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GastroGuide-User: DerBorgfelder
DerBorgfelder hat Schröder‘s in 25980 Sylt bewertet.
vor 10 Monaten
"Feines Bistrorant aus dem Sylter King-dom"
Verifiziert

Geschrieben am 23.01.2024 | Aktualisiert am 23.01.2024
Besucht am 29.08.2023 2 Personen Rechnungsbetrag: 121 EUR
Bei unserer Sylt-Entdeckungstour durfte der ehemalige Inselhauptort Keitum natürlich nicht fehlen mit seinen beiden Museen, den vielen alten Reetdachhäusern mit ihren Friesenwällen, die (ebenso wie manch prominenten Bewohner vor Blicken) von wunderschönen Rosenhecken/Heckenrosen geschützt werden. Wir hatten den Eindruck (ohne das tatsächlich beurteilen zu können), dass Keitum für die vielleicht nicht ganz so Super-Reichen und Schönen eine Alternative zum exaltierteren Kampen darstellt. Immerhin hat bekanntlich der aktuelle Bundesfinanzminister in der Keitumer Kirche geheiratet und an Galerien, teuren Boutiquen und schweren SUVs war auch kein Mangel festzustellen. Da verwundert es nicht, dass Sarah Schröder, zuletzt Gastgeberin unter Patron Johannes King im Söl‘ring Hof, hier ihr modern gestaltetes Bistrorant-Konzept eröffnet hat. Im Genuss-Shop des Meisters, inzwischen erweitert um ein kleines Bistro, hat sie wohl auch Aufgaben. Daher wenig überraschend, dass der King himself auf dem Rennrad angesaust kam, kurz die Präsentation seines Warenangebots an der Rückwand des überschaubaren Gastraum checkte und dann das Building schon wieder verließ. Kollege Carsten würde vermutlich sowieso lieber zu den konservierten Schätzen aus Quiberon greifen…  


Wie wohl fast überall auf der Insel, spielt sich das „gastronomische“ Leben hauptsächlich im Außenbereich ab. Auf der üblichen grauen Korbimitat-Terrassenmöblierung mit dicken Kissen hätte es wohl nach kurzer Wartezeit Plätze für uns gegeben, aber der Wind hatte ordentlich aufgefrischt und hinter uns lag schon eine fast zweistündige Dorfwanderung. Wir ließen uns daher gerne in die bequemen Polstermöbel in „poppigen“ Trendfarben sinken. Die restlichen Plätze sind mit üblichem Bistrostühlen à la Thonet möbliert. Bei uns direkt an der Tür gab es Frischluft, Helligkeit für die Fotos (nach hinten wird es eher dunkler, Nachteil der kleinen Fenster und der dunkelblau gestrichenen Wände) und die Servicekraft war stets greifbar. Die junge Frau - Typ Studentin Beachlife - war allein für „vorne“ zuständig, Frau Schröder für die Getränke. Das klappte bestens, flott und freundlich, gar nicht abgehoben. 


Wir bestellten erst einmal einen Spritz Veneziano (9,5€) 

und eine Flasche Mineralwasser (7,5€) und  hörten interessiert zu, wie der sehr junge Mann am Nebentisch seiner weiblichen Begleitung, dass ja nichts über „selber fliegen“ ginge. Ein Gefühl wie S… Ja, wer kennt es nicht. Ist doch schön, wenn so ein Sylt-Klischee erfüllt wird. Die Dame war nur sehr mäßig beeindruckt. 

Wir wechselten zu offenem Riesling vom VDP-Weingut St. Antony aus Rheinhessen (7,5€ das Glas, dieses aber auch nur mit 150cl gefüllt) und freuten uns schon mal an Brot und Butter, die im Schröder‘s für 8€ auf der Karte stehen. Ich halte es für eine gute Entwicklung, dies gesondert und nicht als Dreingabe (oder gar als „Amuse“!) anzubieten. Das vermindert schon mal Verschwendung, zumal nicht jeder so ein Brot-Enthusiast wie ich ist. Außerdem ist das im Preis enthaltene Brot ja nicht wirklich gratis, sondern natürlich in der Gesamtkalkulation enthalten. So dass es für den Gastronom wirtschaftlicher ist, günstige Ware zu schicken. Dann lieber gute Qualität mit einem transparenten Preis wie bei allen anderen Speisen und Getränken auch.
Im Schröder‘s schmeckte das rustikale Kartoffelbrot jedenfalls hervorragend, genauso wie die aufgeschlagene Butter mit wunderbarem Nussgeschmack, die auf einer Jakobsmuschel-Schale präsentiert wurde. 


Die vermutlich hiesigen Meersalzflocken standen offen auf dem Tisch, was ich nicht wirklich hygienisch finde. Aber ich muss zugeben, dass die Miesmuschel-Schale als „Löffel“ schon ein pfiffige Idee ist. 


Ganz sicher kein Nachsalzen nötig hatte die hausgemachte Hummersuppe (18,5€ für die Vorspeise). Die aufgeschäumte Bisque war für meinen Geschmack auch zu sahnig, was - etwas - zu Lasten des Krustentieraromas ging. Wie auf der Karte angekündigt bestand die Einlage aus reichlich vorhandenen Nordseekrabben, frischer Schnittlauch-Chiffonade und Stücken von grünem Spargel, der für feine Biss sorgte. Nach hinten raus meldete sich eine deutliche Chilinote; diese nun wiederum genau mein Geschmack.


Beim Hauptgang trennten sich unsere Wege: Während sich meine Frau mit ihrer deutlich leichteren Quiche mit Wildkräutersalat (14€) zufrieden gab - und auch sehr war -, konnte ich dem Tagesgericht (28€) nicht widerstehen: Die noch leicht bissfeste Pasta mit Reh-Ragout kam erst als eine eine wunderbar kräftige Bolognese-Version daher, um mit dem fruchtig-süßen Preiselbeeren den Schwenk zur klassischen Wildkombinationen zu schaffen. Sehr gelungen! 


Wie überhaupt die gesamte Einkehr, die wegen der noch für den Museumsbesuch benötigten Zeit ohne Nachtisch oder Kaffee beendet wurde. Man merkt deutlich, dass hier gehobenes Küchenhandwerk mit sehr guten Produkten deutlich oberhalb des üblichen Bistro-Niveau geboten wird. Dafür sind dann eben auch höhere Preise zu entrichten, die aber den Inselvergleich überhaupt nicht scheuen müssen. Empfehlung!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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