestellt hatten, mit zwei ganzen California Rolls und fünf verschiedenen Nigiri. Für mich als Vorspeise, für meine Frau als zusätzlich Beilage zu ihrem Thunfischsteak, mit den Stäbchen über den Tisch geangelt.
Aber, abgesehen von der etwas missglückten Reihenfolge, waren die Sushi die besten, die wir seit langem irgendwo serviert bekommen hatten. Der Teller war mit 35 € zwar stramm bepreist, aber bei so großzügig geschnittenem Fisch bester Qualität und hervorragend abgeschmecktem Reis drückt man gerne ein Auge zu. Wenn man auf höchstem Niveau etwas kritisieren wollte, dann vielleicht, dass der Reis nicht handwarm, sondern auf Raumtemperatur abgekühlt war. Überraschend großes Sushikino war das, ohne Trockeneis und andere Gimmicks, und das ist umso bemerkenswerter, als hier eben kein japanischer Sushimeister das Messer wetzt, sondern ein Adept aus dem Land der kulinarischen Fastalleskönner.
Schließlich wurde auch mein Oktopus an den Tisch gebracht, und zwar in Form von drei kräftigen Armen, von der Schulter bis zur Fingerspitze. Wie schon beim Thunfisch hatte auch hier der Mann am Grill Hervorragendes geleistet: Von außen kräftig angeröstet und innen noch zart, nur die dünnen Enden waren naturgemäß kross geworden. Zusammen mit dem Grillgemüse eher mediterrane als asiatische Küche, ähnlich wie der Thunfisch.
Danach gab’s noch einen Espresso aufs Haus, um die im Nachhinein doch eher geringfügigen Unbilden der aus dem Tritt geratenen Menüfolge abzufedern.
Auf dem Weg nach draußen warfen wir dann noch einen letzten Blick auf einen teuflisch grinsenden Weihnachtsmann. Dem werden wir beim nächsten Besuch zum Glück nicht mehr begegnen.