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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Achalm Hotel & Restaurant in 72766 Reutlingen bewertet.
vor 7 Jahren
"Gute schwäbische Küche"
Verifiziert

Geschrieben am 14.02.2018 | Aktualisiert am 15.02.2018
Besucht am 11.02.2018 Besuchszeit: Abendessen 6 Personen Rechnungsbetrag: 260 EUR
Karneval, das bedeutet meine Frau und ich sind nicht in Rheine, im Münsterland oder sonst wo in NRW! Wir suchen uns einen Fleck in Deutschland, in dem die Reformation dem Karnevalstreiben zuverlässig den Garaus gemacht hat! Und dieses Jahr passte es gut, nach Schwaben zu fahren, der Schwiegervater hatte Geburtstag, gute Ausrede jede Einladung zu einer Karnevalsfeier bei uns in Rheine auszuschlagen.

Am Sonntagabend vor dem Rosenmontag hatte er seinen Clan zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Selbst in Pfullingen wurde es schwierig an diesem Sonntagabend einen Tisch für 6 Personen zu buchen. Er dehnte den Suchradius entsprechend aus und wurde im angrenzenden Reutlingen fündig, es sollte in das Hotel Restaurant Achalm gehen. Wie ich so bin, schaute ich mich vorher mal auf der HP um und das erste was ich im Bereich des Restaurants erblickte war: Aufgrund umfangreicher Renovierungsarbeiten, ergeben sich in unserem Restaurant folgende Änderungen......
Oh je, hatte er etwa einen Deal gemacht, günstiger Speisen auf der Baustelle? Zuzutrauen wäre es ihm. Ich war gehörig skeptisch, als wir uns von Pfullingen auf den Weg zur Achalm machten.

Die Achalm ist der Reutlinger Hausberg, und egal wie das Essen sein würde, der Blick von der Achalm hinunter auf Reutlingen und Pfullingen ist schon spektakulär, im Dunklen wie im Hellen. Üblicherweise ist das Restaurant vom Hotelneubau getrennt gelegen, aber weil wie schon gesagt, das Restaurantgebäude renoviert wurde, ging es am oben gezeigten Veranstaltungsbereich vorbei zum Hoteleingang

Der Hotelbau ist recht neu und sehr edel und ansprechend gestaltet, irgendwie sehen diese designbetonten "upper midclass" Hotels alle gleich aus, wenn sie in den letzten paar Jahren gebaut wurden. Gibt es nur noch einen Innenarchitekt, der alle macht? Nun denn, es ging weiter zum Frühstücksbuffetbereich mit offener Küche. Im ersten Moment fürchtete ich, wir müssten auf den Frühstückplätzen speisen, eingedeckt waren sie. Der Bereich hatte sehr wenig Flair. Zum Glück aber wies der Service nach dem verkünden des Namens in die entgegengesetzte Richtung und wir erblickten einen abgetrennten Raum

Das sah schon schöner aus. Mit warmen Töne Holztönen war der Raum eingerichtet worden. Design und Atmosphäre passten. Wir nahmen an unserem Tisch an der Fensterfront nach Reutlingen hinaus Platz

Ich war erleichtert, hier konnte man einen schönen Abend verbringen, abseits der Küchengeräusche und dem Frühstücksraumflair gegenüber. Der Service nahm uns die Garderobe ab und geleitete uns zum Tisch. Eine Frage nach einem Aperitif wurde verneint, trinkt der Schwabe nie, und die Weinkarte stattdessen verlangt. Weinauswahl fällt in diesem Familienkreis immer schwer, das Familienoberhaupt ist militanter Lemberger & Trollinger halbtrocken aus der 1 Liter Flasche Trinker, dass verträgt sich schwer mit dem Geschmack eines Spätburgunder aus dem Barrique Trinker. Die Weinkarte im Haus ist gut sortiert und so nahm ich mal das Angebot in Augenschein. Gewählt wurde letztendlich ein Wein aus dem VDP Weingut Wöhrwag (der leckere Lemberger GG aus der Adlerwirtschaft Franz Keller war noch gut im Gedächtnis),

eine Cuvee mit Namen Moritz von 2016, trocken, aber sehr fruchtbetont. Und tatsächlich war der für alle Geschmäcker ein guter Kompromiss. Das war also schon mal geschafft, also zu den Speisen. Die Karte ist recht kompakt, zwei DIN A4 Seiten, einsehbar auf der HP, und hat eine sehr schwäbische Ausrichtung. Ob die Karte auch im Restaurant so bleibt, kann ich nicht sagen. Eine Tagesempfehlung wurde noch verkündet, geschmorte Ochsenbäckchen. Vorstellen will ich die von meiner Frau und mir erwählten Gerichte. Vorweg für meine Frau

Kräftige Brühe vom Rind mit Flädle und Schnittlauch. Serviert wurde ihr eine tadellose Rinds-Bouillon mit viel Flädlestreifen drin und frischem Schnittlauch obenauf. Da gab es nichts zu meckern an der Suppe. Für mich sollte es sein

Achalm Probierere: eine hausgemachte geschmelzte Maultasche mit Bratensoße und Kartoffelsalat. Schwaben pur, Maultasche gefüllt mit einer Kalbsfarce, lecker, mit einer Bratensauce drauf. Sehr lecker, das können sie wirklich in Schwaben, der Kartoffelsalat, lau warm und schlotzig. Ein bisschen Salat noch, war das fast zu viel für ein Vorspeise und ein "Probiererle"! Zwischen den Gängen der zu jedem Hauptgang servierte Beilagensalat

Frisch und knackig, gut gemacht, schlecht serviert, der Salat war nicht verzehrgeeignet per Messer und Gabel in seiner großblättrigen Darreichung. Nach dem der Salat dann verzehrt war, unsere Hauptgerichte

geschmortes Ochsenbäckchen mit Spätzle und Rahmwirsing. Ich vernahm keine Klage über das servierte Gericht bei meiner Frau. Das Fleisch butterzart geschmort gefiel, ebenso wie die Sauce. Für mich ein schwäbischer Klassiker

ich hatte verlangen nach einem guten Stück Rindfleisch, pur bekommt man es nicht in der Achalm, sondern nur als Zwiebelrostbraten. Bestellt hatte ich den Zwiebelrostbraten medium rare, ist ja letztendlich nichts anderes als ein Roastbeef ertränkt in Bratensauce. Der Gargrad war gut getroffen 

wie bei allen Tischgenossen wurden die hausgemachten Spätzle separat serviert. Diese Spätzle waren eher Bandnudeln, so lang waren die. In den Topf waren die nicht geschabt worden, eher grob geschnitten nach dem ausrollen des Teigs. Wieder ein Problem, weil die "Nudeln" so lang waren, dass die Kleidung extrem gefährdet war, durch Bratensauce verunreinigt zu werden, wenn sie auf der Gabel zum Mund geführt wurden. Oben auf dem Braten noch reichlich "geschmelzte" Zwiebel, war das ein zwiespältiger Genuss. Das Fleisch war ohne Tadel in Qualität und Zubereitung, ob Spätzle so sein müssen, wie sie waren, war Gegenstand einer Diskussion am Tisch, geschmeckt haben sie. Aber ich ziehe ein gutes Stück Rindfleisch pur genossen vor, da muss kein halber Liter Bratensauce darüber. Das kann ich aber der schwäbischen Küche in der Achalm nicht vorwerfen. Allgemein wurde das Essen gelobt. Dessert gab es auch noch, hier lasse ich mal die Bilder sprechen



Ob Creme Brulee, rote Grütze klassisch mit Vanilleeis oder ein Sorbet aufgegossen mit einem Rieslingsekt, alle Desserts wurden sehr gelobt. Zwischenfazit Küche, gute, sehr schwäbische Kochkunst, wenn man die mag, findet die Küche ihre Liebhaber.

Sehr erfreulich an besagtem Sonntagabend die Serviceleistung. Die junge Chefin der Servicetruppe hatte ihre Leute im Griff, korrigierte sofort sich anbahnende Fehle rund war selber tadellos ausgebildet. Vom präsentieren der Karten, über das öffnen des Weines bis hin zu stetem im Auge haben des Gastes war das eine sehr gute Leistung und verdient ein Extralob! Das hat man nicht mehr so häufig! Fein!

Fazit meines Besuches in der Achalm. Gute, qualitätsbewußte, sehr schwäbische ausgerichtete Küche. Wer die sucht, ist hier sehr gut aufgehoben. Mir persönlich ist die Küche ein wenig zu sehr auf die Regionalität ausgerichtet und auf das Bewährte. Da fehlt mir ein bisschen das Kreative und Neue. Alles im Allem war das okay bis gut!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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