Zurück zu Bistro im Besucherzentrum der Landskron BRAU-MANUFAKTUR GÖRLITZ
GastroGuide-User: Jenome
Jenome hat Bistro im Besucherzentrum der Landskron BRAU-MANUFAKTUR GÖRLITZ in 02826 Görlitz bewertet.
vor 1 Jahr
"Landskron-immer ein Genuss-erst recht zur Kellermeistertour mit anschließenden Braumeisterbraten"

Geschrieben am 17.01.2023 | Aktualisiert am 17.01.2023
Besucht am 18.11.2022 Besuchszeit: Abendessen 4 Personen Rechnungsbetrag: 128 EUR
Heute will ich euch mal von einer ganz besonderen „Gastronomie“ berichten, als sonst hier immer auf dem Portal geschrieben wird. Es geht um Bier, um das eigentlich östlichste Bier Deutschlands.

Landskron-immer ein Genuss

Hergestellt wird es in der über 150-jährigen Landskron Brauerei in Görlitz. Sie gehört zu den ältesten produzierenden Industriedenkmälern Deutschlands. Das Bier reift unter anderem in 12 Metern tiefen Kellerräumen 40 Tage lang, länger als üblich. Diese Gärungsräume von 1869 stehen heute unter Denkmalschutz. Die Brauerei liegt nur einen Steinwurf unweit der Grenze zu Polen, nur die Neiße trennt hier das Betriebsgelände vom Nachbarstaat. Allerdings muss man erwähnen das seit 2006 nur wenige Meter weiter eine kleine Hausbrauerei agiert, und diesen Titel nun für sich beansprucht.

Zur Geschichte: In einem unwegsamen Weinberggelände, mit viel sumpfigen Boden wurde ab 1869 die Görlitzer Aktien Brauerei direkt an der Neiße errichtet. Bereits ein Jahr nach Baubeginn wurde die Mälzerei in Betrieb genommen und der erste Sud wurde gebraut. 1872 kommt dann der Brauereiausschank hinzu, welcher heute die weithin bekannte KULTurBRAUEREI beheimatet. Das Gebäude wurde im Stil der Neorenaissance errichtet, und wird momentan aufwendig saniert. Hinzu kam später ein Biergarten für 3000 Gäste. Heute fast undenkbar. 1882 erfolgte dann der Eintrag der Marke „Landskron Bier“ und dem noch heute geltenden Werbespruches „Immer ein Genuss“.

das heutige Logo

Im zweiten Weltkrieg wäre fast das aus für die Brauerei besiegelt wurden, da in den bombensicheren Kellern für die Rüstungsindustrie gearbeitet werden sollte. Allerdings war der Russe dann doch schneller da als gedacht. 1945 kam die Brauerei vollends zum Erliegen, und nur die damalige Limonadenproduktion hielt sie am Leben. Bis dahin führte Familie Scheller die Geschäfte. Nachdem die Brautradition wieder begonnen hatte, wurde noch bis 1972 privat gebraut, dann wurde die Brauerei in dem DDR-Getränkekombinat verstaatlicht. 1988 erreichte die Brauerei mit 541.000 Hektolitern den größten Ausstoß seit ihrer Gründung. Nach der politischen Wende stand die Brauerei wieder vor dem Aus, allerdings erwies sich die ehemalige Eigentümerfamilie Scheller als Retter, und übernahm 1992 die Brauerei. Als Familie Scheller in den Ruhestand ging, wurde die Brauerei in die Holsten Gruppe veräußert. Dort ging es der kleinen Brauerei nicht wirklich gut, und so entschloss sich Familie Lohbeck 2006 die Landskron Brauerei zu übernehmen.

Bier unter Denkmalschutz Werbung im Sudhaus

Noch heute führt Familie Lohbeck die Geschicke der Brauerei, und der Jahresausstoß liegt heute bei 162.000 Hektolitern. Auch heute wird noch in den ursprünglichen alten Backsteinbauten, wie sie ehemals gebaut wurden, gebraut. Es gibt hier keine modernen Fabrik- und Blechhallen. Eine Besonderheit ist hier die offene Gärung. In großen, offenen Gärbehältern kann man hier dem Bier beim Reifeprozess zusehen. Ich glaube fast, das ist einmalig in Deutschland.

Biervielfalt

13 verschiedene (sehr schmackhafte) Biersorten werden heute hier hergestellt. Und auch nach Hollywood hat es die Brauerei geschafft: Die Gasse vor dem Sudhaus diente als Kulisse des Films „In 80 Tagen um die Welt“ und stellte den New Yorker Hafen dar.

Nun genug zur Geschichte. Wir hatten uns vorab zur Kellermeistertour angemeldet, und haben unserer Freundin damit eine Überraschung bereitet. Vor der Bierführung geht es aber erst einmal in das neu eröffnete Besucherzentrum um die vorab bestellten Karten zu holen, und den Preis von 32,00 € für die Kellermeistertour zu berappen.

neues Besucherzentrum Besucherzentrum in der ehemaligen Malzhalle

Man muss mit der Zeit gehen, und so gibt es hier nicht nur die Karten für die verschiedenen Führungen, sondern auch das gesamte Biersortiment, Merchandise Artikel und den ganz leckeren Kräuterlikör „Böckelbart“ zu kaufen. Wenn man aber Gäste aus nah und fern anlockt, muss man diese ja auch verköstigen. Und so ist hier auch ein kleines Bistro entstanden, wo man neben den hauseigenen Bierspezialitäten auch Kaffee und Kuchen sowie kleine Snacks wie Bierbeißer, Brezel, Görlitzer Bockwurst oder belegte Schnittchen bekommt.

Bier, Kaffee und Kuchen sowie Snacks Bistro/Besucherzentrum

Sogar einen Stammtisch gibt es hier, welcher bei unserem Besuch von einigen alten Görlitzern gut besetzt war. Im Bistro gibt es genügend Tische mit breiten, weichen Sesseln und ebenso gemütlichen Bänken. In diversen Nebenräumen werden die Bierverkostungen nach der Brauereiführung durchgeführt.

Verkostungsraum Blick zum Stammtisch

Unsere Kellermeistertour führte uns 1,5 Stunden durch die Brauerei, bis in den Gärkeller, welcher in 12 Metern Tiefe liegt. Das Highlight war natürlich ein frisch gezapftes Zwickel aus den Reifetanks.

frisch gezapftes Zwickel

Zwischendurch wurde natürlich immer über die Geschichte des Brauhauses und die Entstehung von Bier berichtet. So viel Wissensdurst macht aber auch hungrig. Zu unserer Führung gehörte im Anschluss noch eine ca 1,5-stündige Bierverkostung sowie ein Büffet mit einem rustikalen Braumeisterbraten. Also begaben wir uns nach der Führung nicht in das Besucherzentrum, sondern in die alte Fabrikantenvilla der Familie Scheller.

Fabrikantenvilla

Hier wurde in Büffetform ein „Rustikaler Braumeisterbraten“ vom Schwein in Schwarzbiersoße, Speckbohnen und Kartoffeln sowie Klößen kredenzt. Nachdem wir also die ersten Kostproben des köstlichen Bieres genossen hatten, wurde das Büffet gestürmt. Auch wenn der Braumeisterbraten auf dem Foto sehr dunkel aussieht, das täuscht. Dicke, sehr gut und reichlich gewürzte und saftig gebratene Stücken vom Schwein landeten auf unserem Teller. Die Schwarzbiersoße, vom Schwarzbier aus eigenem hause, war sehr delikat und würzig, ich als bekennender Soßenheini hätte davon gern einen großen Bottich mit nach Hause genommen. Die Speckbohnen fest im Biss, mit reichlich Speckwürfeln und etwas Zwiebel gebraten. Lecker, mehr kann man dazu nicht sagen. Auch die Kartoffeln und die hausgemachten Klöße waren richtig gut.

unser Abendbüffet

Am Büffet war genügend da, sodass auch die ganz hungrigen ihren Teller ein zweites und drittes Mal füllen konnten. Wir schwenkten dann doch lieber wieder zu den Brauspezialitäten um, und kosteten uns durchs Sortiment. Und selbst für den Heimweg wurde unser tönerner Krug noch einmal bis zum Rand gefüllt. Die knapp 100 Kilometer bis nach Hause waren dann entsprechend lustig.

da kosten wir uns mal durch die Spezialitäten des Hauses

Falls sich also mal ein GG-User nach Görlitz verirrt, dann kann ich nur eine Führung durch die alten Bauten mit einer Verkostung im Anschluss empfehlen. Und vielleicht schwappt ja die Begeisterung für das Landskron Bier über.

Übrigens: wer mitten in der Nacht in Görlitz Durst auf Landskron Bier verspürt, beim Pförtner bekommt man 24 Stunden am Tag Biernachschub.

Eingang zur Brauerei-hier gibt es 24/7 Biernachschub beim Pförtner
DETAILBEWERTUNG
Service
keine Wertung
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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