Geschrieben am 02.10.2024 2024-10-02| Aktualisiert am
02.10.2024
Besucht am 15.08.2024Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Ja, Egidio... Urgestein und Tramp der italienischen Küche in Bremen und umzu. Mit seinem Ristorante wohl an 5 oder 6 verschiedenen Orten in den letzten 40 Jahren, zumeist unter dem Namen Porcospino. Aber stets mit hohem Zuspruch an Stammgästen, die seine althergebrachten Zuwendung mit Wort und Wodka lieben. Dabei lässt Patrone Egidio allen, die ihm zuhören, seine Aufmerksamkeit gleichermaßen zukommen - Bussi Bussi ist hier nicht bzw. für alle ab der ersten Minute. Wobei sich schon so manche Lokalprominenz an diesem Abend am alten Hafenkopf der Überseestadt eingefunden hatte, um kurz hinter der Kaimauer den spektakulären Sonnenuntergang zu genießen. Die schöne Location war ihm angeboten worden, gerade mal zwei Monate, nachdem er sich auf ärztlichen Rat vom letzten schon arg verkleinerten "Stachelschwein" verabschiedet hatte...
Jetzt also La Cucina da Egidio, der Name ist Programm. Die Räumlichkeiten drinnen sind schick, helle Hölzer, goldenes Licht, hier will man ja Sehen und Gesehen werden. Auffällig, dass alle Tische auf einem großen Podest stehen, außer denen am Fenster. Wenn man nicht erhöht sitzt, ist der Eingang und der Weg zu den Toiletten barrierefrei. Die Anzahl der Plätze hat sich bestimmt verdoppelt, soviel zum Kürzertreten...
Die Mannschaft ist bis auf den Barmann neu, was man dem Service leider deutlich anmerkt. Da wurde vergessen und vertauscht und so etwas Abgefahrenes wie Crodino kannten die jungen Damen auch nicht. Der Chef schaute dann selbst; die Kräuterlimo gab es nicht, aber San Bitter war verfügbar. Aufgespritzt mit Prosecco an heißen Tagen ein dankbarer Aperitif. Später stieg ich auf Campari um, der Farbfamilie wegen...
In der Küche werkelten zwei junge Männer, die mich freundlich begrüßten, während ich neugierig durch den Raum schlenderte. Verantwortlich für die Speisen zeichnet Ali, ein junger Afghane, vor 7 Jahren zu Fuß nach Deutschland gekommen. Sprache gelernt, Schulabschluss gemacht, 2 Jahre Tellerwäscher und dann „Alles was ich kann, hab ich von Gidio gelernt.“ Jetzt Küchenchef. Das ist halt die andere Seite des Patrone.
Egidio höchstselbst stellte die Tagesangebote vor, darunter meine Wahl Oktopus-Salat und Seezunge. Da es nur noch ein Exemplar des edlen Plattfisches gab, teilten die Herren am Tisch brüderlich und füllten die zu befürchtende Kalorien-Lücke mit einer kleinen Portion Spaghetti Cacio e Pepe als Zwischengang auf.
Vorab gab es noch leidlich knuspriges Brot und eine weiche Kräuterbutter. Zum Beruhigen des ersten Heißhungers gut geeignet.
Die einzelnen Gänge kamen dann alle in angenehmen Abständen, die genügend Zeit zur Unterhaltung ließen. Wäre ich allein gewesen, hätte es etwas schneller gehen können.
Die im Ring angerichteten Tentakelabschnitte waren zart gekocht und in einem passenden Verhältnis mit weichen Kartoffeln vermengt. Deren Süße wurde durch einen milden Essig sehr gut aufgefangen und von Stangensellerie und etwas Basilikum ergänzt. Insgesamt ein sehr harmonischer Salat. Interessant die im Kreis angeordneten Ergänzungen, von denen mir am besten eine sahnige Komponente gefiel, die an die Burrata-Füllung erinnerte. Aber auch Granatapfelkerne schufen eine interessante Kombination.
Meine Frau hatte es offenbar noch besser getroffen und schwärmte von ihren Jakobsmuscheln mit gebratenen Artischocken in den höchsten Tönen.
Der Zwischengang überzeugte mit al dente gegarten Spaghetti, die von einer gehaltvollen Käse-Pfeffer-Sauce begleitet wurden. Statt Pecorino war der mildere Parmigiano verwendet worden und die Sauce wurde hauptsächlich zu den Nudeln serviert und nicht durchgemengt. Der schlotzigen Süffigkeit dieses leicht abgewandelten Klassikers tat das keinen Abbruch.
Inzwischen war die Sonne untergegangen und kleine Standlampen auf den Tisch gekommen, deren Licht einerseits für hübsche Farbspiele sorgte.
Aber leider die nachfolgende Seezunge auf allen Fotos unvorteilhaft erscheinen lässt.
Die scheinbar fast schwarzen Krümel waren tatsächlich knusprig gebratener Salbei, handwerklich tadellos. Für meinen Geschmack aber viel zu kräftig für den feinen Fisch, so dass ich nach der ersten Probe das „Gelump abräumte“. Die Röstung war ebenfalls sehr gelungen. Geschmacklich war das recht kleine Exemplar gut, ohne für besondere Begeisterung zu sorgen. Mein Gegenüber erledigte dankenswerterweise die Filetierarbeit für uns beide mustergültig.
Für mich endete das feine Abendessen hier; die Damen teilten sich noch einen (sicher nicht selbst gemachten) Tartuffo. Der Gastgeber genoss erst einen Grappa und dann das leicht zweischneidige Vergnügen, uns einzuladen. Das großzügige Verhalten führt dazu, dass ich zu den konkreten Preisen nichts schreiben kann; sie dürften mindestens gehoben sein. Meine Liebste meint, Vorspeisen jenseits der 20 Euro in der üblichen Karte gesehen zu haben.
Aufgrund der besonderen Atmosphäre und der sehr guten Küchenleistungen wollen wir den Besuch gerne wiederholen. Vielleicht an einem schönen Herbsttag. Dann will Egidio auch den Wintergarten fertig haben; klar, Ausruhen ist nichts für Vollblut-Gastronomen.
Ja, Egidio... Urgestein und Tramp der italienischen Küche in Bremen und umzu. Mit seinem Ristorante wohl an 5 oder 6 verschiedenen Orten in den letzten 40 Jahren, zumeist unter dem Namen Porcospino. Aber stets mit hohem Zuspruch an Stammgästen, die seine althergebrachten Zuwendung mit Wort und Wodka lieben. Dabei lässt Patrone Egidio allen, die ihm zuhören, seine Aufmerksamkeit gleichermaßen zukommen - Bussi Bussi ist hier nicht bzw. für alle ab der ersten Minute. Wobei sich schon so manche Lokalprominenz an... mehr lesen
Cucina da Egidio
Cucina da Egidio€-€€€Restaurant042124432772Konsul-Smidt-Straße 8M, 28217 Bremen
4.0 stars -
"Patrone-Küche im besten Sinn" DerBorgfelderJa, Egidio... Urgestein und Tramp der italienischen Küche in Bremen und umzu. Mit seinem Ristorante wohl an 5 oder 6 verschiedenen Orten in den letzten 40 Jahren, zumeist unter dem Namen Porcospino. Aber stets mit hohem Zuspruch an Stammgästen, die seine althergebrachten Zuwendung mit Wort und Wodka lieben. Dabei lässt Patrone Egidio allen, die ihm zuhören, seine Aufmerksamkeit gleichermaßen zukommen - Bussi Bussi ist hier nicht bzw. für alle ab der ersten Minute. Wobei sich schon so manche Lokalprominenz an
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Jetzt also La Cucina da Egidio, der Name ist Programm. Die Räumlichkeiten drinnen sind schick, helle Hölzer, goldenes Licht, hier will man ja Sehen und Gesehen werden. Auffällig, dass alle Tische auf einem großen Podest stehen, außer denen am Fenster. Wenn man nicht erhöht sitzt, ist der Eingang und der Weg zu den Toiletten barrierefrei. Die Anzahl der Plätze hat sich bestimmt verdoppelt, soviel zum Kürzertreten...
Die Mannschaft ist bis auf den Barmann neu, was man dem Service leider deutlich anmerkt. Da wurde vergessen und vertauscht und so etwas Abgefahrenes wie Crodino kannten die jungen Damen auch nicht. Der Chef schaute dann selbst; die Kräuterlimo gab es nicht, aber San Bitter war verfügbar. Aufgespritzt mit Prosecco an heißen Tagen ein dankbarer Aperitif. Später stieg ich auf Campari um, der Farbfamilie wegen...
In der Küche werkelten zwei junge Männer, die mich freundlich begrüßten, während ich neugierig durch den Raum schlenderte. Verantwortlich für die Speisen zeichnet Ali, ein junger Afghane, vor 7 Jahren zu Fuß nach Deutschland gekommen. Sprache gelernt, Schulabschluss gemacht, 2 Jahre Tellerwäscher und dann „Alles was ich kann, hab ich von Gidio gelernt.“ Jetzt Küchenchef. Das ist halt die andere Seite des Patrone.
Egidio höchstselbst stellte die Tagesangebote vor, darunter meine Wahl Oktopus-Salat und Seezunge. Da es nur noch ein Exemplar des edlen Plattfisches gab, teilten die Herren am Tisch brüderlich und füllten die zu befürchtende Kalorien-Lücke mit einer kleinen Portion Spaghetti Cacio e Pepe als Zwischengang auf.
Vorab gab es noch leidlich knuspriges Brot und eine weiche Kräuterbutter. Zum Beruhigen des ersten Heißhungers gut geeignet.
Die einzelnen Gänge kamen dann alle in angenehmen Abständen, die genügend Zeit zur Unterhaltung ließen. Wäre ich allein gewesen, hätte es etwas schneller gehen können.
Die im Ring angerichteten Tentakelabschnitte waren zart gekocht und in einem passenden Verhältnis mit weichen Kartoffeln vermengt. Deren Süße wurde durch einen milden Essig sehr gut aufgefangen und von Stangensellerie und etwas Basilikum ergänzt. Insgesamt ein sehr harmonischer Salat. Interessant die im Kreis angeordneten Ergänzungen, von denen mir am besten eine sahnige Komponente gefiel, die an die Burrata-Füllung erinnerte. Aber auch Granatapfelkerne schufen eine interessante Kombination.
Meine Frau hatte es offenbar noch besser getroffen und schwärmte von ihren Jakobsmuscheln mit gebratenen Artischocken in den höchsten Tönen.
Der Zwischengang überzeugte mit al dente gegarten Spaghetti, die von einer gehaltvollen Käse-Pfeffer-Sauce begleitet wurden. Statt Pecorino war der mildere Parmigiano verwendet worden und die Sauce wurde hauptsächlich zu den Nudeln serviert und nicht durchgemengt. Der schlotzigen Süffigkeit dieses leicht abgewandelten Klassikers tat das keinen Abbruch.
Inzwischen war die Sonne untergegangen und kleine Standlampen auf den Tisch gekommen, deren Licht einerseits für hübsche Farbspiele sorgte.
Aber leider die nachfolgende Seezunge auf allen Fotos unvorteilhaft erscheinen lässt.
Die scheinbar fast schwarzen Krümel waren tatsächlich knusprig gebratener Salbei, handwerklich tadellos. Für meinen Geschmack aber viel zu kräftig für den feinen Fisch, so dass ich nach der ersten Probe das „Gelump abräumte“. Die Röstung war ebenfalls sehr gelungen. Geschmacklich war das recht kleine Exemplar gut, ohne für besondere Begeisterung zu sorgen. Mein Gegenüber erledigte dankenswerterweise die Filetierarbeit für uns beide mustergültig.
Für mich endete das feine Abendessen hier; die Damen teilten sich noch einen (sicher nicht selbst gemachten) Tartuffo. Der Gastgeber genoss erst einen Grappa und dann das leicht zweischneidige Vergnügen, uns einzuladen. Das großzügige Verhalten führt dazu, dass ich zu den konkreten Preisen nichts schreiben kann; sie dürften mindestens gehoben sein. Meine Liebste meint, Vorspeisen jenseits der 20 Euro in der üblichen Karte gesehen zu haben.
Aufgrund der besonderen Atmosphäre und der sehr guten Küchenleistungen wollen wir den Besuch gerne wiederholen. Vielleicht an einem schönen Herbsttag. Dann will Egidio auch den Wintergarten fertig haben; klar, Ausruhen ist nichts für Vollblut-Gastronomen.