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GastroGuide-User: simba47533
simba47533 hat Gasthaus Zum Adler in 66117 Saarbrücken bewertet.
vor 2 Jahren
"Mein Schatz war sehr zufrieden, bei mir war es diesmal nicht so ganz das Gelbe vom Ei ............"
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Geschrieben am 06.03.2022 | Aktualisiert am 12.03.2022
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Besucht am 05.03.2022 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 85 EUR
Letzten Freitag überraschte mich mein Schatz mit der Botschaft, er habe für den Folgeabend zu 18:30 Uhr einen Tisch im "Zum Adler" (1750 im Zuge des von Fürst Wilhelm-Heinrich aufgelegten Stadterneuerungsprogramms nach Plänen des Nassau-Saarländischen Generalbaumeisters Friedrich Joachim Stengel gebaut und seither kontinuierlich als gastronomischer Betrieb geführt) reserviert; das fand ich toll. Ein Blick ins Internet sprich auf die "Adler"-Homepage zeigte mit, dass es ausser der uns vertrauten Normalkarte auch eine "Carte des Moules" mit fünf Muschelgerichten gab; der Vermerk "Ab Januar bieten wir Moules nur noch auf telefonische Vorbestellung an" brachte mich etwas ins Grübeln. Eigentlich wären bei mir ja endlich wieder mal die "Adler-Kalbsnierchen in Körnersenf-Soße "dran", andererseits hatte ich weder im letzten Herbst noch im langsam auslaufenden Winter  Muscheln gegessen. Am Niederrhein wäre mir so etwas nicht passiert, da hatten während der Saison zwei- oder dreimal Muscheln/Mosselen pro Monat quasi zum Pflichtprogramm gehört. Nun, die Kalbsnierchen gibt es im "Adler" ganzjährig, die Muscheln nicht, und die hier schon mal verzehrten "Moules des Charentes" hatte ich noch in bester Erinnerung.Also griff ich zum Hörer und bestellte für mich dieses Gericht vor.

Pünktlich um 18:30 trafen wir im "Adler" ein; die coronabedingten Präliminarien waren rasch erledigt und der Wirt, von mir in einem früheren Bericht mal als "Telly Savalas für Arme" tituliert, liess uns die Wahl zwischen drei Zweier-Tischlein; wir nahmen das am weitesten vom Eingang entfernte, denn den früher dort befindlichen sehr zweckdienlichen Windfang hatte besagter "Telly" aus welchen Gründen auch immer entfernen lassen. Jetzt kommt um diese Jahreszeit leider mit jedem eintretenden Gast ein ordentlicher Schwall Kaltluft herein. Altgediente Gäste wie wir wissen das und wählen ihren Platz entsprechend möglichst nicht in Eingangsnähe. Ab 19:00 Uhr füllte sich der Gastraum rasant. Was meiner Frau auffiel waren die hübschen Gardinen; die sind in der Tat neu und passen gut zur Einrichtung.

Rasch wurden die Karte gebracht und unsere Getränkewünsche abgefragt. Die hier angebotenen Weine aus dem Elsass bezieht der "Adler" seit eh und je beim uns bekannten Winzer Armand Gilg aus Mittelbergheim; bei ihm haben wir schon mehrfach Wein verkostet und gekauft sowie anschliessend beim Bruder von Armand im Hotel Gilg gespeist und übernachtet, einmal dort sogar en famille Silvester gefeiert. Zu Zeiten von Mme. Lecomte sparte die Weinkarte nicht mit Erklärungen zu den einzelnen Weinen; jetzt steht beim Gilg-Riesling nur "spritzig und elegant, feine Blume". Das reicht mir nicht und ich wollte von dem uns betreuenden Service-Herrn, den wir zuvor hier noch nicht erlebt hatten, wissen, ob es sich bei diesem Riesling um den Grand Crû Zotzenberg oder den Grand Crû Mönchsberg aus dem Hause Gilg handelt. Der junge Mann stiefelte zum Wirt und kam nach kurzer Beratung mit einer Flasche zurück. Keines der uns bekannten Gilg-Hochgewächse sondern ein "günstiger" Riesling aus dem Hause Gilg, auf dem Etikett schlicht mit den Angaben "Riesling" und dem Jahrgang ausgewiesen; diesen Riesling wollte ich nicht und bestellte stattdessen ein dunkles Franziskaner-Weizen (0,5l EUR 4,50). Meine Frau orderte ihren üblichen Averna (UR 3,20) und zum Essen den Gilg-Riesling aus der unteren Schublade (0,1l EUR 3,10). Ihr hat er geschmeckt. Als Vorspeise bestellte sie von den Schiefertafel-Angeboten "Frische Austern No.2, 6 Stck. EUR 15,00" und als Hauptgericht "Osso Buco mit Tagliatelle und Salatteller" (EUR 25,90); im nachhinein fand sie heute beim Frühstück: "Fast sechsundzwanzig Euro waren für dieses Gericht doch ein bisschen viel." Stimmt, EUR 22,00 hätten es aus meiner Sicht auch getan. Ich verwies den Servicemann auf meine telefonische Muschel-Vorbestellung und als Nachtisch wählten sowohl mein Schatz wie auch ich die "Crêpe Suzette" für jeweils EUR 6,50.

Die Austern kamen ziemlich rasch; zu Kochen gibts da ja nicht viel: Austern öffnen, die Tierchen in ihren verbliebenen Schalenhälften in gobem Meersalz betten und das Ganze zusammen mit Brot, ein wenig Butter und einem Schüsselchen Vinaigrette servieren. Klappe zu, Affe tot. Die Austern ware wirklich frisch, ich bekam eine zu probieren. Die Vinaigrette war meiner Frau etwas zu sauer. Mit ihrem Hauptgericht war sie bis auf eine ganze Kleinigkeit äusserst zufrieden; die Tagliatelle ware ihr ein wenig zu sehr "al dente". Ihr Kommentar:"Es st ja schliesslich kein Nudelgericht sondern die "Hauptperson" ist das Fleisch." Eben. Natürlich bekam ich ein Kostehäppchen vom sehr schmackhaften Fleisch und ausserdem den Knochen, aus dem ich das Mark herauszutzeln durfte. Meine Frau mag zwar Markklößchen, Mark aus Knochen heraussaugen mag sie allerdings nicht. Ich mochte das schon als Kind gerne. Am längsten auf sich warten liessen meine "Moules des Charentes" (Muscheln in feiner Sauce mit Pineau des Charentes, Curry und Crème fraîche) für EUR 15,90. Erst kam ein Suppenteller mit einem langstieligen Löffel, dann wurde ein kleiner Rechaud gebracht, auf dem irgendwann der Muschelpott platziert wurde. Die von mir mitbestellten Pommes frites für EUR  3,00 wurden nicht mitgeliefert, stattdessen gab es dem Hinweis, dass Pommes Frites zu den Muschelgerichten nur während der Saison serviert würden. Soll wohl heißen, dass für den "Adler" die Muschelsaison beendet ist. Warum dann überhaupt noch die "Carte des Moules" mit ihren Angeboten? Vielleicht hätte es mir zu denken geben sollen,  dass es diese Zusatz-Carte nur auf der "Adler"-HP gab; im  Lokal selbst war sie nicht (mehr) zu sehen. Die Muscheln schmeckten mir sehr gut und es waren viele; mussten es auch sein, den  die einzelnen Exemplare waren alle irgendwas zwischen klein und winzig. Darüber hinweg tröstete mich ein zweites dunkles Weizen nur mäßig; in der Rückschau wären die Kalbsnierchen wohl doch die bessere Wahl gewesen.Dazu fällt mir ein Spruch meiner Speyerer Oma ein:"Wer vom Rathaus kommt ist manchmal klüger." Heißt für mich künftig, Muscheln ab Ende Januar/Anfang Februar im "Adler" zu meiden. Die "feine Muschelsauce" hat meiner Frau übrigens nicht geschmeckt, mir schon. Erfreulich die Nachspeise; die "Crèpe Suzette" war sehr gut geraten, allerdings habe ich de Geschmack von Grand Marnier etwas anders in Erinnerung als gestern von mir erschmeckt. Ob da wohl ein Konkurrenz-Produkt im Einsatz war ? Wir haben nicht nachgefragt sondern haben nach schicklicher Frist bezahlt und sind freundlich verabschiedet gegangen.

Fazit: Natürlich zählt der "Adler" auch weiterhin zu unseren bevorzugten Saarbrücker Gastro-Anlaufstellen; wir freuen uns schon auf den Sommer und den "Adler"-Biergarten. Die geringe Größe der Muscheln zieht für diesmal die Bewertung für den Bereich "Essen" um einen Stern auf insgesamt dreieinhalb Sterne herunter und wegen des sehr sportlichen Osso Buco-Preises reduziert sich im Rahmen dieser Bewertung die Besternung von "Preis/Leistung" um einen halben Stern auf insgesamt  ebenfalls dreieinhalb Sterne. Ich bin mir aber sicher, beide Bereiche beim nächsten Besuch wieder besser bewerten zu können.

P.S. Auf der "Adler"-Herrentoilette hängt ein Schild mit folgendem Text: "Liebe Gäste! Bitte kräftig und lange nachspülen, um Verstopfungen zu vermeiden. Diese Toiletten sind sehr alt. Vielen Dank! " Des Hinweises, das sie sehr alt sind bedarf es eigentlich nicht; das sieht schon ein Blinder mit dem Krückmann ;-)) Geht der bauliche Zustand von Toiletten in die "Ambiente"-Bewertung mit ein oder nicht; was meint ihr?  Ich lasse ihn erst mal besser mal aussen vor.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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