Zurück zu An der Waterkant
GastroGuide-User: Jenome
Jenome hat An der Waterkant in 17440 Kröslin bewertet.
vor 6 Monaten
"Ein gutbürgerliches und gutbesuchtes kleines Restaurant-für uns etwas zu deftig"
Verifiziert

Geschrieben am 02.11.2023
Besucht am 04.10.2023 Besuchszeit: Abendessen 3 Personen Rechnungsbetrag: 100 EUR
Eigentlich sollte es ja heute im benachbarten Hafen von Lubmin auf die MS Vaterland gehen, da diese aber geschlossen hatten, besannen wir uns auf das kleine Restaurant „An der Waterkant“ genau an der Dorfstraße in Freest. Wir waren zwar ziemlich angefressen über die MS Vaterland, aber vielleicht sollte es im nahen Freest doch noch was werden mit unserem Abendessen.

Hier gehts rein

Das kleine Gasthaus „An der Waterkant“ liegt gegenüber der Hafenausfahrt und bietet einen eigenen kleinen Parkplatz. Dessen Einfahrt ist zwar ziemlich eng, aber auch mit unserem großen vierrädrigen fahrbaren Untersatz kamen wir mit etwas rumkurven auch drauf. Das kleine Lokal strahlt von außen schon Gemütlichkeit aus. Ein Reet gedecktes Dach, welches heutzutage leider schon viel zu selten ist, kleine Fensterchen und die gedrungene Bauweise ließen uns die „MS Vaterland“ schnell vergessen. 

Gasthaus "An der Waterkant" in Freest

Wir betraten das altehrwürdige Häuschen, welches bereits seit über 85 Jahren bzw. 4 Generationen in Familienhand ist, und staunten erst mal nicht schlecht. Auch im inneren ist der alte Charme geblieben. Wir standen im Hausflur, konnten gerade aus in die Küche blicken, links der Gastraum mit Theke, 

Blick vom Flur in den linken Gastraum mit Theke

rechts ein weiterer Gastraum. Beide Gasträume gut besetzt, also kann´s ja so schlecht nicht sein. 

Voller Gastraum

Wir wurden von einer jungen Dame, der Inhaberin, begrüßt und nach einer Reservierung gefragt, welche wir natürlich nicht hatten. Sie überlegte kurz, und brachte uns dann in den rechten Gastraum, wo wir am Fenster einen Tisch bekamen.

der Gastraum in tiefsten DDR-Charme

Hier im gedrungenen Gastraum, wo alle Tische belegt waren, fühlten wir uns sofort in die späten 80íger der DDR zurückversetzt. Die typische Kassettendecke aus Pressspanplatte, weiß gestrichen, so gab es das in vielen Gasthäusern. Auch der noch immer aktive, gesetzte Kachelofen war in jedem Haushalt der DDR früher so vorhanden, und zeugte auch heute noch aus dieser Zeit. Heizkörper suchte man vergeblich. 

Wo gibts das noch? Original DDR_Kachelofen-noch immer in Betrieb.

An den Wänden wieder verschiedene maritime Utensilien, das ist hier wohl so Gang und Gäbe. Im linken Gastraum allerdings ist eine ganze Wand mit hunderten verschiedenen Geldscheinen aus aller Welt dekoriert. 

hinterer Gastraum

Ob die Gastwirte all diese Länder bereist haben, oder dies Mitbringsel der Gäste sind kann ich nicht sagen. Die Stühle und Tische in beiden Gasträumen sind natürlich aus heutiger Zeit, und wollten da eigentlich gar nicht so recht dazu passen. Auf denen saß man aber ganz gemütlich, die Tische waren ausreichend groß, um alle Speisen und Getränke aufzunehmen.

Kurz nachdem wir saßen, kam der Chef des Hauses und überbrachte uns die Speisekarten. Die waren deutlich umfangreicher als die in der gestern besuchten Hafentaverne. Von verschiedenen Schnitzeln, über Steaks und Hähnchen bis zum Fisch ist hier alles vorhanden, was der Gast wünscht. Die Preise liegen dabei bei den Fleischgerichten zwischen 16 und 20 Euro, die Fischgerichte kosten dann größtenteils über 20 Euro, was bei den derzeitigen Fischpreisen allerdings fast schon normal ist. Der Fisch, der täglich von den Freester Fischern an Land gebracht wird, kommt fangfrisch, natürlich noch nach Art des Hauses zubereitet, hier auf den Tisch. Unsere Getränke waren schnell klar, für die Speisen erbaten wir uns noch etwas Gedenkzeit. So orderten wir erst einmal:

Getränke:

·         1x 0,4ér Lübzer Pilsner für 5,20 €
·         1x 0,2ér Riesling für 6,50 €
·         1x 0,4ér Coca-Cola Zero für 4,90 €

Keine fünf Minuten später waren dann auch schon unsere Getränke am Tisch. 

Getränkeauswahl

So richtig schlüssig waren wir ob der mannigfaltigen Auswahl in der Speisekarte noch immer nicht, sollte es nun ein deftiges Bierkutscherschnitzel, ein Pommersches Schweinesteak oder doch lieber Fisch sein. Wir entschieden uns für letzteres, da ja auch mit dem frischen Fisch der Freester Fischer geworben wird. So orderten wir:

Vorspeisen:

·         1x Fischsuppe nach Omas Rezept für 5,90 €
·         1x Soljanka für 5,90 €

Hauptspeise:

·         1x Kapitänsteller – Lachsfilet und Dorsch gebraten, dazu Bratkartoffeln, Remouladensauce und eine bunte Salatbeilage für 23,90 €
·         1x Lotsenschmaus – Heilbutt-Steak und Dorsch gebraten, dazu Bratkartoffeln. Remouladensauce und eine bunte Salatbeilage für 22,90 €
·         1x Seelachs Pfirsich – gebratener Seelachs mit Pfirsich und Käse überbacken, dazu Pommes Frites und eine kleine Salatbeilage für 18,90 €

Wir saßen noch gar nicht allzu lange an unseren Getränken, da kamen nach nicht einmal 10 Minuten unsere beiden Vorsuppen. 

wenigstens Mecklenburger Bier-hier gibts Lübzer vom Fass

Klar sind die fertig im großen Topf, und müssen gegeben falls nur noch erwärmt werden.

Unsre Große hatte sich heute hier für die Soljanka entschieden. Und hier merkte man deutlich, dass im Gasthaus die Ostdeutsche Küche vorherrscht. Die Soljanka so wie wir sie eigentlich kennen, und so wie sie sein muss. Eine kräftige, dunkle und sehr würzige Soße versteckte allerhand Zutaten von kleinen Schweinefleischwürfeln, über Cabanossi Stückchen und natürlich auch Salami und Schinken. 

Soljanka

In eine richtige Soljanka gehören aber auch noch saure Gurken rein, welche hier natürlich ebenfalls vorhanden waren, und ihren leicht säuerlichen Geschmack an die Soljanka gaben. Obenauf eine Scheibe frischer Zitrone und ein Klecks saurer Sahne. Lecker, einfach lecker. Das kleine Scheibchen frisches Baguette hätte sich allerdings über ein oder zwei Scheibchen mehr an Gesellschaft gefreut.


Ich musste natürlich die Fischsuppe nach Omas Rezept probieren. Wie hat Oma hier früher in Freest gekocht? Und anders als den Tag zuvor in der Hafentaverne nur wenige Meter weiter, war hier die Fischsuppe wieder in einem klassischen, kochenden Sud angerichtet. 

Fischsuppe nach Omas Rezept

Mit Fisch, ausnahmslos Dorsch, wurde nicht gespart, denn davon waren einige große Stücken in der Suppe. Diese hätten gern kleiner sein können, denn trotz, dass der Fisch butterweich war, ließ er sich mit dem Löffel schlecht zerteilen, und als ganzes Stück in den Mund zu nehmen war einfach zu heiß. Zur klassischen Fischsuppe gehört natürlich auch Lauch und Karotten, und auch diese waren in kleinen Stücken reichlich vorhanden. Eine würzige, wohlschmeckende Fischsuppe. Oma konnte gut kochen.

Dann ging es Ratz Fatz, denn bereits knappe 10 Minuten nach unseren Vorsuppen waren auch schon die Hauptspeisen am Tisch. Das ging aber fix. Ok Fisch gebraten braucht nicht so lange, Pommes und Bratkartoffeln sind schnell fertig, aber paar Minuten Verschnaufpause zwischen Vorspeise und Hauptgang hätte ich mir doch gewünscht.

Unser Kind wagte heute ein Experiment, und bereits beim bloßen Anblick rebellierte mein Magen. Sie hatte sich den Seelachs Pfirsich auserkoren. 

Seelachs Pfirsich – gebratener Seelachs mit Pfirsich und Käse überbacken, dazu Pommes Frites und eine kleine Salatbeilage

Wie kann man nur sowas kochen, und vor allem essen. Der wunderbar gebratene, noch saftige Seelachs war hier mit zwei dicken Pfirsichhälften belegt, und mit etwas Käse überbacken. Ihr schmeckte es gut, sie isst ja aber auch Steak Hawaii. Pfui. 

zwei halbe Pfirsiche "zieren" den Fisch

Die Pommes kross und gut gewürzt, die kleine Salatbeilage aus frischen Möhren- und Weißkrautraspel. Den Mais aus der Dose hätte man sich sparen können, denn der war letztendlich nichts schmeckend und verblieb auf dem Teller.

Meine Frau wünschte den Kapitänsteller. Auch wenn das Lachsfilet nicht von den Freester Fischern kommt, der Dorsch dann auf alle Fälle. 

Kapitänsteller – Lachsfilet und Dorsch gebraten, dazu Bratkartoffeln, Remouladensauce und eine bunte Salatbeilage

Beide Fische waren ausreichend groß und gut, allerdings fast ein bisschen zu fettig gebraten.  Von der Menge her völlig ausreichend und reichlich. 

Lachsfilet und Dorsch gebraten

Die Bratkartoffeln waren nicht unbedingt die Wucht, die waren den Tag zuvor in der Hafentaverne deutlich besser. Hier waren zwar auch gaaaanz wenige Zwiebelstückchen und etwas gebratener Speck dran, aber wie bereits der Fisch einfach zu fettig gebraten. 

die Bratkartofeln zu fettig

Die Remouladensauce könnte hausgemacht sein, denn die war sehr lecker. Hier fehlte es nicht an Zwiebel und Gurke, auch geschmacklich passte sie hervorragend zum Fisch. 

selbst angerichtete Remouladensauce

Die Salatbeilage, naja. Möhrenraspel, Weißkrautraspel, ne Scheibe Gurke, eine halbe Minitomate. Auch hier ging der gelieferte Mais zurück.

Ich hatte mich eigentlich für Fleisch entscheiden wollen, aber da hier ja auch ein Steak vorkommt, wählte ich den Lotsenschmaus mit Heilbutt-Steak und Dorsch. Auch hier wieder beide Fische sehr gut gebraten, und vor allem nicht so fettig wie bei meiner Frau. 



Der Geschmack des Heilbutts war dominant, der mildere Dorsch war auch sehr gut. Zu den Bratkartoffeln und der Salatbeilage brauch ich hier nichts mehr sagen, das kennen wir besser.



Als kleinen Abschluss teilten sich meine Damen noch ein Schokoküchlein für 6,50 €. Wie in fast allen anderen Gastros auch, war dies die altbekannte Convenience Ware.

Unser Fazit: wir ließen zu dritt 100,60 € in der Gaststätte „An der Waterkant“ in Freest. Während die Suppen eine Wucht waren, ließen die Hauptspeisen, vor allem die Bratkartoffeln als auch die Salatbeilage noch Luft nach oben. Auch sind die Preise hier schon deutlich teurer als in der nur wenige Meter entfernten Hafentaverne. Beim nächsten Mal würde ich dann doch mal Fleisch probieren.

PS: Kartenzahlung war hier nicht möglich und nicht gewünscht.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 16 andere finden diese Bewertung hilfreich.

simba47533 und 16 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.