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GastroGuide-User: Jenome
Jenome hat Festplatzgaststätte in 01900 Großröhrsdorf bewertet.
vor 10 Monaten
"Tradition trifft Moderne - Oder wie man aus einem Sportlerheim eine moderne, gut gehende Gaststätte macht"
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Geschrieben am 02.07.2023 | Aktualisiert am 03.07.2023
Besucht am 01.06.2023 Besuchszeit: Abendessen 5 Personen Rechnungsbetrag: 197 EUR
Kindertag. Da unsere beiden Kinder nun schon groß sind und fast selbstständig auf ihren Beinen durchs Leben laufen, freuen sie sich über einen Restaurantbesuch mittlerweile mehr, als über irgendwelche (vielleicht sinnlose) Geschenke. So wollten wir also auch am Kindertag mit unseren Kids essen gehen, da aber unsere beiden Pferde vorher noch versorgt werden mussten, sollte es eine Gastronomie im Umkreis sein. Spontan fiel mir da wieder die Festplatzgaststätte im Nachbarort Großröhrsdorf ein, in die ich mit meiner Frau gerne mal einkehre. Eine WhatsApp an Wirt Heiko, und der Tisch für uns fünfe war bestätigt. So einfach geht das.

Die Festplatzgaststätte gibt es bereits seit tiefsten DDR-Zeiten, und stand Ende der 90-íger vorm endgültigen Aus. Über Nacht war der gesamte Gebäudekomplex bis auf die Grundmauern niedergebrannt, auch ich als junger Feuerwehrmann versuchte die ganze Nacht zu löschen und irgendetwas zu retten. Am Morgen kam die Ernüchterung, es blieb nur noch der Abriss. Danach gab es in der Stadt vielfältige Diskussionen, ob man denn nur die Umkleideräume für die Fußballer des benachbarten Stadions wieder aufbaut, oder in welcher Größe das ganze entstehen soll. Zum Glück entschied sich die Stadt Großröhrsdorf als Eigentümer des Gebäudes zum kompletten Wiederaufbau, und so entstand ein modernes Ensemble aus einer Gaststätte mit Biergarten, einem großen Feierraum und einem großen Festsaal wo jährlich die Jugendweihe des benachbarten Gymnasiums, aber auch viele andere Feste gefeiert werden.

Gaststätte am Festplatz

Die Sportler bekamen ihre Umkleideräume zurück und konnten sich über moderne Sanitäranlagen freuen. Ein Schmuckstück für die sächsische Kleinstadt. Wirt Heiko übernahm mit seiner Frau wieder die Gaststätte, und führt sie bis heute sehr erfolgreich. Letztendlich ist die Festplatzgaststätte eine der wenigen überlebenden Gaststätten in Großröhrsdorf.

Wie schon erwähnt gehen wir gern und oft hier her, zu einer Bewertung auf GG bin ich leider noch nicht gekommen. So nun heute endlich einmal. Begrüßt wurden wir wie immer freundschaftlich von Heiko, der hier die Theke und den ganzen Gastraum bewirtschaftet, seine Frau Kati winkte aus der Küche. Aber nicht nur zu uns, auch zu anderen Gästen ist das Wirtspaar freundlich und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Die Camper des nicht weit entfernten Campingplatzes „Lux Oase“ schlendern gern durch den angrenzenden Masseneiwald um hier essen zu gehen.

Die Gaststube ist in zwei Bereiche geteilt, die je nach Bedarf besetzt werden. Der vordere Bereich an der Theke ähnelt einem Schlauch, hier befindet sich auch der Eingangsbereich. Der Nachbarraum kann für kleinere feiern abgegrenzt werden.

vorderer Gastraum Blick zur Theke-Heiko´s Arbeitsbereich

Hier hängt auch ein großer Bildschirm, auf dem die Geschichte der Festplatzgaststätte auf vielen Bildern gezeigt wird. Auch wenn wir sie schon kennen, die Wartezeit auf die Speisen ist so sehr kurzweilig. Das Mobiliar als auch der Gastraum sind modern gehalten. Man sitzt an großen, stabilen Tischen. An den Wänden sind lange, gut gepolsterte Bänke montiert, die anderen Gäste sitzen auf breiten, ebenfalls gut gepolsterten Stühlen. Auch im Biergarten sitzt man in einer geschützten Ecke, umgeben von großen Bäumen. Wir zogen es aber vor den Abend drinnen zu verbringen, da meine Mädels doch leicht frösteln, und so konnte man auch das ein oder andere Schwätzchen über die Theke halten.

Die Speisekarte hatte Wirt Heiko prompt parat, und so konnten wir in den wöchentlich wechselnden Angeboten schnuppern.

Speisekarte Auszug aus der Speisekarte

Als erstes wurden aber erst einmal die Getränke geordert.

So sollten es sein:

·         2x 0,4ér Rechenberger Pils für je 3,80 €
·         1x 0,25ér Weißwein Pinot Grigio für 7,00 €
·         1x 0,33ér Spezi für 2,90 €
·         1x 0,50ér KiBa für 4,20 €
·         1x 0,50ér Cocktail alkoholfrei für 4,90 €

Wirt Heiko entschwand zur gegenüberliegenden Theke, um unsere Getränke zu zubereiten. Derweil konnten wir in der Speisekarte stöbern. Auch hier geht man mittlerweile mit der Zeit, und so gibt es neben der gutbürgerlichen, sächsischen Küche auch diverse mediterrane Varianten, aber auch einen Burger, welcher ebenfalls wöchentlich wechselt. Nach knapp 5 Minute waren unsere Getränke am Platz, und wir konnten unsere Bestellung aufgeben. Für mich immer wieder erstaunlich, Heiko schreibt sich nichts auf, sämtliche Bestellungen und Sonderwünsche speichert er im Köpfchen ab. Respekt, ich wüsste an der Theke nicht mehr was der zweite Gast haben wollte. Ebend Gastwirt durch und durch.

Als Speisen sollten es nun sein:

Vorspeisen:

·         4 x Soljanka für je 4,80 €
·         1x Würzfleisch vom Schwein - überbacken mit Käse und hausgebackenes Brot für 6,50 €

Hauptspeisen:

·         1x Gefüllte Hähnchenbrust mit Feta-Käse, getrockneten Tomaten, Pfannengemüse und Kartoffelrösti für 17,00 €
·         1x Gepökelte Rinderzunge mit frischem Spargel, Sauce Hollandaise und Drillingskartoffeln für 19,00 €
·         1x Schweineschnitzel mit frischem Spargel, Sauce Hollandaise und Drillingskartoffeln für 18,50 €
·         2x Hausgemachter Rinder-Burger mit Schmorzwiebeln, Käse, Tomate, Feldsalat und Pommes Frites für je 17,00 €

Mit unseren Bestellungen im Kopf entschwand Heiko zu seiner Kati in die Küche, und wir konnten erst einmal auf den Kindertag anstoßen. Prost. Da die kleine Brauerei „Böhmisch Brauhaus“ hier aus dem Städtchen Großröhrsdorf nach über 130 Jahren Braugeschichte von ihrem neuen Besitzer, einer Sachsen-Anhaltinischen Brauerei, im Frühjahr geschlossen wurde, musste sich wie viele umliegende Gastros auch die Gaststätte am Festplatz einen neuen Bierlieferanten suchen. Obwohl die Sachsen-Anhaltinische Brauerei einspringen wollte, wurde dies von keinem der Gastrobetreiber angenommen.

Getränkeauswahl-Rechenberger Pils und Pinot Grigio

So gibt es nun hier in der Gaststätte am Festplatz „Rechenberger Pils“ aus dem Fass von einer kleinen Privatbrauerei aus dem Osterzgebirge. Und ja, dieses Bier ist ein würdiger Nachfolger für das süffige Böhmisch Brauhaus und man kann es fast noch lokal nennen.

KiBa und alkoholfreier Cocktail

Um die Wartezeit bis zu unseren Vorspeisen zu überbrücken, schickte Kati ihren Heiko mit einem kleinen Gruß aus der Küche auf den Weg zu uns. Frische Melone mit würzigen Landschinken wurde gereicht. Ein idealer kleiner Snack für zwischendurch.

Gruß aus der Küche

Knappe 20 Minuten nach unserer Bestellung ging wieder die Tür zur Küche auf, und uns wurden unsere dampfenden Vorspeisen gebracht. Meine Frau hatte sich das Würzfleisch gewünscht. Anders als in vielen anderen hiesigen Gaststätten wird das Würzfleisch hier in Katis Küche nicht aus Hähnchen, sondern aus Schweinefleisch hergestellt.

Würzfleisch vom Schwein - überbacken mit Käse und hausgebackenes Brot

Dazu wurde es richtig schön weich und fasrig gekocht, in kleine Stücke geschnitten und in einer sämigen Soße angerichtet, gut gewürzt und zum Schluss mit kräftigem Käse überbacken. Dazu gab es eine Scheibe selbst gebackenes Brot, ähnlich einem Ciabatta, welches angenehm fluffig weich und frisch war. Zum Würzen des Würzfleisches gab es einen Schnitz Zitrone sowie die altbewährte und echte „Dresdner Worcestersauce“.

Würzfleisch vom Schwein - überbacken mit Käse und hausgebackenes Brot die einzig Wahre _ Dresdner Worcestersauce

Wir vier anderen hatten uns für die Soljanka, welche heute als Tagessuppe angeboten wurde, entschieden. Und auch hier geht Kati wieder einen anderen Weg als die anderen Gastros. In einer dunkel, kräftig roten Brühe wurde hier fast ausnahmslos Jagdwurst als Zutat verwendet.

Soljanka

Diese war in feine Streifen geschnitten und ließ sich auch ganz gut mit dem Löffel nehmen. Normalerweise kommt die Würze in der Soljanka über die verwendete Salami, die normalerweise da mit reinkommt. Hier hatte Kati aber irgendein anderes Würzmittelchen, damit die Soljanka kräftig und leicht scharf schmeckt, und auch ein paar Fettaugen oben auf schwammen. Der Klecks saure Sahne als auch die Scheibe Ciabatta halfen die Schärfe der Soljanka zu mildern. Gut so, aber ein paar Streifen Salami wünsch ich mir das nächste Mal doch schon.

Soljanka

Nach weiteren 20 Minuten waren dann die Hauptspeisen auf dem Tisch. Hier zelebriert Familie Johne eine Mischung aus gutbürgerlicher Dorfküche, möchte aber mit der modernen Küche mithalten. Meiner Meinung gelingt das auch. Meine Frau hatte sich, ohne lange zu zögern die Gepökelte Rinderzunge mit frischem Spargel, Sauce Hollandaise und Drillingskartoffeln auserkoren.

Gepökelte Rinderzunge mit frischem Spargel, Sauce Hollandaise und Drillingskartoffeln

Und sie lag richtig damit. & dicke Scheiben der gepökelten Rinderzunge lagen als Fächer auf ihrem Teller. Die Zunge butterweich und zart, so wie sie sein sollte. Da gerade die Spargelsaison am Laufen war, gab es natürlich frischen Spargel dazu. Auch hier wieder 6 dicke Stangen frischer, weißer Spargel. Nicht zu fest, aber auch nicht pappig gekocht. Die Sauce Hollandaise von Kati selbst angerührt und sehr cremig und lecker. Als Sättigungsbeilage sollten es heute hier die Drillingskartoffeln sein, welche auch sehr gut gelungen waren. Eine kleine Salatgarnitur rundete den Teller ab.

Gepökelte Rinderzunge mit frischem Spargel, Sauce Hollandaise und Drillingskartoffeln

Ich hatte mich traditionell für das Schnitzel mit frischem Spargel und Drillingskartoffeln entschieden. Zwei große Schnitzel, kräftig geschnitten und gut gebraten waren hier der Hauptpunkt. Das Fleisch schön weich, nicht trocken, die Panade ordentlich knusprig, für mich hätte sie aber gerne noch um einiges dunkler sein können.

Schweineschnitzel mit frischem Spargel, Sauce Hollandaise und Drillingskartoffeln

Auch ich hatte 6 dicke Stangen frischer, weißer Spargel mit einem großen Klecks Sauce Hollandaise. Die Drillingskartoffeln ebenfalls sehr gut, auch die frische Salatbeilage mit heimischem Gemüse der Saison war in Ordnung. Lecker.

Schweineschnitzel mit frischem Spargel, Sauce Hollandaise und Drillingskartoffeln

Die Große hatte sich die Gefüllte Hähnchenbrust auserkoren. Statt der Kartoffelrösti wünschte sie sich aber Kroketten, was als Beilagen Wechsel mit einem Euro zusätzlich zu Buche fiel. Ihr Teller sah erst einmal übersichtlicher aus, was aber angesichts der großen Hähnchenbrust und dem vielen Pfannengemüse letztendlich täuschte. Die Hähnchenbrust war mit getrockneter Tomate und viel Fetakäse gefüllt, und schön zart gebraten. Beim Anschnitt lief der geschmolzene Käse aus dem Fleisch heraus. Der Feta brachte die zusätzliche Würze zum Fleisch.

Gefüllte Hähnchenbrust mit Feta-Käse, getrockneten Tomaten, Pfannengemüse

Auch hier hätte die Panade gern dunkler sein können. Das Pfannengemüse bestand aus gegrillten Paprika, Zucchini, Aubergine, getrockneten Tomaten und Pilzen. Das Pfannengemüse war gut gebraten und im Biss schön fest, allerdings für meine Mädels zu scharf. Hier hatte es die Küchenfee wohl dann doch zu gut gemeint. Die Kroketten denke ich mal handelsübliche Convenienceware.

Gefüllte Hähnchenbrust mit Feta-Käse, getrockneten Tomaten, Pfannengemüse

Die Kleine hatte sich mit dem Schwiegersohn in spe heute den Hausgemachten Rinder-Burger mit Pommes Frites gewünscht. Zu meinem Erstaunen wollte der junge Mann heute gar nicht seine Leibspeise, das Schnitzel. Aber auch mit dem Burger lag er nicht verkehrt, denn was da auf dem Teller kreiert wurde konnte sich sehen lassen.

der Käse läuft.....

Bereits beim ersten Anblick fiel der viele herauslaufende Käse auf. Aber auch die Höhe des Burgers war beachtlich. Zwischen den beiden frischen Burgerbrötchenhälften war reichlich frisch angerichtete Schmorzwiebel, frische Tomatenscheiben und frischer Feldsalat und Rucola. Das Patty war ebenfalls sehr groß, ich schätze mal auf 200 Gramm. Das Patty gut gewürzt, der Rindfleischgeschmack kam sehr gut zur Geltung. Hier schmeckte man das der Patty in der Küche bei Kati geformt und gewürzt wurde. Anschließend wurde er gut gebraten, ohne dabei trocken zu sein, denn der Fleischsaft lief noch heraus.

was für ein Apparat....

Oben auf dann der cremig, würzige Käse, welcher ringsherum über den Patty herunterlief. Als Topping noch eine sehr würzige, leicht scharfe BBQ-Sauce. Das nenn ich mal Burger. Als Sättigungsbeilage gab es noch ein Körbchen frischer Fritten, welche goldgelb und knusprig frittiert wurden. Ketchup und Mayo gab es in Portionsbeuteln dazu.

Hausgemachter Rinder-Burger mit Schmorzwiebeln, Käse, Tomate, Feldsalat und Pommes Frites

Wie ihr meine Mädels kennt, muss es meistens natürlich noch ein Nachtisch sein. So auch heute hier, und so sollte Heiko uns noch einmal an den Tisch bringen:

·         2x Lauwarmes Schokoküchle mit Schlagsahne für je 7,20 €
·         1x Hausgemachter Apfelstrudel mit Vanilleeis & Schlagsahne für 6,50 €
·         1x Hausgemachte Rote Grütze mit Früchten & Vanilleeis für 4,50 €

Da ich heute im Nachtisch nicht nachstehen wollte, wusste Heiko was ich mit einem Nachtisch für Papas meinte, und so war für mich kurze Zeit später ein Herrengedeck, ein Pils mit einem Radeberger Bitterlikör am Tisch. Aber auch die Mädels mussten nicht allzu lange warten, den der Nachtisch war nach wenigen Minuten am Tisch.

Herrengedeck

Die Rote Grütze ganz klar selbst hergestellt, mit vielen Früchten und nicht zu süß. Die Konsistenz sehr fest, so hätte die mir auch geschmeckt. Obenauf eine Kugel Vanilleeis. Ok,

Hausgemachte Rote Grütze mit Früchten & Vanilleeis

Der lauwarme Schokoküchle war gut, schmeckte kräftig nach Schokolade und war im Kern mit einer Schokofüllung versehen. Da viele Gastros ähnliche Produkte anbieten, gehe ich hier davon aus das dies auch Convenienceware war. Nett angerichtet auf einem großen Teller mit Sahne, Erdbeere und Pfirsichschnitz konnte man es sich schmecken lassen.

Lauwarmes Schokoküchle mit Schlagsahne

Der Apfelstrudel war mal was ganz anderes als sonst so angeboten. Zwei kleine warme Teigtaschen gefüllt mit Apfelstücken und Rosinen sowie einer Füllung aus Apfelmus lagen auf dem Teller. Gesäumt wurde das ganze mit einer Haube Sahne und einer Kugel Eis. Dazu Erdbeere und Pfirsich. Auch nicht schlecht.

Hausgemachter Apfelstrudel mit Vanilleeis & Schlagsahne

Als Abschluss gab es dann für die „großen“ noch einen österreichischen Obstler, und wir konnten nun satt und zufrieden nach 1,5 Stunden die Heimreise antreten.

Obstler

Unser Fazit: wir ließen zu fünft glatt 197 Euro bei Kati und Heiko in der Gaststätte am Festplatz in Großröhrsdorf. Eigentlich als kleine Sportlerkneipe geplant versuchen die beiden mit immer neuen Ideen und wechselnder Karte die Gäste zu locken, was auch gelingt. Ein modernes Ambiente, leckeres, frisch zubereitetes Essen und ein freundliches Wirtspaar. Was will man mehr.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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