Landgasthof Herzogin Anna
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Schwaiganger 1, 82441 Ohlstadt
Restaurant Landgasthof Biergarten
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GastroGuide-User: Obacht!
Obacht! hat Landgasthof Herzogin Anna in 82441 Ohlstadt bewertet.
vor 9 Jahren
"MIch hat's nicht vom Hocker gehauen"

Geschrieben am 17.12.2014 | Aktualisiert am 17.12.2014
Besucht am 02.07.2014
Wer sich für Pferde interessiert, der wird sicher früher oder später im Bayrischen Haupt- und Landgestüt Schwaiganger landen und an einer der kostenlosen Führungen teilnehmen. Dazu war ich zwar zu spät dran, aber Hunger hatte ich dennoch mitgebracht.  Im denkmalgeschützten historischen Flügelbau ist der Landgasthof Herzogin Anna untergebracht. Dorthin lenkte ich meine Schritte. Geparkt hatte ich vor den Toren auf dem ausreichend großen, kostenlosen Parkplatz.

Leider war das Wetter so schlecht, daß der Biergarten nicht in Frage kam und ich ins Trockene flüchtete. Zufällig betrat ich das Gebäude über den Seiteneingang beim Biergarten und fand mich in einer Unordnung  (offene Tür zu einer Rumpelkammer, leere, verwaiste Eistruhe im Flur usw.) wieder, sodaß ich einige Momente brauchte, bevor ich die Tür zum Gastraum fand. Dieser ist überschaubar klein, die Mitte nimmt ein Kachelofen ein, neben einer langen Theke die Tür zur Küche. Hinter besagter Theke ein Kellner (lt. Rechnung hieß der junge Mann Martin) und zapfte gerade ein Bier. Er sah mich und lächelte. Das mußte  reichen, einen Gruß gab’s nicht. Nachdem auch sonst keine Reaktion kam, fragte ich, ob ich mich irgendwohin setzen dürfte? Ein Nicken, und ich nahm brav in einer Ecke Platz.

Zusammen mit der Speisekarte kam die Frage, ob ich schon was trinken möchte? Nein, ich will erst schauen. Das scheint nicht üblich zu sein, denn gefühlte 2 Sekunden später kam Martin erwartungsvoll zurück. Ich gab mich geschlagen und bestellte ein kleines Mineralwasser (Tönissteiner 0,25 l. € 2.30). Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich was anderes bestellt. Was soll’s…

Die Fischgerichte klangen nicht so prickelnd, so daß ich schließlich bei der Überschrift Schwaigangerer Kutschenradl unsere Antwort auf „Pizza“ hängenblieb. Selbstgemachte Pizza aus dem Holzofen. Also gut, da nehme ich die mit Thunfisch, bitte ohne Zwiebeln (€ 8,--) und für das Gewissen einen bunten Beilagensalat (€ 4,--).

Ratzfatz kam der Salat mit einem ausgesprochen schmackhaften Balsamico-Zwiebel-Dressing. Leider war das oberste Salatblatt nicht mundgerecht geschnitten worden, sodaß ich mit dem Messer rumsäbeln mußte :-( Ansonsten war der Salat aber prima. Vor allem über den Radi (Rettich für alle Nicht-Bayern) freute ich mich!! Doch kaum hatte ich zwei, drei Gabeln gegessen, kam auch schon meine Kutschenradl-Pizza. Das geht aber schnell hier, wunderte ich mich. Ist da jemand auf der Flucht? Man weiß es nicht…. Optisch sah die Pizza sehr appetitlich aus. Wobei ich gleich sah, daß kein Käse verwendet wurde. Tatsächlich meinten sie es wörtlich mit Thunfisch. Von mehr war ja nicht die Rede gewesen :-) Der äußerste Rand war sehr knusprig und schmeckte prima. Danach sank allerdings die Begeisterung mit jedem Bissen. Genau genommen glich die Konsistenz des Teiges einem Pfannkuchen, man konnte ihn getrost zu einer dicken Rolle wickeln, wenn man das denn möchte. Ich mag das eigentlich nicht, mußte aber damit zurechtkommen. Nun gut, der Wille zählt ja auch, und es schmeckte zumindest deutlich nach Thunfisch!! Ein kleiner Tipp an die Gastronomen: Sammelt Eure altertümlichen Pfefferstreuer ein und schmeißt sie in die Loisach, kein Gast wird sie je vermissen. Stellt stattdessen ordentliche Pfeffermühlen auf die Tische, die Zeiten ändern sich!!

Würde mein Urteil über das Essen Martin interessieren? Eher nicht, so zurückhaltend wie er ist, wollte ich ihn nicht verschrecken. Zumindest fragte er mich beim Abräumen, ob ich noch etwas möchte? Durchaus, hatte ich doch in der Karte etwas für mich Neues entdeckt (Martin hätte mir die Karte ja am Anfang weggenommen, aber ich hatte mich dem erfolgreich zur Wehr gesetzt)  Bierpfannkuchen, zubereitet mit Hofbräu Münchner Weiße, serviert mit einer Kugel Mövenpick Crema Vanilla (€ 5,--). Das ist doch was, mit dem man mich locken kann!! Her damit, lieber Martin!

Ich muß dazu sagen, daß ich Bier nicht leiden kann. Aber Apfelkücherl im Bierteig schmecken ja auch. Warum also keine Pfannkuchen?? Die Farbe war schon mal ungewöhnlich kräftig braun. Ein paar verschämte Schokospritzer und in der Mitte eine verdächtige Wölbung, unter der ich das Eis vermutete. Gut  - oder schlecht, je nach Sichtweise – daß der Pfannkuchen nur lauwarm und nicht heiß war, sonst wäre das Eis rascher geschmolzen als ich kauen kann. Der Biergeschmack im Pfannkuchen entfaltete sich bis in jede Ecke meines Gaumens. Interessant. Kann sich irgendjemand vorstellen, wie Weißbier mit Schokosoße schmeckt? Nein? Nun, ich weiß es jetzt :-)) Aber spätestens mit dem Eis war es dann mit dem Biergeschmack vorbei, und zum Ende des Desserts hin vermengten sich eh alle Geschmacksrichtungen zu einem wilden Durcheinander. Einmal gegessen ist gut, eine Wiederholung brauche ich eher nicht!

Das Zahlen ging rasch und schmerzlos, Martin blieb sich treu. Gebe ich ihm wohlwollende drei oder realistische zwei Sterne? Puh, weiß ich noch nicht….

Zu den Toiletten geht’s barrierefrei. Zwar stammen sie nicht mehr aus der Zeit der Herzogin, aber ein Facelifting würde ihnen sicher guttun.

Fazit: Der schlichte Gastraum war so gar nicht meins. Lag vielleicht auch an den vielen Fliegen, die anscheinend nur auf mich gewartet haben. Mir fällt da das Benoten schwer :-( Wenn ich nochmal komme, dann nur bei schönem Wetter und der Möglichkeit, sich im Biergarten niederzulassen. Einen Obatzd’n gibt’s auch, das paßt dann schon.
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DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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