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Eine schöne Überraschung, und für mich umso größer, als ich im Nachgang einer Fuß-OP praktisch zwei Monate Hausarrest und in dieser Zeit vom örtlichen Geschehen so gut wie nichts mitbekommen hatte. Von der Neueröffnung erfuhr ich bezeichnenderweise dann von der Physiotherapeutin. Klar, da mussten wir hin, sobald ich wieder mobil genug war, nämlich vergangenen Sonntag.
Das Restaurant war im Zuge des vorigen Betreiberwechsels gründlich modernisiert worden und musste jetzt nur etwas umdekoriert werden. Dies war mit erfreulicher Zurückhaltung geschehen.
Draußen sitzt man zwar unter großen Schirmen, wird bei Sonnenschein aber trotzdem ziemlich gebacken, denn die Ecke hat mittags keinen Schatten.
Man sollte auch etwas verkehrslärmresistent sein, denn unmittelbar nebenan kreiselt der Hauptverkehrsknoten Bad Herrenalbs. Aber es war ja Sonntag und deshalb nicht so schlimm, und die Bepflanzung hilft auch ein bisschen.
Am Eingang zur Terrasse wurden wir freundlich empfangen und durften uns einen Platz suchen. Da wir nicht die einzigen mit Hund waren, war die Auswahl etwas eingeschränkt, aber ein Tisch, der für die nächste Stunde Schatten versprach, war noch frei.
Den Service teilten sich ein osteuropäisch klingender junger Mann und eine junge Dame mit thailändisch aussehenden Wurzeln.
Die Karte kann sich sehen lassen. Vier Vorspeisen, drei Suppen, und insgesamt dreizehn verschiedene Zubereitungsformen bei den Hauptgerichten: Drei eher cremige Curries (Gaeng), siebenmal Trockeneres aus dem Wok (Pad), und wer da nichts findet, hat dann noch Chancen bei je einmal gebratenem Reis, gebratenen Reisnudeln und gebratenen Eiernudeln. Fast alle Gerichte werden mit Tofu, Hähnchen, Rind, Ente und Garnelen angeboten; die Preise rangieren einheitlich zwischen 13,50 für Tofu und 18,50 € Garnelen (40 Cent mehr bei den Curries). Die Gerichte sind wie üblich mit bis zu drei Chilischoten gelabelt. Desserts gibt es immerhin noch zwei: Gebratene Bananen mit Honig und Vanilleeis und frische Mango mit Klebreis und Kokosmilch.
Wasser wurde Hund unserem nicht angeboten, aber wir sind ja Selbstversorger. Unsere Getränkewünsche wurden dagegen gleich abgefragt. Eine Ingwerlimonade gab es für meine Frau (für 7,90 € nicht gerade hergeschenkt), die ihr sehr gut geschmeckt hat, während ich mein Probierschlückchen etwas süß fand.
Diese Art von Limonaden hat sich ja inzwischen, mit einem gewissen Aufwand zelebriert, zu einem Markenzeichen asiatischer Restaurants entwickelt. Nur die Chinesen scheinen sich diesem erfreulichen Trend nicht anschließen zu wollen. Ich entschied mich für einen halben Liter Helles von der Karlsruher Hoepfner-Brauerei (4,50 €). Es hätte auch Chang oder Singha gegeben, aber ich hatte schon zu lange kein Fassbier mehr genossen.
Eher Neugier als Hunger ließ uns jeweils Vor- und Hauptspeisen bestellen. Meiner Frau waren die panierten Garnelen (Tampura, 7,50 €) bereits auf der ansprechend gestalteten Website ins Auge gestochen. Vier saftige, auf volle Länge gestreckte und perfekt frittierte Exemplare fanden sich auf ihrem Teller.
Eines davon durfte ich konfiszieren und fand es genauso gut wie sie. Allein vom Dip hatten wir uns mehr versprochen, denn die handelsübliche Sweet Chili Sauce aus der Flasche war der Garnelen eigentlich nicht würdig.
Den gleichen Dip gab es auch zu meinen gebackenen Wan Tan-Teigtaschen mit Hähnchenfarce (Giow Tord, 5,50 €). Wan Tans esse ich eigentlich sehr gerne, egal ob gedämpft, gebraten oder gebacken bzw. frittiert.
Diese hier bestanden, wie man sieht, aus sehr viel Tasche und sehr wenig Inhalt, und waren darüber hinaus eher zäh als knusprig. Der Kellner nahm meine Kritik mit einem freundlichen Lächeln entgegen und hat sie hoffentlich an die Küche weitergegeben.
Während wir auf unsere Hauptspeisen warteten, wurde es plötzlich unruhig: Zwei Feuerwehrautos machte sich deutlich hörbar auf den Weg ins Gaistal, und Klein-Calvin stimmte wie stets laut heulend in das Konzert der Martinshörner ein.
Ein, zwei Leckerlies holten ihn allerdings bald wieder runter, sodass einem störungsfreien Verzehr des nun Folgenden nichts im Wege stand.
Meine Frau hatte sich für Pad Thai entschieden, gebratene Reisnudeln mit - wieder! - Garnelen (18,50 €), lecker angemixt mit Sojasprossen, Tofu, Frühlingszwiebeln und gehackten Erdnüssen, von denen allen es durchaus etwas mehr hätte sein können. Von Koriander stand nichts auf der Karte, deswegen hatte sie ihn auch nicht abbestellt, er ließ sich aber problemlos absammeln und auf meinen Teller verfrachten.
Leckeres Thai-Soulfood, das etwas weniger trocken und mit etwas mehr Zutaten noch soulfoodiger hätte sein können.
Ich hatte mich von zwei Warnschoten nicht abschrecken lassen und freute mich auf Gaeng Kew Waan, grünes Thai-Curry mit Ente, Kokosmilch, Bambussprossen, Auberginen, Paprika, grünen Bohnen und Thai-Basilikum (17,90 €).
Die Ente hatte ordentlich Fleisch auf den ausgelösten Rippen, saftig und mit schöner Kruste. Von Schärfegrad 2 war das Curry allerdings weit entfernt, eine halbe Schote wäre angemessen gewesen, höchstens. Wie meist in deutschen Thairestaurants ist man lieber auf der sicheren Seite, um empörte Retouren zu vermeiden, zumal man sich hier wohl eher auf Lauf- als auf Stammkundschaft einstellen muss, zumindest am Wochenende, das übliche Dilemma. Der Kellner empfahl mir, die Schärfefrage beim nächsten Mal vorher zu klären. Mal sehen, wie wir uns da einschießen werden, Brandblasen im Magen-Darmbereich möchte ich ja auch keine.
Schärfe bzw. deren Abwesenheit hin oder her, geschmeckt hat es mir trotzdem, und ich hätte mir durchaus mehr von der feinen Currysauce gewünscht - auch etwas, was man beim nächsten Besuch vorher ansprechen kann.
Hunger hatten wir keinen mehr – ein Teil des Pad Thai ließen wir uns sogar einpacken - aber die bereits erwähnte Neugier sorgte dafür, dass wir uns dann doch noch einen der beiden Nachtische teilten, nämlich die gebratenen Bananen mit Honig und Vanilleeis (8,50 €).
Die Bananen außen schön knusprig und innen schön weich, das Eis wohl zugekauft, aber aus guter Quelle. Meiner Frau gefällt es besser, wenn die Bananen noch nicht so reif sind, aber da gehen unsere Meinungen auseinander. Wie auch beim Honig, der mir etwas zu viel des Süßen war, ihr dafür nicht.
Keiner der erwähnten Kritikpunkte wird uns von weiteren Besuchen abhalten. Die werden auch nicht lange auf sich warten lassen, denn es gilt noch vieles auszuprobieren, und überhaupt zu genießen, dass es in Bad Herrenalb jetzt eine Alternative zu Zwiebelrostbraten, Schwarzwaldforelle und Pizza gibt.